Berufliche Mobilität: Frauen profitieren seltener bei einer Neuorientierung als Männer

Im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Fachkräftemangel gewinnt die berufliche Mobilität stark an Bedeutung. Die Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich (AMOSA) hat in einer neuen Studie die Finanzbranche und das Gastgewerbe unter die Lupe genommen. In beiden Branchen zeigt sich, dass für Frauen ein beruflicher Wechsel seltener mit einem Aufstieg verbunden ist als für Männer.

Der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Im Kanton Zürich lässt sich eine Verschiebung der Beschäftigungsstruktur in technologie- und wissensintensive Tätigkeitfelder beobachten. Gleichzeitig verschärft sich aufgrund des demografischen Wandels der Arbeitskräftemangel. In diesem Zusammenhang gewinnt die berufliche Mobilität an Bedeutung. In Bereichen, die stark von einer Digitalisierung geprägt sind, bieten berufliche Umorientierungen neue Perspektiven. Gleichzeitig können Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für Bereiche mit einem hohen Arbeitskräftemangel eine wichtige Ressource sein. «Angesichts der raschen und durch die Künstliche Intelligenz einschneidenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ist lebenslanges Lernen und berufliche Mobilität heute mehr denn je gefordert», sagt Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh.

Ein neuer Bericht der Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich (AMOSA) hat die berufliche Mobilität im Gastgewerbe und in der Finanzbranche im Kanton Zürich genauer untersucht. Die Berufe der beiden Wirtschaftsbereiche sind überdurchschnittlich stark von Wechseln geprägt.

Frauen verlassen Gastro-Bereich häufiger als Männer

Die Berufe des Gastgewerbes fallen durch einen hohen Anteil an Personen auf, die im Verlaufe des Erwerbslebens in ein anderes Berufsfeld wechseln. Frauen verlassen das Berufsfeld mit einer Quote von 59 Prozent deutlich häufiger als Männer (46 Prozent), was auch damit zusammenhängen dürfte, dass gewisse Arbeitsbedingungen wie unregelmässige Arbeitszeiten oder Spätdienste für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht förderlich sind. Weiter zeigt sich, dass Wechsel aus einem gastgewerblichen Beruf für Männer häufiger mit einem beruflichen Aufstieg verbunden sind, nämlich in 40 Prozent der Fälle. Bei Frauen sind solche Wechsel nur in 28 Prozent der Fälle mit einem Aufstieg verbunden. Sie verbleiben tendenziell auf demselben Skill-Level (51 Prozent) oder nehmen sogar einen beruflichen Abstieg in Kauf (21 Prozent).

Männer profitieren stärker beim Quereinstieg in Berufe der Finanzbranche

Die Berufe der Finanzbranche weisen im Vergleich zum Gastgewerbe einen etwas tieferen Anteil an Personen auf, die ihren erlernten Beruf im Verlaufe des Erwerbslebens verlassen. Auch im Finanzbereich wechseln Frauen mit einer Quote von 43 Prozent deutlich häufiger aus dem Berufsfeld heraus als Männer (33 Prozent). Während diese Wechsel aus einem Beruf des Finanzbereichs in ein anderes Berufsfeld bei Frauen und Männern etwa gleich häufig mit einem Aufstieg einhergehen, zeigt sich bei Quereinstiegen in den Finanzbereich ein geschlechterspezifischer Unterschied. So ist bei Männern der Einstieg in einen Beruf der Finanzbranche häufiger mit einem Aufstieg verbunden – nämlich in 27 Prozent der Fälle. Bei Frauen liegt die Quote bei 20 Prozent. Sie nehmen beim Einstieg in den Finanzbereich eher einen beruflichen Abstieg in Kauf. Patentrezepte für die Reduzierung dieser Geschlechterdifferenzen gibt es nicht. Eine Studie des Amts für Wirtschaft (Frauen auf dem Arbeitsmarkt) identifizierte die Mutterschaft von Frauen als zentralen Treiber für die Branchenwahl und Karrierechancen von Frauen. Daneben können aber auch unterschiedliche Wertvorstellungen, Rollenbilder und Präferenzen einen entscheidenden Einfluss haben. Gemeinsame Kampagnen von Bildungsinstitutionen, Wirtschaft und Verwaltung knüpfen hier an und können zu Veränderungen von geschlechterbezogenen Denkweisen beitragen.

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