Nachhaltig beschaffen – Kreislaufwirtschaft fördern

Die Nachfrage nach kreislauffähigen Lösungen stimuliert den Markt zu mehr Innovation. Eine kreislauforientierte Beschaffung kann eine Schlüsselrolle beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft spielen.

Was macht eine Kreislaufwirtschaft aus? 

Der Kanton sieht in der Kreislaufwirtschaft (KLW) einen vielversprechenden Weg, um einen sparsamen Materialeinsatz zu fördern, Rohstoffe effizient und so lange wie möglich zu nutzen und dadurch Umweltbelastungen und zum Teil auch Kosten zu senken.

In der KLW werden Produkte und Materialien im Umlauf gehalten. Dadurch werden im Vergleich zum linearen Wirtschaftssystem weniger Primärrohstoffe verbraucht. Zudem bleibt der Wert der Produkte länger erhalten und es fällt weniger Abfall an. Dies kann für den Kanton zu tieferen «Total Cost of Ownership (TCO)» führen. Produkte werden geteilt, repariert und aufbereitet oder in neuer Form wiederverwendet. KLW bedeutet damit mehr als nur Recycling: Es ist eine neue Art zu Wirtschaften und erfordert ein Umdenken aller beteiligten Akteure.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Schematische Abbildung der Kreislaufwirtschaft. Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Zentrale Aspekte der Kreislaufwirtschaft 

«Re-Leiter» – so funktioniert Kreislaufwirtschaft 

Das ökologische Handeln kennt eine klare Hierarchie von der Vermeidung des Konsums bis zum Recycling und der energetischen Verwertung.

Intelligente Herstellung und Nutzung

Stufe auf Re-Leiter Zu beachten
R0 Refuse (Ablehnen)  Verzicht auf Materialien und Produkte
R1 Rethink (Umdenken) Produkte intensiver nutzen durch Teilen, Multifunktionalität oder neue Anwendungsarten
R2 Reduce (Reduzieren) Ressourceneffizienz steigern durch eine effiziente Herstellung und Nutzung von Produkten

Verlängerte Lebensdauer von Produkten und Produktteilen

Stufe auf Re-Leiter Zu beachten
R3 Reuse (Wiederverwenden) Die Lebensdauer von funktionsfähigen Produkten verlängern durch Wiederverwendung in der ursprünglichen Funktion durch einen/e andere/n Nutzer/in
R4 Repair (Reparieren) Die Lebensdauer von defekten Produkten verlängern durch Wartung und Reparatur
R5 Refurbish (Auffrischen) Wiederaufbereitung von veralteten Produkten zum Zweck der Wiederverwendung und -vermarktung
R6 Remanufacture (Wiederherstellen) Funktionierende Teile von nicht mehr genutzten Produkten in anderen Produkten einsetzen 
R7 Repurpose (Umfunktionieren) Produkte, die nicht mehr genutzt werden oder deren Teile in neuen Produkten mit anderer Funktion wieder einsetzen

Nützliche Verwertung von Matierialien

Stufe auf Re-Leiter Zu beachten
R8 Recycle (Wiederverwerten) Stoffliche Verwertung von Materialien als neuer Rohstoff in höchstmöglicher Qualität wieder in den Materialkreis zurückzuführen
R9 Recover (Rückgewinnen) Energie aus der Verbrennung von Abfällen sowie Wertstoffen aus deren Verbrennungsrückständen rückgewinnen
Quelle: Strategierahmen "Re-Leiter" in Anlehnung an Cramer, 2014

Was bedeutet dies für die Beschaffung?

Refuse, rethink, reduce

Zuallererst wird die Notwendigkeit der Beschaffung hinterfragt. Kann der Bedarf anders oder mit weniger gedeckt werden?

Reuse, repair, refurbish 

Die nächste Frage ist, ob ein Wiedereinsatz aus dem Bestand möglich ist. Eine Aufbereitung des Bestandes ist gegenüber einem Neukauf zu priorisieren.

  • Parallel zu einem Katalog für neue Produkte sollte Reparatur und Aufbereitungskompetenz beschafft werden (siehe RRB-Nr. 227/2022 zur Mobiliarbeschaffung). Nur so können Bedarfsträger ihren Bestand in einen neuwertigen Zustand versetzen ohne neue Produkte einkaufen zu müssen.
  • In einem Zuschlagskriterium kann abgefragt werden, ob der Anbieter das Produkt zurücknimmt und Strategien für die Verlängerung der Nutzungsdauer verfolgt.
  • Die Beschaffung eines Produktes als Dienstleistung anstatt eines Kaufes (Product as a Service) zielt in dieselbe Richtung. Der Anbieter hat in diesen Modellen die Möglichkeit, von langlebigen und reparierbaren Produkten ökonomisch zu profitieren.

Remanufacture / repurpose

Danach stellt sich die Frage, ob am Ende der Nutzung Komponenten wiederaufbereitet oder Produkte umgenutzt werden können.

Recycling

Recycling ist ebenfalls wichtig, jedoch erst angezeigt, wenn alle vorgängigen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Design

Nur ein kreislauffähiges Produkt kann auch effektiv im Kreis geführt werden. Darum ist es wichtig abzufragen, ob das Produkt in den verschiedenen Dimensionen kreislauffähig designt ist.

Hierzu ist das Cradle to Cradle® Label aktuell der beste Standard. Dieses kann in Ausschreibungen abgefragt werden, anstatt die einzelnen Aspekte abzufragen und diese einzeln überprüfen zu müssen. Künftig werden sich zusätzliche standardisierte Labels zur KLW und Kreislaufaspekten etablieren (z.B. Reparaturindex).
 

Wichtige Vorgaben zur nachhaltigen Beschaffung 

Kreislaufwirtschaft in Verfassung verankert

Am 25. Sept 2022 sagte fast 89 Prozent des Zürcher Stimmvolks Ja zur Kreislauf-Initiative im Kanton Zürich. Der neue Kreislauf-Artikel in der Kantonsverfassung sieht einen ganzheitlichen Ansatz vor, um natürliche Ressourcen wirksam zu schonen und die Umweltbilanz zu verbessern. Dabei sollen Stoffkreisläufe geschlossen und die Nutzungsdauer von Produkten verlängert werden.

Empfehlungen für Ausschreibungen

Kreislauffähige Produkte nachfragen und Innovationen fördern

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ist heute noch ein Innovationsfeld, kommt jedoch langsam in der Industrie an. Generiert der Kanton Nachfragevolumen mit Kreislaufanforderungen, beschleunigt er den Innovationsprozess.

Es geht in dieser frühen Phase noch nicht darum, durch eine Ausschreibung die perfekten Kreislaufprodukte zu erhalten, sondern dem Markt zu signalisieren, dass KLW für den Kanton ein relevantes Nachhaltigkeits- und CO2-Thema ist und langfristig gefordert wird. Dies bringt die Anbieter dazu, Wissen zur KLW aufzubauen und ihre Produktion und das Sortiment weiterzuentwickeln.

Folgende Punkte sind in diesem Kontext zentral:

Kreislaufambition und -definition eingangs der Ausschreibung integrieren

  • Musterformulierung verwenden (siehe unten)
  • Es wird klar, dass KLW ein Teil des Nachhaltigkeitsverständnisses des Kantons ist und in Zukunft weiter nachgefragt wird
  • KLW ist mehr als Recycling. Die Definition gemäss modernem Verständnis, hilft den Anbietern zu verstehen, worum es geht und stimuliert ihren Wissensaufbau.

Marktkonsultation

  • Eine vorgängige Marktkonsultation kann sich lohnen, um herauszufinden, wie weit die Unternehmen im Bereich KLW sind. Wird KLW heute vor allem über Zuschlagskriterien abgefragt, können KLW-Aspekte bei etablierten Technologien und Methoden als Eignungskriterien abgefragt werden.

Innovationspartnerschaft

  • In Rahmenverträgen mit Produktkatalogen (z.B. Mobiliar) einen Vorschlag für eine Kataloganpassung nach drei Jahren verlangen (Eignungskriterium!). Anbieter sollen alternative Produkte mit gleichwertiger Qualität und Preis, aber besseren Eigenschaften bezüglich Ökologie und KLW vorschlagen.
  • In den nächsten Jahren werden viele Produkte mit reduziertem CO2-Fussabdruck und verbesserten Eigenschaften bezüglich Ökologie und KLW auf den Markt kommen.
  • Anbietende werden verpflichtet, ökologische Innovation zu betreiben oder in ihrem Sortiment abzubilden, falls sie mit dem Kanton zusammenarbeiten wollen.

Komplexe Beschaffungen mit Ambition

  • Bei komplexen Beschaffungen wie z.B. Bauprojekten, geht es darum die Ambition festzulegen und Partner mit Kreislaufkompetenzen für Planung, Entwicklung und Umsetzung zu gewinnen.

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Der folgende Text kann für Ausschreibungen verwendet werden:

Neben den generellen Nachhaltigkeitsaspekten sieht der Kanton im Konzept der Kreislaufwirtschaft (KLW) einen vielversprechenden Weg, um einen sparsamen Materialeinsatz zu fördern, Rohstoffe effizient und so lange wie möglich zu nutzen und dadurch CO2 und zum Teil auch Kosten zu senken.

In der KLW werden Produkte und Materialien im Umlauf gehalten. Dadurch werden im Vergleich zum linearen Wirtschaftssystem weniger Primärrohstoffe verbraucht. Zudem bleibt der Wert der Produkte länger erhalten und es fällt weniger Abfall an. Produkte werden geteilt, repariert und aufbereitet oder in neuer Form wiederverwendet. KLW bedeutet damit mehr als nur Recycling, es ist eine neue Art zu Wirtschaften und erfordert ein Umdenken aller beteiligten Akteure.

Der Kanton nimmt seine Vorbildfunktion wahr und legt bei dieser Ausschreibung ein grosses Augenmerk auf einen schonenden Ressourceneinsatz und Kreislauffähigkeit. Kreislauffähige Produkte sind modular aufgebaut und zerlegbar, haben eine lange Lebensdauer und lassen sich reparieren oder umfunktionieren. Sie werden von den Herstellern zurückgenommen und zumindest Teile davon aufbereitet und weidereingesetzt (Remanufacturing). Die eingesetzten Materialien sind frei von Giftstoffen und wiederverwertbar (z.B. Cradle to Cradle®-Anforderungen). Je nach Kreislaufschliessungskonzept der Anbietenden ist ein hoher Anteil an sekundären oder kreislauffähigen, primären Rohstoffen zentral.
 

Weiterführende Informationen

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Kontakt

Baudirektion - Koordinationsstelle für Umweltschutz

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
Route (Google)

Telefon

+41 43 259 24 17


Bürozeiten


Montag bis Donnerstag
8.00 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 17.00 Uhr

Freitag
8.00 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 16.00 Uhr

E-Mail

kofu@bd.zh.ch