Forschungsprojekt Kopie des Erd- und Himmelsglobus

Der Kanton Zürich hat mit dem Kanton St. Gallen vereinbart, eine originalgetreue Kopie des Erd- und Himmelsglobus als Geschenk zu erstellen. Dies um den Streit um Kulturgüter beizulegen. Der Erd- und Himmelsglobus, der im Landesmuseum deponiert ist, wird zur Zeit kopiert und hat viele Forschungsfragen aufgeworfen. Das multidisziplinäre Projekt beschäftigt hochqualifizierte Handwerker und Wissenschafter gleichermassen und soll bis Frühling 2009 abgeschlossen sein. Im Novemberbrief zum Budget 2008 werden dafür 341'000 Franken eingestellt. Aus den Mitteln des Lotteriefonds bewilligte der Regierungsrat weiter einen Beitrag von 400'000 Franken.

Am 27. April 2006 wurde in einer Vereinbarung festgehalten, wie der Kulturgüterstreit beigelegt werden soll. Unter anderem stellten die Zürcher Vertreter den St. Galler Beteiligten in Aussicht, ihnen eine originalgetreue Kopie des Erd- und Himmelsglobus von Fürstabt Bernhard Müller zu schenken. Der seit 1897 im Schweizerischen Landesmuseum deponierte Globus ist ein einzigartiges Objekt und dessen Replizierung ist ebenfalls ein sehr spezielles Vorhaben. Auf der Kugel sind gleichzeitg die Erde und der Himmel mit figürlichen Sternenbildern und Sternzeichen abgebildet. Die Kugel liegt in einer Holzkorbkonstruktion mit gemalten Porträts von Naturwissenschaftern und Instrumentdarstellungen. Weiter sind ein Heiligenkalender, die Tierkreiszeichen und die 32 Windrichtungen sowie die Klimazonen und Breitengrade abgebildet.

Globus stammt aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts

Der Globus wurde im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts vermutlich in Augsburg hergestellt, später gelangte er über Konstanz nach St. Gallen. 1712, im Zweiten Villmergerkrieg, wurde der Globus von den Zürchern abgeführt und vorerst in der Kunstkammer der Zürcher Burgerbibliothek, dann im Erdgeschoss der Wasserkirche ausgestellt und anschliessend fand er den Weg ins Landesmuseum.

Das Staatsarchiv wurde beauftragt, im Rahmen eines Vorprojektes die für die Herstellung der Kopie erforderlichen Vermessungs- und Planungsarbeiten durchzuführen und ein Projektkonzept zu erarbeiten sowie die Kosten zu berechnen. An diesem Vorprojekt waren Experten des Landesmuseums, der Zentralbibliothek, der ETH Zürich, der EMPA und der Stiftsbibliothek St. Gallen beteiligt.

Neue Einblicke in historisches Handwerk, Kunst und Denken

Die Erkenntnisse aus dem Vorprojekt ergaben, dass die Bedeutung des Projekts in einem neuen Licht zu beurteilen ist. Das Projekt erzielt auch einen Mehrwert für den Forschungsstandort und Werkplatz Zürich mit Ausstrahlung auf die gesamte Schweiz und verschafft der breiten Öffentlichkeit völlig neue Einblicke in historisches Handwerk, Kunst und Denken. Das Vorprojekt zeigte, dass die Herausforderung nicht nur eine handwerklich-technische sondern auch eine wissenschaftliche ist. Unter anderem wurden Röntgenaufnahmen von der Kugel gemacht, das gesamte Objekt wurde dreidimensional vermessen und es wurden berührungsfreie Untersuchungen von Holz, Schrauben und Farbaufbau gemacht. Nur wenige Fachleute verfügen heute über die nicht mehr weit verbreiteten Fertigkeiten und das spezialisierte Wissen über historische Herstellungstechniken.

Kopie wird in den Räumen des Staatsarchivs erstellt

Die Kopie wird in den Räumen des Staatsarchivs erstellt, so dass keine Kosten für Raummieten und Transporte entstehen. Die Kosten für das Vorprojekt beliefen sich auf 121'000 Franken. Das Hauptprojekt inklusive Nebenkosten und Reserve lässt sich auf 741'000 Franken beziffern. Aus den Mitteln des Lotteriefonds bewilligte der Regierungsrat dafür einen Beitrag von 400'000 Franken. Der Restaufwand von 341'000 Franken geht zu Lasten der laufenden Rechnung des Staatsarchivs, die erforderlichen Mittel werden im Novemberbrief zum Budget 2008 beantragt. Die Kosten werden sich damit insgesamt auf 862'000 Franken belaufen.

Mit der Übergabe des Objekts zur Einlösung des Schenkungsversprechens gegenüber dem Kanton St. Gallen kann auf Frühling 2009 gerechnet werden. 

Das Original des Erd- und Himmelsglobus in einer Gesamtansicht mit Blick auf den Atlantik und Südamerika.

Auf dem Bildausschnitt ist ein grosser Teil Europas zu sehen. Der leicht unscharfe Fleck nordwestlich Italiens, nämlich die Schweiz, wurde während über 430 Jahren so oft von Fingern berührt, dass davon nicht viel mehr übrigblieb als ein unscharfer Fleck ...

Über einen Zahnradmechanismus konnte das Original des Globus in der Neigung verändert und um die eigene Achse gedreht werden. Was mit dem Original nicht mehr möglich ist, wird mit der Replik wieder möglich sein, da hier die fehlenden oder defekten Teile ergänzt werden.

Alle Oberflächen der Globus-Tragkonstruktion sind reich verziert. Eine Stütze der Kugel trägt das Porträt des antiken Gelehrten Archimedes.

1960 wurde der Erd- und Himmelsglobus zum letzten Mal zerlegt. Der Blick ins Innere erlaubt gewisse Rückschlüsse auf die Konstruktion.

Im Rahmen des Vorprojekts wurden Teile des Globus durch das Zentrum für Zerstörungsfreie Prüfung der EMPA Dübendorf geröntgt. Neben einem Teil der Erdachse konnten so im Bereich des Nordpols zahlreiche Nägel sichtbar gemacht werden.

Für die Rekonstruktion wurden anhand von dreidimensionalen Bildern der ETHZ Konstruktionspläne angefertigt. Im Bild der Plan für Meridianring und -streben.

(Medienmitteilung des Regierungsrates)

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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