Lichte Wälder, Riedwiesen und Hochmoore sind bedrohte Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten. Der Kanton Zürich fördert diese wertvollen Biotope, um die biologische Vielfalt unserer Kulturlandschaft nachhaltig zu sichern.
Historischer Rückblick
Über viele Jahrhunderte haben Menschen einen vielfältigen Lebensraum geschaffen: die Kulturlandschaft. In diesem Mosaik aus natürlichen, naturnahen und bewirtschafteten Flächen konnte sich eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt entwickeln. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Entwicklung umgekehrt. Landschaften wurden ausgeräumt und intensiv genutzt. So gingen viele dieser kleinteiligen Biotope verloren.
Deshalb ist es wichtig,
- die noch verbliebenen natürlichen und naturnahen Lebensräume zu erhalten;
- die Lebensraumvielfalt durch gezielte Neuschaffung, Gestaltung und Bewirtschaftung von naturnahen Biotopen zu fördern.
Wir stellen hier einige wertvolle Lebensräume vor, die der Kanton Zürich besonders fördert.
Lichter Wald
Ökologie und Entstehung
In lichten Wäldern scheint die Sonne bis auf den Boden. Das Kronendach der Bäume und Sträucher ist nicht geschlossen. Hier gibt es viele Pflanzenarten, Insektenarten (vor allem Schmetterlinge) und Vogelarten. Einige davon sind typische Bewohner der Übergangslebensräume zwischen Offenland und Wald.
Lichte Wälder stehen auf mageren, trockenen, exponierten und felsigen, aber auch an nassen Standorten. Sie waren früher weit verbreitet und wurden als Niederwald oder Mittelwald bewirtschaftet. Menschen haben die Wälder traditionell intensiv genutzt. Sie entnahmen Holz, Laubstreu, frisches Laub, Rinde, Beeren und Früchte, Unterwuchs (durch Mahd oder Beweidung) und sogar Humus. Durch die kleinflächige Nutzung und den Austrag von Nährstoffen entstand ein vielfältiger, artenreicher Lebensraum.
Rückgang und Gefährdung
Die Waldwirtschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden viele Niederwälder in Hochwälder umgewandelt. Mittelwälder konnten sich noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts halten, wurden dann aber auch in Hochwälder umgewandelt. Weil die Nutzung zurückging, entstanden dunklere Wälder mit anderen Baumarten und weniger Strukturvielfalt.
Ein grosser Teil der typischen Tier- und Pflanzenarten in lichten Wäldern ist stark bedroht. Viele Arten sind bereits ausgestorben. Von anderen Arten existieren nur noch kleine Restpopulationen, die räumlich voneinander isoliert sind. Das macht ihre Reproduktion und Ausbreitung sehr schwierig. Es besteht also akuter Handlungsbedarf.
Förderung
Im Naturschutz-Gesamtkonzept des Kantons Zürich wurde 1995 die Förderung dauernd lichter Wälder als wichtiges Ziel festgelegt. Auf geeigneten Standorten sollen durch periodische Nutzung 1000 ha lichte Wälder geschaffen werden.
Aktionsplan Lichter Wald
Der gemeinsame Aktionsplan der Abteilung Wald und der Fachstelle Naturschutz setzt die Ziele des Naturschutz-Gesamtkonzepts um.
Handbuch Waldnaturschutz
Im Amt für Landschaft und Natur sind gestützt auf die rechtlichen Grundlagen die Fachstelle Naturschutz und die Abteilung Wald für den Schutz und die Förderung der Biodiversität im Wald zuständig. Zur bestmöglichen Erreichung der strategischen Zielsetzungen haben die Abteilung Wald und die Fachstelle Naturschutz die Zuständigkeiten bei Zielen und Umsetzung der Biodiversitätsförderung im Wald geklärt und teilweise neu organisiert. Das vorliegende Handbuch Waldnaturschutz hält dazu die relevanten Informationen fest.
Flachmoore
Historischer Rückblick
Flachmoore, Riedwiesen oder Streuwiesen sind über die Jahrhunderte dort entstanden, wo Bauern Feuchtwiesen geschnitten haben. Die Schilfhalme und Gräser waren ideal als Streu für den Stall. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden viele Riedwiesen mit Drainagen entwässert, um produktivere Landwirtschaftsflächen (oft Acker) zu schaffen. So sind über 90 Prozent der Schweizer Moore verschwunden.
Artenreicher Lebensraum
Die 1800 Hektaren Ried- oder Streuwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen im Kanton Zürich. Über 300 verschiedene Arten von Farn- und Blütenpflanzen finden hier ideale Lebensbedingungen. 90 davon sind stark gefährdet, 17 schon ausgestorben.
Aufwändige Riedpflege
Ohne den jährlichen Schnitt würden die Riedwiesen in kurzer Zeit verbuschen und viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Nur wegen der Streu lohnt es sich für Landwirtinnen und Landwirte aber nicht, Riedwiesen zu schneiden. Der Kanton Zürich zahlt deshalb Flächenbeiträge für die Riedpflege.
Ungewöhnliche Pflegehelfer
Im Kampf gegen die Verbuschung kommen manchmal auch unkonventionelle Methoden zum Einsatz. Im Neeracherried bei Niederglatt übernehmen Schottische Hochlandrinder die Riedpflege. Die anspruchslosen Tiere fressen Schilf, Seggen und Weidenruten, ohne dabei den Boden zu belasten. Die ersten Ergebnisse sind positiv. Dank der Beweidung brüten hier wieder Kiebitz und Bekassine – zum ersten Mal nach mehr als zehn Jahren.
Hauptziel: Langfristige Erhaltung
Die 1800 Hektaren Riedwiesen im Kanton Zürich sind auf kleine Flächen verteilt. Das sind vor allem Flachmoore, die vom Grundwasser gespeist werden. Ausgedehnte Flächen sind im Kanton Zürich nur noch im Robenhauserried am Pfäffikersee, am Greifensee, am Lützelsee und im Neeracherried erhalten geblieben. Solche grossen Flächen sind für manche Tierarten besonders wichtig. Deshalb möchte die Fachstelle Naturschutz die Bevölkerung dafür sensibilisieren, diese letzten naturnahen Flächen im Kanton langfristig zu erhalten – für Mensch und Natur.
Weitere Schutzmassnahmen
Entwässerungen und landwirtschaftliche Dünger beeinträchtigen das Leben im Ried noch heute. Ungedüngte Umgebungszonen sind eine wichtige Massnahme, um diese wertvollen Flächen zu schützen.
Hochmoore
Extreme Spezialisten
Torfmoose (Sphagnum) sind die Baumeister der Hochmoore. An ihren Spitzen wachsen sie ständig weiter, während ihre Enden absterben und als Torf zurückbleiben. Das geschieht aber nur sehr langsam. In einem Jahr wächst ein Hochmoor nur um einen Millimeter. Für einen Meter Torf braucht es also 1000 Jahre.
Saugkräftige Wasserspeicher
Hochmoore werden durch Niederschläge gespeist. Im Gegensatz zu Flachmooren sind sie vom Grundwasser isoliert. Wie ein grosser Schwamm können sie bis zum 20-fachen ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen.
Einzigartige Vegetation
Hochmoore sind sehr nass, sehr sauer und sehr karg. Bestehen können hier nur echte Überlebens- und Anpassungskünstler. Der Sonnentau (Drosera rotundifolia) hat sich als eine der wenigen Pflanzenarten in unseren Breiten darauf spezialisiert, mit klebrigen Tentakeln Insekten zu fangen und so an Nährstoffe zu kommen. Die Moosbeere (Oxycoccus quadripetalus) flicht ihre Triebe in das Mosaik der Torfmoose und wächst ständig mit ihnen mit.
Historischer Rückblick
Als im 16. Jahrhundert ein katastrophaler Holzmangel herrschte, begannen die Menschen, den Torf der Hochmoore abzubauen und als Brennstoff zu nutzen. Mit diesen im wahrsten Sinne des Wortes einschneidenden Veränderungen begann der Untergang der Hochmoore. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert wurde viel Torf gestochen. Erst nach dem 2. Weltkrieg endete der Torfabbau.
Regenerationsmassnahmen
Torfabbau und Trockenlegung haben in den Moorlandschaften tiefe Narben hinterlassen. Spezialisierte Tier- und Pflanzenarten kommen nur noch auf vereinzelten Restflächen vor oder werden von anderen Arten verdrängt. Es genügt deshalb nicht, die bestehenden Moorflächen einfach nur zu schützen. Es braucht auch Regenerationsmassnahmen, damit sich neue Moorflächen entwickeln können. Beispiele sind:
- das Aufstauen und Zuschütten von Gräben
- Durchforstungen verbuschter Moorflächen
Vorgehensweise
Die Fachstelle Naturschutz hat ein Gesamtprogramm erarbeitet, das Ziele und Prioritäten definiert. Vor einer Moorregeneration ist es wichtig, die hydrologischen Verhältnisse zu beurteilen und die geplanten Massnahmen auf ihre Effizienz hin zu bewerten. Externe Fachleute planen und organisieren diese Vorarbeiten und setzen die Massnahmen auch später um. Erfolgskontrollen liefern Daten zu Wasserhaushalt und Vegetationsentwicklung. Sie können in die Planung und Umsetzung weiterer Massnahmen einfliessen.
Eine Investition für 1000 Jahre
Hochmoorregenerationen sind aufwändig, lohnen sich aber ganz besonders. Denn sie wirken im Idealfall 1000 Jahre lang. Intakte Hochmoore brauchen nämlich kaum noch Pflege, bieten aber über lange Zeit einen wertvollen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete
Der Kanton Zürich ist mit rund 30 Hoch- und 127 Flachmooren von nationaler Bedeutung heute noch einer der moorreichsten Mittellandkantone. Trotz dieser guten Ausgangslage entsprechen die heute noch erhaltenen Moore weniger als 10 Prozent der ehemaligen Feuchtgebiete und sie stehen unter grossem Druck. Die verbliebenen, isolierten Restflächen reichen nicht aus, um den auf Feuchtlebensräume angewiesenen gefährdeten Arten langfristig ausreichende Habitate zu bieten. So kommen zwar viele Arten heute noch in Restpopulationen vor, bereits einzelne Extremereignisse können aber ausreichen, um diese auszulöschen. Aufgrund dieser für die Feuchtgebiete des Kantons Zürich nachgewiesenen «Aussterbeschuld» ist deshalb damit zu rechnen, dass ohne verstärkte Anstrengungen die Artverluste weiter fortschreiten werden.
Neben der Sanierung und Regeneration bestehender Moore sieht das Naturschutz-Gesamtkonzept die Sicherung von 1300 ha Moorergänzungsflächen vor. Gemeinsam mit den bestehenden Feuchtgebieten sollen diese Ergänzungsflächen Kerngebiete der ökologischen Infrastruktur für den Lebensraum Feuchtgebiete bilden.
Mehr Informationen finden Sie in den folgenden Dokumenten und Links.
- Download Prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete PDF | 4 Seiten | Deutsch | 1 MB
- Download Bezeichnung und Sicherung der prioritären Potenzialflächen für Feuchtgebiete gemäss Naturschutz-Gesamtkonzept PDF | 21 Seiten | Deutsch | 1 MB
- Download Auswirkungen des Klimawandels auf Moore im Kanton Zürich PDF | 30 Seiten | Deutsch | 2 MB
Gossauerriet
Das Gossauerriet in der Ebene zwischen Mönchaltorf, Gossau und Grüningen war früher eine ausgedehnte Moorlandschaft, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts drainiert wurde, um intensiv Nahrungsmittel zu produzieren. Mit der Trockenlegung wurde die Artenvielfalt stark reduziert. Im Kanton Zürich sollen künftig wieder mehr Feuchtgebiete entstehen, um den bedrohlichen Artenverlust zu stoppen und ein langfristiges Funktionieren der Natur sicherzustellen.
Das Gossauerriet eignet sich auch heute noch ausgezeichnet für die Regeneration von Feuchtgebieten. Aus Sicht der landwirtschaftlichen Produktion ergibt sich allenfalls Handlungsbedarf, weil die Drainagen inzwischen ein höheres Alter aufweisen und die torfigen Böden gesackt sind. Der Kanton will daher untersuchen, welcher Teil des Gebiets wieder als Feuchtgebiet dienen und damit wieder mehr Arten beheimaten könnte. In die entsprechende Planung sollen alle Nutzungsbedürfnisse, vor allem diejenigen der Landwirtschaft, aber auch weiterer Interessengruppen, einfliessen.
In einem ersten Schritt wird der Kanton die aktuellen Eigenschaften der Böden und den Zustand der Drainagen untersuchen. Er hat die betroffenen Landnutzerinnen und Landnutzer sowie Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer und die Unterhaltsgenossenschaften am 3. Oktober 2023 in Gossau ZH über die vorgesehenen Grundlagenerhebungen informiert. Die dabei gezeigte Präsentation ist hier verfügbar:
Drehscheibe Direktbegrünung
Alle Entnahmen von Mähgut bzw. grossflächige Entnahmen von Samen (z.B. Ausbürsten oder Heudrusch) aus Naturschutzgebieten oder Pflegeplanflächen für Direktbegrünungen werden im Kanton Zürich über die «Drehscheibe Direktbegrünung» abgewickelt. Sie koordiniert Reservationen und Bewilligungen von Spenderflächennutzungen und stellt sicher, dass wertvolle Spenderflächen nicht übernutzt werden.
Ablauf
- Die mit der Organisation einer Direktbegrünung Beauftragten (BOD) suchen im Winter und Frühjahr nach geeigneten Spenderflächen.
- Die BOD reservieren, sofern es sich um Spenderflächen mit Pflegeplan handelt, über die «Drehscheibe Direktbegrünung» im GIS-Browser des Kantons Zürich mindestens zwei Spenderflächen pro Empfängerfläche (Login erforderlich, Ansprechperson bei der Koordinationsstelle siehe unten).
- Die jeweiligen Naturschutz-Beauftragten prüfen die reservierten Flächen.
- Die Koordinationsstelle prüft die reservierten Flächen darauf, ob sie freigegeben werden können. Die Koordinationsstelle klärt Fälle von Doppelreservierungen in Absprache mit den Gebietsbetreuerinnen und -betreuer der Fachstelle Naturschutz.
- Die Gebietsbetreuerinnen und -betreuer der Fachstelle Naturschutz entscheiden über die Genehmigung der Flächen.
- Die Koordinationsstelle vermerkt die Bewilligung im GIS-Browser und informiert die BOD. Wenn Reservationen nicht bewilligt werden konnten, unterstützt die Koordinationsstelle die BOD in kritischen Fällen bei der Prüfung möglicher Alternativen.
- Die BOD stellen die Koordination mit den betroffenen Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter sowie Eigentümerinnen und Eigentümern sicher.
- Die Direktbegrünung wird durchgeführt und durch die BOD auf dem GIS-Browser des Kantons Zürich dokumentiert.
Hinweise für Beteiligte
Die BOD sollen bei der Kalkulation von Offerten z.H. der Auftraggebenden von Direktbegrünungen den Aufwand bzw. die Kosten für die Reservation und Dokumentation der Direktbegrünung über die «Drehscheibe Direktbegrünung» berücksichtigen.
Personen, die Samen einzelner Arten sammeln, können sich auf der «Drehscheibe Direktbegrünung» über bestehende Reservationen ihrer Sammelflächen informieren bzw. bei Bedarf ihre Sammelflächen reservieren und dokumentieren.
Weiterführende Informationen
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Kontakt
Amt für Landschaft und Natur - Fachstelle Naturschutz
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