Energieversorgung im Fokus: Ausbau, Dekarbonisierung und Cybersicherheit
Mitteilung 20.11.2024
Eine nachhaltige und sichere Energieversorgung ist für den Wirtschaftsstandort Zürich von zentraler Bedeutung. Die sechste Ausgabe von «Industrie im Dialog» zeigte die künftigen Herausforderungen dabei auf. Referenten aus Wirtschaft, Politik und Forschung beleuchteten insbesondere zwei Aspekte: die intelligente Speicherung von Energie sowie die Sicherheit der Stromversorgung. Für beides gilt es zu sorgen, um wirtschaftlich weiterhin einen Spitzenplatz belegen zu können.
Der Kanton Zürich hat den Anspruch, ein führender Standort für Innovation und KI zu sein. «Das gelingt aber nur mit einer stabilen Energieversorgung», sagte Fabian Streiff, Chef des Amtes für Wirtschaft, zum Auftakt der sechsten Ausgabe von «Industrie im Dialog». Dabei verwies er auf das hiesige Ökosystem mit Hochschulen, Institutionen wie der EMPA und den Elektrizitätswerken Zürich (EKZ) sowie innovativen Start-ups und etablierten Unternehmen im Energiebereich. Dieses fördert bereits heute alternative Energiequellen und ermöglicht neue Speichertechnologien.
Eine Einheitslösung gibt es nicht
Der Energiebedarf nimmt rasant zu und gleichzeitig soll dieser vermehrt mit erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Mögliche Lösungen für diese Herausforderungen skizzierte Rüdiger-Albert Eichel. Der Direktor des Instituts für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich in Deutschland machte deutlich, dass unterschiedlichste Ansätze kombiniert werden müssen, um die Energiewende zu schaffen: «Eine One-size-fits-all-Lösung für die nachhaltige Energieversorgung gibt es leider nicht.»
Eichel brachte dem Publikum drei Konzepte näher: das vollelektrische, das wasserstoffbasierte und das Kohlenstoffkreislauf-Modell. «Für die Energiewende braucht es alle drei, aber im richtigen Bereich», betonte Eichel. Grosses Potenzial sieht der Energie-Experte vor allem in der indirekten Elektrifizierung durch Power-to-X-Prozesse, bei denen Strom beispielsweise in Wasserstoff umgewandelt wird. Zentral seien zudem auch Negativ-Emissions-Technologien, die der Atmosphäre Kohlenstoff entziehen. «CO2-neutrale Lösungen reichen nicht aus», ist Eichel überzeugt.
Individuelle Speicherlösungen sind gefragt
Um der wachsenden Energienachfrage gerecht zu werden, gilt es sowohl die nötige Kapazität als auch die erforderliche Flexibilität sicherzustellen. Dafür müssen vor allem auch die Speichertechnologien weiterentwickelt werden. Auch hier gibt es keine Einheitslösung: «Unterschiedliche Anwendungen erfordern unterschiedliche Batterien. Zum Beispiel stellen sich bei einem PKW ganz andere Anforderungen als bei einem LKW», sagte Paul Baade, CEO des Zürcher Start-ups 8inks, das Fertigungstechnologien für das Customizing von Batterien entwickelt.
Der CEO des ETH-Spin-offs gab dem Publikum einen Einblick in die Entwicklungsarbeit: «Wir optimieren die Eigenschaften der Elektroden so, dass sie für ihren Einsatzzweck optimiert werden», erklärte Baade. Das Ziel dabei: Die Kosten von Batterien senken und deren Leistung steigern.
Hohe Abhängigkeit von der Infrastruktur
Der Energiebedarf wächst rasant. Das gilt ganz besonders für den Grossraum Zürich: «Das Bevölkerungswachstum ist unsere grösste Herausforderung. Die Infrastruktur muss mitwachsen», sagte Michael Baumer, Stadtrat und Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe der Stadt Zürich in seinem Referat. Mit dem Ausbau allein ist es jedoch nicht getan: «Wir müssen gleichzeitig auch die Erneuerung der Infrastruktur und die Dekarbonisierung vorantreiben.»
Zu den Herausforderungen rund um nachhaltige Energieproduktion und -speicherung kommt die stark gewachsene Abhängigkeit von der Infrastruktur hinzu. Damit der Wirtschaftsmotor läuft, muss ihr einwandfreies Funktionieren sichergestellt sein. Und dafür sind heute vermehrt Cyber-Spezialisten verantwortlich. Denn Systemausfälle sind immer häufiger nicht auf technische Defekte, sondern Cyberangriffe zurückzuführen. «Der Schutz vor Cyberbedrohungen sichert eine störungsfreie Produktion, was essenziell für jedes Unternehmen ist», erklärte Patrik Meli, Managing Director von MAN Energy Solutions Schweiz. Er unterstrich, wie wichtig es ist, dass der Ausbau erneuerbarer Energien und moderner Infrastruktur Hand in Hand mit einem robusten Cybersicherheitskonzept voranschreitet.
Erfolgsfaktor Cybersicherheit
Dass Cyber-Bedrohungen längst Alltag geworden sind, verdeutlichte das Referat von Manuel Suter. «Angesichts der ernsten Bedrohungslage müssen wir die Energiewende vor allem sicher und resilient gestalten», betonte der stellvertretende Direktor des Bundesamts für Cybersicherheit (BACS). Eine der grössten Bedrohungen für Unternehmen und Betreiber kritischer Infrastrukturen sieht Suter in Ransomware-Angriffen. Dabei werden sensitive Daten verschlüsselt, um Organisationen zu erpressen.
Auch wenn das BACS seine Ressourcen laufend ausbaut, kann der Staat die Sicherheit im Cyberraum nicht im Alleingang garantieren. Ohne Mithilfe der Wirtschaft sei eine sichere Energieversorgung nicht möglich, wie Manuel Suter betonte. Allzu oft stehe dabei jedoch das Kostendenken im Weg: «Cybersicherheit darf nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden. Diese Investitionen machen unseren Wirtschaftsstandort sicher und damit international attraktiv.»
Gemeinsam Herausforderungen meistern
Um die Energiewende zu schaffen, ist das Zusammenspiel aller Akteure auf dem Wirtschaftsstandort Zürich notwendig. Dafür braucht es einen strategischen Schulterschluss in Politik, Forschung und Wirtschaft. Das war der Konsens in der abschliessenden Podiumsdiskussion.
Über die Veranstaltung
Die Veranstaltung «Industrie im Dialog» wird vom Amt für Wirtschaft der Volkswirtschaftsdirektion Kanton Zürich in Kooperation mit MAN Energy Solutions Schweiz organisiert. Sie findet seit 2018 einmal jährlich in den MAN-Produktionshallen in Zürich-West statt. Hauptprogramm bildeten die Referate aus den Bereichen Industrie, Forschung und Politik. Anschliessend bot sich den rund 100 Gästen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.
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