DIAS meets IPZ: Kollaboration ist Trumpf

Das Publikum in der Eventhalle

Die Veranstaltung «DIAS meets IPZ» brachte Drohnenindustrie, öffentliche Hand, Venture Capital, Regulierung und Hochschulen zusammen. Sie diskutierten über Chancen und Herausforderungen der unbemannten Fliegerei. Dabei zeigte sich: Innovative Lösungen entstehen am besten gemeinsam.

Die gemeinsame Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen gelingt im Innovationspark Zürich (IPZ) besonders gut. Das zeigte sich an der Veranstaltung «DIAS meets IPZ». Dort erörterten Vertreterinnen und Vertreter der Drohnenindustrie (Drone Industry Association Switzerland, DIAS), gemeinsam mit Investoren, Hochschulen und Behörden aus verschiedenen Perspektiven die Pain Points der unbemannten Fliegerei. Im Fokus standen Regulation, Kapitalsuche und gesellschaftliche Akzeptanz.

Enge Zusammenarbeit auf Gesetzesebene

Punkto Regulation muss die Schweizer Drohnenindustrie europäisch denken. Denn die «Mutter aller Regulationen ist die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA», sagte Keynote Speakerin Amanda Boekholt, Stellvertretende Leiterin der Sektion - Strategie und Innovationbeim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Die EASA regelt, wie Drohnen konstruiert und eingesetzt werden dürfen und welche Nachweise für eine Bewilligung erbracht werden müssen. Und dies tue sie strikter als auch schon, so Boekholt.

Seit dem 1. Januar 2023 gilt die europäische Drohnenregulierung auch in der Schweiz. Indem sie sich aktiv in verschiedenen Gremien einbringe, könne die Schweizer Drohnenindustrie aber dennoch Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen, so Boekholt – bei Anpassungen oder regulatorischen Fragen rund um völlig neue Drohnentypen zum Beispiel. Wird ein Design von den EASA-Normen etwa nicht abgedeckt, können Hersteller oder Betreiber eigene Verifizierungsprozesse anstossen. Boekholt: «Schliesslich sollen die Regulationen die Bedürfnisse der Industrie respektieren und miteinbeziehen.»

«Die Triple Helix ist das Symbol für die Kollaboration von Industrie, Akademie und öffentlicher Hand bezeichnet man. Anlässe wie dieser zeigen, wie gewinnbringend diese Zusammenarbeit ist.»

Markus Müller, Projektleiter Hightech, Standortförderung, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Zürich

Weniger Risikokapital in der Schweiz

Nicht nur regulatorisch, auch finanziell bewegt sich die Drohnenindustrie in einem herausfordernden Umfeld. Das zeigte Thomas Heimann, der bei der Schweizerischen Vereinigung für Unternehmensfinanzierung (Seca) den Bereich Seed Money & Venture Capital leitet. «Finanzierungen sind nicht mehr so verfügbar wie in den letzten ein bis zwei Jahren», erklärte er. Im ersten Halbjahr 2023 seien in der Schweiz rund 1,2 Milliarden Franken in Startups investiert worden. Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch mehr als 2,5 Milliarden.

Zudem spürt auch die Drohnenindustrie die strukturellen Probleme der Schweizer Risikokapital-Landschaft: Während Startups in frühen Phasen der Unternehmensentwicklung noch auf reichlich finanzielle Unterstützung aus dem Inland zählen können, ist es in späteren Phasen und für grössere Geldbeträge oft unumgänglich, im Ausland auf Investorensuche zu gehen. Heimann: «Das birgt die Gefahr, dass Know-how und Wachstum aus der Schweiz abfliessen.»

Konkrete Tipps für den erfolgreichen Pitch

Was Drohnen-Startups ganz konkret tun können, um unter so anspruchsvollen Bedingungen Investoren zu finden, führte Stephan Bergamin, Owner und Managing Partner von Be Forward, aus. Natürlich müsse man aufzeigen, wie man Geld verdienen wolle: «Aber neben einem guten Business Case wünschen sich Investoren vor allem Persönlichkeiten», so der Startup- und Finanzierungsberater. Entsprechend wichtig sei der Pitch: «Halten Sie sich kurz. Betonen Sie die Kompetenzen und Vielseitigkeit Ihres Teams. Und demonstrieren Sie, wie Sie sich von der Konkurrenz unterscheiden.»

Hinter einer guten Präsentation müsse zudem ein Unternehmen stecken, das für einen Investor oder eine Investorin tatsächlich bereit sei. «Dazu braucht es erstens eine Vision, zweitens eine Strategie, um die Vision zu erreichen, und drittens Prozesse, um die Strategie umzusetzen», so Bergamin. Das sei kein statisches Unterfangen: «Auch ein junges Unternehmen muss sich laufend transformieren.» Was wollen Geldgeber? Welche neuen Technologien gibt es? Wie verändern sich Kundenbedürfnisse? Auf diese Fragen müssen Startups Antworten haben, wenn sie am Puls der Zeit sein wollen.

«Die Drohnentechnologie ist bereit. Nun muss es uns gelingen, diese Technologie in Produkte und Dienstleistungen zu giessen. Anlässe wie dieser helfen bei dieser Transformation.»

Nathanael Apter, Board Member, Drone Industry Association Switzerland (DIAS)

Industrie soll Gesellschaft sensibilisieren

Damit die Drohnenindustrie wachsen kann, braucht es neben Geldgebern auch gesellschaftliche Akzeptanz. Dieses Thema erforscht Ethikerin Ning Wang an der Universität Zürich. Sie präsentierte erste Resultate ihrer Untersuchungen und zeigte: Neben soziodemografischen Faktoren wie Alter und Geschlecht sind Aspekte wie Privatsphäre, Sicherheit und Regulation besonders wichtig, damit Drohnenanwendungen breit akzeptiert werden.

Für Wang ist klar: Soll die Akzeptanz weiter steigen, ist Transparenz unabdingbar. Der Drohnenindustrie rät sie unter anderem, in Kommunikation und Sensibilisierung zu investieren, um die Öffentlichkeit besser über den Nutzen ihrer Produkte und Services zu informieren. Und sie appelliert an die Verantwortung: «Die Industrie muss sich negativer Auswirkungen von Drohnen auf Umwelt und Öffentlichkeit bewusst sein und diese möglichst eindämmen.»

Technologscher Fortschritt – trotz Unsicherheiten

Um Innovation zu ermöglichen ohne ethische und rechtliche Aspekte zu vernachlässigen, hat das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich zusammen mit Partnern die Innovation-Sandbox ins Leben gerufen. Projektleiter Raphael von Thiessen erklärte: «Das ist eine Testumgebung, in der Unternehmen und Forschungsinstitute ihre Vorhaben im Bereich Künstliche Intelligenz umsetzen können.» Sie erhalten Zugang zu regulatorischem Know-how und neuartigen Datenquellen. Im Gegenzug werden sämtliche Erkenntnisse und Resultate öffentlich geteilt.

Warum das auch für die Drohnenindustrie interessant ist, zeigte von Thiessen anhand eines Projekts: Dabei untersuchten die Projektpartner – Kanton Zürich, IBM und Pixmap – auf dem Flugplatz Dübendorf Teile des Rollfelds mit einer automatisierten Drohne auf Risse. «Nun ist es möglich, diese Erkenntnisse zu skalieren und auf ganze Flugplatzareale anzuwenden. Oder das Know-how auf anderen Infrastrukturanlagen wie Brücken, Gebäude oder Staudämme zu übertragen. Kurz: Es werden neue Projekte angestossen.»
 

«Dass der Anlass nicht nur DIAS-Mitgliedern, sondern auch anderen nahestehenden Branchen offensteht, ist eine gute Idee. Das erleichtert es, aufeinander zuzugehen und sich auszutauschen.»

Giulia Biffi, Sunflower Labs, Mitglied Drone Industry Association Switzerland (DIAS)

Die Veranstaltung «DIAS meets IPZ» wurde von der Drone Industriy Association Switzerland (DIAS), dem Kanton Zürich mit der Vernetzungplattform Innovation Zurich und der Universität Zürich gemeinsam organisiert und im Innovationspark Zürich in Dübendorf durchgeführt. Neben den Referaten zu regulatorischen, finanziellen und gesellschaftlichen Herausforderungen erhielten die rund 50 Teilnehmenden aus der Drohnenindustrie und verwandter Branchen auch einen Einblick in die aktuellen Projekte im Innovationspark Zürich – und erfuhren, welche Entwicklungen auf dem Areal künftig geplant sind.

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