Erneuerung Platzspitzwehr

Das Platzspitzwehr beim Zusammenfluss von Limmat und Sihl, eingerahmt von herbstlichen Bäumen mit Hochhausgebäude im Hintergrund

Das Platzspitzwehr beim Zusammenfluss von Limmat und Sihl dient der Regulierung des Zürichsees und der Wasserkraftnutzung. Nach über siebzig Betriebsjahren ist es am Ende seiner technischen Lebensdauer. Zudem kann es im Hochwasserfall zu wenig flexibel gesteuert werden. Deshalb erneuert der Kanton die Wehranlage gemeinsam mit der Stadt Zürich bis Mitte 2028 umfassend.

Aktuell

Die alte Dame ist zurück

Der Mattensteg ist wieder hier. An einem frühen Sonntagmorgen Mitte November hat ein riesiger Pneukran die Brücke in einem Stück in ihre neue Verankerung gehoben. Zuvor wurde sie in zwei Teilen aus Jona angeliefert und auf dem Sihlquai zusammengesetzt. Drei Monate lang war die alte Dame zur Verjüngungskur in Jona. Dort wurde die 25 Tonnen schwere, historische Stahlfachwerkbrücke fachgerecht saniert. Immerhin hat sie schon fast 150 Jahre auf dem Buckel. Nun ist sie wieder topfit und dient in ihrem zweiten Leben als neue Fussverbindung über die Sihl zur Platzspitzanlage. An ihrem bisherigen Platz entsteht für den Velo- und Fussverkehr die neue Platzspitzbrücke. 

Das Einheben des sanierten Mattenstegs.

Projekt

Das heutige Platzspitzwehr stammt aus dem Jahr 1951. Nach über siebzig Betriebsjahren ist es am Ende seiner technischen Lebensdauer. Mit jedem weiteren Betriebsjahr nimmt die Zuverlässigkeit des Wehrs ab. Eine Erneuerung des Wehrs ist unumgänglich, damit es seine Funktionen zur Regulierung des Zürichsees und zur Wasserkraftnutzung im Kraftwerk Letten auch künftig wahrnehmen kann. Zudem lässt es sich zu wenig flexibel steuern, um bei Hochwasser wirksam regulierend eingreifen zu können.

Mit der Erneuerung des Platzspitzwehrs setzt der Kanton Zürich einen weiteren Bestandteil des Gesamtprojekts «Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee und Limmat» um. 

Übersicht

Im Zuge der Erneuerung des Wehrs wird auch die Zufahrt den heutigen Anforderungen angepasst, die Durchgängigkeit für Fische sichergestellt und die Sihl ökologisch aufgewertet. 

1 Wehranlage

Die bisherigen Wehrverschlüsse werden durch neue, besser steuerbare ersetzt. Das Platzspitzwehr dient der Regulierung des Zürichseepegels und der Stromproduktion im weiter unten liegenden Kraftwerk Letten, das rund 7000 Haushalte mit Ökostrom versorgt. Das Wehr erlaubt zudem, im Hochwasserfall regulierend auf die Wasserstände von Zürichsee, Limmat und Sihl einzuwirken. Optisch wird sich die historische Wehranlage kaum verändern.

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2 Fischaufstieg

Im Damm zwischen der Limmat und dem Zufluss zum Kraftwerk Letten entsteht eine Fischaufstiegshilfe. So können die Fische wieder zwischen der Limmat und dem Zürichsee hin und her wandern – eine wichtige Massnahme zum Erhalt und zur Förderung eines gesunden und artenreichen Fischbestandes.

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Visualisierung des neuen Mäanderfischpasses und der runden, ineinandergreifenden Becken von oben.
Beim Platzspitzwehr entsteht einer der ersten Mäanderfischpässe in der Schweiz. Er eignet sich für 28 verschiedene, in der Limmat vorkommende Fischarten. Wie beim weit verbreiteten Schlitzpass finden die Fische durch Schlitze von einem Becken ins nächste. Doch durch das Ineinandergreifen der runden Becken ist der Mäanderfischpass platzsparender und findet im Damm zwischen Zuflusskanal zum Kraftwerk und Limmat Platz.

3 Ökologische Aufwertung der Sihl

Da das Projekt einige Eingriffe in den Naturraum mit sich bringt (z.B. durch den Bau der neuen Fischaufstiegshilfe und die Verbreiterung des Platzes), sind ökologische Ersatzmassnahmen erforderlich. Zum Ausgleich werden in der Sihl zwischen dem neuen Standort des Mattenstegs und der Einmündung in die Limmat neue Lebensräume für Fische, Schnecken, Libellen und andere Kleinlebewesen geschaffen.

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Die ökologischen Ersatzmassnahmen ergänzen die Sohlen- und Uferstrukturen, welche 2018 im Zuge der Revitalisierung der Sihl ober- und unterhalb des Hauptbahnhofs umgesetzt wurden. Hindernisse in der Sihl wie Wurzelstöcke und Steinblöcke sorgen für Wirbel, die Vertiefungen in der Flusssohle schaffen und Ruhezonen für Fische bilden.

Die Aufwertungsmassnahmen entlang der Ufer befestigen diese und schaffen neuen Lebensraum für Kleinlebewesen. Niedrige Sträucher bieten ihnen Unterschlupf. 

4 Neue Brücke

Am heutigen Standort des Mattenstegs wird eine breitere, tragfähigere Brücke für den Velo- und Fussverkehr sowie als Zufahrt für Unterhaltsarbeiten gebaut, die «Platzspitzbrücke». Sie ist schlicht gestaltet und fügt sich gut ins Stadtbild ein. Dank der neuen Brücke müssen keine Fahrzeuge mehr durch die Platzspitzanlage fahren, wo sie die Wurzeln des alten Baumbestandes beschädigen könnten.

Damit die Fahrzeuge künftig am Spitz wenden können, wird dieser leicht umgestaltet. Die Mauer zur Sihl hin wird begradigt. Die Pflästerung mit Naturstein, wie sie heute rund um den Brunnen besteht, wird neu bis zur Mauer und ganz nach vorne zum Spitz hin gezogen – ohne Treppenstufen. Der so etwas erweiterte Abschluss der Platzspitzanlage beim Zusammenfluss von Sihl und Limmat lädt mehr denn je zum Verweilen ein.

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5 Verlegung Mattensteg

Der denkmalgeschützte Mattensteg bleibt erhalten und wird 80 Meter flussaufwärts versetzt. Dort bildet er einen neuen Zugang zur Platzspitzanlage.

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Der heutige Mattensteg aus der Perspektive der Platzspitzanlage, links das Ufer beim Sihlquai.
Der heutige Mattensteg, aufgenommen vom Platzspitz aus.

Der Mattensteg präsentiert sich bis heute weitgehend im Originalzustand und ist recht gut erhalten. Der Steg fügt sich filigran und unaufdringlich in den als Erholungsraum beliebten Platzspitz- und Flussbereich ein. Der Mattensteg ist ein Zeugnis des zweiten grossen Eisenbahn- und Industriezeitalters sowie der städtebaulichen Entwicklung Zürichs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als sich die Eisenbahn rasant entwickelte und die Stadt Zürich zum Verkehrsknotenpunkt wurde, entstanden während der 1870er- und 1880er-Jahre auch die Industriequartiere in Aussersihl. Sie wurden durch den Mattensteg und den Drahtschmidlisteg an die älteren Industriequartiere am rechten Limmatufer und am Letten angebunden.

Als Anspielung auf die grossen Eisenbahnbrücken der Zeit präsentiert sich der Mattensteg wie ein Eisenbahnviadukt «en miniature». Die grosse Ähnlichkeit mit der Militärbrücke bei der Kaserne, wenige hundert Meter flussaufwärts, lässt vermuten, dass die beiden Stege von demselben Hersteller stammen. Während die Eisenbahnviadukte des 19. Jahrhunderts zunehmend ans Ende ihrer Lebensdauer gelangen, ist es umso wichtiger, den gut erhaltenen Mattensteg als originales Zeugnis des grossen Eisenbahnjahrhunderts zu bewahren.

Seit über 150 Jahren Teil der Zürcher Stadtgeschichte 

Nadelwehr von 1867, das damals die Limmat zur Regulierung des Zürichsees und zur Nutzung der Wasserkraft staute.
Das Nadelwehr von 1867 staute die Limmat zur Regulierung des Zürichsees und zur Nutzung der Wasserkraft auf. Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Gallas Wilhelm, 1939
Historische Aufnahme des heutigen Wehrs damals während des Baus, der 1951 fertiggestellt worden ist.
Das heutige Wehr von 1951 während des Baus.
Visualisierung des künftigen Sektorwehrs.
Das neue Wehr wird dem heutigen sehr ähnlich sehen, ist aber exakter steuerbar und einfacher zu warten.

Bau in drei Phasen

Zeitstrahl mit drei Phasen. Phase 1 (Mai 2024 bis Mitte 2025): Bau neue Brücke, Verschiebung Mattensteg. Phase 2 (2025 bis 2026): Erneuerung erster Wehrsektor. Phase 3 (2026 bis 2028): Erneuerung zweiter Sektor des Wehrs und Bau Fischaufstieg.
Die Bauarbeiten dauern rund vier Jahre und erfolgen gemäss aktueller Planung in diesen drei Phasen.

Kosten

Die Gesamtkosten des Projekts betragen voraussichtlich 38,7 Millionen Franken, wovon der Kanton 32,3 Millionen und die Stadt 6,4 Millionen Franken übernehmen. Der Bund beteiligt sich am Anteil des Kantons mit 39 Prozent.

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - Sektion Bau

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
Route (Google)

Telefon

+41 43 259 32 24

Sekretariat


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E-Mail

wasserbau@bd.zh.ch

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