Bülach/Glattfelden

Der Kanton Zürich baut die Schaffhauserstrasse im Hardwald bei Bülach auf vier Spuren aus und erhöht die Leistungsfähigkeit des Kreisels Chrüzstrass. Die Bauarbeiten starteten im Mai 2024 und dauern voraussichtlich bis im September 2026.

Projektübersicht

Verbesserte Leistungsfähigkeit, weniger Schleichverkehr

Im Durchschnitt verkehren heute auf der Schaffhauserstrasse im Hardwald 28'000 Fahrzeuge pro Tag. An Werktagen reicht der Stau am Abend bis auf die Autobahn A51 bzw. am Morgen bis auf die A50 und nach Eglisau zurück. Diese Situation führt verschiedentlich zu unerwünschtem Ausweichverkehr auf untergeordnete Strassen (z. B. Rheinfelderstrasse, Schachenstrasse, Solistrasse, Lokalnetz Bülach etc.). Bis zum Jahr 2030 wird der Verkehr gemäss den Prognosen nochmals rund 20 Prozent zunehmen. Um die Leistungsfähigkeit dieser für das Zürcher Unterland und das Rafzerfeld wichtigen Verkehrsachse zu erhöhen, sind deshalb bauliche Massnahmen unumgänglich.

Ausbau zu einer Mini-Autobahn

Das vom Kanton ausgearbeitete Projekt sieht vor, die Schaffhauserstrasse zwischen dem Anschluss Bülach Nord und dem Kreisel Chrüzstrass auf ca. 2.9 km zu einer vierspurigen Hauptverkehrsstrasse auszubauen. Dieser Ausbau entspricht dem heutigen Standard der kantonalen Autobahn A51 zwischen Kloten und Bülach. Kernstück des Projekts bildet die Neugestaltung des Kreisels Chrüzstrass. Der Kreisel wird abgesenkt, die Fahrspur für den Verkehr zwischen Eglisau und Bülach, der 60 Prozent des Volumens ausmacht, wird kreuzungsfrei über den Kreisel geführt. Die Fahrspur für den Verkehr von Bülach Richtung Glattfelden führt in den abgesenkten Kreisel. Der Verkehr von Glattfelden Richtung Bülach fliesst vom Kreisel auf einer separaten Spur auf die ausgebaute Schaffhauserstrasse, so dass er den von Eglisau herkommenden Verkehr nicht behindert.

Weitere Elemente des Projekts bilden eine Wildtierüberführung, eine Fussgängerüberführung im Hardwald sowie die komplett neue Entwässerung mit einer Strassenabwasserreinigungsanlage, die im Kreisel Chrüzstrass platziert wird.

Mehr Sicherheit

Im Streckenabschnitt Hardwald ist es in der Vergangenheit zwar nicht zu vielen, aber dafür zu sehr schweren Unfällen gekommen. Die Strecke ist zwar kein Unfallschwerpunkt, aber der Streckenabschnitt wird gemeinhin als gefährlich wahrgenommen. Massnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sind deshalb wichtig. Der Ausbau der Strasse auf vier Spuren im Hardwald trägt dazu bei, dass die Verkehrssicherheit erhöht werden kann. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass mit dem Ausbau zu einer Mini-Autobahn die Strasse für den Langsamverkehr (Velos, Töfflis etc.) nicht mehr zur Verfügung steht. Stattdessen ist eine neue Linienführung vorgesehen. Der neue Radweg führt über die Soli- und Marterlochstrasse zur Weiacherstrasse. Die neue Radwegführung wird in einem separaten Projekt festgelegt und bearbeitet.

Gesamtkosten von 94,5 Millionen Franken

Die Gesamtkosten für das Strassenprojekt betragen 94,5 Millionen Franken. Der Regierungsrat hat die gebundenen Ausgaben von 32,35 Millionen Franken im Juni 2016 genehmigt, der Kantonsrat hat die neuen Ausgaben von rund 62,2 Millionen Franken im Mai 2017 bewilligt.

Die öffentliche Auflage des Bauprojekts gemäss §16/17 des Strassengesetzes erfolgte im Januar und Februar 2020. Insgesamt wurden elf Einsprachen eingereicht, die projektbezogene und teilweise auch enteignungsrechtliche Begehren enthielten. Mit acht Einsprechenden konnte im Rahmen der Einigungsverhandlungen eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Die verbleibenden drei Einsprachen hiess der Regierungsrat mit der Projektfestsetzung im Juni 2021 teilweise gut und teilweise wies er sie ab. Auf eine Einsprache trat er aus formellen Gründen gar nicht ein.

Bauarbeiten

Das kantonale Tiefbauamt hat mit den Vorarbeiten im Frühling 2022 begonnen (Verlegung Gasleitung, Verlegung Werkleitungen, Bau provisorische Verkehrsführung, Rodungen). Nach der Vergabe der Hauptarbeiten reichte eine unterlegene Bauunternehmung beim Verwaltungsgericht eine Submissionsbeschwerde ein. Dies führte dazu, dass das kantonale Tiefbauamt die Vorarbeiten abbrechen musste und mit den Hauptarbeiten nicht wie geplant im September 2023 beginnen konnte.

Das Verwaltungsgericht ging aus formalen Gründen nicht auf die Beschwerde ein, weshalb sie danach ans Bundesgericht weitergezogen wurde. Dieses hat nun zwar noch nicht in der Sache entschieden, aber der Beschwerde die aufschiebende Wirkung entzogen. Somit konnten die Hauptarbeiten im Mai 2024 starten. Geplant ist, dass die ausgebaute Schaffhauserstrasse und der umgestaltete Kreisel Chrüzstrass im September 2026 in Betrieb genommen werden können.

Umweltaspekte

Beim Ausbau der Schaffhauserstrasse im Hardwald wird grösstmögliche Rücksicht auf die Umwelt genommen. Verschiedene Massnahmen zugunsten der Natur werden umgesetzt. Für die neue Strasse resp. Wegen der Bauarbeiten müssen rund 6000 Bäume gefällt werden. Diese werden zur Hälfte direkt vor Ort sowie zur Hälfte im Gebiet Rhischberg und in Embrach wieder aufgeforstet.

Daneben gibt es weitere qualitative Verbesserungen. So entstehen leichte Eichenwälder, es gibt neu eine Wildtierüberführung; heute ist die Querung der Strasse für Wildtiere nicht möglich. Bei der Wildtierbrücke wird die Strasse leicht tiefergelegt, damit die Steigung für die Tiere kein Hindernis ist. Die Erdüberdeckung wird so gestaltet, dass sie möglichst vielen Tierarten gerecht wird. Neben unterschiedlich hohen Bäumen und Hecken wird es auch Stein­ und Asthaufen, Tümpel, Sandflächen und sogar Kletterhilfen für Baummarder geben.

Dank des Projekts gab es Untersuchungen, wie viele Fledermausarten in diesem Gebiet leben und das Ergebnis war auch für die Experten überraschend. Insgesamt wurden 15 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen, darunter auch einige, die auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten stehen.

Mehr dazu im Artikel im Magazin «Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung» (siehe Download unten).

Stefan Schmon

Projektleiter

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