Bauen mit Roboter und Drucker: Innovation und Nachhaltigkeit prägen künftige Bautechnologien

Wie sieht der Gebäudebau von morgen aus? Diese Frage beantworteten Experten und Expertinnen aus Industrie, Bildung und Forschung der Fachveranstaltung «Innovative Bautechnologien» im Innovationspark Zürich. Dabei zeigte sich: Vor allem der Klimaschutz und der Fachkräftemangel erfordern innovative Lösungen.

Noémi Besedes, Markus Müller und René Jähne stehen auf der Bühne des Event Hangar im Innovationspark Zürich.
(v.l.n.r.) Noémi Besedes, Moderatorin, Markus Müller, Co-leiter der Standortförderung des Amts für Wirtschaft und René Jähne vom NFS Digitale Fabrikation, im Event Hangar vom Innovationspark Zürich.

Drucken in der dritten Dimension ist keine Vision mehr, sondern Wirklichkeit. Heute kommen 3D-Drucker auf Baustellen zum Einsatz, wo sie in zackigen, millimetergenauen Bewegungen eine Wand nach der anderen hochziehen. Komplett digitalisiert und automatisiert. Wie 3D-Druck und andere fortschrittliche Bautechniken funktionieren, haben die rund 100 Teilnehmenden an der Veranstaltung «Innovative Bautechnologien» im Innovationspark erfahren.

Mit 3D-Drucker zu Klimaschutz beitragen

Diverse Referate aus den Bereichen Industrie, Forschung und Bildung liessen keine Zweifel daran: Die gesamte Branche ist fit für die Zukunft. Im Fokus standen diverse Druckmethoden – um «KARLOS», den Grossraumdrucker des deutschen Herstellers Putzmeister, dürften Baufirmen nicht herumkommen. Putzmeister-Ingenieur Arthur Martinevski erläuterte in seiner Präsentation weshalb: «Das Bauwesen ist einer der grössten Wirtschaftszweige der Welt. Weil aber Fachkräfte fehlen, sinkt die Produktivität.»

«KARLOS» kann dem entgegenwirken, sein Einsatz spart Baupersonal und Zeit. Hinzu kommt, dass der 3D-Drucker vollelektrisch betrieben wird und nur wenige Emissionen verursacht. Zudem verarbeitet er Transportbeton – dieser ist nicht nur kostengünstiger als herkömmlicher Mörtel, sondern weist laut Martinevski auch eine bessere Öko-Bilanz auf.

Lernmethoden an die «Generation Z» anpassen

«Innovation» bedeutet im Baubereich auch: die Umwelt schützen. Damit dies in der Baubranche gelingt, muss bereits bei der Lehre angesetzt werden. In einer Podiumsdiskussion debattierten Arthur Martinevski sowie die Bautechnologen und Hochschuldozenten Thomas Stocker (Campus Sursee), Christof Gipperich (Hochschule Biberach, D) und Konrad Graser (ZHAW) über die Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung.

Dabei wurde klar, dass «soft skills» an Bedeutung gewinnen. Auszubildende müssten heutzutage vor allem kommunikativ und im Umgang mit anderen Menschen geschult sein, erklärte Stocker. «Die klassischen Fachkompetenzen, sogenannte «hard skills›, machen in der Ausbildung nur noch rund 20 Prozent aus.»

Für den Biberacher Dozenten steht ausser Frage: «Die Digitalisierung ist eine Chance, die wir nutzen müssen, um die Baubranche voranzutreiben.» Dabei schielt er auch auf die «Generation Z»: Um sie zu erreichen, habe er an seiner Hochschule neue, auf die Jungen zugeschnittene Lernformate entwickelt. «Das ist wichtiger, als – salopp gesagt – zu versuchen, deren Gehirn umzukonstruieren.»

Fachkräftemangel mit Robotern bekämpfen

Vom Schulzimmer zurück in die Praxis: Dort investieren Werkzeug- und Baumaterialhersteller nicht bloss in die 3D-Drucktechnik. So präsentierten Malena Schulz und Senita Muharemagic vom Liechtensteiner Unternehmen Hilti den Gästen in Dübendorf eine firmeneigene Innovation: den halbautomatischen Bohrroboter «Jaibot»: Dieser kommt bei Einrichtungen und Montagen aller Art zum Einsatz und kann monotone Aufgaben übernehmen und die Fehlerquote bei Montagearbeiten reduzieren.

Auch die Entwicklung des «Jaibot» ist eine Reaktion auf den Fachkräftemangel, wie Schulz sagt: «Wir von Hilti wollen die Leistungsfähigkeit auf Baustellen steigern.» Die Markteinführung neuer Produkte könne eine Herausforderung sein: Manager*innen würden den Nutzen eines solchen Roboters sofort erkennen – die Bauarbeitenden selbst fänden ihn anfangs meist weniger «cool». «Da braucht es Überzeugungskraft», erklärt Schulz.

Wichtige Stakeholder zusammenbringen

Renommierte Unternehmen stecken viel Geld in die Entwicklung neuester Technologien – Geld, das den meisten Start-ups fehlt. Um deren vorhandenes Know-how zu «monetarisieren», hat die Hochschule für Technik Stuttgart mit zwei Partner-Gesellschaften «Groundbreakers» ins Leben gerufen. Die Initiative unterstützt Start-ups beim Ausklügeln des Geschäftsmodells oder bei der Skalierung.

«Groundbreakers» liefert Jungunternehmen zudem Kontakte: «Verschiedene Stakeholder sind Teil unserer Community», erklärte Mitgründer Johannes Felden. «Wir bringen Start-ups, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Investoren in einen produktiven Austausch.» Das Ziel dabei: die Bau- und Gebäudewirtschaft digitaler und nachhaltiger gestalten.

Neben einem guten Netzwerk sind Start-ups auch auf Fördergelder angewiesen. Anna Julia Schlegel von «Industry Relations» der ETH Zürich, Ralph Schmidhalter von Innosuisse und Anca-Georgiana Rusu von «Innovation Booster Robotics» präsentierten ihre Angebote und Finanzierungsmöglichkeiten. Zum Abschluss bot sich allen Teilnehmenden die Gelegenheit, am Netzwerk-Apéro neue Kontakte zu knüpfen.

Zitate

  • «Der Fachkräftemangel im Bauwesen führt zu einer tieferen Produktivität.» – Arthur Martinevski, Project and Sales Engineer Putzmeister Engineering GmbH
  • «Die Digitalisierung ist eine Chance, die wir nutzen müssen, um die Baubranche voranzutreiben.» – Prof. Christof Gipperich, Hochschule Biberach (D)
  • «Manager erkennen den Nutzen eines Roboters sofort. Die Bauarbeitenden finden ihn anfangs meist weniger cool.» – Malena Schulz, Projektmanagerin Hilti Group
  • «Wir bringen Start-ups, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Investoren in einen produktiven Austausch.» – Johannes Felden, Mitgründer «Groundbreakers» Initiative

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