Der Klimawandel zeigt sich nicht nur an steigenden Temperaturen oder häufigeren Dürren, Hochwassern und Unwettern, sondern auch daran, dass sich die heimischen Pflanzen an die veränderten Umweltbedingungen anpassen.
Auf dieser Seite
Beispiel Löwenzahn
Lufttemperatur entscheidend
Besonders der Lufttemperatur kommt eine Schlüsselrolle zu. So hängt etwa der Zeitpunkt, zu dem ein Baum oder Strauch im Frühjahr seine Blätter entfaltet, wesentlich von der Temperatur der vorangehenden Monate ab. Entsprechend gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Frühling heute, gemessen an der Entwicklung der Pflanzenwelt, früher einsetzt als noch vor einigen Jahrzehnten. Der Löwenzahn blüht zum Beispiel ein paar Tage bis Wochen eher als früher, wie sich etwa in der Gemeinde Rafz im Zürcher Unterland zeigt.
Gewöhnlicher Löwenzahn: Zeitpunkt der Blüte in Rafz 1952–2024
Im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991–2020)
Phänologie
Jahreszeitliche Veränderungen im Fokus
Derartige Daten erhebt die Phänologie, wörtlich die «Lehre von den Erscheinungen». Sie hält die jahreszeitlichen Veränderungen von Pflanzen systematisch fest. Das kann wie beim Löwenzahn der Zeitpunkt der Blüte sein. Je nach Pflanze interessiert aber auch, wann sie im Frühling ihre Blätter austreibt, wann sie Früchte trägt, wann die herbstliche Blattverfärbung einsetzt und schliesslich das Laub fällt.
Zwölf Zürcher Beobachtungsstationen
MeteoSchweiz betreibt ein landesweites Beobachtungsnetz phänologischer Stationen. Im Kanton Zürich gibt es deren zwölf, die über das ganze Kantonsgebiet verteilt und auf einer Höhe zwischen 450 und 640 Metern über Meer gelegen sind. Pro Station sind rund 20 verschiedene Pflanzenarten unter Beobachtung, wobei nicht überall gleich viele und auch nicht unbedingt dieselben Arten beobachtet werden. In vielen Fällen reichen die phänologischen Beobachtungen zurück bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts.
Jahreszeiten
Exemplarischer Jahresverlauf
Dass die zeitliche Verschiebung der Löwenzahnblüte keine Ausnahme darstellt, zeigen andere phänologische Ereignisse. Die folgenden drei sind so ausgewählt, dass sie beispielhaft den Jahreszeitenverlauf im Kanton Zürich widerspiegeln. Die in den Grafiken dargestellten Beobachtungsreihen sind dabei gemittelt über die zwölf Zürcher Stationen.
Frühling, Sommer, Herbst – drei ausgewählte phänologische Ereignisse
Blüte des Haselstrauchs und des schwarzen Holunders, Blattverfärbung der Rosskastanie
Frühling
Hasel blüht früher als einst
Als erster Frühlingsbote gilt in der Phänologie die Blüte des Haselstrauchs. Die männlichen «Kätzchen» geben die charakteristischen gelben Blütenstaubwolken meist im Februar ab. Es gibt aber auch Rekordjahre, in denen die Hasel bereits im Dezember blüht. Obwohl die jährlichen Schwankungen gross sind, gibt es auch beim Haselstrauch Hinweise darauf, dass er im Schnitt immer früher zu blühen beginnt. So setzte die Blüte in den Zehnerjahren im Schnitt etwas eher ein als im langjährigen Mittel. Verglichen mit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts betrug der Vorsprung fast zwei Wochen.
Haselstrauch: Zeitpunkt der Blüte im Kanton Zürich 1952–2024
Alle Zürcher Stationen, im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991–2020)
Sommer
«Holder» blüht ebenfalls früher
Auch der schwarze Holunder, dessen weisse oder leicht gelbliche Blüten in der Regel Ende Mai, Anfang Juni erscheinen und damit aus phänologischer Sicht den Sommer einläuten, hat in jüngster Zeit früher geblüht als noch im vergangenen Jahrhundert. Seit etwa 1990 verschiebt sich der Zeitpunkt der Blüte laufend nach vorne. In den Zehnerjahren zeigten sich die Holunderblüten durchschnittlich zwei Tage früher als im langjährigen Mittel. Vor 1990 waren die Blüten dagegen fast immer später erschienen.
Schwarzer Holunder: Zeitpunkt der Blüte im Kanton Zürich 1951–2024
Alle Zürcher Stationen, im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991–2020)
Herbst
Kastanienlaub etwa zum selben Zeitpunkt bunt
Weniger deutlich ist das Bild, wenn man sich die Blattverfärbung der Rosskastanie anschaut. Diese steht in der Phänologie für den Herbst und zeigt sich meist im Oktober. Auch sie scheint heute etwas eher einzusetzen als früher, aber der Trend ist nicht eindeutig. So verfärbten sich die Blätter nach der Jahrtausendwende im Schnitt zwar etwa zwei Tage früher als im langjährigen Mittel, aber auch in den Siebzigerjahren war das Kastanienlaub bereits früh bunt geworden. Danach, in den Achtzigern und Neunzigern, begann die Blattverfärbung dagegen spät.
Rosskastanie: Zeitpunkt der Blattverfärbung im Kanton Zürich 1952–2024
Alle Zürcher Stationen, im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991–2020)
Fazit
Typische Vegetationsentwicklung
Die phänologischen Beobachtungsreihen aus dem Kanton Zürich fügen sich nahtlos ins Bild, das MeteoSchweiz und andere europäische Wetterdienste von der Vegetationsentwicklung im Zuge des Klimawandels zeichnen. Demnach führt die globale Zunahme der Durchschnittstemperatur dazu, dass vor allem der Frühling und der Sommer früher beginnen als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch der Herbst könnte künftig etwas früher beginnen und zudem ein paar Tage länger dauern als bislang üblich. Entsprechend werden die Winter eher kürzer.
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Bitte geben Sie uns Feedback
Ist diese Seite verständlich?
Vielen Dank für Ihr Feedback!
Kontakt
Montag bis Freitag
9 bis 12 Uhr und
13 bis 16 Uhr