«Als Quims-Schule müssen wir viel mehr Aufwand betreiben»

2017 startete die Schuleinheit Wil ein Schreibförderungsprojekt. Welche Erfahrungen die Schule mit den «Scaffolds»-Schreibplänen bislang gemacht hat, erzählt Schulleiterin Beatrice Stalder.

Text: Andreas Minder Fotos: Sabina Bobst

2017 startete die Schule Wil – noch zusammen mit der inzwischen eigenständigen Schule Högler – ein Schreibförderungsprojekt. «Wir hatten schon eine Vereinbarung für die Lese- und Erzählförderung und wollten etwas Analoges für das Schreiben angehen», sagt Schulleiterin Beatrice Stalder. Der Wunsch kam von der Schule selbst, entsprach aber auch den Anforderungen des Kantons. Die Schreibförderung gehörte von 2014 bis 2018 zuden obligatorischen Schwerpunkten von Quims-Schulen.

Schulleiterin der Schuleinheit Wil, Beatrice Stalder, 50, steht in ihrem Schulzimmer vor einer beschriebenen Wandtafel.
Die Schuleinheit Wil setzt zur Förderung der Schreibkompetenz auf sogenannte Scaffolds. Das sind Schreibpläne mit einer unterschiedlichen Anzahl an Hilfestellungen je nach Deutschniveau der Kinder. Quelle: Sabina Bobst

Nach entsprechenden Teamfortbildungen entwickelte die Schulleitung mit einer Steuergruppe den wissenschaftlich abgestützten Rahmen für «Schreiblabors». Die Lehrpersonen jeder Jahrgangsstufe bildeten Arbeitsgruppen. Ihre Mission: Motivierende Lektionsreihen konzipieren, in denen die Kinder Texte wie Märchen, Krimis und Bildergeschichten schreiben würden. Wichtig war dabei, die Heterogenität mitzudenken: «Weil wir eine Quims-Schule sind, weil wir multikulturell sind, weil wir bildungsferne Eltern haben, müssen wir viel mehr Aufwand betreiben, bis die Kinder wissen, wie man schreibt.»

Als didaktische Methode wurden sogenannte «Scaffolds» gewählt. Das sind Schreibpläne – oder Lerngerüste– mit einer unterschiedlichen Anzahl an Hilfestellungen, je nach dem Deutschniveau der Kinder. Ein Märchen-Schreibplan für starke Schülerinnen und Schüler braucht nur wenige Vorgaben,wie ein solcher Text aufgebaut werden kann, während er für jene, die mit Deutsch Mühe haben, zum Beispiel zusätzlich Stichwortsammlungen oder Textbausteine enthält. Auf der Stufe Kindergarten waren die Scaffolds nicht Schreib-, sondern Sprechpläne, weil es um die Vorläuferfähigkeiten des Schreibens geht: Was gehört zu einer Geschichte? Wie fängt sie an? Wie endet sie? Die Kindergarten-Arbeitsgruppe entwickelte nicht nur schriftliche Unterlagen, sondern auch Boxen mit Materialien wie Holzfiguren und Fingerpuppen, mit denen Geschichten gespielt werden.

Das so erarbeitete Unterrichtsmaterial wurde nach einer Evaluation ergänzt. 2021 wurde das Projekt abgeschlossen. In einer Schulkonferenz wurde beschlossen, dass einmal pro Schuljahr mit jeder Klasse ein Schreiblabor durchgeführt wird. «Tatsächlich wird jedoch viel mehr mit der Methode der Scaffolds gearbeitet», sagt Schulleiterin Stalder. Der Fundus, der laufend erweitert wird, sei mittlerweile so gross, dass für viele Zwecke etwas Passendes vorhanden sei. Und die Scaffolds seien «pfannenfertig». Im Gegensatz zu den gängigen Lehrmitteln: «Diese fangen zwar ebenfalls eine gewisse Heterogenität auf, aber wir müssen noch wahnsinnig viel selbst machen, damit unsere Kinder erfolgreich schreiben können.»

Lesen und Schreiben in der ersten Klasse von Frau Prinz in der Schule Kobenacker, Zürich Seefeld
Schreiben ist etwas vom Ersten, was Kinder in der Schule lernen. Doch wie funktioniert das eigentlich? Welche Bedeutung hat das Schreiben von Hand und wie verändern digitale Technologien den Schreibprozess? Diesen Fragen widmet sich das Schulblatt 5/2023 im Fokus. Quelle: Sabina Bobst

Für diese Meldung zuständig: