Die demografische Entwicklung stellt die Zürcher Wirtschaft vor Herausforderungen

Die sich öffnende Arbeitsmarktschere und das abnehmende Verhältnis zwischen Erwerbs- und Gesamtbevölkerung haben starke Auswirkungen auf die Zürcher Wirtschaft. Verschiedene Szenarien zeigen, dass selbst eine hohe Zuwanderung den Effekt der Alterung kaum verhindern kann.

Fehlende Arbeitskräfte: Szenarien und Implikationen für die Wirtschaft

Die Schweizer Bevölkerung wird älter: Der Grund dafür sind die steigende Lebenserwartung und die sinkende Geburtenrate. Auch der Kanton Zürich ist von der Alterung betroffen, wenn auch etwas weniger stark als die Gesamtschweiz, da Zürich als attraktiver Standort eine junge Arbeitsbevölkerung aus dem In- und Ausland anzieht. Doch auch hier öffnet sich in den nächsten Jahren die Arbeitsmarktschere, da mehr Erwerbstätige in Pension gehen, als dass Jüngere in den Arbeitsmarkt nachrücken. Zwar dürfte die Gesamtbevölkerung im Kanton Zürich weiter zunehmen, jedoch sinkt der Anteil der Erwerbsbevölkerung. Die Zuwanderung kann, so zeigen verschiedene Szenarien in der Studie, die Alterung der Gesamtbevölkerung zwar mindern, aber nicht verhindern. Die künftig fehlenden Arbeitskräfte stellen die Zürcher Wirtschaft vor grosse Herausforderungen.

Zürcher Wirtschaftsmonitoring Januar 2025

Das Coverbild zeigt ein älteres Ehepaar auf dem Sächsileutenplatz.
Das Coverbild zeigt ein älteres Ehepaar auf dem Sächsileutenplatz.
Herausgeber/in
Amt für Wirtschaft
Autor/in
Fachstelle Wirtschaftspolitik

Die wichtigsten Szenarien in Kürze 

Unser Video zeigt die wichtigsten Szenarien und Herausforderungen für die Wirtschaft auf.

Fehlende Arbeitskräfte: Szenarien und Implikationen für die Wirtschaft

Arbeitsmarktschere öffnet sich

In den nächsten Jahren wird sich die Arbeitsmarktschere weiter öffnen, da mehr Erwerbstätige den Arbeitsmarkt altershalber verlassen als jüngere nachrücken. Im Jahr 2029 wird die Zahl der 65-Jährigen jene der 20-Jährigen im Kanton Zürich um 16 % übertreffen – noch bis vor 20 Jahren war dieses Verhältnis umgekehrt. Danach dürfte sich die Arbeitsmarktschere wieder schliessen, aber nur für eine kurze Zeit. Als Folge der stark gesunkenen Geburtenrate in den letzten Jahren ist in den 2040er Jahren mit einer noch grösseren Differenz zwischen altersbedingten Ein- und Austritten in den Arbeitsmarkt zu rechnen.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der altersmässigen Ein- und Austritte in den Arbeitsmarkt. Sie zeigt, dass künftig mehr 65-jährige den Arbeitsmarkt altershalber verlassen als junge 20-jährige in den Arbeitsmarkt eintreten. Deshalb öffnet sich die Arbeitsmarktschere.
Mehr Arbeitsmarktaustritte als -eintritte

Anteil der Erwerbs- an der Gesamtbevölkerung sinkt

Für den Arbeitsmarkt sind jedoch nicht nur die altersbedingten Ein- und Austritte relevant, sondern auch die Entwicklung der gesamten (potenziellen) Erwerbsbevölkerung im Alter zwischen 20- und 64 Jahren, wobei die Zuwanderung eine wichtige Rolle spielt. Zwar dürfte die Erwerbsbevölkerung im Kanton Zürich in den nächsten Jahren in absoluten Zahlen weiter zunehmen, jedoch sinkt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Das führt dazu, dass ein immer kleinerer Anteil der Bevölkerung die Produkte und Dienstleistungen – sprich die Wertschöpfung – erarbeitet. Dies dürfte die Wirtschaftsdynamik bremsen. 

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Gesamtbevölkerung und der Erwerbsbevölkerung. Dies wir durch eine Badewanne illustriert: die Grösse der Wanne entspricht der Gesamtbevölkerung, der Wasser der Erwerbsbevölkerung. Die Gesamtbevölkerung dürfte gemäss Prognosen im Kanton weiter steigen, der Anteil der Erwerbs- an der Gesamtbevölkerung jedoch aufgrund der demografischen Entwicklung sinken. Bildlich gesprochen heisst dies: die Wanne wird grösser, der Wasserstand nimmt ab.
Anteil Personen im erwerbsfähigen Alter nimmt ab

Zuwanderung kann Alterung kaum kompensieren

Verschiedene Szenarien zeigen, dass die Zuwanderung den Effekt der Alterung zwar mindern, aber nicht verhindern kann. Damit das Verhältnis zwischen Erwerbsbevölkerung und Gesamtbevölkerung stabil bleiben würde, bräuchte es bei einer anhaltend tiefen Geburtenrate jährlich eine doppelt so hohe Zuwanderung wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Doch auch in den Nachbarländern nimmt das potenzielle Angebot an Arbeitskräften ab, da deren Bevölkerung noch stärker schrumpfen wird als in der Schweiz. Umgekehrt würden sich die demografischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt ganz ohne Zuwanderung nochmals markant verschärfen. 

Der Arbeitskräftemangel dürfte somit zunehmen und die Wirtschaftsdynamik nachlassen. Es gibt aber auch Lösungsansätze: Eine bessere Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials und eine steigende Produktivität aufgrund des technologischen Fortschritts könnten den Auswirkungen der Alterung auf die Wirtschaft entgegenwirken.

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