«Sind essbare Wildpilze aus dem Kanton Zürich gesund?»

Selbst gesammelte Wildpilze werden oft als schmackhaftes und aufgrund des natürlichen Vorkommens auch als gesundes Lebensmittel wahrgenommen. Das Kantonale Labor Zürich wollte es genau wissen und untersuchte die Belastung von Wildpilzen aus Wäldern des Kantons Zürich auf radioaktive Stoffe und Schwermetalle. Dazu wurde eine grosse Sammelaktion gestartet, unter tatkräftiger Mithilfe von privaten Pilzsammlern. Fazit der Kampagne: Essbare Wildpilze können bedenkenlos genossen werden, wenn Wichtiges beachtet wird.

Wildpilze für den Handel werden seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl vor 38 Jahren regelmässig auf radioaktive Rückstände überprüft. Ware aus Risikogebieten, z. B. aus Osteuropa, wird bereits im Ursprungsland untersucht und darf nur mit amtlichem Zertifikat in die Schweiz eingeführt werden. Zusätzlich wird Handelsware vom Kantonalen Labor Zürich risikobasiert und stichprobenartig unter die Lupe genommen. Wildpilze aus den Wäldern des Kantons Zürich werden dagegen kaum verkauft. Sie werden von privaten Pilzliebhabern gesammelt und meist selbst genossen. Für den Eigenkonsum unterstehen sie nicht dem Lebensmittelgesetz und müssen nicht amtlich untersucht werden. Die Verantwortung liegt einzig bei den Pilzsammlerinnen und Pilzsammlern.

Da nicht jeder ein top ausgerüstetes Labor zuhause stehen hat, um die Qualität selbst zu prüfen, wurde eine grosse Sammelaktion gestartet. Amtliche Pilzkontrolleurinnen und -kontrolleure, sowie private Pilzspürnasen konnten vorgegebene Pilzarten zur Untersuchung in unser Labor einsenden. Gesammelt wurden häufig konsumierte Arten, wie Maipilze, Steinpilze, Maronenröhrlinge, Rotfussröhrlinge, Filzröhrlinge, Schwarzblauender Röhrling, Lacktrichterlinge, Reifpilz, Semmelstoppelpilze Leistlinge, Krause Glucke und gilbende Champignons. Um eine repräsentative Auswertung zu ermöglichen, mussten mindestens 300 g Frischpilze artenrein gesammelt werden. Von April bis November 2022 kamen so 99 Proben zusammen, die auf radioaktives Cäsium-137 sowie die Schwermetalle Arsen, Cadmium, Blei, Nickel und Quecksilber untersucht wurden.

Auf einem Labortisch liegen ganze Pilze vor einem durchsichtigen Mixeraufsatz in dem homogenisierte Pilze sind.
Wild gewachsene Mairittlinge müssen für die Untersuchung im Labor homogenisert werden. Quelle: Kantonales Labor Zürich, Mirjam Widmer

Alle Messergebnisse lagen deutlich unter dem Höchstwert für radioaktives Cäsium-137 von 600 Bq/kg, der für Wildpilze aus Osteuropa gilt. In einheimischen Wildpilzen gibt es keine gesetzlichen Vorgaben.

Bei den Schwermetallen gibt es Höchstwerte für Blei und Cadmium in gehandelten Wildpilzen. Die Belastung mit Blei lag bei allen Pilzen unter dem Höchstwert von 0.8 mg/kg. Sieben Proben (7.1 %) überschritten jedoch den aktuellen Höchstwert für Cadmium von 0.5 mg/kg. Es sind dies je eine Probe Habichtspilz, Champignons, Anis-Champignons, Parassol, Schwefel Porling, Maipilz und Grosssporiger Riesen-Champignon. Eine Probe Schwarzblauender Röhrling wies mit ca. 7 mg/kg einen hohen Arsengehalt auf. Als Dimethylarsenit lag das Arsen in einer organisch gebundenen Form vor, die als deutlich weniger toxisch gilt als anorganisches Arsen.

Dass Pilze Schwermetalle anreichern können, ist schon lange bekannt. Die aktuellen Messungen passen ins Bild. Darf man nun aber Wildpilze dennoch essen? Aufgrund der Schwermetall- und Cäsiumbelastung sollten laut WHO-Empfehlung nicht mehr als 250 g wild gesammelte Frischpilze pro Person und Woche konsumiert werden. Mit einem bewussten Konsum, nicht nur bei den Wildpilzen, kann gesundheitlichen Risiken Rechnung getragen werden. Aus welchen Arten sich die «Wochenration Wildpilze» zusammensetzt, müssen Pilzliebhabende für sich entscheiden.
 

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