Simone Aughterlony erhält den Kulturpreis des Kantons Zürich

Gestützt auf die Vorschläge der Kulturförderungskommission hat der Regierungsrat die kulturellen Auszeichnungen und Preise des Kantons Zürich für 2023 vergeben. Der Kulturpreis geht an die Tänzerin und Choreografin Simone Aughterlony, die beiden Förderpreise an das Musikduo Ikan Hyu und den Autor Heinz Helle. Die Goldene Ehrenmedaille erhält die Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin Claudia Jolles.

Der mit 50’000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich geht 2023 an Simone Aughterlony. Damit zeichnet der Regierungsrat eine vielseitige, eigenständige und vernetzende Künstlerin aus.

Simone Aughterlony (*1977) wuchs in Neuseeland auf und absolvierte ihre Tanzausbildung an der New Zealand School of Dance. Ab 2000 war sie Mitglied der Compagnie «Damaged Goods» von Meg Stuart in Brüssel, gleichzeitig arbeitete sie als Choreografin am Schauspielhaus Zürich. 2005 gründete sie in Zürich ihre Compagnie «Verein für allgemeines Wohl». 2008 erhielt sie den Anerkennungsbeitrag der Stadt Zürich und 2015 den vom Bundesamt für Kultur verliehen Schweizer Tanzpreis als «Herausragende Performerin».

Simone Aughterlony ist eine Tänzerin und Choreografin, deren Werk national und international grosse Beachtung findet. Neben eigenen Projekten realisierte sie auch eine Vielzahl an Kollaborationen mit Künstlerinnen und Künstlern anderer Kultursparten.

Simone Aughterlonys Werk befasst sich intensiv mit der Frage, was Verwandtschaft heute bedeutet und wie alternative Konzepte von Familie und Zusammenleben aussehen könnten. Dabei ist der Körper Simone Aughterlonys primäres Ausdrucksmittel, ihre physische Präsenz ist unverkennbar, wuchtig und zart zugleich. Neben tänzerischen und performativen Elementen spielen Texte, Musik und ausgewählte Raumkonzepte eine zentrale Rolle. Für Simone Aughterlony ist Tanz Interaktion mit der Welt und die Bühne der Ort, an dem gesellschaftliche und politische Fragen verhandelt werden. Dies gelingt ihr nicht nur durch radikale Konzepte, sondern auch durch Aktionen, die unsere physischen Grenzen erproben.

Mit ihrer künstlerischen Handschrift prägt Simone Aughterlony die Zürcher Tanzszene, die sie als umtriebige Netzwerkerin auch aktiv mitgestaltet. So hat sie 2021 gemeinsam mit Marc Streit den Verein «Imbricated Real» gegründet, eine künstlerische Plattform, die den Austausch von Ideen, Praktiken und Ausdrucksformen zwischen Künstlerinnen und Theoretikern fördert.

Simone Aughterlony wird für ihr eigenständiges künstlerisches Werk und ihre wertvolle Tätigkeit als Vermittlerin und Netzwerkerin mit dem Kulturpreis 2023 ausgezeichnet.

Förderpreise für Ikan Hyu und Heinz Helle

Die beiden Förderpreise von je 30’000 Franken gehen in diesem Jahr an das Popduo Ikan Hyu und den Schriftsteller Heinz Helle.

Die Band Ikan Hyu wurde Ende 2016 von der Winterthurerin Anisa Djojoatmodjo (*1991) und der Zürcherin Hannah Bissegger (*1993) gegründet. Ihr Ruf als explosives Popduo schlug Wellen – bevor sie 2018 ihr erstes Album veröffentlichten, spielten Ikan Hyu bereits über 50 Konzerte in der ganzen Schweiz. Mit dem Album «Zebra» wurde Ikan Hyu zum SRF Best Talent gekürt. Seither spielten sie auf grossen Bühnen wie am Gurtenfestival oder der Lethargy Zürich und tourten unter anderem durch Sizilien und Indonesien.

Mit ihrer Musik suchen die Schlagzeugerin und die Gitarristin unentdeckte Welten auf. Gewagte elektronische Elemente ergänzen Versatzstücke aus Rock, Rap und Pop und ergeben eine Musik, die schroffe Kanten hat, mitreisst und voller überraschender Details steckt. Anisa Djojoatmodjo und Hannah Bissegger gehören zu einer neuen Generation von Musikerinnen, die hervorragend ausgebildet sind und ihr Handwerk virtuos beherrschen. Das betrifft nicht nur ihren Bühnenauftritt, den Gesang und das instrumentale Spiel, sondern auch die Arbeit im Studio und das Zusammendenken von verschiedenen ästhetischen und künstlerischen Ebenen.

Ikan Hyu formen eigenständige, zeitgenössische musikalische Formen, haben eine beeindruckende kreative Produktivität und zeichnen sich durch energievolle Liveauftritte aus. Daher überrascht es kaum, dass das Duo national und international eine immer grössere Resonanz erfährt. Der Förderpreis soll Ikan Hyu den nötigen Schub geben, um sich langfristig zu etablieren.

Heinz Helle (*1978) studierte Philosophie in München und New York und Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Seine vier Romane sind allesamt im renommierten Suhrkamp Verlag erschienen und stiessen auf durchweg positive Resonanz bei Publikum, Kritik und Jurys. Literaturpreise, Stipendien und ein überregionales Medienecho stellen sich in schöner Regelmässigkeit ein.

Heinz Helles Schreiben zeichnet sich durch eine selten gewordene Wahrhaftigkeit aus und ist in den letzten zehn Jahren konsequent persönlicher und dadurch politischer geworden. Die Schreibweise der Autofiktion ist zwar nicht Heinz Helles Erfindung, wird von ihm jedoch stilbildend um die Sphäre der Kulturtheorie erweitert. Schlagwörter wie Identitätspolitik, Trauerarbeit oder Intersektionalität sind bei ihm nicht akademische Manövriermasse, sondern Koordinaten literarischer Orientierungsversuche zwischen Herkunftsschaudern, Kleinfamilienversuchen, strukturellem, aber auch ganz konkretem Gewaltbewusstsein und spätmoderner Ermüdung.

Heinz Helles Bücher zeichnen sich durch eine stilistische und theoretische Verdichtung aus, bleiben dabei aber höchst lesbar. Sie stellen Fragen, setzen sich dem Risiko des stockenden Gesprächs aus und wollen nicht gefallen, sondern Rechenschaft geben.
Die Verleihung des Förderpreises an Heinz Helle ist zum einen eine Würdigung seines bisherigen Schaffens, zum anderen soll sie die Weiterentwicklung seines Werkes ermöglichen.

Goldene Ehrenmedaille an Claudia Jolles

Die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich geht in diesem Jahr an die Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin Claudia Jolles. Mit der Goldenen Ehrenmedaille zeichnet der Regierungsrat eine Persönlichkeit aus, die sich mit grossem Engagement für das kulturelle Leben im Kanton Zürich und weit darüber hinaus verdient gemacht hat.

Claudia Jolles (*1958) studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Deutsche Literatur an den Universitäten Bern, Genf und Zürich. Bis 1995 arbeitete Jolles als freie Kuratorin für verschiedene Institutionen wie die Kunsthalle Zürich, die Riversides Studios in London oder den Portikus in Frankfurt am Main. Seit 1989 war sie als Kunstkritikerin für verschiedene Medien tätig, bevor sie 1994 zum Kunstbulletin stiess und dort 1996 Chefredakteurin wurde.

Das Kunstbulletin ist die meist gelesene Kunstzeitschrift der Schweiz und fungiert auch im deutschsprachigen Ausland als wichtige Informationsquelle. Es informiert laufend über das zeitgenössische Kunstgeschehen und reflektiert dessen vielfältige Facetten. Mit sicherem Instinkt und einer unermüdlichen Neugier und Leidenschaft hat Claudia Jolles das Kunstbulletin zu einem unverzichtbaren Kompass in der Schweizer Kunstlandschaft gemacht. In Zeiten, in denen das Feuilleton und die fundierte Kunstkritik zunehmend verschwinden, ist das Kunstbulletin wichtiger denn je, sei es als Echoraum für die Künstlerinnen und Künstler oder als Informationsplattform für das Publikum. Claudia Jolles und ihr Team haben es verstanden, eine Kunstzeitschrift zu produzieren, die den hohen Ansprüchen der Fachwelt entspricht und gleichzeitig für das interessierte Publikum verständlich ist. Sie hat das Kunstbulletin stetig weiterentwickelt und die analoge Zeitschrift mit der Plattform artlog.net ins digitale Zeitalter geführt. Dabei ist Claudia Jolles immer eine konstruktive, zugängliche und begeisterte Vermittlerin der Bildenden Kunst geblieben.

Neben ihrer Arbeit beim Kunstbulletin arbeitet Claudia Jolles in verschiedenen Gremien mit, unter anderem im Vorstand der Association International des Critiques d’Art (AICA). Für ihre langjährige herausragende publizistische Tätigkeit und für ihr begeistertes Engagement für das zeitgenössische Kunstschaffen wird Claudia Jolles mit der Goldenen Ehrenmedaille des Regierungsrates 2023 ausgezeichnet.
 

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