Wirtschaftswachstum, Lebensqualität und Umweltschutz - Gegensatz oder Symbiose?

Das Wirtschaftswachstum hat im Kanton Zürich in den letzten Jahren nicht nur das verfügbare Einkommen erhöht, sondern auch mehr Lebensqualität wie Freizeit, Bildung und Gesundheit ermöglicht. Zudem hat die Umweltbelastung in vielen Bereichen abgenommen. Nullwachstum würde hingegen zu vielen Problemen führen.

Zürcher Wirtschaft wächst im Einklang mit besserer Umwelt- und Lebensqualität

Die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Zürich ist beachtlich: In den letzten 40 Jahren hat sich das BIP mehr als verdoppelt. Während die Zürcher Wirtschaft deutlich gewachsen ist, hat in den meisten Bereichen auch die Lebensqualität zugenommen – Verbesserungen gab es etwa bei den Einkommen, der Bildung, der Beschäftigung und der Gesundheit. Weitgehend gleichgeblieben, aber auf sehr hohem Niveau, ist hingegen die subjektive Lebenszufriedenheit. Zudem hat die Umweltbelastung in vielen Bereichen abgenommen, dazu gehören u.a. die Treibhausgase, der Materialverbrauch oder die Luft- und Wasserverschmutzung. Wirtschaftswachstum und Umweltqualität haben sich folglich weitgehend entkoppelt. Ein Gedankenexperiment für den Kanton Zürich zeigt, dass Nullwachstum zu deutlich tieferen Einkommen und einem erhöhten Armutsrisiko führen würde. Gleichzeitig wären der Staatshaushalt und die Sozialversicherungen mit sinkenden Einnahmen konfrontiert. 

Zürcher Wirtschaftsmonitoring Juni 2024

Zürcher Wirtschaftsmonitoring Juni 2024
Zürcher Wirtschaftsmonitoring Juni 2024
Herausgeber/in
Amt für Wirtschaft
Autor/in
Fachstelle Wirtschaftspolitik

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Erhöht Wirtschaftswachstum die Lebensqualität? 

Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Lebensqualität sind zwar nicht dasselbe, aber sie gehen häufig einher. In einigen Fällen ermöglicht BIP-Wachstum erst die Verbesserung der Lebensqualität – man denke an Bildung, Gesundheit oder die soziale Sicherheit. Wir erfassen die Lebensqualität im Kanton Zürich anhand von elf Kategorien und verschiedenen Indikatoren, angelehnt an den OECD Regional Well-Being-Index. Dabei zeigt sich, dass sich die Lebensqualität in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Work-Life-Balance und Gesundheitsversorgung verbessert hat, während die Indikatoren Wohnen und Persönliche Sicherheit ein gemischtes Bild abgeben. Weitgehend gleichgeblieben, aber auf sehr hohem Niveau, ist die subjektive Lebenszufriedenheit der Zürcherinnen und Zürcher.

Die Grafik zeigt bei einer Vielzahl verschiedener Indikatoren zur Lebensqualität, in welche Richtung sich diese in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben und ob dies mit einer Verbesserung, einer Verschlechterung oder einer Stagnation der Lebensqualität gleichzusetzen ist.
Eine Vielzahl der Indikatoren zur Lebensqualität zeigen eine Verbesserung

Schadet Wirtschaftswachstum der Umwelt? 

Es ist unbestritten, dass Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit mit zunehmendem Ressourcenbedarf verbunden war. Dies ist jedoch kein Naturgesetz. Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass in den letzten Jahren eine Entkopplung stattgefunden hat: Während die Zürcher Wirtschaft stark gewachsen ist, hat die Umweltbelastung in vielen Bereichen stagniert oder sogar abgenommen – etwa beim Materialverbrauch, der Luft- und Wasserverschmutzung oder den Treibhausgasemissionen. Die Zürcher Wirtschaft ist somit vorwiegend qualitativ gewachsen. Das bedeutet nicht, dass es keine umweltbezogenen Probleme gibt. Das Erreichen des Klimaziels bleibt auch mit der eingesetzten Entkopplung bei den THG-Emissionen eine grosse Herausforderung. 

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts und einer Vielzahl von Umweltindikatoren zwischen 1990 und 2023. Während die Wirtschaftsleistung zugenommen hat, hat die Umweltbelastung in vielen Bereichen abgenommen.
Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung im Kanton Zürich

Wie sähe die Zürcher Wirtschaft ohne Wachstum aus? 

Was aber wären die Auswirkungen auf Wohlstand, Gesellschaft und Umwelt, wenn die Zürcher Wirtschaft nicht mehr wachsen würde? Ein fiktives, aber datenbasiertes «Gedankenexperiment» zur Zürcher Wirtschaft zeigt, dass Nullwachstum zu deutlich tieferen Einkommen und einem erhöhten Armutsrisiko führen würde. Gleichzeitig würden die finanziellen Herausforderungen grösser: Es stünden viel weniger Steuereinnahmen und Gelder für die Sozialversicherungen zur Verfügung als in einer wachsenden Wirtschaft, was Verteilungskonflikte mit sich bringen würde. Die Umweltqualität würde sich zwar in einigen Bereichen verbessern, allerdings zu einem hohen Preis. Zudem fehlten die finanziellen Mittel für Innovation und für Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz.

Die Grafik zeigt eine Schätzung der Entwicklung des BIPs und des verfügbaren Einkommens in den kommenden 25 Jahren für zwei unterschiedliche Wachstumsszenarien. Während das BIP pro Kopf und das verfügbare Einkommen im Basis-Szenario bis 2050 weiter steigen würden, ist im Szenario «Ende des Wachstums» eine Abnahme der beiden Grössen zu verzeichnen.
Sinkendes BIP pro Kopf und Einkommen im Szenario «Ende des Wachstums»

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