Qualität der gymnasialen Ausbildung

Wie gut fühlen sich ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten durch ihre Ausbildung auf ein Hochschulstudium vorbereitet? Dieser und weiteren Fragen geht die Standardisierte Ehemaligenbefragung (SEB) 2021 nach. Sie zeigt auf, dass die Befragten insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Ausbildung am Gymnasium aufweisen und sich gut auf ein Hochschulstudium vorbereitet fühlen.

Im Auftrag der Bildungsdirektion führt das Institut für Externe Schulevaluation auf der Sekundarstufe II (vormals IFES, heute integriert in ZEM CES) seit 2000 alle drei Jahre die Standardisierte Ehemaligenbefragung durch. Dabei werden ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zwei Jahre nach dem Erwerb der Matura zu ihrer Schulzeit am Gymnasium und ihrem Übertritt an die Hochschule befragt. Die letzte Befragung fand im Herbst 2021 statt mit Personen, die im Jahr 2019 ihre Maturität erlangt haben. Nebst den gymnasialen Maturitätsschulen haben sich auch die Fachmittelschulen (FMS) sowie die Handels- und Informatikmittelschulen (HMS/IMS) an der Erhebung beteiligt. Sie wurden jedoch in den vorliegenden Indikatoren nicht berücksichtigt.

Die folgenden Indikatoren geben zentrale Ergebnisse dieser Befragung wieder und verorten diese in einem grösseren Kontext. Das abschliessende Kapitel zu den Daten und der Methodik gibt einen Einblick in die Hintergründe der Befragung.

Qualität der Ausbildung am Gymnasium

Bedeutung des Indikators

Für die Bildungssteuerung sind Informationen zur Qualität der Ausbildung an den Mittelschulen notwendig. Neben objektiven Kennzahlen wie beispielsweise der Erfolgsquote an Hochschulen liefern subjektive Einschätzungen ehemaliger Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wichtige Hinweise zur Ausbildungsqualität. Für die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind die subjektiven Einschätzungen handlungsrelevant.

Beobachtung der Entwicklung

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten schätzen die Ausbildungsqualität und die Vorbereitung in persönlichkeitsbildender, fachlicher Hinsicht und in Bezug auf selbständiges Arbeiten durchgehend positiv ein (vgl. Abbildung 1). Dabei fällt die Zufriedenheit mit der Ausbildung höher aus als die Einschätzungen bezüglich der Vorbereitung.

Es zeigen sich kleinere Unterschiede in den Einschätzungen zwischen den Maturitätsprofilen. Nur in Bezug auf die fachliche Vorbereitung unterscheiden sich die Maturitätsprofile deutlich: Befragte mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil beurteilen diese durchgehend besser als Befragte mit anderen Maturitätsprofilen. Die Beurteilungen ehemaliger Schülerinnen und Schüler mit einem wirtschaftlich-rechtlichen Profil fallen in der Tendenz kritischer aus als diejenigen ihrer Kolleginnen und Kollegen mit anderen Profilen.

Die Einschätzungen variieren auch im Zeitverlauf. Ein positiver Trend über die meisten Profile hinweg zeigt sich bei der Einschätzung der Vorbereitung in persönlichkeitsbildender Hinsicht. Dieser Trend bricht aber im Jahr 2021. Auch die Zufriedenheit mit der Ausbildung und die Einschätzung der Vorbereitung auf das selbständige Arbeiten werden im Jahr 2021 kritischer beurteilt als im Jahr 2018.

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Abbildung 1: Ausbildungsqualität aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nach Profil (2000 bis 2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar zur beobachteten Entwicklung

Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch die Ausbildung am Gymnasium gut auf ein Hochschulstudium vorbereitet. Die unterschiedlichen Einschätzungen nach Profil dürften u.a. damit zusammenhängen, dass die gewählten Studienfächer unterschiedliche Anforderungen an die Studierenden stellen. So sind die Inhalte mathematisch-naturwissenschaftlicher Studienfächer fachlich eng an die Inhalte der entsprechenden Fächer am Gymnasium geknüpft. Sozial- und geisteswissenschaftliche Studienfächer hingegen stellen Anforderungen an die Studierenden, welche in geringerem Ausmass Teil des Curriculums im Gymnasium waren. Die kritischere Einschätzung der Befragten mit einem wirtschaftlich-rechtlichen Maturitätsprofil könnte u.a. an der Anspruchshaltung dieser Schülerinnen und Schüler liegen, dass sich das Gelernte am Gymnasium unmittelbar ins Studium übertragen lasse.

Der Rückgang bei drei von vier Skalen zwischen 2018 und 2021 könnte auch im Zusammenhang mit den Massnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie stehen. Die Studierenden, welche ihr Studium in den Jahren 2019 oder 2020 aufnahmen, hatten mit Online-Betrieb und Wechsel von Online- und Präsenzvorlesungen andere Bedingungen als ihre Kolleginnen und Kollegen, die ihr Studium früher im Regelbetrieb absolvierten. So stellt der Onlineunterricht höhere Anforderungen an die eigene Arbeitsorganisation und die Selbstdisziplin der Studierenden. Zudem ist es anspruchsvoller, in einen sozialen Austausch einzutreten. Der Rückgang könnte deshalb ein Indiz dafür sein, dass die Befragten andere Fähigkeiten und Kompetenzen für ihr Studium benötigten als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger und deshalb die Ausbildungsqualität retrospektiv kritischer einschätzen.

Definition des Indikators

Die Qualität der Ausbildung aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wird in vier Bereichen erfasst: »Zufriedenheit mit der Ausbildung”, »Persönlichkeitsbildende Vorbereitung”, »Vorbereitung auf selbständiges Arbeiten” und »Fachliche Vorbereitung”. Die Einschätzungen werden auf einer Skala von «1 = sehr unzufrieden» bis «6 = sehr zufrieden» gemessen.

Überfachliche Kompetenzen

Bedeutung des Indikators

Die Gymnasien haben die Aufgabe, neben den fachlichen Kompetenzen auch die überfachlichen Kompetenzen zu fördern und einen ganzheitlichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler zu leisten. Überfachliche Kompetenzen befähigen Personen in verschiedenen Situationen verantwortungsvoll zu handeln und unterschiedliche soziale Rollen auszuüben. Zudem tragen überfachliche Kompetenzen massgeblich zum Erfolg im Studium und Berufsleben bei.

Beobachtung der Entwicklung

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bewerten ihre personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen durchgehend positiv (vgl. Abbildung 2). Kritischer fallen ihre Einschätzungen der IT-Kompetenzen aus. Diese bewerten die Befragten durchschnittlich einen Punkt tiefer als die anderen überfachlichen Kompetenzen.

Die Einschätzungen der personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen unterscheiden sich kaum zwischen den Maturitätsprofilen. Die IT-Kompetenzen hingegen werden je nach Maturitätsprofil unterschiedlich beurteilt: Befragte, die ein mathematisch-naturwissenschaftliches Maturitätsprofil gewählt haben, schätzen ihre IT-Kompetenzen höher ein als Befragte mit anderen Profilen. Diese Differenz hat zwischen 2015 und 2021 zugenommen. Befragte mit einem sprachlichen Profil hingegen schätzen ihre IT-Kompetenzen im Laufe der Zeit kritischer ein.

Die Einschätzungen der sozialen Kompetenzen und der IT- Kompetenzen weisen Geschlechtsunterschiede auf: Frauen schätzen ihre sozialen Kompetenzen leicht höher ein als Männer (vgl. Abbildung 3). Männer hingegen bewerten ihre IT-Kenntnisse höher als Frauen. Diese Unterschiede bleiben über den Beobachtungszeitraum hinweg bestehen.

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Abbildung 2: Überfachliche Kompetenzen aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nach Profil (2015 bis 2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Abbildung 3: Überfachliche Kompetenzen aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nach Geschlecht (2015 bis 2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar zur beobachteten Entwicklung

Die Befragten treten gemäss Selbsteinschätzung mit guten überfachlichen Kompetenzen in ein Hochschulstudium ein. Einzig ihre IT-Kompetenzen schätzen sie vergleichsweise kritisch ein. Diese kritischere Einschätzung könnte unter anderem daran liegen, dass in den Gymnasien bislang nur wenige Wochenlektionen für das Fach Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verfügung standen und die Vermittlung in diesem Fach uneinheitlich war. An diesem Punkt setzt das Projekt «Gymnasium 2022” an, welches eine Erhöhung der Wochenlektionen vorsieht und den Unterricht in Informatik an den Gymnasien vereinheitlicht.

Die bessere Einschätzung der IT-Kenntnisse von Befragten mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil könnte einerseits auf die höhere Fächerdotation in Informations- und Kommunikationstechnologien in diesem Profil zurückgeführt werden. Andererseits könnten die grössere Affinität und das persönliche Interesse dieser Befragten an Themen rund um die Informatik die IT-Kompetenzen positiv beeinflussen.

Die unterschiedlichen Einschätzungen der personalen Kompetenzen und IT-Kenntnisse nach Geschlecht fallen erwartungsgemäss aus und entsprechen dem Stand der Forschung. So ist das fachliche Selbstkonzept von Frauen in MINT-Fächern häufig negativer als dasjenige von Männern bei gleichen fachlichen Leistungen. Dadurch schätzen Frauen ihre Kompetenzen in Fächern im MINT-Bereich kritischer ein als ihre Kollegen. Dies dürfte nicht zuletzt an den unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen von Mädchen und Jungen liegen.

Definition des Indikators

Die personalen Kompetenzen umfassen die Themen Selbst- und Eigenständigkeit, Reflexions- und Entscheidungsfähigkeit und Selbstvertrauen. Die sozialen Kompetenzen setzen sich aus Kooperations-, Konflikt-, Kommunikations- und Integrationsfähigkeit zusammen. Die methodischen Kompetenzen beinhalten Problemlösefähigkeit, zielgerichtetes Handeln, strukturiertes und vernetztes Denken sowie Arbeitsorganisation. Bei den IT-Kompetenzen handelt es sich um Einschätzungen der Kompetenzen im Umgang mit IT-Anwendungen wie Word, Excel und dem Internet.

Die überfachlichen Kompetenzen werden aus Sicht der Befragten auf einer Skala von «1 = sehr tief» bis «6 = sehr hoch» erfasst.

Lernen am Gymnasium

Bedeutung des Indikators

Gemäss dem Schweizerischen Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) haben Gymnasien den Schülerinnen und Schülern grundlegende Kenntnisse im Hinblick auf ein lebenslanges Lernen zu vermitteln (vgl. Art.5 MAR). Eine bedeutende Grundlage für das lebenslange Lernen stellt das selbst organisierte Lernen dar, welches die Fähigkeit umfasst, das eigene Lernen zu planen, zu steuern, zu regulieren und zu evaluieren.

Das aktive Gestalten des eigenen Lernprozesses und die Zuständigkeit für das eigene Lernen führen zu einer Steigerung der von den Schülerinnen und Schülern erlebten Autonomie und Mitbestimmung. Dies wiederum erhöht deren Motivation.

Beschreibung der Ergebnisse

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten geben an, dass sie sich in hohem Masse selbst für das eigene Lernen zuständig fühlen. Die übrigen Aussagen zum eigenen Lernen werden mit Werten zwischen 3.3 und 3.8 weniger positiv beurteilt, wobei es Unterschiede nach gewähltem Maturitätsprofil gibt (vgl. Abbildung 4). Ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit einem wirtschaftlich-rechtlichen oder einem neusprachlichen Profil geben jeweils von allen Befragten die tiefste Bewertung ab.

Mehrheitlich positiv wird der Beitrag der Schule zu verschiedenen Aspekten des selbständigen Lernens beurteilt (vgl. Abbildung 5). Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten haben aus ihrer Sicht gelernt, das Lerntempo und die Art zu lernen selber zu wählen, das eigene Lernen zu kontrollieren und selbstbestimmt über die Zusammenarbeit mit anderen zu entscheiden.

Am wenigsten gelernt haben die Befragten, Lernmaterialien selber auszusuchen und selber festzulegen, was man lernen möchte. Die entsprechenden Werte bewegen sich zwischen 3.3 und 3.6. Es zeigen sich leichte Unterschiede zwischen den Maturitätsprofilen, wobei wiederum ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit einem wirtschaftlich-rechtlichen oder einem neusprachlichen Profil tendenziell die tiefsten Einschätzungen abgeben. Befragte mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil hingegen geben fast immer die positivsten Bewertungen ab.

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Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar

Im Vergleich zu anderen Erhebungsinhalten der SEB fallen die Einschätzungen der ehemaligen Maturandinnen und Maturanden zur Zuständigkeit für das eigene Lernen und zur Fähigkeit zum selbständigen Lernen eher kritisch aus. Vor allem inhaltlich nehmen die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten hier wenig Gestaltungsspielraum wahr. So werden Fragen nach der Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen oder festzulegen, was man lernen will oder zu tun, was man selber tun möchte, mit Werten zwischen 3.3 bis 3.8 am tiefsten eingeschätzt.

Im Rahmen eines kantonalen Projekts «Selbst organisiertes Lernen (SOL) an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen» haben alle Zürcher Mittelschulen zwischen 2011 und 2012 SOL eingeführt. Ab 2013 wurde es an den Zürcher Mittelschulen im Regelbetrieb angeboten, wobei die konkrete Umsetzung je nach Schule unterschiedlich ausfällt. Ziel des Projekts war es, Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Mittelschulen dazu zu befähigen, Lernprozesse selber zu steuern und überfachliche Kompetenzen zu entwickeln. Damit wurde nicht zuletzt auf die Forderung in der Evaluation des Maturitätsanerkennungsreglements (EVAMAR-II) wie auch der Studie «Hochschulreife und Studierfähigkeit» nach einer gezielteren Förderung der Kompetenz zum selbständigen Lernen reagiert. Die vorliegenden Resultate deuten darauf hin, dass die SOL-Formate noch ausbaufähig sind.

Ein Studium stellt bereits im Regelbetrieb hohe Anforderungen an die Selbständigkeit und an die Planung des eigenen Lernens der Studierenden. Mit der Aufnahme eines Studiums während der Covid-19-Pandemie mit einem hohen Anteil an Online-Unterricht waren diese Fähigkeiten in einem noch höheren Mass gefordert.

Definition des Indikators

Die Befragten wurden betreffend Zuständigkeit für das eigene Lernen gebeten, verschiedene Aussagen auf einer Skala von «1 = trifft überhaupt nicht zu» bis «6 = trifft voll und ganz zu» zu bewerten. Diese Aussagen umfassten: Tun zu können, was man selber tun will, sich für das eigene Lernen zuständig fühlen, Mitbestimmen über die Organisation des Lerngeschehens sowie eigene Ideen zu verwirklichen.

Für die Einschätzung, in welchem Umfang die Fähigkeit zum selbständigen Lernen am Gymnasium gelernt wurde, mussten verschiedene Aspekte auf einer Skala von «1 = trifft überhaupt nicht zu» bis «6 = trifft voll und ganz zu» beurteilt werden. Gefragt wurde nach der Selbstkontrolle des Lernens, des Selbstbestimmens des Lerntempos und des Arbeitspartners, der selbständigen Wahl der Lernmethoden und -zugänge, der Lernmaterialien, der Lerninhalte und der Art zu lernen, nach der Reflexion über das Vorgehen beim Lernen, der eigenständigen Überprüfung des Lernerfolgs sowie dem Schaffen einer angenehmen und förderlichen Lernatmosphäre.

Beitrag der Schule zum digitalen Lernen

Bedeutung des Indikators

Digitale Geräte und Medien sind in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig. Dabei brauchen Heranwachsende viel Wissen und Know-How, damit sie sich sicher im digitalen Raum, den sozialen Medien und der Anonymität des Internets bewegen können. Zudem benötigen sie die Fähigkeit, Inhalte auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen sowie Gefahren zu identifizieren. Der Auftrag der Gymnasien geht über die Vermittlung von Fachinhalten hinaus und beinhaltet auch die Förderung der Persönlichkeit. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung vieler Bereiche des Lebens kommt der Schule eine wichtige Rolle bei der Vermittlung und Anwendung von digitalem Wissen zu.

Beschreibung der Ergebnisse

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bewerten den Beitrag ihrer Schule zu verschiedenen Aspekten des digitalen Lernens eher kritisch (vgl. Abbildung 6). Über die Nutzung digitaler Medien im Schulbereich (z.B. Nutzung für schulische Aufträge) haben sie mehr gelernt als über die Nutzung für private Zwecke oder über die technische Seite digitaler Tools. Die Einschätzungen unterscheiden sich nach Maturitätsprofil leicht, wobei sich kein klares Muster über die verschiedenen Aspekte hinweg zeigt.

Aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten werden digitale Medien am häufigsten dazu eingesetzt, den Unterricht interessanter zu gestalten (vgl. Abbildung 7). Seltener werden digitale Medien dazu genutzt, im Unterricht besser lernen zu können oder Dinge für die Schule effizienter zu erledigen. Die Einschätzungen unterscheiden sich je nach Maturitätsprofil: Die ehemaligen Maturandinnen und Maturanden mit einem musischen Profil schätzen den Einsatz digitaler Medien im Unterricht positiver ein als Befragte mit einem neusprachlichen Profil.

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Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar

Die Gymnasien tragen aus Sicht der Befragten mässig zum Ausbau ihrer digitalen Kompetenzen bei: Für schulische Zwecke wird der Beitrag positiver eingeschätzt als für private Zwecke. Verhältnismässig gering ist auch der Beitrag zu Kenntnissen der technischen Seite von Tools und zu Auswirkungen und Gefahren digitaler Medien.

Ebenfalls eher mässig beurteilen die Befragten die Nützlichkeit der digitalen Medien im Unterricht. Am ehesten werden digitale Medien eingesetzt, um den Unterricht interessanter zu gestalten. Eher kritischer hingegen wird der Einsatz digitaler Medien eingeschätzt, um Dinge effizienter für die Schule zu erledigen oder im Unterricht besser zu lernen. Im Vergleich zu anderen Befragungsinhalten der SEB fallen die Einschätzungen zum digitalen Lernen deshalb kritischer aus.

Die Digitalisierungsstrategie «Digitaler Wandel an den Schulen Sek II» des Kantons Zürich möchte die Vermittlung von digitalem Wissen mit einheitlicher IT-Infrastruktur, Support und Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte an den Mittelschulen stärken. Im Rahmen dieser Strategie integrieren Projekte wie «Bring Your Own Device» das digitale Lernen in den Unterricht. Damit digitale Medien Effekte auf das Lernen haben und einen Mehrwert für dieses etablieren können, reicht die Bereitstellung einer guten Infrastruktur oder die abwechslungsreichere Gestaltung des Unterrichts nicht. Digitale Medien müssen so im Unterricht eingesetzt werden, dass sie ein aktives, konstruktives und interaktives Lernen im Unterricht ermöglichen. Es ist dabei ein ganzheitliches Verständnis digitaler Medien vonnöten, insbesondere wenn es um die Identifikation von Gefahren und Auswirkungen digitaler Anwendungen geht. Hierzu sind nebst Anwenderkenntnisse auch Kenntnisse über die technische Seite dieser Anwendungen gefragt. Die nächsten Befragungen werden zeigen, inwiefern die Schülerinnen und Schüler von den im Rahmen der Digitalisierungsstrategie formulierten Massnahmen profitieren.

Definition des Indikators

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten schätzen den Beitrag der Schule zum digitalen Lernen in den folgenden Bereichen ein: Selbständige Nutzung, Nutzung für schulische Aufträge, Nutzung für private Zwecke, Kenntnis der Auswirkungen und Gefahren und Kenntnis der technischen Seite von Tools. Die Einschätzungen werden auf einer Skala von «1 = sehr wenig» bis «6 = sehr viel» gemessen.

Betreffend Einsatz digitaler Medien im Unterricht schätzen die Befragten auf einer Skala von «1 = trifft überhaupt nicht zu» bis «6 = trifft voll und ganz zu» ein, wie digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden. Es wird nach der interessanteren Gestaltung des Unterrichts, der effizienteren Erledigung von verschiedenen Dingen für die Schule sowie dem besseren Lernen im Unterricht gefragt.

Unterstützung bei der Studien- und Berufswahl durch die Schule

Bedeutung des Indikators

Die Wahl eines Studienfachs oder Berufs nach Abschluss der Matura ist anspruchsvoll. Das Angebot an Studienfächern und Berufsmöglichkeiten ist gross. Berufsbilder nach Studiumsabschluss sind oft wenig spezifisch und die Informationssuche gestaltet sich aufwändig und zeitintensiv. Die Voraussetzungen bezüglich Informationen und Unterstützung bei der Studienwahl unterscheiden sich je nach Elternhaus beträchtlich. Deshalb können die Gymnasien für einige Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Beitrag zur Studien- und Berufswahl leisten. Ein substantieller Teil der Studierenden wechselt das Studienfach oder bricht das Studium ab. Von der Wahl eines geeigneten Studiums profitieren deshalb nicht nur die Studierenden, sondern auch die Hochschulen, indem die passende Wahl die Zahl der Studienabbrüche senkt.

Beobachtete Entwicklung

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten schätzen die Unterstützung der Schule in Hinsicht auf die Studien-, Berufswahl- und Laufbahnberatung während ihrer Schulzeit mit Werten zwischen 3.3 und 3.9 mittelmässig ein (vgl. Abbildung 8). Die Einschätzungen unterscheiden sich je nach Maturitätsprofil: Während die Einschätzungen der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil seit 2015 steigen, bleiben diejenigen der Maturandinnen und Maturanden mit einem anderen Profil konstant oder nehmen ab.

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Abbildung 8: Unterstützung bei der Studien- und Berufswahl durch die Schule aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nach Profil (2015 bis 2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar zur beobachteten Entwicklung

Die bisherigen Standardisierten Ehemaligenbefragungen weisen darauf hin, dass sich die Schülerinnen und Schüler mässig von der Schule hinsichtlich ihr Studien- und Berufswahl unterstützt fühlen. Dieses Ergebnis hält sich trotz kantonalem Rahmenkonzept und den von den Schulen entwickelten Massnahmen.

Die positivere Einschätzung von Befragten mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil könnte mit der Erweiterung des Studienangebots zusammenhängen oder an den Förderprogrammen der ETH liegen, welche neu Schnupperwochen in der Wissenschaft für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten anbieten. Diese könnten als positives Beispiel für weitere Hochschulen dienen.

Definition des Indikators

Die Befragten schätzen auf einer Skala von «1 = trifft überhaupt nicht zu» bis «6 = trifft voll und ganz zu» ein, wie gut die Schule sie bei der Studienwahl bzw. Laufbahnplanung unterstützt hat.

Nützlichkeit der verschiedenen Angebote der Studien- und Berufswahl

Bedeutung des Indikators

Die bisherigen Standardisierten Ehemaligenbefragungen weisen auf Verbesserungspotential bei der Studien-, Berufswahl- und Laufbahnberatung an den Gymnasien hin. Die Unterstützungsangebote und Informationsmöglichkeiten für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind vielfältig. Ein Vergleich der verschiedenen Angebote und Informationsmöglichkeiten gibt Hinweise dafür, welche Bereiche besonders gefördert werden sollen. Die Verbesserung dieser Angebote kann die Wahl des passenden Studienfachs erleichtern und damit die Zahl an Studienabbrüchen reduzieren.

Beschreibung der Ergebnisse

Die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bewerten die verschiedenen Angebote und Informationsmöglichkeiten der Studien-, Berufswahl- und Laufbahnberatung als unterschiedlich hilfreich bzw. nutzen sie diese unterschiedlich stark (vgl. Abbildung 9). Konkrete Einblicke in Studien- und Berufsfelder wie die Hochschultage, Schnuppern im Beruf und Gespräche mit Berufsleuten halfen den Befragten bei der Studienwahl mehr als die verfügbaren Informations- und Arbeitsmittel. Die Unterstützung durch die Schule schätzen die Befragten mit Werten zwischen 3.3 und 3.7 im Vergleich mit den anderen Angeboten eher kritisch ein.

Die Einschätzungen unterscheiden sich nach Profil: Ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil bewerten die Unterstützung der Schule und die Informationsmittel höher als ihre Kolleginnen und Kollegen mit einem anderen Profil. Zudem geben sie an, ihre Studien- und Berufsmöglichkeiten besser zu kennen. Befragte mit einem altsprachlichen Profil profitieren mehr vom direkten Kontakt wie persönlichen Gesprächen und Schnuppern als ihre Kolleginnen und Kollegen mit anderen Profilen.

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Abbildung 9: Nützlichkeit verschiedener Aspekte bei der Studien- und Berufswahl aus Sicht der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nach Profil (2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Kommentar

Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, sich über Studienfächer und Berufe zu informieren, sind für die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten unterschiedlich hilfreich bzw. werden unterschiedlich stark genutzt. Konkrete Einblicke in die Studiums- und Berufswelt wie ein Besuch der Hochschulen und der persönliche Kontakt helfen bei der Entscheidungsfindung mehr als zur Verfügung stehende Informations- und Arbeitsmittel. Dies legt nahe, dass die Schulen diese Aktivitäten besonders in den Fokus nehmen sollten.

Befragte mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichem Profil scheinen ihre Studien- und Berufsmöglichkeiten besser zu kennen als ihre Kolleginnen und Kollegen mit einem anderen Profil. Dies könnte daran liegen, dass dieses Profil rein thematisch viel direkter mit entsprechenden Studiengängen verlinkt ist. Zudem sind es mit der Universität Zürich und der ETH Zürich auch gleich zwei universitäre Hochschulen im Raum Zürich, die an den entsprechenden Maturandinnen und Maturanden interessiert sind und mit entsprechenden Angebote für Studieninteressierte aufwarten.

Definition des Indikators

Verschiedene Angebote der Studien-, Berufswahl- und Laufbahnberatung werden auf einer Skala von «1 = trifft überhaupt nicht zu» bis «6 = trifft voll und ganz zu» eingeschätzt. Dabei unterscheidet sich die Bewertungsdimension in »hilfreich”, »bekannt”, »genutzt” oder »unterstützt”. So lauten zwei Items folgendermassen: »Aus heutiger Sicht hat mich meine Schule gut bei der Studienwahl bzw. Laufbahnplanung unterstützt.” und »Schnuppern (in Vorlesungen oder im Beruf) war für mich bei meiner Studien- und Berufswahl hilfreich.” Die weiteren Items umfassen schulexterne Unterstützungsangebote, persönliche Gespräche, Informations- und Arbeitsmittel, Bekanntheit der relevanten Studienmöglichkeiten und Hochschulbesuchstage.

Daten und Methodik

Datenquelle

Die Standardisierte Ehemaligenbefragung befragt seit dem Jahr 2000 im Abstand von drei Jahren die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen zwei Jahre nach ihrem Abschluss. Im Kanton Zürich nehmen alle öffentlichen Mittelschulen (inklusive kantonale Maturitätsschule für Erwachsene) an der Befragung teil. Nebst den gymnasialen Maturitätsschulen haben sich auch die Fachmittelschulen (FMS) sowie die Handels- und Informatikmittelschulen (HMS/IMS) an der Erhebung beteiligt. Themen der Befragung sind die Zufriedenheit mit der Ausbildung am Gymnasium, der Ausbildungsstand und der weitere Ausbildungsverlauf nach dem Abschluss.

Die Befragung 2021 wurde durch das Institut für Externe Schulevaluation auf der Sekundarstufe II (IFES, heute ZEM CES) in 18 Kantonen sowie in Liechtenstein durchgeführt. Jede Schule erhielt einen Bericht, welcher die Schulergebnisse mit dem Kantonsdurchschnitt und mit dem Durchschnitt aller teilnehmenden Schulen vergleicht. Die Befragung dient primär der Schulentwicklung.

Grundgesamtheit und Stichprobe

Im Jahr 2019 haben 2’788 Personen im Kanton Zürich eine gymnasiale Maturität erworben. 1’127 von ihnen haben sich im Jahr 2021 an der vorliegenden Befragung beteiligt, was einer Teilnahmequote von 40 Prozent entspricht. Im Vergleich zu früheren Jahren fällt diese Quote eher tief aus (2018: 45%, 2015: 39%, 2009: 57%), ist aber ähnlich hoch wie die Teilnahmequote in den anderen Kantonen (42 Prozent).

In den vorliegenden Analysen werden nur die Antworten derjenigen 1’069 Schülerinnen und Schüler berücksichtigt, die ihre Maturität an einer öffentlichen Mittelschule erworben haben. Bei 19 Personen fehlt die Angabe zum Maturitätsprofil, weshalb sie von den Analysen ausgeschlossen wurden.

Von den 1’050 Befragten waren 58 Prozent Frauen und 42 Prozent Männer. Mit 43 Prozent war das neusprachliche Profil das am häufigsten besuchte Profil gefolgt vom mathematisch-naturwissenschaftlichen und vom wirtschaftlich-rechtlichen Profil. Frauen waren in den folgenden Profilen in der Überzahl: musisches Profil (75 Prozent), neusprachliches Profil (70 Prozent) und altsprachliches Profil (57 Prozent). Die Männer waren hingegen im mathematisch-Naturwissenschaftlichen Profil (59 Prozent) und dem wirtschaftlich-rechtlichem Profil (55 Prozent) in der Überzahl.

Bruch der Zeitreihe

Mit der Maturitätsreform 1995 wurden die «Maturitätstypen”, welche einen bestimmten Fächerkanon umfassten, abgeschafft. Neu konnten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer wählen. Entsprechend änderte sich die Zuteilung der Befragten zu einem Profil: Wurden bis im Jahr 2003 die Befragten nach Profil gruppiert, erfolgt ab 2006 die Zuteilung über das gewählte Schwerpunktfach. Der Unterschied in der Verteilung der Profile zwischen 2003 und 2006 dürfte zu einem grossen Teil dieser Neuerung geschuldet sein (vgl. Abbildung 10).

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Abbildung 10: Anteil der gewählten Profile der ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten (2000 bis 2021)

Datenquelle: Bildungsplanung Kanton Zürich, Standardisierte Ehemaligenbefragung, Datenstand: 21.11.2023

Der dargestellte Zeitraum unterscheidet sich zwischen den Indikatoren, weil die verschiedenen Themen über die Jahre nicht oder nicht identisch erfasst wurden. Aufgrund sehr umfangreicher methodischer Änderungen mussten die Ergebnisse aus dem Jahr 2012 gänzlich aus den vorliegenden Analysen ausgeschlossen werden.

Periodizität

alle drei Jahre

Nächste Aktualisierung

Frühjahr 2025
 

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