Autoflotte

Obwohl die Mehrheit der im Kanton Zürich registrierten Autos immer noch einen klassischen Verbrennungsmotor hat, fahren mittlerweile drei von fünf Neuzulassungen ganz oder teilweise mit Strom. Die Neuzugänge zur Flotte werden im Schnitt aber auch immer schwerer und leistungsstärker, was ihren Energieverbrauch beim Fahren steigen lässt.

Motorisierung

Schere bei Motorisierung öffnet sich

Ende September 2023 waren im Kanton Zürich 741'000 Personenwagen zugelassen. Damit kommen 470 Autos auf 1'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dieser sogenannte Motorisierungsgrad war in den letzten Jahren rückläufig. Grund hierfür ist nicht etwa, dass die Zürcher Autoflotte kleiner würde, sondern einfach, dass die Zahl der Autos im Kanton langsamer wächst als jene der Menschen.

Personenwagenbestand im Kanton Zürich 2002–2023

Bevölkerungsentwicklung zum Vergleich

Regional gibt es grosse Unterschiede beim Motorisierungsgrad. Am höchsten ist er im Weinland mit 644 Autos pro 1'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Das sind doppelt so viele wie in der Stadt Zürich, deren Bevölkerung am wenigsten motorisiert ist (315). Und die Schere öffnet sich immer weiter: Während der Motorisierungsgrad im ländlichen Raum tendenziell zulegt, nimmt er in städtischen Gebieten ab.

Antriebsarten

Alternative Antriebe etablieren sich

Herkömmliche Verbrenner sind nach wie vor die Regel: 87 Prozent aller Zürcher Autos haben einen Benzin- oder Dieselmotor. Elektrofahrzeuge und Hybride, bei denen neben einem Elektro- auch ein Verbrennungsmotor unter der Haube steckt, machen also nur einen kleinen Teil der Zürcher Autoflotte aus.

Aber ihr Bestand hat sich in jüngster Zeit vervielfacht, und bei den Neuzulassungen boomen die alternativen Antriebe mittlerweile richtig. 2023 waren drei von fünf neu in Verkehr gesetzten Autos hybrid oder rein elektrisch unterwegs. Wie im Vorjahr überstieg die Zahl der Hybride jene der neu zugelassenen Benziner. Die Dieselautos verlieren dagegen bereits seit dem Abgas-Skandal, der im Herbst 2015 publik wurde, an Beliebtheit. Mittlerweile kommen deutlich mehr reine Stromer als Dieselfahrzeuge neu auf die Strasse.

Neuzulassungen im Kanton Zürich nach Antriebsart 2002–2023

Personenwagen

Kaum Gas- und Wasserstoffantriebe

Hybride umfassen in obiger Grafik sowohl Plug-in-Hybride, die an der Steckdose aufgeladen werden können, als auch solche, bei denen das nicht möglich ist. Neben den Hybriden und den reinen Elektroautos gibt es ganz wenige Fahrzeuge, die andere alternative Treibstoffe wie Gas oder Wasserstoff verwenden – diese bilden gemeinsam die Kategorie «Andere». Der Fall schliesslich, dass die Antriebsart eines Autos unbekannt ist, kommt in jüngster Zeit praktisch nicht mehr vor.

Gewicht

Immer schwerer

Die neu zugelassenen Autos bringen immer mehr Gewicht auf die Waage. Inzwischen sind sie im Schnitt gut 1.8 Tonnen schwer. Zählt man noch die maximal zulässige Nutzlast hinzu, so ist man bei weit über zwei Tonnen pro Wagen.

Mittleres Gesamtgewicht der Neuzulassungen im Kanton Zürich 2002–2023

Personenwagen

Balkendiagramm zum durchschnittlichen Gesamtgewicht der Neuzulassungen, das verdeutlicht, dass dieses seit 2002 von 1.87 auf 2.27 Tonnen zugenommen hat, wobei es nach 2007 kurzfristig rückläufig war.
Das Gesamtgewicht ist das höchste Gewicht, mit dem ein Fahrzeug gemäss Zulassung auf der Strasse verkehren darf. Es beinhaltet zum einen das Leergewicht des Wagens (dunkelblau) und zum anderen seine Nutzlast, das maximal zulässige Gewicht von Fahrzeuginsassen und Ladung (hellblau). Grafik: Statistisches Amt Kanton Zürich; Quelle: Strassenverkehrsamt Kanton Zürich Bild «Balkendiagramm zum durchschnittlichen Gesamtgewicht der Neuzulassungen, das verdeutlicht, dass dieses seit 2002 von 1.87 auf 2.27 Tonnen zugenommen hat, wobei es nach 2007 kurzfristig rückläufig war.» herunterladen

Nach 2007 war das mittlere Fahrzeuggewicht für kurze Zeit leicht rückläufig. Ausschlaggebend für das temporär veränderte Kaufverhalten der Zürcherinnen und Zürcher waren wohl die globale Finanzkrise, die im Sommer 2007 ihren Anfang nahm, sowie der Höhenflug des Erdölpreises ein Jahr später. Im Juli 2008 kostete ein Liter Benzin an der Zapfsäule 2.00 Franken, ein Liter Diesel 2.30 Franken. Die jüngste Hausse bei den Energiepreisen hat hingegen vorderhand keine Spuren hinterlassen.

Auch Folge der boomenden alternativen Antriebe

Dass die Zürcher Neuzulassungen immer schwerer werden, hängt nicht zuletzt mit dem Aufkommen der alternativen Antriebe zusammen. Denn die Akkus, die einen Elektromotor mit Strom versorgen, sind sehr schwer. Bei den Hybriden kommt hinzu, dass zwei Motoren verbaut sind, was das Fahrzeuggewicht ebenfalls erhöht. Aber auch die klassischen Verbrenner bringen immer mehr Gewicht auf die Waage, weil mit jeder Fahrzeuggeneration mehr Technik an Bord ist.

Leistung

Veritabler Leistungsschub

Die Motorleistung der neu zugelassenen Autos hat seit Beginn der Nullerjahre deutlich zugenommen, wobei sich abermals die bereits bekannte Senke nach 2007 zeigt. Die neusten Modelle leisten im Schnitt mehr als eineinhalb Mal so viel wie noch 2002, nämlich gut 170 Kilowatt. Damit haben sie weit mehr als 200 PS unter der Haube, Tendenz steigend.

Mittlere Motorleistung der Neuzulassungen im Kanton Zürich 2002–2023

Personenwagen

Klammert man die alternativen Antriebe aus und nimmt nur die Verbrenner in den Blick, so bleibt das Bild etwa dasselbe. Das ist deshalb bemerkenswert, weil sich die Motorgrösse der Zürcher Neuzulassungen gegenläufig zur Leistung entwickelt: Kurz nach der Jahrtausendwende lag der mittlere Hubraum bei 2.1 Litern, wurde dann kleiner und hat sich ab 2011 bei rund 1.9 Litern stabilisiert.

Fazit

Positive und negative Signale

Der Boom der alternativ angetriebenen Autos ist aus klimapolitischer Sicht erfreulich. Denn Elektrofahrzeuge stossen, über ihren ganzen Lebenszyklus gesehen, weniger CO2 aus als ihre Pendants mit Benzin- oder Dieselmotor. Dies gilt zumindest für den Fall, dass der Strommix an der Ladestation, wie in der Schweiz, kaum fossil erzeugten Strom enthält. In der EU hingegen, wo manchenorts nach wie vor Kohle verstromt wird, unterscheiden sich die Treibhausgasbilanzen von Stromern und Verbrennern weniger deutlich.

Ebenfalls im Sinn des Klimaschutzes verläuft der Trend bei der Motorisierung. Im Kanton Zürich ist die Zahl der Autos auf 1'000 Einwohnerinnen und Einwohner seit Jahren rückläufig – und zwar auf bereits tiefem Niveau, wenn man mit anderen Kantonen vergleicht.

Nachdenklich stimmt, dass die Neuzulassungen von Jahr zu Jahr schwerer werden. Mehr Gewicht bedeutet in der Regel mehr Materialaufwand bei der Fahrzeugproduktion und -entsorgung sowie mehr Treibstoff- oder Stromverbrauch beim Fahren. Deshalb steigt mit dem Gewicht bei sonst gleichen Bedingungen auch die Umweltbelastung, die das einzelne Auto verursacht.

Methode

Autos mit Zürcher Nummernschildern

Alle im Kanton Zürich zugelassenen Motorfahrzeuge sind in einer Datenbank des Strassenverkehrsamts registriert. Seit 2002 wird einmal jährlich, jeweils Ende September, ein Auszug aus der Datenbank gemacht. Obige Auswertungen basieren auf diesen jährlichen Datenbankauszügen. Sie beschränken sich auf die Personenwagen, die gut 70 Prozent aller Motorfahrzeuge und damit die weitaus grösste Gruppe ausmachen. Die Neuzulassungen eines bestimmten Jahres sind definiert als jene Autos, die zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September erstmals in Verkehr gesetzt wurden.

Mehr dazu

Unsere Analyse aus der Reihe «statistik.info»:

                   

Artikel in der ZUP Nr. 102 vom März 2022, S. 41–44. Aktualisierte und gekürzte Fassung der obigen Analyse:

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