Überbauungen müssen so geplant werden, dass keine Hitzeinseln entstehen. Das Motto heisst: «Mehr Grün und Blau statt Grau». Die klimaangepasste Siedlung von morgen weist viele Bäume und Grünflächen auf und ist mit Wasser durchsetzt.
Massnahmen bei der Arealentwicklung
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Je nach Topografie und Bodenbedeckung entstehen in Sommernächten Kaltluftströme. Werden Gebäude optimal angeordnet und dimensioniert oder variieren die Höhen der Bauten, so kann die Durchlüftung des Siedlungsgebietes verbessert werden.
Wirkung
Wenn die Gebäude parallel zur Windströmung stehen, bilden sie keinen Riegel und die Kaltluft strömt in den Siedlungsraum ein. Die nächtliche Abkühlung kann so markant gesteigert werden.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Kaltluftsituation analysieren und berücksichtigen
- Gebäude parallel zum Kaltluftstrom ausrichten
- Wenn Gebäude quer zum Kaltluftstrom nicht vermeidbar sind: Variationen in der Gebäudehöhe oder Öffnungen an den Gebäuden vorsehen
- Grünräume zwischen den Gebäuden planen
Voraussetzungen
- Vorhandene Kaltluftströmungen
- Städtebauliche Spielräume zur Optimierung der Gebäudestellung
Kosten
Keine direkten Kosten
Zielkonflikte
- Lärmschutz kann riegelartige Bebauung erfordern. Dann sind kreative, städtebauliche oder architektonische Lösungen gefragt (z.B. Höhenstaffelung der Gebäude)
- Nachverdichtung und Innenentwicklung kann schwierig werden
Empfehlung
Wo am Siedlungsrand Kaltluftachsen oder flächenhafte Kaltluftströmungen vorhanden sind, sollten frühzeitig umfassende Überlegungen zum Erhalt der Durchlüftung getroffen werden.
Freiflächen über Tiefgaragen können zwar begrünt werden, sie bieten aber zu wenig Wurzelraum für grosskronige Bäume. Daher sollte der Aussenraum nicht vollständig unterbaut werden.
Wirkung
Grosskronige und alterungsfähige Bäume sind sehr klimawirksam (vgl. Massnahme 14). Bäume können nur gepflanzt werden und ihre wirkungsvolle Grösse erreichen, wenn sie genügend Platz und Wurzelraum haben.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Planung von Unterbauten mit der Planung grosskroniger Bäume koordinieren
- Wenn möglich, Untergeschosse auf die Begrenzungslinien der Gebäude reduzieren
- Standorte, wo Bäume gepflanzt werden, nicht unterbauen
- Andernfalls eine ausreichende Bodenschicht vorsehen, um dennoch kleinere Bäume zu ermöglichen
Voraussetzung
- Spielraum zur Reduktion der Unterbauung ist vorhanden
Kosten
Keine direkten Kosten. Reduktion der Baukosten, wenn das unterirdische Gebäudevolumen sinkt. Wird stattdessen in die Tiefe gebaut (z.B. zweistöckige Tiefgarage), können die Baukosten deutlich steigen.
Zielkonflikte
- Bestehende Regelungen betreffend Anzahl Pflichtparkplätze
- Verlagerung von Parkplätzen in den öffentlichen Raum und in den Freiraum
- Grundwasserschutz bei tieferer Unterbauung
Empfehlungen
- Grosskronige Bäume unbedingt einplanen, da ihre Wirkung langfristig kaum zu überbieten ist
- Die Reduktion der Parkplätze kombiniert mit einem Mobilitätskonzept bietet Chancen für eine nachhaltige Siedung
Sommerliche Sonneneinstrahlung erhöht die Temperatur der Fassade und erwärmt das Gebäudeinnere. Einen starken Effekt haben Glasflächen. Durch eine optimale Stellung der Gebäude zueinander oder durch grosskronige Bäume können Fassaden beschattet werden.
Wirkung
Durch die Beschattung wird die direkte Sonneneinstrahlung reduziert, wodurch weniger Wärme ins Gebäude eindringt. Die Umgebungsluft im Aussenraum bleibt kühler, weil das Gebäude weniger Wärme abstrahlt. Laubbäume haben gegenüber der Beschattung durch Gebäude den Vorteil, dass sie im Winter die Blätter verlieren und die Gebäude in der kalten Jahreszeit besonnt werden.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Analyse bezüglich Tageslichteinfall und Schattenwurf beauftragen
- Gebäudestellung zueinander optimieren
- Im Vordergrund stehen nach Süden und Westen ausgerichtete Fassaden
- Grosskronige Bäume vor sonnenexponierten Fassaden vorsehen
Voraussetzungen
- Für Baumpflanzungen muss die Umgebung des Gebäudes eine ausreichende Bodendicke aufweisen (vgl. Massnahme 2)
- Die Beschattung der Fassaden muss sich ins Ortsbild einfügen
Kosten
Allenfalls Zusatzkosten für Bepflanzung und Baumpflege
Zielkonflikte
- Passive Solargewinne im Winter (Aufheizen der Gebäudehülle durch Sonneneinstrahlung) werden reduziert
- Tageslichtnutzung und Besonnung sind eingeschränkt
- Brandschutz bei enger Bebauung
- Erschliessung und Verkehrsführung bei enger Bebauung
- Nutzung der Fassaden zur Energiegewinnung mittels Photovoltaik
Empfehlung
Eine Beschattung von Fassaden durch Laubbäume ist zu empfehlen, sofern kein Konflikt mit einer solaren Nutzung der Fassade entsteht.
Mit einer optimalen Ausrichtung der Gebäude oder durch architektonische Elemente kann der gebäudenahe Freiraum beschattet werden. Solche Freiräume haben an heissen Tagen eine höhere Aufenthaltsqualität.
Wirkung
Weniger Sonneneinstrahlung reduziert das Speichern von Wärme im Boden. Dadurch wird weniger Wärme an die Umgebung abgegeben.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Analyse bezüglich Tageslichteinfall und Schattenwurf beauftragen
- Gebäudestellung so optimieren, dass ein abwechslungsreiches Ensemble aus besonnten und beschatteten Flächen entsteht
- An Orten mit Publikumsverkehr und Drittnutzungen bauliche Schattenelemente vorsehen, z.B. Arkaden. (vgl. Massnahme 15)
Voraussetzung
- Das Areal lässt die entsprechende Ausrichtung von Gebäuden zu
Kosten
Abhängig vom architektonischen Konzept
Zielkonflikte
- Ganzjährig beschattete Freiräume sind in den kühleren Jahreszeiten nicht attraktiv
- Städtebauliche Ziele können einer bestimmten Gebäudeausrichtung entgegenstehen
- Brandschutz bei enger Bebauung
- Erschliessung und Verkehrsführung bei enger Bebauung
Empfehlung
Die Möglichkeiten durch Gebäudestellung frühzeitig im Planungsprozess berücksichtigen, aber keinesfalls den Bedarf an besonnten Freiflächen vernachlässigen.
Massnahmen am Gebäude
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Flachdächer oder flach geneigte Dächer werden begrünt. Die Bepflanzung kann von niederwüchsigen Moosen und Gräsern (extensive Begrünung) bis hin zu Sträuchern und Bäumen (intensive Begrünung) gewählt werden. Extensive Dachbegrünungen auf Flachdächern sind in vielen Gemeinden bereits vorgeschrieben.
Wirkung
Begrünte Dächer reduzieren die Aufnahme und Abgabe von Wärme. Sie speichern Niederschlagswasser, welches bei der Verdunstung kühlend wirkt. Zudem fördern sie die Biodiversität. Am Tag beträgt die Temperaturreduktion je nach Ausführung 0.8 bis 6.6 °C, in der Nacht sind es 0.8 bis 1.4 °C.
Was tun?
- Frühzeitig Voraussetzungen mit Fachleuten klären (Dachplanung, Landschaftsarchitektur)
- Brandschutzfragen klären: Frühzeitig mit der Gebäudeversicherung Kontakt aufnehmen
- Intensive Begrünung: Ausreichende Substratdicke einplanen und Voraussetzungen betreffend Gebäudestatik und Bewässerung klären
- Bei der Planung auf vielseitige Lebensräume achten, z.B. Sandlinsen, Totholz und Gewässer
- Möglichst Pflanzenset mit kontinuierlichem Blütenangebot und geeignetes Substrat wählen
Voraussetzungen
- Dachneigung flacher als 30° bis 35°
- Ausreichende Statik von Dach und Haus (gilt v.a. für intensive Dachbegrünungen mit Wasserspeicherung)
Kosten
- Extensive Dachbegrünung:
Erstellung: CHF 32.- bis CHF 50.- pro Quadratmeter
Unterhalt: CHF 1.40.- pro Quadratmeter und Jahr
- Intensive Dachbegrünung:
Abhängig von der vorgesehenen Lösung
Zielkonflikte
- Unterhaltsaufwand ist tendenziell höher
- Gleichzeitige Nutzung der Dachfläche für Solarenergie ist möglich, muss aber koordiniert werden (v.a. bei intensiver Begrünung). Der kühlende Effekt erhöht die Effizienz von Solarmodulen
- Anforderungen an die Statik bei intensiver Dachbegrünung steigern den Ressourcenverbrauch für die Konstruktion (u. a. graue Energie)
Empfehlungen
- Intensive Dachbegrünung mit einer möglichst starken Substratdicke
- Begrünung mit Solarmodulen kombinieren
- Grünräume für die Bevölkerung zugänglich machen
Material, Farbe und Neigung eines Daches bestimmen, wie viel Wärme ein Dach aufnimmt. Es gilt, Dächer so zu konstruieren, dass die Sonneneinstrahlung möglichst gut reflektiert wird oder ein Teil der Dachfläche beschattet ist.
Wirkung
Helle Farben und Materialien reflektieren das Licht (hoher Albedo) und nehmen wenig Wärme auf. Die Oberflächentemperatur auf dem Dach ist tiefer und damit verringert sich die Wärmeabgabe in den Innen- und an den Aussenraum.
Was tun?
- Gebäudeteile so anordnen, dass die Dachfläche z.T. beschattet wird
- Materialien und Farben mit hohem Reflexionsgrad (Albedo) und niedriger Wärmekapazität verwenden
- Solarmodule einplanen, sie führen entstehende Wärme ab
Voraussetzung
Ausrichtung des Gebäudes, Dachneigung und Materialwahl fügen sich ins Ortsbild ein.
Kosten
Keine bzw. kaum Mehrkosten in der Erstellung
Zielkonflikte
- Blendung durch Mehrfachreflexion bei hohem Albedowert möglich
- Möglicher Konflikt mit dem Ortsbild- und Denkmalschutz durch spezifische Dachmaterialien
- Das Gebäude wird im Winter weniger erwärmt
Empfehlungen
- Dächer, wo immer möglich begrünen (vgl. Massnahme 05)
- Ansonsten klimatisch vorteilhafte Materialien verwenden
Fassaden können mit Pflanzen begrünt werden. Die Pflanzen wurzeln entweder im Boden und klettern entlang der Fassade in die Höhe (bodengebunden) oder es werden an der Fassade Pflanzengefässe mit Substrat angebracht (wandgebunden). Eine wandgebundene Begrünung benötigt ein Bewässerungssystem.
Wirkung
Die Pflanzen beschatten die Fassade und reduzieren die Wärmeabgabe ins Innere des Gebäudes. Unmittelbar angrenzend an begrünte Fassaden kann im Aussenraum die gefühlte Temperatur (PET) im Durchschnitt um 4,8°C gesenkt werden.
Was tun?
- Frühzeitig Voraussetzungen mit Fachleuten klären (Fassadenplanung, Landschaftsarchitektur)
- Brandschutzfragen klären: Frühzeitig mit der Gebäudeversicherung Kontakt aufnehmen
- Bodengebundene Begrünung: Ausreichend Wurzelraum am Wandfuss und an der Fassade ein Klettergerüst vorsehen
- Wandgebundene Begrünung: Voraussetzungen betreffend Gebäudestatik klären und eine Bewässerungslösung planen
- Keine invasiven oder potenziell invasiven Arten verwenden
- Wenn möglich, zusätzliche Nisthilfen für Vogelarten vorsehen
Voraussetzungen
- Statik der Fassade ist geeignet
- Bodenqualität bzw. klimatische Bedingungen erlauben eine Begrünung
- Fassadenbegrünung fügt sich ins Ortsbild ein
Kosten
Hängt von der Konstruktion, der Auswahl der Pflanzen, den Bewässerungsanforderungen und der Art der Begrünung ab.
- Bodengebundene Begrünung: ca. CHF 250.- bis CHF 600.- pro Quadratmeter
- Wandgebundene Begrünung: ca. CHF 700.- bis CHF 2'000.- pro Quadratmeter
Im Unterhalt sind bodengebundene Begrünungen pflegeleichter und günstiger.
Zielkonflikte
- Hoher Unterhaltsaufwand bei wandgebundener Begrünung
- Möglicher Konflikt mit dem Ortsbild- und Denkmalschutz oder dem Brandschutz
- Gleichzeitige, solare Nutzung der Fassade ist kaum möglich
- Hoher Aufwand für Konstruktion bei wandgebundener Fassadenbegrünung und hoher Ressourcenverbrauch (graue Energie)
Empfehlung
Wenn immer möglich, ist eine bodengebundene Begrünung vorzusehen. Sie ist bezüglich Konstruktionsaufwand, Unterhalt, Brandschutz und Wassermanagement der wandgebundenen Begrünung deutlich überlegen.
Muss eine Bewässerung installiert werden, soll diese möglichst mit Regenwasser sichergestellt werden.
Es gilt die direkte Sonneneinstrahlung ins Innere des Gebäudes und die Wärmeabstrahlung an den Aussenraum zu reduzieren. Dies gelingt durch Sonnenschutzelemente, Wärmedämmung und einer optimierten Fassadenoberfläche. Fassaden können auch zur Energieerzeugung mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet werden.
Wirkung
Ein aussenliegender Sonnenschutz reduziert die Erwärmung im Gebäudeinneren. Helle Materialien mit einer optimierten Oberfläche haben ein hohes Rückstrahlvermögen (Albedo). Die Fassade bleibt kühler und gibt weniger Wärme ab. Gut gestaltete Fassaden reduzieren den Energieverbrauch des Gebäudes.
Was tun?
- Zur Planung des Innenraumklimas die aktuellsten Klimadaten für den Kanton Zürich verwenden und die Veränderungen durch den Klimawandel berücksichtigen:
Für Bauphysiker stehen die Daten der «Klimaszenarien fürs zukünftige Innenraumklima (SIA 2028)» als open data zu Simulationszwecken zur freien Verfügung.
Für Architekten steht eine neue Version (April 2022) des Minergie-Tools zum «Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes» zur Verfügung, das künftige Klimadaten für den Kanton Zürich zur Auswahl anbietet.
- Solare Nutzung der Fassade und Möglichkeit einer Begrünung prüfen (vgl. Massnahme 7)
- Fensterflächen so planen, dass sie beim sommerlichen Sonnenstand wenig exponiert sind
- Technische Vorkehrungen für den Sonnenschutz planen
- Wärmeabgabe des Baukörpers steuern: Wahl einer strahlungsoptimierten und möglichst hellen Oberfläche
Voraussetzung
Material- und Designwahl fügt sich ins Ortsbild ein
Kosten
Sonnenschutzelemente verursachen je nach Systemwahl (Stoffmarkisen, Rollläden, Vordächer, …) unterschiedliche Kosten.
Zielkonflikte
- Gefahr von Mehrfachreflexion und Blendung bei hoher Albedo
- Wärmeeintrag ins Gebäude im Winter kann durch Beschattungselemente sinken
- Möglicher Konflikt mit dem Ortsbild- und Denkmalschutz oder dem Architektonischen Konzept durch Farb-, Material- und Konstruktionswahl
Empfehlung
Die unterschiedlichen Möglichkeiten der klimaangepassten Fassadengestaltung sollten geprüft und je nach Standort in folgender Priorität umgesetzt werden:
- Nutzung der Fassade für die Gewinnung von Solarenergie
- Fassadenbegrünung
- klimaangepasste Konstruktion und Oberflächen
Ergänzend zur Fassade, kann im Gebäudeinneren die Wärmespeicherung in Böden und Decken sowie die Nachtauskühlung optimiert werden (passive Lösungen). Wenn eine passive Kühlung nicht möglich ist, kann das Gebäude aktiv gekühlt werden (Kühlsystem oder automatisierte Nachtauskühlung).
Wirkung
- Passive Lösungen: Speichermasse im Inneren (Böden, Decken) können Wärme aufnehmen und die Raumtemperatur tiefer halten. Mit der Nachtluft wird das Gebäude abgekühlt
- Aktive Lösung: Die Temperatur im Gebäudeinnern wird über eine mechanische Kühlung gesteuert
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: passive oder aktive Nachtauskühlung mitdenken
- Architektonische Elemente einplanen, über die die nächtliche Gebäudedurchlüftung möglich ist (Treppenhäuser, Schächte)
- In Böden, Wänden und Decken Wärmespeicher vorsehen
- Betrieb des Gebäudes: Die Nutzenden für eine effektive nächtliche Durchlüftung instruieren
Voraussetzungen
- Der architektonische Entwurf lässt einen optimierten Wärmeschutz zu
- Thermisch speicherfähige Böden und Decken sind realisierbar
Kosten
- Variieren stark je nach Nutzung und gewähltem Massnahmenmix
- Bei passiven Lösungen, geringere Energiekosten im Betrieb gegenüber schlecht gedämmten oder aktiv gekühlten Gebäuden
Zielkonflikte
- Architektonischer Ausdruck der Fassade (Positionierung der Fassadenöffnung, Wetterschutz, Brüstung usw.) kann einer optimierten Lösung entgegenstehen
- Freiliegende Decken als thermische Speichermasse können teilweise aufgrund von raumakustischen Anforderungen nicht umgesetzt werden
Empfehlung
Passive Lösungen für die Wärmespeicherung und Kühlung von Gebäuden sollten umgesetzt werden, wo immer möglich. Aus Energieeffizienzgründen sollten sie gegenüber aktiven Lösungen bevorzugt werden.
Lüftungen, Klimaanlagen, Serverräume, etc. produzieren Abwärme. Im Sommer ist diese zusätzliche Wärme im Aussenraum unerwünscht. Im Idealfall wird die Abwärme in einen Zwischenspeicher (Erdreich, Grund- oder Seewasser) abgeführt und kann im Winter mittels einer Wärmepumpe wieder genutzt werden.
Wirkung
Wenn Abwärme nicht direkt in den Aussenraum abgeführt wird, hat das eine spürbare lokale Wirkung, insbesondere dort, wo sich Menschen aufhalten.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Möglichkeiten für die Zwischenspeicherung von Wärme und deren Bewilligungsfähigkeit prüfen
- Wenn machbar: Anergie- resp. Kältenetze, Erdsonden resp. Erdregister oder Grund- resp. Seewasser für die Abwärme nutzen
Voraussetzungen
- Die gewählte technische Lösung ist am konkreten Standort bewilligungsfähig (z.B. Grundwassernutzung)
- Die technischen und räumlichen Voraussetzungen sind vorhanden
Kosten
- Die Kosten für die abzuführende Abwärmeleistung belaufen sich auf ca. CHF 300.- pro Kilowatt bis CHF 1'500.- pro Kilowatt
- Die Nutzung der Gebäudeabwärme reduziert die Heiz- und Warmwasserkosten
- Erdsonden/Erdregister: Die Wärmespeicherung im Sommer erhöht den Wirkungsgrad von Wärmepumpen im Winter und senkt die Energiekosten
Zielkonflikte
- Erdsonden/Erdregister: Wärmespeicherung im Untergrund vermindert das Platzangebot für andere unterirdische Nutzungen
- Grundwassernutzung: Wärmeeintrag in den Untergrund beeinträchtigt die energetische Nutzung von umliegenden Grundstücken
- Rückkühler auf dem Dach: Nutzung der Dachflächen ist eingeschränkt (Aussenlufttemperaturen, Geräusche, Platzbedarf)
Empfehlungen
- Die Gebäudeabwärme möglichst über Erdsonden/Erdregister resp. Grund-/Seewasser abführen
- Netzlösungen mit umliegenden Gebäuden bevorzugen
Massnahmen im Aussenraum
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Grünflächen im Aussenraum haben eine ausgleichende klimatische Wirkung. Pflanzen speichern Wasser und kühlen an heissen Tagen durch Verdunstung die Umgebungsluft. Begrünte Flächen reduzieren die Wärmeabstrahlung und Bäume oder Sträucher spenden Schatten.
Wirkung
Eine grosse Rasenfläche kann die gefühlte Temperatur tagsüber gegenüber einer befestigten Oberfläche bis zu 6.6°C kühlen. Die Wirkung von Bäumen ist noch weit grösser (vgl. Massnahme 14)
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Freiraum- und Landschaftsplanung im Gesamtprojekt einbeziehen. Grünflächen sind keine Restflächen!
- Grünflächen gegenüber harten, befestigten Oberflächen, wo immer möglich, vorziehen
- Grünflächen je nach Nutzung als ökologisch wertvolle Flächen gestalten (vielfältige, standortangepasste und einheimische Arten, Kleinstrukturen)
- Grosskronige, tiefwurzelnde Bäume vorsehen, wo genügend Wurzelraum vorhanden ist (vgl. Massnahmen 2 und 14)
- Für die Bepflanzung einheimische und standortangepasste Arten verwenden, keine invasiven und potenziell invasiven Arten vorsehen
- Vielfältige und strukturierte Flächen schaffen (Kräuter, Sträucher, Bäume) und Bäche ausdolen
Voraussetzungen
- Flächen zur Begrünung sind vorhanden
- Ausreichender Wurzelraum für die Bepflanzung
- Grosskronige Bäume sind nur auf Flächen möglich, die nicht unterbaut sind
Kosten
- Kostenneutral, wenn die Grünflächen frühzeitig geplant werden
- Je nach Bepflanzung benötigen Grünflächen unterschiedlich viel Unterhalt. Naturnahe Bepflanzungen benötigen am wenigsten Unterhalt.
Zielkonflikte
Fläche stellt eine knappe Ressource in verdichteten Städten dar.
Empfehlung
Freiflächen sollten möglichst grosszügig dimensioniert und je nach gewünschter Nutzung ökologisch wertvoll begrünt werden.
Wasserundurchlässige Bodenbeläge aus Asphalt, Beton oder Stein wärmen sich stark auf und speichern die Wärme. Das Entsiegeln solcher Oberflächen trägt zum klimatischen Ausgleich bei. Kiesbeläge, Rasengittersteine etc. sind weiterhin befahrbar, das Wasser kann versickern und an heissen Tagen bleibt es kühler.
Wirkung
Entsiegelte Bodenbeläge speichern weniger Wärme und die Verdunstung von Bodenwasser kühlt die Umgebungsluft.
Je wasserdurchlässiger ein Bodenbelag und je grossflächiger die Entsiegelung ist, desto höher ist die kühlende Wirkung.
Was tun?
- Künftige Nutzung der Flächen prüfen: Belastungen durch Menschen, Veranstaltungen oder Fahrzeuge
- Sicherheitsaspekte prüfen: z.B. Befahrbarkeit für Notfallfahrzeuge
- Oberflächengestaltung auf Grund der Nutzung festlegen:
1. Priorität: begrünte Oberflächen
2. Priorität: wassergebundene Oberflächen (z.B. Kies)
3. Priorität: Sickerfähige Hartbeläge
Voraussetzung
Nutzung muss eine (Teil-)Entsiegelung der Oberfläche zulassen
Kosten
- Neubau: Kostenneutral, wenn die Oberflächen frühzeitig geplant werden
- Entsiegeln bestehender Hartbeläge: Abhängig vom Bestand und vorgesehenen Oberflächenalternativen
- Unterhaltsaufwand ist abhängig von der Nutzung und vom gewählten Bodenbelag
Zielkonflikte
- Hindernisfreiheit kann beeinträchtigt werden
- Nutzungsflexibilität wird eingeschränkt
Empfehlung
Befahrbare Flächen sollten entsiegelt und möglichst begrünt werden, sofern die erwartete Nutzungsintensität dies zulässt.
Bodenbeläge, Mauern, Einfassungen, Sitz- oder Spielelemente beeinflussen mit ihrer Oberfläche die Lufttemperatur. Poröse Materialien und helle Farben nehmen weniger Wärme auf, reflektieren das Sonnenlicht (Albedo) und unterstützen ein komfortables Klima an heissen Tagen.
Wirkung
Mit einem hellen Bodenbelag kann eine Reduktion der Temperatur um bis zu 0.6°C erreicht werden.
Was tun?
- Wenn versiegelte Flächen oder Hartbeläge nicht vermeidbar sind, Materialien mit einem hohen Reflexionsgrad verwenden
- Geeignete Materialien sind: Helles Holz oder heller Beton, Baustoffe mit einer niedrigen Wärmespeicherkapazität wie Splitte, Granit-Kleinsteinpflaster, Quarzcolor sowie Rasen
Voraussetzungen
- Oberflächen passen zur geplanten Nutzung (inkl. Unterhalt, Reinigung)
- Materialwahl fügt sich ins Ortsbild ein und berücksichtigt denkmalpflegerische Belange
Kosten
Kosten variieren stark je nach Bodenbeschaffenheit, Nutzungsanforderung und Materialwahl
Zielkonflikte
- Erhöhter Unterhaltsaufwand kann aufgrund heller, poröser Oberflächen entstehen
- Blendwirkung bei zu hellen Oberflächen
- Möglicher Konflikt mit dem Ortsbild- und Denkmalschutz durch helle Oberflächen
Empfehlungen
- Wenn immer möglich, Oberflächen entsiegeln und begrünen (vgl. Massnahme 12)
- Ist dies nicht möglich: Poröse Oberflächen mit einem hohen Albedowert vorsehen
Grosse Bäume erhöhen die Aufenthaltsqualität im Aussenraum und tragen entscheidend zum klimatischen Ausgleich bei. Bestehende Baumbestände sollen, wenn immer möglich, erhalten und Neupflanzungen vorgesehen werden.
Wirkung
Ein grosskroniger Baum verdunstet an einem heissen Sommertag mehrere hundert Liter Wasser. Hunderttausende von Blättern spenden Schatten. Bäume können eine Temperaturreduktion der Aussenluft von über 7°C bewirken. Laubbäume haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie im Winter Sonne und Wärme durchlassen.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Erhaltenswerte Baumbestände und Neupflanzungen festlegen
- Planung von Tiefgaragen und anderen Unterbauten entsprechend anpassen (vgl. Massnahme 2)
- Baum-Fachperson beiziehen und optimale Baumart(en) auswählen, unter Berücksichtigung von lokalem Klima, Boden, Biotopwert und künftigen Klimaszenarien
- Bei vorhandener oder nicht vermeidbarer Unterbauung: Nachträglich Lösungen für kleinere Bäume vorsehen
Voraussetzungen
- Tiefgründige Böden ohne Unterbauten sind vorhanden bzw. können eingeplant werden
- Platz für den Kronenraum unter Einhaltung der Grenzabstände, ist verfügbar
Kosten
Die Kosten variieren je nach Baumart, Baumgrösse, den nötigen Pflegemassnahmen oder Transportdistanzen.
- Kosten für die maschinelle Verpflanzung eines Baumes: Preis bis 1.5m Umfang: ca. CHF 5'000.-
Die Unterhaltskosten für einen Baumbestand sind stark abhängig von den gewählten Baumarten, den Platzverhältnissen und der Nutzung der Flächen unter dem Baumbestand.
Zielkonflikte
- Bäume beanspruchen Raum im Aussenbereich, der allenfalls nicht mehr für anderweitige Nutzung zur Verfügung steht
- Biodiversität: Hitze- bzw. trockenresistente Baumarten sind oft nicht einheimisch und ökologisch weniger wertvoll
Empfehlung
Aufgrund des hohen Nutzens für das Siedlungsklima, aber auch für weitere Aspekte eines qualitativ hochstehenden Aussenraums, sollten grosskronige Bäume wenn immer möglich erhalten, bzw. neu gepflanzt werden.
Schattige Flächen in Freiräumen erhöhen die Aufenthaltsqualität. Neben schattenspendenden Bäumen können sie auch durch feste Überdachungen, Pergolen oder Sonnensegel erreicht werden. Die Stellung der Beschattungselemente ist dabei entscheidend und sollte auf die Tages- und Jahreszeit angepasst sein.
Wirkung
Beschattungselemente tragen auf zwei Arten zum klimatischen Ausgleich bei. Einerseits schirmen sie gegen direkte Sonneneinstrahlung ab, andererseits halten sie die Oberflächentemperaturen niedrig.
Was tun?
- Im architektonischen Konzept bauliche Elemente zur Beschattung, z.B. Pergolen und Sonnendächer, vorsehen
- Je nach Nutzung mobile Beschattungseinrichtungen für eine saisonale Nutzung (z.B. Sonnensegel, Sonnenschirme) einplanen
Voraussetzungen
- Geeignete Platzverhältnisse
- Art des Beschattungselementes muss sich in das Landschafts-/Ortsbild einfügen
Kosten
Erstellungskosten variieren stark je nach gewähltem Beschattungselement
Zielkonflikte
Ganzjährig beschattete Freiräume sind im Winterhalbjahr wenig attraktiv
Empfehlung
Beschattungselemente sind eine ergänzende Massnahme, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, wenn dies nicht bereits durch die Gebäudestellung (Massnahme 4) oder die Pflanzung von Bäumen (Massnahme 14) erreicht wurde.
Innovative Bewässerungssysteme sammeln Regenwasser, erfassen mit integrierten Sensoren den Feuchtigkeits- resp. Trockengehalt der Erde und bewässern automatisch die Pflanzen. Ausserdem leiten sie überschüssiges Wasser zu einer Versickerungsanlage anstatt in die Kanalisation.
Wirkung
Innovative Bewässerungssysteme ermöglichen wirkungsvolle, begrünte Fassaden und Dächer oder andere Grünflächen. Die Bewässerung braucht es v.a. dort, wo Pflanzen auf künstlichem Substrat an oder über technischen Bauten wachsen.
Was tun?
- Rechtzeitig in der Gesamtplanung: Sobald Begrünungsmassnahmen an Fassaden, auf Dachflächen und im Aussenraum festgelegt sind, den Bedarf an Bewässerung ermitteln
- Bei der Bepflanzung trockenheits- und standortangepasste Begrünung wählen, diese benötigt weniger Bewässerung
- Flächen und Raum für die Rückhaltung, Speicherung und Versickerung des Regenwassers vorsehen
- Automatisches Bewässerungssystem planen und installieren
Voraussetzung
Flächen für die Rückhaltung und Speicherung von Regenwasser stehen zur Verfügung
Kosten
- Variieren stark je nach baulichen Gegebenheiten
Zielkonflikte
Durch Speicherung des Regenwassers gelangt weniger Wasser in das Grundwasser
Empfehlung
Bei Dach- und Fassadenbegrünung müssen innovative Bewässerungssysteme unbedingt rechtzeitig mitgedacht werden. Nachträgliche Lösungen sind mit deutlich höheren Kosten verbunden.
Regenwasser soll auf dem Areal direkt versickern oder es wird zurückgehalten. An Hitzetagen verdunstet das Wasser aus oberirdischen Wasserflächen oder aus dem Boden und wirkt kühlend.
Wirkung
Die gefühlte Temperatur kann über dem Retentionsraum gegenüber einer Rasenfläche am Tag um ca. 1°C reduziert werden. Zurückgehaltenes Regenwasser kann teilweise zur Bewässerung verwendet werden und reduziert die Gefahr von Überschwemmungen.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Konzept für das Regenwassermanagement erarbeiten
- Retentionsflächen ökologisch wertvoll gestalten (verschiedene Tiefen, keine Fallen für Tiere schaffen)
- Regenwassermanagement umfasst: Versickerung, Wasserrückhaltung und Nutzung von Regenwasser
Kosten
- Die Kosten variieren stark je nach Grösse der Anlage und nach fachplanerischem Konzept
- Die Zwischenspeicherung von Regenwasser ist kostspielig
Zielkonflikte
Raum für Speicherung und Verdunstung steht anderen Nutzungen nicht zur Verfügung.
Empfehlung
Das Regenwassermanagement ist auch unter dem Aspekt des Hochwasserschutzes bei Starkniederschlägen sehr zu empfehlen und in allen Situationen sinnvoll. Dies auch dann, wenn nur ein Teil des Regenwassers versickert oder gespeichert werden kann.
Wasserelemente umfassen Brunnen, Seen, Teiche, Bäche, begehbare Wasserspiele oder Vernebelungsdüsen. Auch Niederschlagswasser kann erlebbar gemacht werden, z.B. als temporärer Retentionsraum (vgl. Massnahme 17). Wasser kommt zum Einsatz, wo keine Grünstrukturen möglich sind oder als Ergänzung zu diesen.
Wirkung
Die Verdunstung von Wasser hat eine kühlende Wirkung auf die Umgebung. Je grösser die Verdunstungsfläche, umso mehr wird die direkte Umgebung gekühlt. Der Kühleffekt kann bis zu 8°C betragen. Wenn Menschen direkt mit Wasser in Berührung kommen, fördert dies das Wohlbefinden.
Was tun?
- Früh im Planungsprozess: Klären, ob und welche Wasserelemente vorgesehen werden
- Naturnahe Gewässerlebensräume schaffen und Bäche ausdolen
- Die nötige Infrastruktur im weiteren Planungsverlauf integrieren, dabei geltende Vorschriften und Sicherheitsstandards berücksichtigen
Voraussetzungen
- Örtliche Gegebenheiten erlauben den Zu- und Abfluss von Wasser
- Das Wasserelement fügt sich ins Ortsbild ein
Kosten
Kosten für die Erstellung und den Unterhalt sind sehr unterschiedlich
Zielkonflikte
- Sicherheit: Bei tieferen Wasserelementen
- Unerwünschte Organismen: In stehendem Wasser können sich z.B. Mückenlarven oder durch Abbauprozesse ungute Gerüche entwickeln
Empfehlung
Wasserelemente im Aussenraum sind attraktiv und äusserst wirksam für ein kühles Lokalklima. Sie sind sehr empfehlenswert.
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
- ZUP-Artikel «Neues Planungstool hilft, Hitze im Siedlungsraum zu reduzieren» (ZUP Nr. 103/Juli 2022)
- ZUP-Artikel «Hitzeminderung in der Stadt Zürich» (ZUP Nr. 97/Juli 2020)
- ZUP-Artikel «Grüne Oase statt Hitzeinsel» (ZUP Nr. 97/Juli 2020)
- Fachplanung Hitzeminderung Stadt Zürich
- Bericht «Hitze in Städten. Grundlage für eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung» (BAFU)
- Klimaszenarien fürs zukünftige Innenraumklima (SIA 2028)
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Kontakt
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - Sektion Klima und Mobilität
Kontaktperson Thomas Stoiber