Höhere Energiepreise fordern die Unternehmen heraus

Das Quartier Zürich West von oben in der Dämmerung mit verschiedenen Strassen, Kreuzungen, Bahngeleisen und Hochhäuser.

Die drohende Energiemangellage vor zwei Jahren liess die Preise für Gas und Strom steigen. Zwei Umfragen der Volkswirtschaftsdirektion zeigen, inwiefern die hohen Energiepreise die Unternehmen im Kanton Zürich belasten. Viele betroffene Firmen haben Massnahmen getroffen, es liegt aber noch Einsparpotential brach.

Stromkosten machen bei den meisten Unternehmen im Kanton Zürich nur einen kleinen Anteil der Betriebskosten aus. Trotzdem können steigende Preise bei oft geringen Margen existenzbedrohend sein – insbesondere in Branchen, in denen der Anteil der Stromkosten an den Betriebsausgaben teilweise bei über 20 Prozent liegt.

Im Herbst 2022 führte die kantonale Volkswirtschaftsdirektion eine Umfrage durch, um die Auswirkungen der drohenden Energiemangellage und der dadurch stark gestiegenen Energiepreise zu ermitteln. Sie wollte herausfinden, wie stark die Unternehmen von den steigenden Preisen betroffen waren. Unterstützt wurde die Umfrage durch die Zürcher Handelskammer, den KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich, HotellerieSuisse Zürich und Region, den Industrie-Verband Zürich sowie Gastro Kanton Zürich. Die Verbände leiteten den Fragebogen an ihre Mitgliedsfirmen weiter, worauf über 400 Antworten eingingen. Damals zeigte sich die Tendenz, dass nur ein kleiner Teil der Zürcher Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise vor substanziellen Schwierigkeiten steht.

Grössere Herausforderung als während der Krise

Im Spätsommer 2024 wurde eine zweite Umfrage durchgeführt. Wie schätzen die Unternehmen die Lage heute ein? Wie haben sie auf die gestiegenen Energiepreise reagiert? Erneut haben über 300 Firmen teilgenommen, überdurchschnittlich oft aus Branchen, in denen eine stärkere Betroffenheit vermutet werden kann – wie zum Beispiel dem verarbeitenden Gewerbe mit der energieintensiven Industrie sowie dem Bau- und Gastgewerbe.

Luc Zobrist ist als Leiter Volkswirtschaft im Amt für Wirtschaft für die Umfragen verantwortlich. Er fasst zusammen: «Unternehmen im Kanton Zürich taxieren die im Jahr 2022 sprungartig gestiegenen Energiepreise aus heutiger Sicht als herausfordernder, als sie dies während der Krise getan hatten.» 2022 stuften 26 Prozent der Unternehmen die Schwierigkeiten als «mittel» oder «gross» ein, heute sind es 38 Prozent. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die indirekten Kosten (z. B. höhere Preise der Vorprodukte) damals noch nicht abschätzbar waren. Die Betroffenheit ist bei Grossverbrauchern, die Strom auf dem freien Markt einkaufen, deutlich grösser als bei Unternehmen, die in der Grundversorgung sind.

Die Grafik vergleicht, wie sehr Unternehmen in den Jahren 2022 und 2024 von den gestiegenen Energiepreisen betroffen waren. 2022 waren 30 % der Unternehmen nicht, 43 % gering, 16% mittel und 10 % stark betroffen. 2024 sagten nur noch 22 % sie seien nicht betroffen, 40 % sind gering, 26 % mittel und 12 % der Unternehmen sind stark betroffen.
Die neuste Umfrage zeigt, dass die Betroffenheit durch die gestiegenen Energiepreise heute etwas höher eingeschätzt wird als vor zwei Jahren. Quelle: Volkswirtschaftsdirektion, Kanton Zürich

84 Prozent der Unternehmen traf Massnahmen

Eine weitere Erkenntnis aus den Umfragen: Der Grossteil der betroffenen Unternehmen (84%) hat Massnahmen gegen die hohen Energiepreise getroffen, etwa Preisüberwälzungen (60%), Stromeinsparungen (53%) und Investitionen in eigene Stromproduktion (33%). Allerdings haben auch 16 Prozent der betroffenen Unternehmen keinerlei Massnahmen ergriffen.

Strom wird von den Grossverbrauchern im freien Markt mittlerweile vorsichtiger und vermehrt gestaffelt eingekauft. Haben vor zwei Jahren noch 73 Prozent der Unternehmen auf ein Festpreismodell gesetzt, tun dies heute noch 54 Prozent. Demgegenüber bauen 38 Prozent auf ein Tranchenmodell (2022: 17%).

Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh konstatiert: «Die Unternehmen haben agil und vorausschauend reagiert, um die grosse Herausforderung der höheren Energiepreise bestmöglich zu bewältigen.»

Die Grafik zeigt die Reaktion der betroffenen Unternehmen. 16 % der Unternehmen haben keine Massnahmen getroffen, 84 % haben mindestens eine Massnahme getroffen. Die häufigsten Massnahmen waren Preiserhöhungen gefolgt von Stromeinsparungen, Investitionen in eigene Stromproduktion, Verzicht auf Investitionen, Investitionen in energieeffizientere Produktionsweisen und Abbau der Reserven.
Der Grossteil der befragten Unternehmen hat gegen die hohen Energiepreise Massnahmen ergriffen. Quelle: Volkswirtschaftsdirektion, Kanton Zürich

Einsparmöglichkeiten liegen brach

Dennoch gibt es weiterhin grosses Potential: So haben lediglich etwa die Hälfte der antwortenden Unternehmen Stromeinsparungen umgesetzt. Zudem zeigte sich, dass das Potential, das mit Smart Metern einhergeht – digitalen Stromzählern, die den Energieverbrauch in Echtzeit messen und detaillierte Verbrauchsinformationen liefern – noch nicht vollständig ausgeschöpft wird. Von den Firmen, die mit Smart Metern ausgerüstet sind, nutzt beispielsweise nur die Hälfte die gewonnenen Informationen zur Optimierung des Verbrauchs.

Für Petra Vogel, Kantonale Delegierte für Wirtschaftliche Landesversorgung, zeigt dies: «Das Bewusstsein für die Energieversorgung ist gestiegen, was erfreulich ist. Die Anstrengungen zur Einsparung und Effizienzsteigerung sind aber unbedingt weiterzuführen.» Sie empfiehlt ausserdem, Massnahmen zur Vorsorge und zur Stärkung der Resilienz weiterzuentwickeln und umzusetzen. «Das betrifft nicht nur die Unternehmen, sondern die gesamte Bevölkerung.» Denn auch wenn die Versorgungslage derzeit entspannt ist: Eine Mangellage ist auch in Zukunft möglich und Verwerfungen am Strommarkt sind nicht ausgeschlossen.

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