Videos prämiert: Achtsam mit Daten umgehen in Krisenzeiten
Medienmitteilung 21.09.2020
Die Gewinnervideos des fünften Datenschutz-Video-Wettbewerbs der Datenschutzbeauftragten stellen alle die Fragen: Welche Daten geben wir wofür preis und entscheiden wir richtig? In der Coronakrise paaren sich Sorglosigkeit mit überhöhten Ängsten. In diesem Umfeld werden wir manipulierbar, meint die Co-Präsidentin der Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften, Monique Lehky Hagen. In einem engagierten Appell forderte sie mehr Datenkompetenz für alle zum Schutz der Demokratie.
Veranstaltung: Video-Preisverleihung
Datenkompetenz fördern
«Die Coronakrise zeigt uns: Daten sind nicht einfach nackte Zahlen. Sie haben direkte und konkrete Auswirkungen auf unser Leben», sagte Dr. med. Monique Lehky Hagen an der Preisverleihung des Datenschutz-Video-Wettbewerbs 2020. Arbeits-, Versammlungs- und Reiseverbote, Maskenpflicht, Überwachung und Tracking, all diese Massnahmen wurden aufgrund von Datensammlungen und -analysen getroffen. «Hinterfragt die Zahlen! Sind die Fallzahlen vom Frühjahr vergleichbar mit den jetzigen, obwohl die Teststrategie geändert wurde?», fragte Frau Lehky Hagen. Nicht jede Person müsse Statistikprofi werden, aber es brauche ein breites Grundverständnis, mit dem Dateninterpretationen kritisch betrachtet werden können. «Es braucht Mut und Übung, um sich der Kraft der nackten Zahlen zu entziehen.»
Preisverleihung Datenschutz-Video-Wettbewerb
«Schutz der Privatsphäre in Zeiten von Corona» war das Thema des diesjährigen Datenschutz-Video-Wettbewerbs. Durch Homeoffice, Contact Tracing und SwissCovid-App wurden in 2020 alle mit Themen rund um den Datenschutz konfrontiert. Auch hier wurde plötzlich deutlich: Datenschutz oder die Verletzung davon hat Auswirkungen auf das Leben von allen.
«Zu wie viel wärst du bereit?» fragte Alexandra Juchler in ihrem drittplatzierten Beitrag. Können wir in der aktuellen Krisensituation noch unterscheiden, ob die Daten, die wir preisgeben wirklich dem Schutz der Gesundheit dienen? Sie weist auf den möglichen Missbrauch der Angst durch Cyberkriminelle hin, wie dies im Frühjahr etwa mit Fake-Corona-Schutz-Apps passiert ist. Jurymitglied Sandeep Abraham, selber preisgekrönter Mobilfilmemacher und Regisseur, lobte die TikTok-Ästhetik, mit der das Zielpublikum gut angesprochen werde.
2. Platz: Verdächtig – Rafael Gschwend
Witzig war der zweitplatzierte Clip «Verdächtig» von Rafael Gschwend, ein kurzer und prägnanter Animationsfilm zur SwissCovid-App und den Missverständnissen zum Datenschutz in diesem Zusammenhang. In seiner Laudatio hob Flurin Senn, Jurymitglied und Leiter des Bereichs Bildung und Erziehung an der Pädagogischen Hochschule Zürich, die kurze und klare Story mit augenzwinkernder Auflösung sowie den schönen Zeichentrickstil und die Reduktion aufs Notwendige hervor.
1. Platz: Ich seh was, was du nicht siehst – Mondlicht Film
Der Hauptpreis ging an den Kurzfilm «Ich sehe was, was du nicht siehst» von Jana Johnston und Joscha Bitsch, die zusammen Mondlicht Film ausmachen. Sie thematisieren die Tücken des Homeoffice und die unfreiwillige Preisgabe von persönlichen, teils intimen Informationen durch die Fernarbeit und Videokonferenzen. Nadia Holdener, Lehrbeauftragte für Audiovisual / Cast an der Zürcher Hochschule der Künste und Jurymitglied, wies auf die Spannung hin, die der Film erzeuge. Der Beitrag zeuge von solidem Filmhandwerk, finde eine gute Balance zwischen Tragik und Witz und überrasche mit schönen Effekten und Ideen.
Der Datenschutz-Video-Wettbewerb wurde zum fünften Mal durchgeführt. Mit dem Projekt sollen junge Erwachsene für ihre eigene Situation und ihren Umgang mit Personendaten in der digitalisierten Welt sensibilisiert werden. Die Preisverleihung fand im Rahmen des Digital Festivals statt. Die Datenschutzbeauftragte Dominika Blonski sagte abschliessend, dass Corona die Gesellschaft stark unter Druck setze. Sie sei jedoch erfreut, dass die Krise Datenschutz und Datenkompetenz endlich in breiten Kreisen diskutiert werde.