Évi Forgó Baer und ihr Team arbeiten im Massnahmenzentrum Uitikon (MZU) zusammen mit adoleszenten Straffälligen im Alter von 16 bis 30 Jahren. Im Mittelpunkt stehen dabei Persönlichkeitsentwicklung, Berufsbildung und Risikosenkung.
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Kreative Therapieformen für Jugendliche und junge Erwachsene
Adoleszente Straffällige stehen besonderen Herausforderungen gegenüber: Einerseits haben die meisten eine belastete Vergangenheit und können weder auf ein zuverlässiges soziales Umfeld noch auf erfolgreiche Bewältigungsstrategien zurückgreifen. Andererseits sind sie noch jung und verfügen über zahlreiche Fähigkeiten, die ein legales und selbständiges Leben möglich machen. Kreative Therapieformen sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrer Entwicklung unterstützen und das Rückfallrisiko senken.
Was jugendliche und junge erwachsene Straffällige kennzeichnet
Adoleszente Straftäterinnen und Straftäter bringen häufig eine belastete Biographie mit. Sie kommen nicht aus intakten Familienverhältnissen und haben nicht gelernt, wie man Konflikte konstruktiv bewältigt. Viele erleben schon als Kind Vernachlässigung und Gewalt. Junge Menschen mit einer Flüchtlingsgeschichte werden während ihrer Flucht häufig Opfer oder Zeugen von Gewalt. Diese Erklärung soll nicht die Tat entschuldigen, aber sie zeigt auf, welche Themen in risikosenkenden Therapien ebenfalls adressiert werden müssen.
Massnahmen für adoleszente Straffällige müssen diese aufs Leben vorbereiten
Wenn ein junger Straftäter ins MZU eingewiesen wird, gelangt er an ein interdisziplinär vernetztes Team von Betreuungs- und Erziehungspersonen. Neben den Psychotherapien sind Sozialpädagogik, Sozialdienst, Seelsorge, Schule und Berufsausbildung tragende Bereiche im Massnahmenvollzug. Die jungen Straftäter müssen häufig grosse Defizite wettmachen und erlernte dysfunktionale Verhaltensmuster korrigieren. Sie müssen vieles lernen, was andere in ihrem Alter schon längst können: wie man sich an Regeln hält, wie man zuverlässig einer Arbeit nachgeht, wie man kocht, putzt und seine Freizeit sinnvoll nutzt, wie man Bedürfnisse anderer respektiert und wie man das eigene Leben bewusst gestaltet, ohne Kriminalität. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die eingewiesenen Personen noch in einer Entwicklungsphase befinden und ihre Persönlichkeit noch nicht ganz ausgereift ist. Das heisst, dass sie noch nicht über ausreichend Impulskontrolle verfügen und in ihrer Ausdrucksfähigkeit nicht vollständig entwickelt sind. Darum sind nonverbale Therapieansätze hier besonders wertvoll.
Verschiedene Therapieformen als ein Schlüssel zur persönlichen Entwicklung
Das Therapieangebot in Uitikon gilt als zukunftsweisend in Vollzugskreisen. Neben verbalen verhaltenstherapeutischen, personenzentrierten und systemischen Therapiemethoden werden auch Sportpsycho-, Kunst-, Musik- und Yogatherapie sowie Biofeedback angeboten. Die Therapieformen werden ständig weiterentwickelt. Wichtig ist dabei der kreative Ansatz, der auf das emotionale Alter abgestimmt ist.
In der Therapie sind die Straffälligen «Klienten». Viele Klienten sind nicht geübt darin, die eigenen Gefühle wahrzunehmen oder das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Durch kreative Therapiemethoden lernen sie, das Innere nach aussen zu tragen und in Bildern, Bewegung, Musik und schliesslich Sprache deutlich zu machen. Auch das Delikt steht im Fokus. Innere Vorgänge und Gefühle zum Delikt sollen verständlich gemacht und neu geordnet werden. Die Therapeutin oder der Therapeut leistet hierbei Übersetzungshilfe und unterstützt die Eingewiesenen dabei, unbewusste oder schambehaftete Inhalte einer bewussten Bearbeitung zugänglich zu machen. Der Klient soll lernen, die eigenen Impulse zu kontrollieren und neue gewaltfreie Bewältigungsstrategien anzuwenden. Im Idealfall zeigt er schliesslich kein selbst- und fremdschädigendes Verhalten mehr, weil ihm bessere Alternativen zur Verfügung stehen. Oberstes Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in ein gewalttätiges und delinquentes Handeln zu reduzieren.
Zukunftsperspektiven und Anreize schaffen
Nicht jeder adoleszente Klient zeigt die gleiche Bereitschaft, sich in der Therapie mit sich und seiner Tat zu beschäftigen. Auch können 4 Jahre Therapie alleine nicht richten, was in den 20 Jahren davor an schädlichem Verhalten erlernt wurde. Da hilft es, wenn Klienten dank korrigierender Erfahrungen Selbstachtung gewinnen und Fortschritte machen, die sie nicht mehr verlieren wollen. Positive Beziehungen ausserhalb des MZU tragen wesentlich zur Stabilisierung des Klienten bei. Es geht also darum, Perspektiven für die Zukunft zu schaffen.
Adoleszente Straffällige müssen lernen, sich und ihr Verhalten zu reflektieren, um daraus neue Verhaltensmuster abzuleiten. Dabei helfen kreative Therapieformen wie Sportpsycho- oder Musiktherapie, die auf das emotionale Alter abgestimmt sind. Das Ziel ist, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach ihrem Aufenthalt im Massnahmenzentrum Uitikon in der Lage sind, ein legales und selbständiges Leben zu führen.
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.