Vollzugszentrum Bachtel stärkt offenen Vollzug

Das Vollzugszentrum Bachtel hat neue Betreuungssettings und Angebote realisiert, die den Bedürfnissen des offenen Vollzugs noch gerechter werden. Davon profitieren sowohl die Inhaftierten als auch die Behörden.

Individueller Weg in ein deliktfreies Leben

Das Vollzugszentrum Bachtel (VZB) ist auf den offenen Vollzug von Freiheitsstrafen für Straftäter mit geringer Wiederholungs- und Fluchtgefahr sowie Ersatzfreiheitsstrafen spezialisiert. Die erfolgreiche Wiedereingliederung der inhaftierten Männer steht hier an oberster Stelle. Deshalb wird schon beim Eintritt darauf geachtet, wo die Fähigkeiten der Inhaftierten liegen, wie ihre Kompetenzen gefördert werden können und wie ein individueller Weg in ein deliktfreies Leben gelingen kann.

Spazierhof des Vollzugszentrums Bachtel
Vor drei Jahren wurde der Vollbetrieb des umgebauten und erweiterten «Gehöfts» aufgenommen. Aktuell stehen im Vollzugszentrum Bachtel 94 Plätze für inhaftierte Männer zur Verfügung. Das Bild zeigt den Spazierhof der Spezialabteilung Integrationsvollzug. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Arbeit und Bildung im offenen Vollzug

Das Vollzugszentrum Bachtel gibt es bereits seit 1881. Vor drei Jahren ist das gesamtheitlich umgebaute und erweiterte «Gehöft» in den Vollbetrieb übergegangen. Aktuell stehen 94 Plätze für inhaftierte Männer zur Verfügung. Sie verbüssen eine Freiheits- oder Ersatzfreiheitsstrafe, sind in Halbgefangenschaft oder Sicherheitshaft. Das VZB verzeichnete im Jahr 2023 rund 700 Ein- und Austritte. Davon betreffen gut 450 eine Ersatzfreiheitsstrafe, welche wegen nicht bezahlter Geldstrafen oder Bussen vollzogen wurde. Durchschnittlich hielt sich ein Straffälliger 40 Tage hier auf. Auf dem Areal bewegen sich die Inhaftierten relativ frei, pflegen soziale Kontakte und gehen einer Arbeit nach. Letztere gibt den inhaftierten Männern nicht nur eine Tagesstruktur – ein wichtiges Ziel ist es auch, ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu erhalten und zu erhöhen. Sie werden in Arbeitsbereichen wie zum Beispiel der Landwirtschaft, der Gärtnerei, der industriellen Produktion, der Küche, der Technik, dem Unterhalt und der Brennholzaufbereitung beschäftigt.

Auf dem Areal bewegen sich die Inhaftierten relativ frei, pflegen soziale Kontakte und gehen einer Arbeit nach.

Zwei Inhaftierte und ein Aufseher sortieren Schrauben.
Im Vollzugszentrum Bachtel gehen die Inhaftierten einer Arbeit nach. Das Bild zeigt den Beschäftigungsbereich der Spezialabteilung Integrationsvollzug. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Gefördert wird nicht nur durch Arbeit, auch Fach-, Selbst- und Sozialkompetenzen sind für die Wiedereingliederung wichtig. Die Inhaftierten können mit der Basisbildung schulische Lücken beim Lesen, Schreiben und Rechnen schliessen, ihre Allgemeinbildung erweitern und den Umgang mit dem Computer erlernen.

Eigenverantwortung fördern

Der offene Vollzug im VZB setzt auf die Eigenverantwortung der Inhaftierten. Ein detektierter Zaun sorgt für Sicherheit nach aussen. Auf dem Areal können sich die Inhaftierten zwar frei bewegen, müssen mit dieser relativen Freiheit aber auch umgehen können. An den Wochenenden arbeiten die Männer zum Teil allein und
sind für das Wohl der Tiere auf dem Hof verantwortlich. Die Arbeit mit den Tieren ist sehr beliebt. Und Tiere haben eine positive Wirkung, indem sie den Inhaftierten Möglichkeiten der Fürsorge und Interaktion bieten, aber auch unmittelbares Feedback und Vertrauen geben. Das fördert die Kompetenzen der Inhaftierten und bereitet sie gut auf das Leben nach dem Vollzug vor. 

Ein Inhaftierter arbeitet in der Holzwerkstatt.
Ein Inhaftierter arbeitet meist nicht für die gesamte Dauer des Vollzugs in der gleichen Produktionswerkstatt, seine Fähigkeiten werden fortwährend weiterentwickelt. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Nicht jede Arbeit im Vollzugszentrum Bachtel ist für alle Inhaftierten gleichermassen geeignet. Geschulte Mitarbeitende klären Eignung und Fähigkeiten gleich nach dem Eintritt ab. Im individuellen Gespräch wird erörtert, was der Inhaftierte mitbringt und welche Arbeit ihn am besten fördert. Der Inhaftierte arbeitet aber nicht immer für die gesamte Dauer des Vollzugs im gleichen Arbeitsbereich, seine Fähigkeiten werden fortwährend weiterentwickelt.

Neben den Lern- und Produktionswerkstätten stehen im VZB auch Kreativateliers für die niederschwellige Beschäftigung zur Verfügung. Viele inhaftierte Personen leiden unter einer psychischen Erkrankung und finden dort einen Rahmen, der ihrer momentanen Verfassung entspricht. Aufgrund der besonderen Aufgaben des Vollzugszentrums Bachtel haben die knapp 60 Mitarbeitenden auch sehr oft Männer mit Suchterkrankungen zu betreuen – gut die Hälfte ist davon betroffen und davon wiederum ist jeder Dritte in einer Heroin-Substitutionstherapie. Für alle Inhaftierten steht intern ein medizinischer und sozialer Betreuungsdienst zur Verfügung. 

Neue Betreuungssettings und Angebote

Die zwei wichtigsten Ziele im Vollzug sind auch im Bachtel die Wiedereingliederung der Inhaftierten und das Vermeiden von Rückfälligkeit. Dafür gibt es bewährte Therapien, Förderprogramme und Massnahmen, die auf das Leben nach dem Vollzug vorbereiten. Im vergangenen Jahr sind im VZB neue Betreuungssettings und Angebote hinzugekommen:

  • Seit Oktober werden im Integrationsvollzug Männer betreut, die aufgrund ihrer psychischen Verfassung im Normalvollzug an ihre Grenzen stossen. Die Abteilung ist Teil des offenen Vollzugs und nimmt maximal sieben Inhaftierte auf. Die Mitarbeitenden können so eine individuelle und reizabschirmende Betreuung wahrnehmen.
  • Das Angebot im Bereich der Suchttherapie und -prävention konnte erweitert werden, indem die Zusammenarbeit mit externen Suchtberatungsstellen verstärkt wurde. Die Präventionsstelle Zürcher Oberland und weitere Partnerorganisationen führen massgeschneiderte Präventionsanlässe durch. Einerseits leisten sie vor Ort wertvolle Suchtberatung und -prävention bei den Inhaftierten. Andererseits bilden sie die Mitarbeitenden weiter, die dann dank ihres vertrauensvollen Zugangs zu den Inhaftierten Verhaltensänderungen anstossen können. 
Ein Inhaftierter schnürt einen Haufen kleines Holz zum Anfeuern zusammen.
Die inhaftierten Männer bereiten auch Brennholz für den direkten Verkauf auf. An den Selbstbedienungsständen im Vollzugszentrum Bachtel finden Kundinnen und Kunden eine breite Palette von Brenn- und Anfeuerholz für den Kachelofen oder das Cheminée. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Weiterführende Informationen

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Kontakt

Justizvollzug und Wiedereingliederung

Adresse

Hohlstrasse 552
Postfach
8090 Zürich
Route (Google)

Telefon

+41 43 258 34 32

Telefon

E-Mail

medien-juwe@ji.zh.ch

Für dieses Thema zuständig: