Gleichstellung in der Bildung

Geschlechterstereotype und Rollenbilder schränken junge Menschen bei der Berufs- oder Studienwahl ein. Um eine unvoreingenommene Zukunftsorientierung zu ermöglichen, setzt sich der Kanton Zürich für Gleichstellung in der Bildung ein.

Das Wichtigste in einfacher Sprache

Jugendliche haben viele Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten.

Alle Berufe sind eigentlich für alle zugänglich. Dabei ist es egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist.

Aber: Rollenbilder schränken uns noch immer ein.

Zum Beispiel:

  • Frauen wählen mehr soziale Berufe.
  • Männer wählen mehr technische Berufe.

Wenn Menschen nicht typische Berufe wählen brauchen sie oft viel Mut und Ausdauer.

Ein Fachwort in diesem Thema ist: Stereotype.

Das bedeutet, dass etwas als typisch weiblich oder typisch männlich angesehen wird.

Berufs- und Studienwahl

In der heutigen Gesellschaft sind die Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten für Jugendliche sehr vielseitig und grundsätzlich für alle gleichermassen zugänglich. Nur: Häufig lassen sich junge Menschen bei der Wahl des Berufes oder des Studienganges nach wie vor von traditionellen Vorstellungen leiten, statt auf ihre eigenen Wünsche, Interessen und Stärken zu hören. Unsere Factsheets zu Berufswahl und Lohn bzw. Studienwahl und Lohn zeigen die wichtigsten Informationen rund um die Thematik auf und können auch als Grundlage für eine Unterrichtslektion zum Thema verwendet werden.
 

Rollenbilder schränken nach wie vor ein

Die gesellschaftlichen Rollenvorstellungen beeinflussen die Wahl des Berufs und des Studiums noch immer sehr stark, indem sie gewisse Berufe und Branchen als «typisch männlich» oder «typisch weiblich» kategorisieren. Unter anderem aus diesem Grund wählen Frauen nach wie vor mehrheitlich Berufe im Sozial- und Gesundheitsbereich, während Männer industrielle und technische Berufen noch immer bevorzugen. Wenn junge Menschen eine für ihr Geschlecht «untypische» Ausbildung wählen, brauchen sie dementsprechend überdurchschnittlich viel Ausdauer, Mut und Zuversicht, um etablierte Vorurteile zu überwinden und in einem «atypischen» Berufsbereich erfolgreich zu sein.

Stereotype Rollenbilder wirken sich entsprechend auf das Berufswahlspektrum der Jugendlichen aus. Aus den über 200 Lehrberufen im Kanton Zürich wählen 75% der Mädchen aus nur 9 Berufen aus. Bei den Jungen ist das Spektrum etwas breiter: 75% wählen aus 23 verschiedenen Berufen aus, die restlichen 25% verteilen sich auf weitere 161 Berufe.
 

BISTA Zürich Quelle: Bista - Gewählte Berufslehren nach Häufigkeit (zh.ch)

Berufe der Zukunft

Im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung der Welt verändert sich die Zukunft der Berufswelt momentan dramatisch. Routinearbeiten, wie sie beispielsweise in den Bereichen Detailhandel und Buchhaltung oft vorkommen, werden mehr und mehr von Computern übernommen. Berufe, in denen solche Tätigkeiten häufig anfallen, werden unausweichlich eines Tages aussterben. Berufe mit einem Fokus auf soziale Interaktionen und Kreativität hingegen, wie sie beispielsweise in den Bereichen Pflege, Betreuung und Informationstechnologie vorkommen, sind weniger automatisierbar. Sie bieten deshalb auch zukunftsträchtigere Karrieremöglichkeiten.

Wie die Informationsbroschüre des Amts für Wirtschaft und Arbeit aufzeigt, ist der Mangel an Fachkräften vor allem in diesen zukunftsträchtigen Berufen sehr hoch. Das bedeutet, dass dieser Bereich besonders attraktive und zukunftsträchtige Karrierechancen bietet. Es lohnt sich also, bei der eigenen Berufs- oder Studienwahl auch zu überlegen, wie digitalisierungs- und zukunftssicher der eigene Beruf wirklich ist.

Berufe mit mehr und weniger Zukunftsaussichten
Eine Studie des Amts für Wirtschaft und Arbeit hat die Zukunftsperspektiven für verschiedene Berufe berechnet.

Schulprojekte zum Thema Gleichstellung

Im Rahmen der Sensibilisierung der nächsten Generationen organisiert die Fachstelle Gleichstellung auch Projekttage oder -wochen, bei denen Schulen oder einzelne Schulklassen aller Altersstufen unter Anleitung der Fachstelle einen oder mehrere Aspekte der Gleichstellungsthematik vertieft bearbeiten.

Das folgende Video ist ein Beispiel, welches in einem Lehrgang zu Audiovisual Animation an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entstanden ist. 

Berufswahl & Geschlechterstereotypen - ein Animationsvideo von Studentinnen und Studenten der Zürcher Hochschule der Künste

Nationaler Zukunftstag

Der Zukunftstag will – wie sein Name sagt – die Zukunft gestalten. Jugendliche wechseln die Seiten und lernen geschlechtsuntypische Arbeitsfelder und Lebensbereiche kennen. Auf diese Weise öffnen sich neue Horizonte und Jugendliche bekommen Mut und Selbstvertrauen, um ihre Zukunft losgelöst von starren Geschlechterbildern an die Hand zu nehmen und auch Berufe oder Studiengänge in Erwägung zu ziehen, welche traditionellerweise eher mit einem anderen Geschlecht assoziiert werden. Der Zukunftstag findet immer am 2. Donnerstag im November statt.

Weitere Informationen zum internen Zukunftstag der kantonalen Verwaltung finden Sie hier
 

Sprachliche Gleichbehandlung

Sprache formt die Denkweise von Menschen schon in jungen Jahren. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich stereotypische Rollenbilder schon in der Vorschule bilden und verfestigen (u.a. Maihofer et al. 2014), und dass Sprache dabei eine Rolle spielen kann (u.a. Vervecken et al. 2013 & 2015).

Das generische Maskulin - also die Gewohnheit, sowohl reingeschlechtliche wie auch gemischtgeschlechtlich Gruppen nur mit dem männlichen Referenzwort anzusprechen - wird in unserer Gesellschaft bereits in ersten Sprachübungen gelernt: Trotz weiblicher Mitglieder wird eine Gruppe als überwiegend männlich dargestellt, z.B. «die Sportler», auch wenn sowohl über Sportlerinnen wie auch über Sportler geredet wird. Diese Sprachform überfordert Kinder im Kindergartenalter, denn sie können die männliche Mehrzahlendung im Deutschen (z.B. die Boxer) noch nicht von der männlichen Singularendung trennen (z.B. der Boxer). Dabei verfestigen sich Vorstellungen, dass es sich hierbei auch im Plural alleine um Männer handelt.

Vorteile einer inklusiven Sprache

Eine inklusive Sprache versucht, solche mehrdeutigen, jedoch einseitigen Formulierungen zu umgehen und stattdessen jeweils entweder alle Geschlechter zu nennen - also zum Beispiel «die Boxer:in» - oder geschlechtsneutrale Begriffe zu wählen, zum Beispiel «die Boxenden».

Eine inklusive Sprache stellt also die sprachliche Eindeutigkeit ins Zentrum und ermöglichst die Inklusion von allen real vorkommenden Personen. Damit wirkt sie stereotypen Rollenbildern entgegen und unterstützt die Chancengleichheit in der Bildung wie auch am Arbeitsplatz.

Bei Uneindeutigkeit geht die Grammatik vor

Eine Studie der Universität Freiburg konnte zeigen, dass Kinder, welche solche grammatikalische Uneindeutigkeiten noch nicht gelernt haben, Sprache als spezifisch wahrnehmen und das generische Maskulin entsprechend als eindeutig einstufen. Im Einzelfall assoziieren Kinder Berufsbezeichnungen mit dem stereotypen Geschlecht, also Boxer mit einem Mann, Coiffeur mit einer Frau. Bei neutralen Berufsbezeichnungen wie Musiker orientieren sich Kinder an der grammatikalischen Endung des Begriffs, hier einer männlichen. Besonders einschlägig ist dieses Beispiel bei Mädchen: Da sie im Alltag mit weiblichen Formen angesprochen werden, fühlen sie sich beim generischen Maskulin nicht mitgemeint.

Frauen fördern

Untersuchungen zeigen, dass sich Frauen von nur maskulin ausgeschriebenen Stellen weniger angesprochen fühlen als von Inseraten, welche alle Geschlechter miteinschliessen. Werden Stellenausschreibungen allerdings genderneutral gestaltet, erhöhen sich für die Arbeitgebenden die Chancen auf vielfältigere Bewerbende. Der Kanton empfiehlt daher, Stellenausschreibungen geschlechtergerecht zu gestalten und die Unternehmenskommunikation an einem Sprachleitfaden auszurichten.

Haben Sie Fragen zu Inklusiver Sprache oder überlegen Sie sich, Ihren Sprachleitfaden an Inklusiver Sprache zu orientieren? Auf der folgenden Seite finden Sie unsere Überlegungen dazu.

 

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