Qualitätsentwicklung für sozialpädagogische Familienhilfen
Mitteilung 31.10.2024
Das «Zürcher Qualitätskonzept Sozialpädagogische Familienhilfe (ZHQK-SPF)» mit den Qualitätsdimensionen Prozess-, Ergebnis- und Strukturqualität wurde dazu genutzt, bei 101 Leistungsanbietenden eine Qualitätseinschätzung aus Selbst- und Fremdsicht vorzunehmen. Die Ergebnisse dieser Qualitätseinschätzungen wurden zusammengetragen und ausgewertet. Sie zeigen: Die meisten Qualitätsanforderungen werden erfüllt. Bei der Strukturqualität ist der Anpassungsbedarf am grössten.
Das AJB hat die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit (HSLU) mit der Erarbeitung von verbindlichen Qualitätsanforderungen und -standards für die Erbringung von SPF-Leistungen beauftragt. Über die erste Projektphase haben wir im Newsletter vom Juni 2024 informiert.
In der zweiten Projektphase bis Ende August 2024 befragte ein Forschungsteam der HSLU alle SPF-Organisationen1, mit denen das AJB eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen hat, schriftlich und telefonisch zur Einhaltung und Umsetzung dieses Qualitätskonzeptes. Anschliessend erhielten die Organisationen individuell die Ergebnisse dieser Qualitätseinschätzung mitgeteilt inklusive Empfehlungen für die Qualitätsentwicklung.
Zudem erstellten die Mitarbeitenden der HSLU aufgrund der Analyse eine Landkarte zum Qualitätsstandard der Anbietenden von SPF-Leistungen im bzw. für den Kanton Zürich und schlugen dem AJB Massnahmen zur Qualitätsentwicklung vor. Welche Ergebnisse erzielt und welche Massnahmen das AJB aufgrund der Ergebnisse treffen wird, zeigen wir im Folgenden auf:
Ergebnisse der Qualitätseinschätzung
Erfasst wurden die drei Qualitätsdimensionen Prozess-, Ergebnis- und Strukturqualität. Dabei zeigte sich: Die Ergebnis- und Strukturqualität wurden von den Anbietenden und der HSLU ähnlich eingeschätzt. Die Prozessqualität hingegen wurde von der HSLU tiefer eingeschätzt als von den Anbietenden selbst.
Prozessqualität
Folgende Aspekte der Prozessqualität wurden als gegeben eingeschätzt:
- Alltags- und Lebensweltnähe
- Netzwerkarbeit
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Stabilisierung
- Beziehungs- und Rollengestaltung
Folgende Aspekte wurden vergleichsweise tief eingeschätzt:
- Ressourcenorientierung
- Risikobalance
- strukturierte Offenheit
Ergebnisqualität
Als gegeben eingeschätzt wurde folgender Aspekt:
- Ergebnissicherung
Bei den folgenden Aspekten ergaben sich eher tiefere Werte:
- Zielorientierung
- Ergebnissicherung
- Zusammenarbeit mit Auftraggebenden
- Einbezug der Adressatinnen und Adressaten
- Qualitätsentwicklung
Der tiefe Wert bei der Zielorientierung rührt daher, dass primär mit allgemeinen Veränderungszielen wie etwa «Förderung der Erziehungskompetenz» gearbeitet wird, anstatt mit spezifischen Veränderungszielen (z. B. «Etablierung eines autoritativen Erziehungsstils»). So können Veränderungen fast beliebig auf solche allgemeinen Ziele rückbezogen werden und sich im Nachhinein als erfolgreiches Ergebnis des zielgerichteten Begleitprozesses behaupten lassen.
Strukturqualität
Bei der Strukturqualität ist der Anpassungsbedarf am grössten. Insbesondere folgende Aspekte haben Verbesserungspotenzial:
- Umgang mit Volljährigkeit, Ablehnungskriterien, ungeplanten Abbrüchen und Übergängen
- Aus- und Weiterbildung
- Thematik der Stellvertretung (insbesondere für Einzelfirmen)
Empfehlungen der HSLU zur Qualitätsentwicklung und Umsetzung durch das AJB
Zur Ergebnisqualität
Hinsichtlich der Aspekte «Zielorientierung», «Ergebnissicherung» und «Zusammenarbeit mit Auftraggebenden» dürfte es sich als sinnvoll erweisen, ein gegenseitiges Verständnis zwischen auftraggebenden Stellen und Leistungserbringenden zu erarbeiten hinsichtlich des Umganges mit Zielen, den Anforderungen an die Dokumentation und den Ansprüchen an die Zusammenarbeit. Es wird empfohlen, eine Art «Zürcher Standard» für die Zusammenarbeit zwischen auftraggebenden Stellen und Leistungserbringenden durch eine Arbeitsgruppe ausarbeiten zu lassen, die diese Aspekte der Zusammenarbeit klärt.
Die Empfehlung möchte das AJB umsetzen und bildet aktuell eine Arbeitsgruppe, die sich im Februar 2025 erstmals trifft.
Um die «Qualitätsentwicklung» in der SPF voranzutreiben, werden geleitete Qualitätsdialoge empfohlen.
Das AJB erachtet dies als sinnvoll und plant per Herbst 2025 den ersten Qualitätsdialog.
Zur Strukturqualität
Hinsichtlich des Aspekts «Umgang mit Volljährigkeit» respektive des Zugangs zum Angebot der Sozialpädagogischen Familienhilfe erweist sich für Care Leaverinnen und Care Leaver die bestehende administrative Hürde als zu hoch. Care Leaverinnen und Care Leaver benötigen einen vereinfachten und nicht-stigmatisierenden Zugang zum Angebot der Sozialpädagogischen Familienhilfe.
Das AJB unterstützt bereits heute die SPF-Begleitung von Care Leaverinnen und Care Leavern und wird überprüfen, inwieweit der KÜG-Antrag vereinfacht werden kann.
Anlässlich der Diskussion mit den Leistungserbringenden bezüglich des Aspekts «Ablehnungskriterien» und deren Herleitung hat sich gezeigt, dass bei der Annahme des Auftrags von sogenannten «Selbstmeldern» berechtigte Vorbehalte bestehen. Um hier Lösungsansätze zu entwickeln, wird die Durchführung eines Workshops mit betroffenen Leistungsanbietenden empfohlen.
Den Umgang mit «Selbstmeldern» und allfällige damit verbundene Schwierigkeiten wird das AJB im Rahmen der KJG-Evaluation überprüfen.
Beim Aspekt «Thematik der Stellvertretung» hat sich gezeigt, dass insbesondere Einzelanbietende gegenseitige Stellvertretungslösungen anstreben sollten.
Das AJB legt einen Mindeststandard betreffend Stellvertretung fest.
Das AJB dankt allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit. Den gesamten Schlussbericht finden Sie auf unserer Webseite.
1Die 101 Leistungsanbietenden begleiteten zum Zeitpunkt der Qualitätseinschätzung gesamthaft 1’907 Familien und 534 Jugendliche bzw. junge Erwachsene (26’484 Stellenprozente). Im Durchschnitt begleitete eine Leistungsanbieterin bzw. ein Leistungsanbieter 19 Familien und 5 Jugendliche bzw. junge Erwachsene (262 Stellenprozente).
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