Pilotprojekt klimaangepasstes Bauen

Blick auf zukünftigen Zhwatt-Platz

Im Norden von Regensdorf entsteht mit «Zwhatt» ein neues Stadtquartier mit Wohnungen und Dienstleistungsbetrieben. «Zwhatt» zeigt als Pilotprojekt wie dem Thema Überhitzung mit gezielter Planung und hitzemindernden Massnahmen begegnet werden kann.

«Bahnhof Nord» Regensdorf 

Das Entwicklungsgebiet «Bahnhof Nord» in der Gemeinde Regensdorf umfasst 21 Hektaren. Ziel der Gemeinde Regensdorf ist ein dichtes Mischgebiet für rund 6'500 Einwohnerinnen und Einwohner sowie Arbeitsplätze mit urbaner Qualität.

Zwhatt Bahnhof Nord
Gelb umrandet das Entwicklungsgebiet «Bahnhof Nord» in der Gemeinde Regensdorf ZH. Grün markiert das Areal «Zwhatt». Quelle: maps.zh.ch

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Bereits heute ist das Gebiet «Bahnhof Nord» gemäss Klimakarten des Kantons Zürich einer sehr starken Wärmebelastung ausgesetzt, dies vor allem am Tag. Gleichzeitig ist es schlecht durchlüftet. Lokale Massnahmen zur Hitzeminderung sind nötig und wichtig.

Der Prozess begann 2008 mit einer städtebaulichen Testplanung, die vom Gemeinderat Regensdorf zu einem Konzept weiterbearbeitet wurde. Basis für den folgenden, kooperativen Planungsprozess bildet der Entwicklungsvertrag mit den Grundeigentümerinnen und -eigentümern. Das federführende Kernteam des Planungsprozesses besteht aus der Gemeinde, den Planenden und denjenigen Grundeigentümerinnen und -eigentümern mit unmittelbaren Entwicklungsabsichten. Die operationelle Führung liegt bei einem für die Moderation beauftragten Planungsbüro. Die Abmachungen zwischen den Grundeigentümerinnen oder -eigentümern und der Gemeinde werden jeweils schriftlich festgehalten (Grundbuch oder Verträge).

Planungsprozess Zwhatt
Planungsprozess. Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, AWEL, Abteilung Luft, Klima und Strahlung

  • Zentrales Element im neuen Stadtteil «Bahnhof Nord» wird die Furttalpromenade. Sie wird durchgrünt mit grosskronigen, standortgerechten Bäumen, auch Elemente mit Wasser sind vorgesehen. Die Promenade bildet einen öffentlichen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität und eine Längsachse für den Fuss- und Veloverkehr.
  • Für das Areal «Bahnhof Nord» werden 30 Prozent des Planungsperimeters als Freiflächen vorgesehen, diese sind zu begrünen und sollen der Versickerung und Retention dienen.
  • Flachdächer sollen begrünt werden und öffentlich zugänglich sein.
  • Die Unterbauung wird eingeschränkt sowie eine Erdüberdeckung von idealerweise 1,5 Meter für Baumpflanzungen vorgegeben.
Furttalpromenade  im Gebiet Zwhatt
Die Furttalpromenade (Längsachse in der Mitte). Aussenräumliches Konzept, zusammenfassende Visualisierung. Quelle: Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Februar 2017

Wir wollen, dass die Leute gerne hier wohnen. Wir haben eine dichte Überbauung und Hochhäuser, aber das ermöglicht Flächen mit hoher Qualität im Aussenraum.»

Gemeindepräsident Regensdorf
Max Walter, Gemeindepräsident Regensdorf Quelle: AWEL
Gemeindepräsident Regensdorf

«Wir wollen, dass die Leute gerne hier wohnen. Wir haben eine dichte Überbauung und Hochhäuser, aber das ermöglicht Flächen mit hoher Qualität im Aussenraum.»

Max Walter, Gemeinderat Regensdorf

«Zwhatt» geht voran 

«Zwhatt» wird als eines der ersten Areale im Entwicklungsgebiet «Bahnhof Nord» transformiert. Das Projekt weist in Bezug auf die lokalklimatische Wirkung Vorbildcharakter auf. Es ist Teil des Pilotprogramms «Anpassung an  den Klimawandel» und wird im Rahmen des Projekts «Lokalklimaangepasste Gestaltung privater Bauvorhaben und Arealentwicklungen» durch das Bundesamt für Raumentwicklung unterstützt und durch den Kanton Zürich - Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - bis zur Baureife begleitet.

Luftbild Projekt «Zwhatt»
Projekt «Zwhatt»: rot umrandet: Visualisierung, Luftbild Etappe 1, Projektzwischenstand 2020; gelb umrandet: Ist-Zustand Etappe 2. Quelle: YOS Visualisierungen, Zürich/Tokyo

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«Zwhatt» im Überblick
«Zwhatt» im Überblick Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, AWEL, Abteilung Luft, Klima und Strahlung

Jahr Planungsschritt
2015-2018 Gestaltungsplan «Gretag»
Es werden hohe Qualitätsansprüche an den Aussenraum gesetzt.
2018 Qualitatives Verfahren «Charrette»
Spielräume im Gestaltungsplan werden zugunsten einer klimaangepassten Siedlungsentwicklung genutzt.
ab 2019 Studienaufträge
2020 Vorprojekt
Initiiert durch das Pilotprojekt klimaangepasste Arealentwicklung werden klimarelevante Massnahmen optimiert. 
2020 Baueingaben (1. Etappe: Baufelder H1 und G)
2022 Baubewilligung (1. Etappe)
ab 2022 Bauphase (1. Etappe)
  In einer zweiten Etappe folgen voraussichtlich bis 2030 die Baufelder F und allenfalls H2
Das Areal «Zwhatt» 2020
Das Areal «Zwhatt» 2020. Quelle: Pensimo Management AG, Drohnenfoto: air-view®

Mit der Entwicklung von «Zwhatt» reagieren die Investoren auf die Herausforderungen der globalen Klimakrise. In «Zwhatt» soll künftig autoarmes Wohnen möglich sein. Ziel ist ein ÖV-Anteil von 60 Prozent. Auf dem Gelände entstehen rund 1'700 Veloabstellplätze und eine Mobilitätsstation mit Sharing-Angeboten. Die Eigenerzeugung von Strom erfolgt durch Photovoltaikanlagen (PV) auf den Dächern und teilweise auch an den Fassaden der Gebäude. Das Grundwasser wird zur Wärme- und Kälteerzeugung genutzt. So können insgesamt rund 64 Prozent des Gesamtenergiebedarfs vor Ort und erneuerbar produziert werden.

Versorgung mit erneuerbarer Energie
«Zwhatt» kann sich zu 39 Prozent selbst mit Strom versorgen. Im Winter wird mit Hilfe einer Wärmepumpe Wärme aus dem Grundwasser zum Heizen entzogen. Im Sommer dient das Grundwasser dem Kühlen (freecooling). Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, AWEL, Abteilung Luft, Klima und Strahlung
Birgit Hattenkofer, Pensimo Management AG

«Ich bin überzeugt: Die Investition in die Hitzeminderung lohnt sich mehrfach. Zufriedene Mieterinnen und mehr Lebensqualität sind unser Beitrag für eine nachhaltige Zukunft.»

Birgit Hattenkofer, Pensimo Management AG

Massnahmen Hitzeminderung «Zwhatt»

Trotz steigender Temperaturen soll in «Zwhatt» über alle Jahreszeiten eine hochwertige Raum- und Aufenthaltsqualität geschaffen werden. In «Zwhatt» kommen beinahe alle vom Kanton Zürich beschriebenen Massnahmen gegen Hitze zur Anwendung.

Schattenwurf durch Gebäude
Die dichte Gebäudestellung im nördlichen Baufeld sorgt für Schattenwurf. Visualisierung: Gasse zwischen Gewerbehaus und Querbau, Projektzwischenstand 2020. Quelle: YOS Visualisierungen, Zürich/Tokyo

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Massnahmen bei der Arealentwicklung
Skizze möglicher Massnahmen bei der Arealentwicklung. Quelle: Lorenz Eugster

01 Kaltluftzirkulation sicherstellen 

  • Die Furttalpromenade, als zentrales Element der Planung «Bahnhof Nord» sichert als Grün- und Freiraum den Kaltluftabfluss.
  • Auf geschlossene Hofvolumen wird verzichtet.

02 Unterbauung von Freiflächen reduzieren

  • Die Furttalpromenade und die Baufeldvorzonen dürfen nicht unterbaut werden.
  • Der südliche Teil des Areals ist so weit wie möglich nicht unterbaut.
  • Bei Baumpflanzungen auf unterbauten Flächen ist ein Substrataufbau von 1 bis 1.5 Metern gewährleistet, welcher zum Teil mit Stützmauern sichergestellt wird (siehe Skizze).

03 und 04 Fassaden und Freiräume beschatten

  • Die Stellung der Gebäude und die Bepflanzung wird auf Studien und Diagrammen zum Schattenwurf abgestützt. Die Folge sind Baumreihen an den Süd- und West-Fassaden sowie eine dichte Gebäudestellung im nördlichen Baufeld.

Massnahmen am Gebäude
Skizze möglicher Massnahmen am Gebäude. Quelle: Lorenz Eugster

05 Dächer begrünen

  • Das Dach des Pavillons wird intensiv begrünt.
  • Die restlichen Dächer werden extensiv begrünt, in Kombination mit PV-Modulen.

06 Dächer klimaangepasst konstruieren und gestalten

  • PV-Module werfen Schatten und führen Wärmeenergie ab, was die Oberflächentemperatur von Dächern an Sonnentagen massgeblich reduziert.

07 Fassaden begrünen

  • Die Säulen am Querbau, die Süd-Fassaden des Längsbaus und des südlichen Hochhauses werden mit Kletterpflanzen bodengebunden begrünt.
  • Eine grossflächige Fassadenbegrünung war mit den Brandschutzvorschriften nicht zu vereinbaren.

08 Fassaden klimaangepasst konstruieren und gestalten

  • Fassaden werden grundsätzlich in heller Farbe ausgestaltet und wo sinnvoll grossflächig mit Solarpanelen bestückt.

Massnahmen im Aussenraum
Skizze möglicher Massnahmen im Aussenraum. Quelle: Lorenz Eugster

10 Gebäudewärme abführen

  • Für die Kühlung der Gebäude wird das Grundwasser genutzt.

11 Grünflächen planen und gestalten

  • Die Grünflächen gliedern sich in begrünte Baufeld-Vorzonen mit Staudenpflanzungen, Nutzrasen, Schotterrasen mit Ruderalvegetation, begrünte Baumscheiben und Blumenwiesen.

12 Begehbare und befahrbare Oberflächen entsiegeln

  • Es kommt ein hoher Anteil an Chaussierung und unverfugten Natursteinbelägen zur Anwendung.

13 Wärmespeicherung von Oberflächen reduzieren

  • Die Oberflächen von Gebäuden sind in hellen Tönen oder in dem für das Areal charakteristischen rot der Blutbuche gehalten.
  • Die Reflexionsfähigkeit der begehbaren oder befahrbaren Flächen erhöht sich durch den Verzicht auf versiegelte Beläge.

14 Grosskronige Bäume erhalten und pflanzen

  • In «Zwhatt» werden grosskronige und standortgerechte Baumarten gepflanzt.
  • Im Bereich der Stichstrassen werden grossteils vier statt der üblichen zwei Baumreihen gepflanzt.

15 Beschattungselemente vorsehen

  • Als schattenspendende architektonische Elemente wurden Arkaden, eine Loggia und Durchgänge sowie eine berankte Pergola mit Laubengang eingeplant.

Massnahmen im Aussenraum mit Wasser
Skizze möglicher Massnahmen im Aussenraum mit Wasser. Quelle: Lorenz Eugster

16 Innovative Bewässerungslösungen umsetzen

  • Wasser ist ein entscheidendes Element für die Gestaltung der Furttalpromenade.
  • Auf dem Quartierplatz wird der Abfluss eines Wasserspiels sowie das Meteorwasser für die Bewässerung der Bäume genutzt.

17 Regenwassermanagement planen

  • Das unverschmutzte Regenwasser von «Zwhatt» wird vor Ort der Versickerung zugeführt. Der Wasserkreislauf ist soweit möglich geschlossen.

18 Wasser erlebbar machen

  • Ein Wasserspiel, Duschen im Freiraum, Brunnen, offene Steinrinnen für das Regenwasser machen Wasser auf dem ganzen Areal erlebbar.
Lorenz Eugster

«Wir schaffen eine Differenzierung von Mikroklimata. Verschiedene Raumqualitäten sollen sich in enger Abfolge abwechseln – wie Gebäudeschatten, Arkadien, Wasserelemente oder Bäume.»

Lorenz Eugster, Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Reflexion der bisherigen Planung

Mit allen Beteiligten von Seiten Gemeinde, Planungsbüro für Landschaftsarchitektur, Pensimo Management AG und Bundesamt für Raumentwicklung wurden Interviews geführt und daraus die wichtigsten Aussagen zur bisherigen Planung zusammengefasst.

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

  • Die Bauherrschaft ist motiviert, sie will einen langfristig qualitativ hochstehenden Aussenraum mit Massnahmen.
  • Forderungen nach hitzemindernden Massnamen müssen ganz am Anfang des Planungsprozesses offengelegt werden.
  • Fachleute zur Klimaanpassung müssen bei der Beurteilung der Planung miteinbezogen werden (z.B. Jury).
  • Es ist optimal, wenn eine weitgehende Unterbauung eines Grundstückes vermieden werden kann.
  • Es ist zentral, qualifizierte Landschaftsarchitekten und Architektinnen zu beauftragen.

  • Die Entwicklung eines qualitativ hochstehenden Aussenraumes, der auch lokalklimatischen Anforderungen Rechnung trägt, erfordert einen sehr hohen Koordinationsaufwand.
  • Es mangelt an qualifizierten Fachleuten zum Thema Klimaanpassung.
  • Der Konflikt Lärmschutz versus Durchlüftung endet meist zu Gunsten des Lärmschutzes, da dort Grenzwerte bestehen.
  • Vorschriften behindern die Pflanzung von Bäumen zwischen Hausfassade und Strassenraum.

  • Für langfristige Arealentwicklungen ist eine Mischung von öffentlich und privatrechtlichen Instrumenten effizienter als ein rein öffentlich-rechtliches Vorgehen. Die damit einhergehenden Unsicherheiten müssen jedoch gut kommuniziert werden.
  • Die Ansprechpartner auf allen Ebenen sollten sich kennen und sich regelmässig austauschen.
  • Es gibt städtebauliche oder architektonische Details, die man früh entscheiden muss, andere wie Fassadenbegrünung oder Bepflanzung können in jeder Projektphase wieder selbstkritisch hinterfragt werden.
Melanie Gicquel

«Wir hoffen, dass das Projekt Multiplikator-Effekt hat und weitere private Bauherren eine klimaangepasste Arealentwicklung angehen und dies der neue «State of the art» wird.»

Melanie Gicquel, Bundesamt für Raumentwicklung
Logo Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel
Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - Sektion Klima und Mobilität

Adresse

Stampfenbachstrasse 12
8090 Zürich
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