Der Anbau und die Produktion der Rohfasern sowie die Textilveredelung belasten die Umwelt besonders stark. Soziale Missstände sind leider weit verbreitet. Hier gibt es wichtige Empfehlungen für Beschaffende.
Wieso nachhaltig beschaffen?
Ökologische und soziale Herausforderungen
Die Herstellung von Textilien belastet die Umwelt erheblich. Dies reicht von hohen CO2-Emissionen, über eine starke Belastung der Böden und Gewässer durch Pestizide und Kunstdünger bis hin zur Gefährdung der Biodiversität durch gigantische Monokulturen und Abholzung für die Landgewinnung. Zudem bestehen in der Textilbranche leider oft soziale Missstände und missbräuchliche Kinderarbeit.
Textilien – Hotspots im Lebenszyklus
Lebenszyklusphase | Umwelt- und Sozialwirkung |
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Rohstoff |
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Herstellung |
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Nutzung |
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Nutzungsende |
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Vorteile einer nachhaltigen Beschaffung
- Reduktion des Reputationsrisikos des Kantons; Insbesondere bezogen auf die sozialen Bedingungen in der Herstellung, als auch bezogen auf Emissionen problematischer Chemikalien aus den Arbeitskleidern der Mitarbeitenden
- Bessere Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion
- Effizienzgewinne und Umweltschutz durch Einsparung von Ressourcen, Energie und Wasser
- Gesundheitsschutz von Arbeitnehmenden und Verbraucherinnen durch den optimierten Einsatz von Chemikalien
Wie nachhaltig beschaffen?
Anforderungen an die Produkte
Der Kanton Zürich legt den Fokus bei der Beschaffung von Textilien zum einen auf Langlebigkeit. Möglichkeiten für Miet- oder Leasingmodelle werden geprüft. Die Einhaltung sozialer Standards und der Schutz von Arbeiterinnen und Arbeitern entlang der Lieferketten sind weitere zentrale Aspekte.
Textilien sollen in Bezug auf die Herstellung möglichst ökologisch verträglich sein (Bio-Baumwolle, hoher Recycling-Anteil). Negative Auswirkungen beispielsweise durch Emissionen klimaschädlicher Gase, Belastung von Böden und Gewässern durch Pestizide oder Gefährdung der Biodiversität durch Monokulturen sollen minimiert werden.
Die wichtigsten Empfehlungen vor und beim Kauf
- Vor der Ausschreibung eines Textilkaufes sollten Textil-, Miet- und Waschservice evaluiert werden.
- Im Mietmodell ist die Anreizstruktur für den Anbietenden in ökologischer und ökonomischer Hinsicht optimiert: Es lohnt sich für den Anbietenden langlebigere (und oft teurere) Textilien und Vernähungen anzubieten. Dadurch fallen weniger Reparaturen an und es können mehr Waschzyklen bzw. Dienstleistungsmonate realisiert werden. Indem Anbietende in robustere Textilen investieren, fördern sie die Langlebigkeit der Textilien. Dies reduziert CO2, ist ökologisch vorteilhaft und kann zu tieferen Total Cost of Ownership (TCO) führen, als wenn die Wäsche gekauft und der Wäscheservice getrennt beschafft worden wäre.
- Es ist empfohlen, immer die Gesamtkosten (TCO) zu beachten, um abzuwägen, ob ein Mietmodell dem Kauf vorzuziehen ist.
- Zusammenschluss mehrerer Beschaffungsstellen und/oder Modell-Reduktionen können sich lohnen, um bessere Konditionen zu erhalten.
Empfehlungen für Ausschreibungskriterien
Anwendung der Kriterien
Die nachfolgenden Kriterien können in die Ausschreibung integriert werden. Je nach Ambitionsniveau kann eine unterchiedliche Anzahl Punkte verteilt werden. Die untenstehende Tabelle zeigt Vorschläge auf. Zudem müssen bei jeder Beschaffung die grundsätzlichen Teilnahmebedingungen berücksichtigt werden.
Untenstehende Empfehlungen gelten für:
- Arbeitsbekleidungen
- Flachwäsche (Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher etc.)
Nicht Teil dieses Kapitels sind Vorhänge, Teppiche und Vergleichbares.
Thema / Bereich | Typ | Kriterium und Ambitionsniveau | Nachweis |
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Langlebigkeit | TS |
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Schriftliche Bestätigungen, unabhängige Tests zu den Qualitätsanforderungen |
Kernarbeitsnormen und Arbeitsschutz-bedingungen | TS | Die Lieferobjekte sind unter Einhaltung der Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie Einhaltung der örtlichen Arbeits- und Arbeitsschutzbedingungen hergestellt. | Unterschriebene Selbstdeklaration, inkl. Bestätigung gemäss 3.1. Teilnahmebedingungen |
Gesundheits-schädliche Emissionen | TS | Rückstand/Emissionen von unerwünschten Chemikalien in den beschafften Textilien: Textilien sollen keine gesundheitsschädlichen Emissionen verursachen (Einschränkung gemäss der Kriterienliste von OEKO-TEX 100), zusätzlich soll gewährleistet werden, dass die REACH Verordnung mit den Anhängen XVII und XIV eingehalten werden. |
Gültiges OEKO-TEX Standard 100 Zertifikat, gültiges bluesign® PRODUCT Zertifikat oder gleichwertige Zertifikate |
Recycling, Rücknahme ausgedienter Textilien | TS | Anbietende garantieren die Rücknahme ausgedienter Textilien. Sie machen diese unkenntlich, indem sie allfällige Logos des Kantons entfernen und sorgen für eine Weiterverwendung oder eine Weiterverwertung der Textilien. | Schriftliche Bestätigung mit Beschrieb des Wieder- oder Weiterverwertungs-systems sowie der Sicherstellung, dass Textilien mit Logo des Kantons nicht in falsche Hände kommen und als Tarnung für einen missbräuchlichen Zutritt zu kantonalen Einrichtungen verwendet werden können. |
Umweltfreundliche und soziale Produktions-prozesse | ZK | Textilien verursachen keine gesundheitsschädlichen Emissionen UND wurden unter umweltfreundlichen Produktionsprozessen, sozialen Arbeitsbedingungen und optimaler Arbeitssicherheit hergestellt. Je höher der Anteil angebotener Produkte. die obengenannten Anforderungen entsprechen, desto höher die Punktzahl. |
OEKO-TEX MADE IN GREEN, STeP by OEKO-TEX, IVN Best, GOTS oder gleichwertig |
Verwertungs-strategie | ZK | Anbietende definieren eine Weiterverwendungslösung. Mehrfachnennungen möglich; Addition der Punkte. Basis: Verbrennen oder «thermisches Recycling (0Pkt) Gute Praxis: Schreddern / Zerfasern (+1Pkt), Secondhand-Weitergabe (+2Pkt) Vorbild: Upcycling oder den Wiedereinsatz der recycelten Fasern für die Textilproduktion (+3Pkt) |
Beschreibung der Verwertungsstrategie mit Belegen, welche die Behauptung plausibilisieren |
Textilien mit einem Baumwoll-Anteil von über 50% |
ZK | Die Baumwolle stammt aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA). Je höher der Anteil, desto mehr Punkte werden vergeben. |
Kopie eines gültigen Zertifikats oder eines Nachhaltigkeitsstandards, welcher die Einhaltung des genannten Kriteriums verlangt, wie z.B. GOTS oder gleichwertig |
Recycling von Kunststofffasern (Polyester, Polyamid, Acryl etc.) | ZK | Anteil Recyclingfasern: Basis: 10 – 39% (1 Pkt) Gute Praxis: 40 – 69% (2Pkt) Vorbild: 70 - 100% (3Pkt) |
Schriftliche Bestätigung, z.B. GRS (Global Recycle Standard) |
CO2 | ZK | Dokumentation des CO2-Fussabdruckes des Produktes / der Dienstleistung ohne Kompensation. Und ist der Fussabdruck kompensiert? Falls klimaneutrales Produkt: Wieviel musste kompensiert werden? Basis: Kein CO2-Wert vorhanden (0Pkt) Gute Praxis: CO2-Wert vorhanden (1Pkt) Vorbild: Kompensiert – Klimaneutral (2Pkt) |
Kopie eines Dokumentes, welches den CO2-Fussabdruck des Produkts / der Dienstleistung dokumentiert. z.B. Product Carbon Footprint (PCF) oder Environmental Product Declaration (EPD) oder eine Ökobilanz (Life Cycle Assessment (LCA)). |
Kreislauffähigkeit | ZK | Das Produkt wurde für die Schliessung der Stoffkreisläufe nach Cradle to Cradle™ entwickelt und zertifiziert. Basis: C2C™ Zertifizierung, Gesamt Bronze (2Pkt) Gute Praxis: Silber (3Pkt) Vorbild: Gold (4Pkt), Platin (5Pkt) |
Kopie der C2C™ Zertifizierung |
Kreislaufwirtschaft im Mietmodell / «Product-as-a-service» | ZK | Was ist die Strategie und mit welchen konkreten Massnahmen werden im Miet-/Dienstleistungsmodell die
Gute Praxis: Strategie und Massnehmen ersichtlich (2Pkt) Vorbild: Klare Strategie und griffige, überzeugende Massnahmen mit Mehrwert (3Pkt) |
Als Nachweis ist ein Bericht (max. 3 DIN A4-Seiten) in deutscher Sprache einzureichen, der die oben genannten Strategien und Massnahmen sowie das Konzept belegt. Verweis auf öffentliche Dokumente als Beleg möglich (die Dokumente werden inhaltlich für die Bewertung nicht ausgewertet, Hinweis auf relevante Textstelle zwingend) Die Bewertung erfolgt pro Thema, Reparatur, Langlebigkeit, Wiedereinsatz |
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
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Baudirektion - Koordinationsstelle für Umweltschutz
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