Vollbetrieb im Gefängnis Zürich West

Erst nach der Teileröffnung des Gefängnisses Zürich West zeigte sich der effektiv benötigte Personalbedarf, der für den Betrieb und die Betreuung der inhaftierten Personen notwendig ist. Nach einer Aufstockung der Stellen ist jetzt auch der Vollbetrieb gewährleistet.

Mehr Personal für das GZW

Wer im Kanton Zürich von der Polizei vorläufig festgenommen wird, lernt das Gefängnis Zürich West (GZW) von innen kennen. Bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof Zürich ist das Gefängnis von aussen an den schmalen Fenstern erkennbar. Es ist Teil des neuen Polizei- und Zürich (PJZ). Im April 2022 hat das neue Gefängnis die festgenommenen Personen des provisorischen Polizeigefängnisses auf dem Kasernenareal übernommen und den Betrieb mit der vorläufigen Festnahme gestartet. 

Das Bild zeigt eine Zweierzelle im Gefängnis Zürich West.
Für die Untersuchungshaft stehen rund um die Uhr 117 Haftplätze bereit. Nach der restriktiven vorläufigen Festnahme haben die inhaftierten Personen der Untersuchungshaft mehr Bewegungsfreiheit innerhalb der Mauern und wohnlichere Zellen. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Nach der Eröffnung zeigte sich im Gefängnisalltag schnell, dass für die verschiedenen Aufgaben zu wenige Stellen berechnet wurden. Die Mitarbeitenden waren stark gefordert und häuften innert Kürze viel Überzeit an. Zwar war die Betreuung der inhaftierten Personen und der sichere Betrieb des Gefängnisses jederzeit gewährleistet, doch die Belastung und die angespannte Stimmung verlangten eine nachhaltige Lösung. Nicht nur für die vorläufige Festnahme, sondern auch für die später eröffnete Untersuchungshaft. 

Nachdem der Stellenbedarf aufgrund aktueller Erkenntnisse neu berechnet wurde, hat der Zürcher Regierungsrat im April 2023 beschlossen, mehr als 80 zusätzliche Stellen für einen reibungslosen Betrieb des GZW zu schaffen.

Ob Aufsichts- und Betreuungsperson, Pflegefachkraft, Teamleitung oder Verwaltungsassistenz, zwischen Juli und Dezember 2023 haben 81 neue Mitarbeitende im GZW ihre Stelle angetreten oder intern gewechselt. Bis März 2024 kommen weitere Mitarbeitende dazu. 

Gang im GZW mit zwei Mitarbeitenden.
Über 200 Mitarbeitende sorgen jeden Tag für den Betrieb des Gefängnisses. Neue Mitarbeitende im Gefängnis Zürich West lernen «on the job» und im Schweizerischen Kompetenzzentrum für den Justizvollzug alles, was es zur Fachfrau oder zum Fachmann Justizvollzug braucht. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Vollbetrieb rund um die Uhr

So konnte im Oktober 2023 auch die Untersuchungshaft schrittweise den Betrieb aufnehmen. Seit Februar 2024 ist das GZW in Vollbetrieb: Rund um die Uhr stehen 124 Haftplätze für die vorläufige Festnahme und 117 für die Untersuchungshaft zur Verfügung. Im Jahr 2023 betreuten die Mitarbeitenden durchschnittlich 31 Ein- und Austritte pro Tag bzw. insgesamt knapp 11 500 festgenommene oder inhaftierte Personen. Über 200 Mitarbeitende halten den Gefängnisbetrieb aufrecht und optimieren laufend die Prozesse.

Eine Zelle in der vorläufigen Festnahme mit Fenster, zwei Betten und einem Tisch mit zwei Stühlen.
Wer im Kanton Zürich von der Polizei vorläufig festgenommen wird, kommt in eine solche Zelle im Gefängnis Zürich West. In der vorläufigen Festnahme sind Betroffene maximal 96 Stunden inhaftiert, bevor sie entweder auf freien Fuss gesetzt oder in die Untersuchungshaft überstellt werden. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Kompetenzen motivieren

Wer im GZW als Aufsichts- und Betreuungsperson arbeitet, ist Profi mit eidgenössischem Fachausweis oder auf dem Weg dorthin. Erfahrene Mitarbeitende der Gefängnisse Zürich und Pfäffikon ZH unterstützen die Teams im GZW. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger lernen «on the job» und im Schweizerischen Kompetenzzentrum für den Justizvollzug SKJV in Freiburg alles, was es zur Fachfrau oder Fachmann Justizvollzug braucht. Zum Beispiel Regeln durchzusetzen und gleichzeitig mit viel Sozial- und Fachkompetenz auf Menschen einzugehen.

Im GZW arbeiten hoch motivierte Mitarbeitende, die sich für das Gefängnis einsetzen und Ausserordentliches leisten. Sie haben die Möglichkeiten erkannt, die die Mitarbeit in einem neuen Gefängnis bietet. Das grosse, um vier Innenhöfe organisierte Gebäude mit moderner Infrastruktur und einer komplexen Logistik im Hintergrund hat viel Potenzial, um die Prozesse im Gefängnisalltag weiterzuentwickeln.

Fächer für die persönlichen Gegenstände der inhaftierten Personen im Gefängnis Zürich West.
Im Jahr 2023 betreuten die Mitarbeitenden durchschnittlich 31 Ein- und Austritte pro Tag oder insgesamt knapp 11 500 festgenommene oder inhaftierte Personen. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Freiwillige Arbeit ist bei den Inhaftierten gefragt

In Untersuchungshaft gilt die Unschuldsvermutung. Nach der restriktiven vorläufigen Festnahme kann den inhaftierten Personen in Absprache mit der Staatsanwaltschaft innerhalb der Mauern mehr Bewegungsfreiheit gewährt werden. Dazu gehört auch ein Arbeits- und Beschäftigungsangebot. Dies verbessert nachweislich die Stimmung der inhaftierten Personen. Im vergangenen Sommer wurde im GZW ein Team für den Beschäftigungsbetrieb zusammengestellt und die Arbeitsräume eingerichtet. Seither können die inhaftierten Personen morgens für drei bis vier Stunden verschiedenen Tätigkeiten nachgehen. Aktuell werden zum Beispiel Eintrittssets (mit Trainer und Crocs) für neu eintretende Personen konfektioniert, Zigaretten gestopft oder Kleider genäht. Diese Zigaretten und Kleider kommen dann jenen festgenommenen Personen im Gefängnis zugute, die nach Eintritt oder bei Entlassung über keine eigenen finanziellen Mittel verfügen. Künftig sollen auch vermehrt Arbeiten von externen Auftraggebern wie das Verpacken und der Versand von Mailings oder Kartonagearbeiten hinzukommen.

In der Untersuchungshaft gibt es keine Pflicht zu arbeiten. Doch obwohl die angebotenen Arbeiten freiwillig sind, nutzen die inhaftierten Personen das Angebot rege. Dadurch verbringen sie zusätzliche Stunden ausserhalb der Zelle und gehen einer Betätigung nach. Das GZW baut sein Angebot mit Arbeit und Beschäftigung weiter aus. Das GZW ist jetzt in Vollbetrieb. Mit den zusätzlichen Ressourcen können die Abläufe gefestigt werden und die Weiterentwicklung richtig losgehen.

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