Bericht «Arbeitsmarkt 2040» zeigt Herausforderungen für Zürcher Arbeitsmarkt auf

Eine Frau tippt auf einem Laptop

Digitalisierung und Automatisierung führen in den kommenden Jahren in einigen Berufsfeldern zu unsicheren Zukunftsaussichten. Auf der anderen Seite suchen Firmen aus diversen Branchen händeringend nach Arbeits- und Fachkräften. Die Arbeitsmarktbeobachtung AMOSA hat im Auftrag des Amts für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich untersucht, welche Herausforderungen auf den Arbeitsmarkt zukommen werden.

Langfristige Perspektive berücksichtigen

Die Digitalisierung und der demografische Wandel sind zwei zentrale Treiber des Strukturwandels, die sich auch mit Blick in die Zukunft stark auf den Zürcher Arbeitsmarkt auswirken dürften.

Wohin bewegt sich der Arbeitsmarkt bis ins Jahr 2040? Die langfristige Perspektive ist wichtig, um massgeschneiderte Angebote gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln. Die Arbeitsmarktbeobachtung AMOSA (Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich) hat im Auftrag des Amts für Jugend und Berufsberatung (AJB) des Kantons Zürich die zukünftigen Herausforderungen des Arbeitsmarktes im Bericht «Arbeitsmarkt 2040» skizziert.

Gewisse Berufsfelder unter Druck

Die Wirtschafts- und Branchenstruktur in der Schweiz und im Kanton Zürich verändert sich im Zuge der Digitalisierung laufend. Die vergangenen Jahre zeichnen sich durch ein Beschäftigungswachstum in technologieintensiven Branchen (z.B. Pharmaindustrie, Elektronik) und wissensintensiven Dienstleistungen (z.B. Forschung und Entwicklung, Informationstechnologie) aus. Diese Entwicklung dürfte sich in Zukunft weiter fortsetzen und gar beschleunigen. Das Beschäftigungswachstum in diesen Branchen wird in gewissen Berufen zu einem erhöhten Arbeitskräftebedarf führen und dürfte somit den oftmals bereits bestehenden Fachkräftemangel in diesen Bereichen noch zusätzlich verschärfen.

Die Entwicklung in Richtung hochtechnologisierte und wissensintensive Bereiche spiegelt sich auch in der Tätigkeitsstruktur der Beschäftigten wider. Diese hat sich in den letzten rund 12 Jahren immer mehr in Richtung kognitive und nicht-repetitive Aufgaben verlagert. Rückläufig hat sich die Beschäftigung vor allem im Bereich der manuellen Routinetätigkeiten (z.B. Lagerarbeiten, Verarbeitung von Waren) entwickelt. Obwohl der technologische Wandel in praktisch allen Berufen in der einen oder anderen Form zu Veränderungen führt, so sind Berufe mit einem hohen Anteil Routinetätigkeiten besonders stark von Transformationen und vermehrten Automatisierungsprozessen betroffen. Dies führt dazu, dass gewisse Personengruppen oder Berufsfelder durch die Digitalisierung stärker als andere unter Druck geraten sind oder geraten werden.

Die wachsenden Möglichkeiten zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnten dazu führen, dass Computer zunehmend auch für komplexere, nicht-routinemässige Aufgaben im kognitiven Bereich eingesetzt werden. Dies dürfte mit Blick in die Zukunft zu weiteren Veränderungen in einem breiten Spektrum von Berufen führen.

Fachkräftemangel verschärft sich

Eine zweite Herausforderung für den Zürcher Arbeitsmarkt ist der demografische Wandel. Bereits heute treten mehr Personen altershalber aus dem Arbeitsmarkt zurück, als junge Personen in den Arbeitsmarkt eintreten. Diese Schere wird sich demografisch bedingt in den kommenden Jahren noch mehr öffnen und dürfte zu einer weiteren Verschärfung des Fach- und Arbeitskräftemangels führen. Gemäss einer Studie der Fachstelle Volkswirtschaft im kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit fehlen im Kanton Zürich bis 2050 über 200'000 Arbeitskräfte.

Der Fach- und Arbeitskräftemangel trifft jedoch nicht alle Branchen und Berufe im selben Ausmass. Unter Berücksichtigung der aktuellen Fachkräftesituation und dem demografischen Ersatzbedarf in den einzelnen Berufen lassen sich Hinweise ableiten, in welchen Berufen sich die Fachkräftesituation künftig besonders verschärfen könnte: vorab im Gesundheitsbereich, im ICT-Bereich und den übrigen MINT-Berufen. In anderen Bereichen führen die strukturellen Veränderungen eher zu einem Arbeitskräfteüberschuss, zum Beispiel bei den Hilfskräften.

Berufliche Mobilität gefordert

Wie sich die Berufslandschaft, getrieben durch die verschiedenen strukturellen Kräfte, bis ins Jahr 2040 entwickeln wird und welche Berufe verschwinden oder neu entstehen werden, ist kaum abschätzbar. Angesichts der raschen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ist berufliche Mobilität aber mehr denn je gefordert. Eine berufliche Umorientierung ermöglicht einerseits einen Weg aus Berufen mit erhöhten Automatisierungsrisiken. Berufliche Mobilität ist aber auch ein Weg, den erhöhten Arbeitskräftebedarf in gewissen Branchen zu decken.

Die Untersuchungen zur beruflichen Mobilität zeigen, dass Umorientierungen und Quereinstiege unterschiedlich verbreitet sind. Die Häufigkeit von Berufswechseln unterscheidet sich etwa nach Berufsfeldern. So sind zum Beispiel Berufswechsel in oder aus den Berufen des Gastgewerbes oder der ICT besonders häufig, während berufliche Umorientierungen in oder aus dem Bereich der Gesundheitsberufe vergleichsweise selten sind.

Eine Förderung von Quereinstiegen stellt einen möglichen Hebel dar, um den weit verbreiteten Fachkräftemangel anzugehen. Wie einfach ein beruflicher Wechsel umgesetzt werden kann und wie gross der damit verbundene Bildungsaufwand ist, hängt unter anderem damit zusammen, wie ähnlich sich Herkunfts- und Zielberuf sind in Bezug auf deren Tätigkeitszusammensetzung und Kompetenzanforderungen. Die Darstellung von Berufsclustern mit ähnlichen Tätigkeitsprofilen ermöglicht es, neben den tatsächlich eingeschlagenen beruflichen Transitionen auch weniger häufig gewählte Pfade zu erkennen, die sich aufgrund ähnlicher Tätigkeitsprofile anbieten würden.

Gute Grundlage für Massnahmen

In vielen Berufen bieten die neuen technologischen Möglichkeiten vor allem viele neue Chancen, können die Arbeitskräfte aber auch vor Herausforderungen stellen. Die Erkenntnisse im Bericht bieten eine gute Grundlage, damit die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) im Kanton Zürich ihre Angebote für Erwachsene in den Berufsinformationszentren (biz) gezielt weiterentwickeln und der Bevölkerung passende Angebote und Beratungsformate bereitstellen kann. Der Bereich Arbeitsmarkt im Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) nutzt die Ergebnisse, um zum Beispiel das Kursangebot für Stellensuchende laufend weiterzuentwickeln oder Massnahmen zu definieren, damit die Arbeitsmarktfähigkeit bestehender Fachkräfte erhalten bleibt.

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