Regierungsrat löst Vorprojekt für Umfahrung Grüningen aus

Das historische «Stedtli» in Grüningen soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden, ohne dass das geschützte Ortsbild beeinträchtigt wird. Im Sommer 2018 wurde ein Projekt der Calatrava Valls SA für eine Umfahrungsstrasse mit Brücke über das Aabachtobel vorgestellt, das eine grosse Aufwertung ermöglicht und zudem Schutzvorgaben Rechnung trägt. Auf Antrag der Volkswirtschaftsdirektion hat der Regierungsrat die Baudirektion beauftragt, ein entsprechendes Vorprojekt zu erarbeiten.

Das Umfahrungsprojekt löst Probleme, welche die Bevölkerung von Grüningen seit vielen Jahren beschäftigen: Durch den national geschützten mittelalterlichen Ortskern fahren jeden Tag rund 5000 Fahrzeuge. Die räumlichen Gegebenheiten im «Stedtli» erlauben jedoch nur einen sehr kleinen Sicherheitsstandard. Für den Fuss- und Veloverkehr stehen praktisch keine gesicherten Strassenräume zur Verfügung. Dazu führt der motorisierte Verkehr zu hohen Lärm- und Schadstoffimmissionen für die Anwohnenden und insbesondere der Schwerverkehr führt zu Erschütterungen, welche die historische Bausubstanz beschädigen.

«Stedtli» kann zur Fussgängerzone werden

Der Lösungsansatz der Calatrava Valls SA überzeugt durch eine sorgfältige Analyse der lokalen Gegebenheiten, eine exzellente Gestaltung und sehr gute Einbettung der neuen Bauwerke in die Umgebung. Die Umfahrungsstrasse wird tiefer gelegt und führt auf der Ostseite durch eine Unterführung. Durch die Absenkung bleibt die Sicht auf das historische Städtchen von allen wesentlichen Standorten ungestört erhalten und Veränderungen an der bestehenden Topographie werden minimiert. Da der Durchgangsverkehr über die neue Umfahrung zirkuliert, kann das «Stedtli» zur autofreien Fussgängerzone mit Anliegerverkehr umgestaltet werden.

Das Projekt wurde im Rahmen eines durch die Volkswirtschaftsdirektion in Auftrag gegebenen Konkurrenzverfahrens durch ein Beurteilungsgremium aus Vertretenden von Kanton, Gemeinde sowie externen Fachpersonen ausgewählt. Schon bei der Ausarbeitung mussten zwingend bestehenden Gutachten der kantonalen Natur- und Heimatschutzkommission (NHK) und der Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) Rechnung getragen werden.

Schützenswerter Damm soll bestehen bleiben

Noch offen war, was mit dem 1844 erstellten Strassendamm passiert, der nach Inbetriebnahme der Umfahrung seine bisherige Funktion verliert. Aus diesem Grund beurteilten die zuständigen kantonalen Sachverständigenkommissionen – die Denkmalpflegekommission (KDK) und die Natur- und Heimatschutzkommission (NHK) – in einem Gutachten die Bedeutung und Schutzwürdigkeit des Dammes. Beide Kommissionen kommen zum Schluss, dass der Damm erhalten bleiben soll. Er ist aus ihrer Sicht ein Schutzobjekt von überkommunaler Bedeutung und ein fester Bestandteil des schützenswerten Ortsbildes. Zudem dokumentiert er als verkehrshistorischer Zeuge den Kunststrassenbau des 19. Jahrhunderts.

Der Regierungsrat beauftragt die Baudirektion auf Antrag der Volkswirtschaftsdirektion, ein Vorprojekt auf der Basis des Projekts der Calatrava Valls SA zu erarbeiten. «Ich freue mich sehr, dass dieses wichtige Vorhaben damit einen grossen Schritt vorankommt», sagt Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. «Mit der Umfahrung kann Grüningen als eines der sechs verbliebenen Zürcher «Landstedtli» stark aufgewertet werden. Dafür haben sich die Gemeinde, Anwohnende und Gewerbetreibende seit Jahrzehnten stark
engagiert.»

Im Rahmen des Vorprojekts wird das Vorhaben weiter konkretisiert und die Bewilligungsfähigkeit vertieft abgeklärt. Auch die grobe Kostenschätzung von 24 Millionen Franken wird weiter konkretisiert. Der Kredit für das Projekt muss anschliessend durch den Kantonsrat und im Falle eines Referendums durch die Stimmbevölkerung genehmigt werden.

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