Umweltbericht: Rohstoffe & Abfall

Abfälle sind Wertstoffe und stecken voller Energie. Dieses Potenzial kann und muss noch stärker genutzt werden: saubere Stoffkreisläufe schliessen und eine effiziente Nutzung der Energie aus Abfällen sind dabei zentral. Aber noch besser ist, Abfälle zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.

Ressourcen schonen und Stoffkreisläufe schliessen

Mit unserem Konsum und Lebensstil verbrauchen wir deutlich mehr Ressourcen als uns zur Verfügung stehen. Ab Mitte Mai leben wir in der Schweiz jedes Jahr «auf Pump». Würden alle Menschen so leben wie wir, bräuchten wir fast drei Erden. Oft sind die Ressourcenverbräuche und damit die Umweltbelastungen, welche in den Wertschöpfungs- und Lieferketten von Gütern, Produkten und Dienstleistungen entstehen, höher als diejenigen, die am Ort des Konsums selbst anfallen (z.B. bei Kleidern und Schuhen oder bei Lebensmitteln). So fallen bis zu drei Viertel der durch unseren Konsum verursachten Umweltbelastungen im Ausland an. Besonders kritisch sind die Auswirkungen dabei auf den Klimawandel, den Biodiversitätsverlust, die Versauerung der Ozeane, den Frischwasserverbrauch und die Überdüngung (Stickstoffkreislauf).

Vor diesem Hintergrund gilt es Verantwortung wahrzunehmen und den schonenden Umgang mit Rohstoffen, Materialien und Gütern sowie die Schliessung von Stoffkreisläufen in Produktion, Konsum und Entsorgung mit voller Kraft voranzutreiben.
 

Fakten & Zahlen

Das Wichtigste zum Thema Rohstoffe & Abfall:

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Die «Abfall- / Wegwerfwirtschaft» – auf kurzfristigen Profit getrimmt, mit wenig Rücksicht auf die Umwelt

Das nach wie vor vorherrschende Wirtschaftsmodell ist linear, auf stetiges Wachstum und Kurzfristigkeit ausgerichtet. Das verursacht in aller Regel eine erhebliche Ressourcenverschwendung und verschiedenartige Umweltbelastungen.

Im linearen Wirtschaftsmodell werden Ressourcen über Produktion und Konsum in erster Linie zu Abfall. Der grösste Teil davon landet auf Deponien.
Das lineare Wirtschaftsmodell behandelt Ressourcen als unendlich verfügbar. Wertvolle Rohstoffe, Materialien und Güter werden zu nutzlosem Abfall transformiert. Dabei werden die wahren Kosten, wie zum Beispiel durch Umweltverschmutzungen verursacht, nicht berücksichtigt.

Neue wirtschaftliche Lösungsansätze und Geschäftsmodelle werden also zur Notwendigkeit. Diese müssen u.a. zwingend den langfristigen Klimaschutz («Netto-Null») in den Vordergrund rücken und zum Schutz und Erhalt von Biodiversität sowie zum Schutz des Menschen vor Schadstoffen beitragen. Hier kommt das Konzept der Kreislaufwirtschaft ins Spiel. Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, indem sie dazu beiträgt mit den anfallenden Abfällen bzw. Wertstoffen saubere Stoffkreisläufe noch besser zu schliessen.

Die «Kreislaufwirtschaft» – ressourcenschonend und langfristig gedacht

In der Natur laufen viele Prozesse in geschlossenen Kreisläufen ab, erneuerbare Ressourcen regenerieren und regulieren sich selbst, solange sie nicht übermässig ausgebeutet werden. Im Gegensatz dazu müssen Gesellschaft und Wirtschaft aktiv geschlossene (Stoff-)Kreisläufe im Umgang mit Abfällen und nicht erneuerbaren Ressourcen schaffen.

Die Kreislaufwirtschaft ist ein alternativer Ansatz zum linearen Wirtschaftsmodell. Dieser Ansatz setzt Rohstoffe für die Produktion und den Gebrauch von Materialien, Gütern und Dienstleistungen bewusst schonend ein und verwendet diese so lange wie möglich immer wieder produktiv sowie werterhaltend in geschlossenen Stoffkreisläufen. Dadurch werden Abfälle auf ein Minimum reduziert und die endliche Kapazität der Biosphäre besser respektiert. Entlang der gesamte Wertschöpfungskette – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion, den Vertrieb und bis hin zum Recycling – sollen Materialien und Güter in möglichst effizienten Nutzungsphasen so lange und so intensiv wie möglich genutzt, geteilt, wiederverwendet, aufgearbeitet, repariert und rezykliert werden. Auf diese Weise soll ihr Lebenszyklus optimiert und der Wertschöpfungskette erhalten bleiben.

Die Grafik zeigt den Kreislauf von Ressourcen die schlussendlich wiederaufbereitet, repariert, wiederverwendet oder geteilt werden. Sie können jedoch auch in der Deponie landen.
Die Kreislaufwirtschaft hat zum Ziel, einmal in den Wirtschafts- und Konsumprozess eingebrachte Rohstoffe möglichst lange und effizient zu nutzen. Nur ein kleiner Teil landet als nicht mehr verwertbare Abfälle nach einer Abfallbehandlung auf Deponien.

Die Kreislaufwirtschaft steht somit im Gegensatz zum traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell (der «Wegwerfwirtschaft»). Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der den gesamten Kreislauf eines Produkts betrachtet: von der Rohstoff-Aufbereitung, über das Design, die Produktion, die Distribution bis hin zur Nutzung und dem Recycling. Zum ganzheitlichen Ansatz der Kreislaufwirtschaft gehört auch, dass Energie so effizient und sparsam wie möglich und aus erneuerbaren Quellen eingesetzt wird. Die weitere Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Baustein, um das Wohlergehen der Gesellschaft innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen sicherzustellen. Das bedingt u.a. eine Neu- und Umgestaltung bekannter linearer Abläufe und Prozesse und eine neue Ausrichtung unserer Denk- und Handlungsweise hinsichtlich Konsum und Wohlstand.

Rohstoffe in sauberen Kreisläufen halten – als wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft

Der Kanton Zürich hat auf dem Weg zur Schliessung von Stoffkreisläufen in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft schon viel erreicht. Rund zwei Drittel aller Abfälle im Kanton werden recycelt. Bei den Siedlungsabfällen beispielsweise wird rund die Hälfte separat gesammelt und rezykliert. Damit leisten Bevölkerung und Gemeinden bereits einen wichtigen Beitrag zur Schliessung von Stoffkreisläufen. Aber nicht nur die Abfälle aus Haushalten, auch unsere Bauten und Infrastrukturanlagen bilden riesige Rohstofflager.

Abfälle vermeiden

Auch wenn viel rezykliert wird, so fallen immer noch viele Abfälle an. Im Kanton Zürich sind dies rund drei Tonnen pro Kopf und Jahr (ohne Aushub und Abbruchmaterialien).
 

Die Abbildung zeigt auf, dass drei Tonnen Abfall pro Kopf und Jahr anfällt.
Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft

Rund eine Million Tonnen Material werden jährlich auf Deponien abgelagert, womit wertvolle Ressourcen für immer verloren gehen und teilweise aufwändige Nachsorgebestrebungen bei den Deponien notwendig werden.

In erster Linie geht es künftig auch darum, gar nicht erst so viele Abfälle zu produzieren. Die Nutzungs- und Lebensdauer von Materialien und Gütern soll wo immer möglich durch Wiederverwendung verlängert und optimiert werden, vor dem Recycling, um Wertstoffe in sauberen Kreisläufen zu halten.

«Urban Mining»

Kann Abfall nicht vermieden werden, so soll dieser möglichst umweltschonend verwertet werden. Denn Abfälle sind Rohstoffe. Sie stecken voller Wertstoffe oder Energie. Der Begriff «Urban Mining» steht für die Aufforderung, Rohstoffe in Produkten und Infrastrukturen am Ende ihres Gebrauchs weiter zu nutzen. Denn die Güter, Produkte und Infrastrukturen, die wir alle nutzen, sind riesige Material- bzw. Rohstofflager. Eine Wiederverwendung und Verwertung (Recycling) ist dann sinnvoll, wenn die Kreislaufschliessung ökologisch und ökonomisch Sinn macht. Zudem braucht es saubere Kreisläufe und eine verursachergerechte Finanzierung. Gelingt dieser Ansatz werden Ressourcen und Deponieraum gespart.
 

Bauabfälle vermehrt wiederverwertet

Rund zwei Drittel aller Abfälle im Kanton Zürich sind Bauabfälle. Die Verwertung von Bauabfällen aus Um- und Rückbauten hat sich in der Bauwirtschaft etabliert. Im Kanton Zürich werden Rückbaumaterialien heute weitgehend verwertet. Dank dem durch den Bundesrat beschlossenen schweizweiten Ablagerungsverbot für Ausbauasphalt ab 2028 dürfte sich die positive Entwicklung bei der Verwertung der Bauabfälle weiter fortsetzen.

Schadstoffermittlungen und Entsorgungskonzepte werden immer wichtiger in Baubewilligungsverfahren. Dadurch können Bauabfälle besser gelenkt und saubere Baustoffkreisläufe sichergestellt werden.
 

Rueckbau Ankerstrasse 31/33 Zürich, 28.2.2018, Foto Dominique Meienberg
Rückbaumaterialien werden heute weitgehend verwertet. Wichtig ist dabei allfällige Schadstoffe korrekt zu entsorgen. (Foto: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft)
Urban Mining – Bauten sind riesige Rohstofflager

«Urban Mining» ist ein fester Bestandteil der Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Kantons Zürich. Damit gemeint ist der Ansatz, Bauten und Infrastrukturen als Rohstofflager zu betrachten, aus welchem wieder neue Rohstoffe entnommen werden können. Dabei sollen Schadstoffe gezielt aus den Kreisläufen ausgeschleust werden. Dies schont Rohstoffe, entlastet die Umwelt und spart Deponieraum.

Belastete Bauabfälle

Die belasteten Bauabfälle, welche bei Sanierungen oder Bauvorhaben anfallen, machen mit durchschnittlich mehr als einer halben Million Tonne pro Jahr einen beträchtlichen Anteil aller Bauabfälle aus. Sie stellen aber auch eine wertvolle Ressource für Recyclingbaustoffe dar und sollen deshalb nicht einfach auf Deponien abgelagert werden. Eine kantonale Vorschrift verlangt, dass mindestens die Hälfte des belasteten Aushubmaterials behandelt und verwertet werden muss. Dadurch ergibt sich pro Jahr eine Einsparung von rund 100'000 m3 Deponieraum. Dies entspricht in zehn Jahren dem Volumen einer ganzen Deponie. Der Kanton kontrolliert, ob die Vorgabe umgesetzt wird.
 

Entsorgte Bauabfälle von belasteten Standorten und Verwertungsquote

Die Grafik zeigt die entsorgten Bauabfälle, welche belastet sind, auf.
Die Behandlung und Verwertung belasteter Bauabfälle reduziert Deponieraum und ersetzt Primärrohstoffe. Die Vorgabe, dass 50 Prozent der belasteten Bauabfälle zu verwerten sind, wird im Kanton Zürich eingehalten. (Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft)

Im Kanton Zürich wurden in den letzten Jahren rund eine Million Tonnen Abfälle (0,5 Millionen Kubikmeter) jährlich auf Deponien abgelagert. Seit 2016 ist die Menge der deponierten Abfälle leicht rückläufig. Gründe dafür sind die vermehrte Wiederverwertung von Bauabfällen und verschmutztem Aushubmaterial. Die Reduktion der Deponieabfälle ist wichtig, damit der vorhandene Deponieraum geschont wird.

Ein wesentliches Ziel beim Deponieren von Abfällen ist, dass diese nach der Deponierung keine umweltschädigenden Emissionen in die Umwelt abgeben. Deponien sollen möglichst nachsorgefrei sein In der Schweiz gibt es fünf Deponietypen, welche mit den Buchstaben A bis E bezeichnet sind. Diese stehen in aufsteigender Folge für zunehmendes Gefährdungspotenzial der dort abgelagerten Abfälle.
 

Eingebautes Material nach Deponietypen

Die Grafik zeigt das deponierte Material in Tonnen zwischen den Jahren 1988 und 2021. Seit 2001 hat das deponierte Material tendenziell zugenommen.
Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft

Energie aus brennbaren Abfällen gewinnen

Brennbare Abfälle, die nicht direkt verwertet werden können, landen in den Kehrichtverwertungsanlagen (KVA), der zentralen Klärschlammverwertungsanlage (KSV) im Werdhölzli und in Altholzfeuerungen. Die brennbaren Abfälle werden zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Indem fossile Brennstoffe ersetzt werden, kann ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen geleistet werden.

Thermo-Recycling bringt die Metalle zurück

In den KVA lassen sich neben Energie auch wertvolle Stoffe zurückgewinnen und Schadstoffe aus dem Kreislauf entfernen (Thermo-Recycling). Die Verbrennungsrückstände enthalten viele wertvolle Metalle wie Kupfer, Aluminium, Zink oder sogar Gold. Dank neuer Technologien ist es endlich möglich, diese Metalle auf effiziente und ökologische Weise zurückzugewinnen (Urban Mining). 
 

Thermo-Recycling – ein neuer Prozess im Urban Mining

Moderne Kehrichtverwertungsanlagen sind ein wichtiger Teil der Verwertungs- und Recyclingkette: Aus Abfall gewinnen sie sauberen Strom, produzieren klimaneutrale Heizwärme und liefern die Schlacken und Flugaschen in Aufbereitungsanlagen an, die daraus kostbare Metalle zurückgewinnen. Die Zürcher Stiftung ZAR hat dafür das Thermo-Recycling-Verfahren entwickelt. 

Wertvolle Metalle werden aus dem Separationsprozess gewonnen. (Foto: ZAV Recycling AG)

Phosphor ist ein lebenswichtiger, knapper und nicht austauschbarer Rohstoff. Bereits vor der Festsetzung der Rückgewinnungspflicht in der nationalen Abfallgesetzgebung (TVA-Revision 2016) hat sich der Kanton Zürich mit der Rückgewinnung von Phosphor aus dem Abwasserpfad beschäftigt. Abklärungen zeigten, dass dieser effektiv und effizient aus der Klärschlammasche, dem Endprodukt der Abwasserreinigungsanlagen, zurückzugewinnen ist.

Klärschlammentsorgungsplan und «Phos4Life-Verfahren»

Mit der Anpassung des Klärschlammentsorgungsplans des Kanton Zürichs und damit verbunden der Planung, dem Bau und Inbetriebnahme der neuen zentralen Klärschlammverwertungsanlage im Klärwerk Werdhölzli wurde Mitte 2015 ein erster Meilenstein den Stoffkreislauf für Phosphor aus Klärschlamm zu schliessen erreicht. Die Pilotierung des vom Kanton geförderten «Phos4Life®-Verfahren» zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche in Form von reiner, marktfähiger Phosphorsäure konnte nach mehrjährigen Entwicklungsarbeiten, durchgeführt durch die Stiftung Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcenwirtschaft (ZAR) in Kooperation mit dem spanischen Industriepartner Técnicas Reunidas Ende 2018 erfolgreich abgeschlossen werden.

Mit dem Phos4Life®-Verfahren lassen sich über 80 Prozent des Phosphors aus der Klärschlammasche zurückgewinnen. Es wird in Form von reiner Phosphorsäure als handelsübliches Produkt vermarktet. Zudem können weitere Rohstoffe (z.B. Metalle) zurückgewonnen werden. Momentan laufen Abklärungen zur Realisierung einer überregionalen Rückgewinnungsanlage am Standort Emmenspitz (Kanton Solothurn).
 

Wie entstehen belastete Standorte?

Belastete Standorte können durch unsachgemässe Abfallbeseitigung, Unfälle oder Freisetzung von Schadstoffen aus Industrie und Gewerbe entstehen. Sanierungsbedürftige Standorte werden als Altlasten bezeichnet. Für einen besseren Schutz für Mensch und Umwelt ist es wichtig, dass Schadstoffe aus der Umwelt entfernt und nicht verwertbare Materialien korrekt deponiert werden.

Transparenz ist wichtig

Seit 2011 ist der kantonale Kataster der belasteten Standorte (KbS) fertiggestellt und öffentlich zugänglich. Er ist im Internet einsehbar und hat sich als Instrument bei Hand- und Nutzungsänderungen sowie als Informationsbasis bei Bauvorhaben bisher sehr gut bewährt. Der KbS bildet den aktuellen Wissensstand ab und wird deshalb regelmässig aktualisiert. Seit 2019 sind auch die belasteten Standorte in Zürcher Seen eingetragen. Für kantonale Fachstellen bildet der KbS die Grundlage für weitere Altlastenbearbeitungen. Die Karte mit den Standorten und weitere Informationen dazu gibt es im GIS-Browser.

Grosse Fortschritte bei der Untersuchung von belasteten Standorten

Seit der Veröffentlichung des Altlastenprogramms 2008 hat sich viel getan. Die Bearbeitung der einzelnen Standorte ist zügig vorangeschritten. Vor zehn Jahren war bei mehr als einem Viertel der belasteten Standorte im Kanton Zürich nicht bekannt, ob es sich um Altlasten handelt oder nicht. Heute ist weniger als ein Zehntel untersuchungsbedürftig. Bei diesen belasteten Standorten ist noch nicht geklärt, ob sie sanierungs- oder überwachungsbedürftig sind. Diese Standorte stellen eine potenzielle Gefahr für Mensch und Umwelt, insbesondere auch für das Grundwasser, dar.
 

Im KbS eingetragene belastete Standorte

Rund zwei Prozent der belasteten Standorte sind sanierungsbedürftig, 3 Prozent sind überwachungsbedürftig
Sanierungs- und überwachungsbedürftige Standorten machen den kleinsten Teil aus, sind aber von grösster Bedeutung, da sie eine Belastung für die Umwelt darstellen. (Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft)

Insgesamt hat der Kanton Zürich 264 Altlasten saniert, und zwar Ablagerungs- und Betriebsstandorte, Kugelfänge sowie Unfallstandorte (Stand Februar 2022). Damit konnten akute Umweltgefährdungen behoben und Rechtssicherheit für die Eigentümer geschaffen werden. Bis der gesamte Untersuchungs- und Sanierungsbedarf bereinigt ist, sind allerdings noch einige Anstrengungen erforderlich.

Sanierung von Schiessanlagen

Mit bis zu zehn Prozent Bleigehalt im Boden gehören die Schiessanlagen zu den stärksten mit Schwermetallen belasteten Standorten. Bis Ende vergangenen Jahres liess der Kanton Zürich 130 Kugelfänge sanieren. Dabei wurden mehr als 600 Tonnen Blei zurückgewonnen. Die Sanierung weiterer 225 Kugelfänge – ohne hohe Dringlichkeit – soll bis 2040 folgen.

Seit 2020 ist der Eintrag von Blei in den Boden gemäss gesetzlichen Vorgaben verboten. Zusätzlich hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) dafür gesorgt, dass heute alle in Betrieb stehenden Schiessanlagen mit künstlichen Kugelfangsystemen ausgerüstet sind.

Belastungen in Zürcher Seen

Das AWEL hat mit dem Projekt «KbS Seen» Standorte in Zürcher Seen identifiziert, die erhöhte Schadstoffkonzentrationen in Seesedimenten aufweisen. Vielerorts sind die Belastungen durch früher eingeleitete Abwässer und Abfälle entstanden. Die Belastungen liegen mehrheitlich im tolerierbaren Bereich und stellen sowohl für den Lebensraum See, die Trinkwasserreservoirs wie die Badegäste keine Gefahr dar.

Die Standorte werden altlastenrechtlich untersucht und falls notwendig saniert. Die Sanierung eines Standortes bei Thalwil hat das AWEL bereits abgeschlossen, weitere sind in Planung oder so wie in Uetikon am See in Ausführung.

Uetikon am See – Vergangenes in Ordnung bringen

Die industriellen Tätigkeiten auf dem Areal der ehemaligen Chemischen Fabrik in Uetikon am See haben Spuren hinterlassen. Am Seegrund liegen auf einer Fläche von rund 75'000 m2 mit Schwermetallen belastete Abfallablagerungen. Der Seegrund wird nun saniert. Die Arbeiten haben am 1. November 2021 begonnen.

Foto: Baudirektion Kanton Zürich

Umweltziele 2022 - Kanton Zürich auf Kurs?

Der Kanton Zürich setzt sich Ziele

Der Umweltbericht zeigt die wichtigsten Umweltziele des Kantons Zürich auf. Alle vier Jahre wird Bilanz gezogen. Ein einfaches Ampelsystem zeigt auf, wo sich der Kanton Zürich auf Kurs befindet und wo verstärkte Anstrengungen notwendig sind.

Stand der Zielbewertung: November 2022. Die nächste Beurteilung der Zielerreichung erfolgt mit dem Umweltbericht 2026.
 

Ziel: Schonung Deponieraum: Deponierte Materialien bis 2030 um 30 Prozent reduzieren (im Vergleich zu 2017)

Ein Ampelsystem von Rot bis Grün gibt Auskunft über die Zielbewertung.
Ziel mehrheitlich nicht erreicht, positive Entwicklung erwartet

Eingebautes Material nach Deponietypen

Die Grafik zeigt das deponierte Material in Tonnen zwischen den Jahren 1988 und 2021. Seit 2001 hat das deponierte Material tendenziell zugenommen.
Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft

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Trotz wachsender Wirtschaft und Bevölkerung soll die Menge deponierter Materialien stetig reduziert werden. Bis 2030 sollen im Kanton Zürich nur noch rund 700'000 Tonnen abgelagert werden im Vergleich zu rund einer Million Tonnen im 2017.

Im Vergleich zu 2017 werden bereits heute weniger Abfälle abgelagert (rund 800’000-900'000 t). Zusammen mit der Überarbeitung der Deponieplanung sollen zusätzliche Massnahmen definiert werden um die Menge abgelagerter Abfälle weiter zu senken.
 

Ziel: Energieverwertung aus Abfall erhöhen

Ein Ampelsystem von Rot bis Grün gibt Auskunft über die Zielbewertung.
Ziel erreicht

Energie-Verwertung aus Abfall

Grafik zeigt die Energie Verwertung aus Abfällen der Jahre 2012 bis 2021 aufgeteilt in Vergärung verkaufte Energie, BMK verkaufte Energie und KVA verkaufte Energie.
*inkl. Biogas ins Erdgasnetz und Stromproduktion aus Faulprozessen der ARA, **abgeleitet aus ENE-Zielpfad für Zürcher KVA Planung (Stand 2020), *** Stilllegung KVA Josefstrasse Frühjahr 2021; Dampfturbogruppe-Ausfall in KVA Hagenholz: -30 Prozent Strom, +7 Prozent Fernwärme. (Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft)

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Die Zielvorgaben sind in der KVA Planung berücksichtigt und Investitionen und die Umsetzung bei den Trägerschaften sind in Arbeit bzw. in Planung.

Anmerkung: Aufgrund weitergehender energetischer Optimierungen vor allem bei den Kehrrichtverwertungsanlagen (KVA), ist der Zielwert für 2027 im Vergleich zum Umweltbericht 2018 nach oben angepasst worden (neuer Zielwert= 1650 GWh/Jahr).
 

Ziel: Bis 2028 sind alle belasteten Standorte untersucht und beurteilt und wo nötig die akut gefährlichen Altlasten saniert oder gesichert. Wo erforderlich, wird die Überwachung fortgesetzt.

Ein Ampelsystem von Rot bis Grün gibt Auskunft über die Zielbewertung.
Ziel zum grossen Teil erreicht, positive Entwicklung erwartet

Fläche der belasteten Standorte mit Handlungsbedarf

Die Altlastenfläche wird seit dem Jahr 2005 immer kleiner. Bis ins Jahr 2028 sollen nur noch wenige Flächen mit altlastenrechtlichem Handlungsbedarf vorhanden sein.
Quelle: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft

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2008 war geplant, alle Voruntersuchungen im Kanton Zürich bis 2023 abzuschliessen. Dieses Ziel wurde zum grossen Teil erreicht.

Seit 2008 haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Deshalb hat das AWEL den ursprünglichen Zeitplan um fünf Jahre verlängert. Ziel ist es nun, alle Voruntersuchungen im Kanton Zürich bis 2028 abzuschliessen. Werden im gleichen Umfang wie bisher Voruntersuchungen abgeschlossen, kann dieses Ziel gut erreicht werden.
 

Was gibt es zu tun?

Heute handeln für unseren Lebensraum von morgen

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Der Kanton Zürich

  • treibt die Optimierung der Rückgewinnung von Wertstoffen aus KVA-Rückständen weiter voran.
  • ist bestrebt die Energienutzung aus der Behandlung von Abfall über den ganzen Kanton gesehen maximal zu steigern.
  • treibt die Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlammasche voran.
  • ist bestrebt, dass Deponieabfälle vermehrt einer stofflichen Verwertung zugeführt werden.
  • treibt die Untersuchungen von belasteten Standorten in Zusammenarbeit mit den Standortinhaberinnen und Standortinhabern voran.
  • priorisiert die Sanierung von Altlasten entsprechend der Gefährdung und geht sie aktiv an, insbesondere auch bei den Altlasten im Zürichsee.

  • Abfall reduzieren, aber wie? Bewusst und sorgsam konsumieren, teilen statt besitzen, aufwerten und reparieren lassen statt wegwerfen oder langlebige Produkte sowie Mehrwegsysteme nutzen
  • Was wird wo gesammelt und recycelt? Übersicht über Wertstoffe und ihre Entsorgungswege (Swiss Recycling)
  • Was darf in Cheminée und Garten nicht verbrannt werden? Und wieso? Infos dazu gibt es hier.
  • Möchten Sie wissen, ob ein Grundstück belastet ist? Antworten gibt der ÖREB-Kataster


Blick in die Zukunft: Herausforderungen & Chancen

CO2-Abscheidung bei der Abfallbehandlung zur Erreichung des Netto-Null-Klimaziels

Der Ausstoss von Treibhausgasemissionen lässt sich nicht vollständig in allen landwirtschaftlichen und industriellen Prozessen vermeiden (z.B. Zementherstellung). Aus diesem Grund ist neben der Emissionsreduktion in allen Bereichen auch die Entfernung von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre durch so genannte Negativ-Emissions-Technologien (NET) notwendig um das Netto-Null-Klimaziel zu erreichen.

Das grösste Potenzial für NET bietet dabei im Kanton Zürich die CO₂-Abscheidung bei Anlagen der Abfallverwertung, u.a. in Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) sowie bei der Produktion von Energie aus Biomasse. Wird nun eine KVA mit einer CO2-Abscheideanlage ausgerüstet, erreicht man zur Hälfte eine CO2-Entnahme für den biogenen Abfall sowie eine CO2- Emissionsverminderung für den Teil des Abfalls mit fossilem Ursprung.
 

CO2-Abscheidung – erste Versuche in der KVA Linth

Der Branchenverband (VBSA) und seine KVA-Mitglieder verpflichten sich, bis spätestens im Jahr 2030 mindestens eine CO₂-Abscheidungsanlage in Betrieb zu nehmen. Dies wurde im Frühling 2022 im Rahmen der CO₂-Zielvereinbarung so festgelegt. (Foto: KVA Linth)

Das erste Pilotprojekt für CO2-Abscheidung in Kehrichtverwertungsanlagen wurde in der Schweiz Mitte 2019 in der KVA Linth im Kanton Glarus gestartet. Offene Fragen bzgl. dieser grossen zukünftigen Herausforderungen aber auch Chance sind dazu in naher Zukunft zu beantworten. Das im März 2022 eröffnete neue CO2-Kompetenzzentrum der Stiftung Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung (ZAR) in der KVA Linth soll dazu wichtige Beiträge leisten.

«Emerging Pollutants» - neue Schadstoffe im Fokus

In zahlreichen Anwendungen wie z.B. Arzneimittel, Feuerlöschschäume, Flammschutzmittel, Kosmetika, Weichmacher etc. werden oft auch problematische Stoffe eingesetzt. Vieler dieser Substanzen sind schädlich für Mensch und Umwelt. Aktuell werden sie in Umweltüberwachungsprogrammen nicht standardmässig erfasst.

Das AWEL startet ein Projekt um die Belastung im Kanton Zürich zu beurteilen. Wo kommen diese Substanzen vor? Wie verhalten sie sich in der Umwelt und was sind ihre toxischen Auswirkungen? Insbesondere per- und polyfluorierte Alkylverbindungen – kurz PFAS – sind in der Umwelt nahezu nicht abbaubar und werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet. PFAS werden immer dann eingesetzt, wenn extrem Rahmenbedingungen wie hohe und niedrige Temperaturen oder aggressive chemischen Bedingungen dies fordern. Sie kommen im Haushalt ebenso zum Einsatz wie in der Industrie. Daher werden sie in den nächsten Jahren eine prägende Rolle in der Altlastenbearbeitung einnehmen. Es bestehen jedoch noch grosse Unklarheiten in Bezug auf die Beurteilung der Standorte sowie den Umgang mit PFAS-belasteten Abfällen. Diese gilt es möglichst rasch zu beseitigen.

Weiterführende Informationen

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