Kulturelle Teilhabe: Anerkennungsbeiträge 2023

Eine breite Beteiligung am kulturellen Leben fördert das gesellschaftliche Miteinander. Der Kanton Zürich zeichnet deshalb bereits zum siebten Mal Kulturschaffende und Institutionen aus, die sich für die Teilhabe möglichst vieler Menschen am kulturellen Leben einsetzen. Je einen Anerkennungsbeitrag erhalten in diesem Jahr das lila. queer festival, Radio LoRa und das Roma Jam Session art Kollektiv.

Die Förderung der Teilhabe ist ein Schwerpunkt, den der Kanton auch bei der Ausrichtung seiner Kulturpolitik berücksichtigt. Damit nimmt er gesellschaftliche Entwicklungen auf und reagiert auf die Forderung der Politik, den Kulturbetrieb durchlässiger zu gestalten. Mit der Vergabe der Anerkennungsbeiträge für kulturelle Teilhabe setzt der Kanton Zürich ein Zeichen. Er unterstreicht damit seinen Anspruch, möglichst vielen, unterschiedlichen Menschen den Zugang zum kulturellen Leben zu ermöglichen, sie am künstlerischen Prozess teilhaben zu lassen und sie zu befähigen, selbst kreativ tätig zu sein.

Dieses Jahr zeichnet der Kanton ein Kulturfestival, einen Radiosender und ein Kunstkollektiv mit den Anerkennungsbeiträgen von je 10’000 Franken aus. Die drei Auszeichnungen beleuchten exemplarisch das vielfältige Spektrum kultureller Teilhabe:

Lila. queer festival

Das «falschsexuelle Festival», so eine Eigenbezeichnung, wird seit 2017 von der Milchjugend veranstaltet. Organisiert wird das Festival von einem ehrenamtlichen Team und über 100 weiteren Helfenden. Die Milchjugend ist die grösste queere Jugendorganisation der Schweiz, von und für Jugendliche. Sie ermöglicht Kontakt und Austausch zwischen Jugendlichen, die sich mit heteronormativen Geschlechter-, Sexualitäts- und Beziehungskonzepten nicht identifizieren wollen. Die Jugendlichen gestalten so Welten, in denen sie sich frei fühlen und ausprobieren können. Die Milchjugend gibt mit dem Milchbüechli eine eigene Zeitschrift heraus und organisiert regelmässig verschiedenste Veranstaltungen, so auch das lila. queer festival. Das Kulturfestival richtet sich insbesondere an Jugendliche, eingeladen sind aber alle Interessierten. An jeweils drei Tagen feiert das Festival die nationale und internationale queere Kunst in allen Formen: Konzerte, Tanz, Dragshows, Performances, Lesungen, Workshops und mehr. Das Festival schafft so einen Begegnungsort für eine Subkultur, die zur Auseinandersetzung mit Geschlechtlichkeit, Körper und Identitäten einlädt.
 

Radio LoRa

Radio LoRa ist ein nicht-kommerzielles Lokalradio für den Grossraum Zürich. 2023 feierte es seinen 40. Geburtstag. Es ist damit das älteste Gemeinschaftsradio der Schweiz. 24 Stunden am Tag sendet es in 20 verschiedenen Sprachen aus den Studios im Kreis 4. Das Programm ist vielfältig und wird von über 300 Sendungsmachenden in Freiwilligenarbeit gestaltet. Alle interessierten Personen haben die Möglichkeit zum Mitwirken, wodurch ein breites Spektrum an Meinungen, Kulturen und Musik entsteht. Insbesondere stellt Radio LoRa Gruppen und Einzelpersonen Sendezeit zur Verfügung, die im privaten und öffentlich-rechtlichen Radio wenig Raum zur Selbstrepräsentation haben. So hat beispielsweise die Berichterstattung aus (queer-)feministischer Sicht einen festen Platz im Programm, viele Sendungen werden durch und für migrantische Communities gestaltet. Radio LoRa versteht sich als Treffpunkt und Plattform für verschiedene gesellschaftliche Gruppen, darunter auch Kunstkollektive. Es ist ein aktiver Faktor des politischen und kulturellen Geschehens in Zürich, das Teilhabe im Betrieb, im Programm und bei den Zuhörenden lebt.
 

Roma Jam Session art Kollektiv

Das Roma Jam Session art Kollektiv (RJSaK) ist ein Zürcher Kunst-Kollektiv, das 2013 von Mo Diener, RR Marki († 2022) und Milena Petrovic gegründet wurde. Als erstes derartiges Kollektiv in Europa macht es mit performativen Mitteln im öffentlichen Raum und in Kunstinstitutionen auf die Themen der Roma aufmerksam. Immer transdisziplinär arbeitend, haben sich seine Auftritte von Dada-Performances zu öffentlichen Roma-Futurismus-Performances sowie performativen Lesungen und Meditationen entwickelt. Über öffentliche Auftritte hinaus engagiert sich das RJSaK aktiv in anderen Roma-Organisationen und in Nichtregierungsorganisationen. Unter anderem beteiligte sich das Kollektiv aktiv am Aufbau eines digitalen Archivs zur Geschichte, Kultur, Politik und Kunst der Roma in Europa. Die aussergewöhnliche Initiative bringt sich so auf verschiedenen Ebenen ein und engagiert sich mit künstlerischen, kollaborativen und partizipativen Mitteln gegen die Marginalisierung und Diskriminierung von Roma. Roma-Kunstschaffende werden sichtbar und ermächtigt, und diese kulturelle Teilhabe wirkt in die Gesellschaft hinein.

Die Vergabe erfolgte durch eine fünfköpfige Jury: Madeleine Herzog, Leiterin Fachstelle Kultur (Vorsitz); Markus Dubs, Kulturberater; Handan Kaymak, Organisationsberaterin Diversität; Deborah von Wartburg, Journalistin; Sabian Baumann, Mitglied kantonale Kulturförderungskommission.

Regierungsrätin Jacqueline Fehr übergibt die Anerkennungsbeiträge am 7. Dezember 2023 in der Gessnerallee.

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