PolitTalk Digitales Zürich #12 – Taugt die Zürcher Infrastruktur für die Arbeit von morgen?
Mitteilung 01.02.2022
Die Arbeitsweise der meisten Zürcherinnen und Zürcher hat sich in der Pandemie frappant geändert. Und kaum jemand erwartet, dass nach der Pandemie wieder alles sein wird wie früher. Doch was heisst das für unsere Infrastruktur? Kann sie mit dem rasanten Wandel Schritt halten?
Diese Fragen wurden am 25. Januar 2022 anlässlich des 12. PolitTalks Digitales Zürich vom eZürich Kooperationsnetzwerk diskutiert. Unter der Leitung von Wissenschaftsjournalist Beat Glogger diskutierten Arbeits-Expertin Barbara Josef von der 5-9 AG, Christian Grasser vom Telekommunikationsverband asut und Verkehrsplaner Stephan Erne vom Planungsbüro ewp.
Hören Sie die ganze Diskussion als Podcast:
PolitTalk Podcast - Taugt die Zürcher Infrastruktur für die Arbeit von morgen? Die Diskussionsrunde«Die Pandemie war ein Riesen-Experiment und niemand wusste, was auf die Telekommunikation zukommen würde», erzählte Grasser gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion. Aber dann habe alles ganz hervorragend funktioniert, fuhr er fort. Dies, weil die Schweizer Telekomanbieter in der Vergangenheit gut investiert hätten.
Josef war nicht ganz einverstanden: «Ich war schon in vielen Calls, in denen die Leute zwischendurch rausgefallen sind.» Und auch wenn die Technik mittlerweile tatsächlich meistens funktioniere, sei das nicht die einzige Voraussetzung für funktionierende Arbeit: «Was uns gefordert hat, war nicht die technologische Komponente, sondern die kulturelle und zwischenmenschliche.»
Reizthema 5G
Für die Arbeit von Morgen führt laut Grasser kein Weg an 5G-Mobilfunk vorbei. Doch der Ausbau stösst in der Bevölkerung auf Kritik. Das sei tatsächlich noch eine grosse Aufgabe, gab Grasser zu: Die Bevölkerung zu informieren und zu überzeugen. Über 95% der Bevölkerung nutze das Smartphone und würden kaum aufhören, zu telefonieren, surfen oder Videos zu streamen. «Wir riskieren, dass die Schweiz in einen Datenstau gerät. Das wäre massiv schädlich für die Digitalisierung», sagt Grasser. Bei der Information der Bevölkerung sieht er auch die Behörden, Gemeinden und den Kanton in der Pflicht. «Wir, die Telekombranche, sind in dieser Sache nicht neutral. Uns unterstellt man Partikularinteressen – wohl auch zu Recht. Deshalb braucht es Behördenkommunikation.»
Besser erklären, mehr zuhören
Auch bei der Verkehrsplanung gebe es Nachholbedarf in Sachen Kommunikation, sagte Verkehrsplaner Stephan Erne. Dass die Menschen keinen Verkehrsausbau wollen, die Vorteile aber trotzdem nutzen, damit geht er entspannt um: «Das ist normal. Mobilität ist ein menschliches Bedürfnis und wir Menschen sind nicht widerspruchsfrei». Verkehrsplanerinnen und -Planer, aber auch Politikerinnen und Politiker müssten noch besser erklären, was sie tun und weshalb, aber auch besser zuhören. «Wir müssen herausfinden, was die Leute beschäftigt und was ihre Bedürfnisse sind. Und auch Widersprüche aufzeigen zwischen Menschen, die an einer Strasse wohnen und solchen, die darauf fahren.»
Die Strassenräume sollten wieder flexibler werden, sagte Erne. «Im Mittelalter waren diese Räume komplett frei und konnten auch für temporäre Zwecke genutzt werden. Dann wurde der Platz immer stärker fix zugeteilt. Weshalb nicht wieder mal einen Strasse für einen Wochenmarkt sperren?» Projekte wie Paris Plages, wo im Sommer schwach befahrene Strassen in eine Strandpromenade verwandelt werden, beweisen, dass das funktioniert.
Verkehr entlasten
Arbeits-Expertin Josef unterstützt solche Vorhaben. «Die Städte sollten mutig experimentieren und das Wissen mit anderen Städten teilen.» Einige Städte hätten bereits «Chief Technology Officers», die aber noch zu wenig gut vernetzt seien.
Viel Verkehr könne auch reduziert werden, indem wir uns vermehrt im virtuellen Raum treffen. «Mein Wunsch wären wieder belebtere Wohnorte, wo Leute dank Coworking-Spaces arbeiten können, ohne permanent im Homeoffice sein zu müssen.» Das seien Zukunftsvisionen, die uns Menschen gut tun und gleichzeitig die Infrastruktur massiv entlasten würden.
Neue Mentalität gefragt
Ideen gibt es viele – Pilotprojekte auch. Etwa ein selbstfahrendes Postauto im Wallis – «aber nichts Flächendeckendes», sagte Moderator Glogger. Die Gesprächspartner sahen das differenziert: Es passiere vieles, aber es dauere, bis wir es an der Oberfläche wahrnehmen würden, sagte Josef. Und Grasser ergänzte: «Die Schwierigkeit liegt im Implementieren.» Ein Pilot wie das Postauto sei rasch umsetzbar und man könne viel davon lernen. «Aber eine flächendeckende Infrastruktur wie Smart Metering, wo jeder Keller und jeder Stromzähler angeschlossen ist, das ist eine grosse Herausforderung. Wir Schweizer wollen immer alles von Beginn an perfekt planen und umsetzen. Das braucht Jahrzehnte. Wir müssten unsere Mentalität anpassen.»
Es brauche dabei mehr Kooperation, ergänzte Erne. Denn Kooperation und Geschwindigkeit seien keine Widersprüche. Wenn ein Projekt rein technisch angegangen werde, dann lande man bei Einsprachen. Die Bevölkerung müsse eingebunden werden. «In der Mobilität würde es helfen, man hätte ein klareres, verbindlicheres und aktionsorientierteres Bild, wohin wir wollen», sagte Erne weiter. «Wir haben viele Strategien und Konzepte, aber manchmal habe ich das Gefühl, wir sind noch zu wenig stringent und aktionsorientiert in der Umsetzung.»
Noch mehr Themen im Podcast
Das Podium diskutierte auch lebhaft über die Freiheit im Homeoffice und den erforderlichen Vertrauensbonus («dieses rosarote Bild muss man haben, sonst baut man ein Gefängnis» – Josef), über die Nachhaltigkeit und Geschäftsperspektiven von Datencentern («sie sind sehr sichtbar, aber ökologischer als dezentrale Server» – Grasser) oder über unberechenbare Pendlerströme der Zukunft («wir müssen aus unserem Planer-Biotop rauskommen» – Erne). All das gibt es nachzuhören im Podcast «Polittalk by eZürich», jetzt zu hören auf Spotify, Apple Podcasts oder direkt hier:
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