Fast jeder fünfte Betrieb wegen Lockdown geschlossen
Mitteilung 17.04.2020
Der Bundesrat hat vor einem Monat viele Betriebe mit direktem Kundenkontakt geschlossen, darunter solche, die das öffentliche Leben massgeblich prägen. Nachfolgend versuchen wir abzuschätzen, wie viele Betriebe mit wie vielen Beschäftigten im Kanton Zürich wegen des Lockdowns ihre Türen schliessen mussten.
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Mitte März hat der Bundesrat mit der Verordnung zur Bekämpfung des Corona-Virus eine Reihe von Betrieben und Einrichtungen geschlossen, die nicht unmittelbar lebensnotwendig sind. Der Lockdown gilt vor allem für Gewerbe mit Publikumsverkehr wie beispielsweise Detailhandelsgeschäfte, Restaurants, Coiffeursalons oder Museen. Es stellt sich die Frage, wie viele Beschäftigte und wie viele Betriebe im Kanton Zürich vom Lockdown betroffen sind. Nachfolgend eine auf der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) basierende Antwort darauf.
100'000 Direktbetroffene
Laut STATENT gehören im Kanton Zürich rund 18 Prozent aller Betriebe zu einer Branche, die von den bundesrätlichen Schliessungen betroffen ist. Dabei handelt es sich meist um kleine Betriebe, so dass sie zusammen «nur» rund 10 Prozent aller Arbeitsplätze auf sich vereinen. Da es auf dem Gebiet des Kantons Zürich etwas mehr als eine Million Arbeitsplätze gibt, bedeutet dies, dass gut 100'000 Beschäftigte vom Lockdown direkt betroffen sind und nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt ihrer Arbeit nachgehen können.
Viele Betroffene in der Gastronomie
Besonders stark betroffen sind die gut 35'000 Beschäftigten in der Gastronomie und im Gastgewerbe. Allerdings enthält die Verordnung des Bundesrats hier Ausnahmen wie Take-Aways oder Betriebskantinen, welche die Statistik nicht gesondert von anderen Verpflegungsbetrieben führt. Die tatsächliche Zahl der vom Lockdown direkt betroffenen Gastro-Beschäftigten liegt daher tiefer. Auch die Beschäftigten anderer Dienstleister mit direktem Kundenkontakt sind stark von den bundesrätlichen Schliessungen betroffen, etwa Angestellte von Fitnesszentren, Vereinen oder Reiseveranstaltern. Und auch allen Menschen, die beispielsweise in Coiffeur- oder Kosmetiksalons sogenannte persönliche Dienstleistungen erbringen, ist das Geschäft weggebrochen, ebenso den Beschäftigten im Detailhandel, sofern er nicht Lebensmittel oder Güter des täglichen Bedarfs verkauft.
Von Betriebsschliessungen betroffene Beschäftigte nach Branchen
Kanton Zürich, Anzahl, Stand: 2017
Mehr Frauen als Männer
Weil im Detailhandel und in jenen Betrieben, die persönliche Dienstleistungen erbringen, Frauen unter den Beschäftigten in der Mehrheit sind, betrifft der Lockdown mehr weibliche als männliche Angestellte: den rund 60'000 Frauen stehen gut 40'000 Männer gegenüber. Berücksichtigt man jedoch, dass Frauen mehr Teilzeit arbeiten als Männer, so gibt es zwischen den Geschlechtern insofern keinen Unterschied, als durch den Lockdown jeweils etwa gleich viele Stellenprozente wegfallen.
Fast 7'000 persönliche Dienstleister geschlossen
Da die mittlere Betriebsgrösse je nach Branche variiert, ändert sich die Rangfolge, wenn man statt der Zahl der Beschäftigten jene der betroffenen Betriebe unter die Lupe nimmt. Dann sind die meist sehr kleinen Betriebe, die persönliche Dienstleistungen anbieten, am stärksten vom Lockdown betroffen. Kantonsweit sind derzeit fast 7'000 Coiffeur- und Kosmetiksalons, Solarien und dergleichen geschlossen. In der Gastro-Branche sind dagegen «nur» knapp 3'800 Restaurants, Bars und Clubs betroffen.
Von Schliessungen betroffene Betriebe nach Branchen
Kanton Zürich, Anzahl, Stand: 2017
Lockdown zieht weitere Kreise
Nicht vergessen gehen darf, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise weit über die direkt von den Schliessungen betroffenen Betriebe hinausgehen. Eingespielte Lieferketten sind unterbrochen, Aufträge bleiben aus, die Konsumentenstimmung ist auf einem Tiefpunkt – alles Faktoren, die dazu führen, dass auch Betriebe unter dem Lockdown leiden, denen der Bundesrat in seiner Verordnung eigentlich keine Beschränkungen auferlegt hat. Welches Ausmass der ökonomische Einbruch im Kanton Zürich hat, zeigen Zahlen der Volkswirtschaftsdirektion. Ihnen zufolge haben die Zürcher Betriebe bis Mitte April fast 350'000 Arbeitnehmende oder ein Drittel aller Beschäftigten vorsorglich für Kurzarbeit angemeldet. Und auch die Arbeitslosenzahlen zeigen derzeit stark nach oben.
Maximal 13'000 Zürcher Beschäftigte profitieren von ersten Lockerungen
Gestern hat der Bundesrat präsentiert, wie seine Strategie für den Ausstieg aus dem Lockdown aussieht. Demnach dürfen in der ersten Phase ab 27. April unter anderem die Anbieterinnen und Anbieter von persönlichen Dienstleistungen ihre Türen wieder öffnen, ebenso Bau- und Gartenfachmärkte sowie Gärtnereien und Blumenläden. Erst später wären dann weitere Detailhandelsgeschäfte, Restaurants, Museen, Bibliotheken und andere Branchen an der Reihe. Gemäss STATENT betreffen die während der ersten Phase des Lockdown-Ausstiegs geplanten Lockerungen im Kanton Zürich 11'000 bis 13'000 Beschäftigte in rund 6'000 Betrieben.
Datendownload
Eine Tabelle des Bundesamts für Statistik (BFS) beziffert die aufgrund der bundesrätlichen Verordnung geschlossenen Betriebe und Beschäftigten für alle Kantone und ausgewählte Städte.