Digitale Karte dokumentiert saure Waldböden

Die Zürcher Wälder sind wie viele andere Gebiete in Mitteleuropa von Bodenversauerung betroffen. Das Amt für Landschaft und Natur hat rund zehn Prozent der Waldböden im Kanton genauer untersucht und die Ergebnisse in einer digitalen Karte dokumentiert. Für die Bewirtschaftung dieser Wälder, gerade angesichts des Klimawandels, wird die Waldbodenkarte wertvolle Zusatzinformationen geben.

Saure Böden sind für unsere Wälder ein Problem: Sie können weniger Nährstoffe speichern und setzen schädliche Schwermetalle frei. Dadurch gedeihen Pflanzen und Bodenlebewesen wie Regenwürmer weniger gut, die Bodenstruktur verschlechtert sich, und die Wurzeln der Bäume nehmen Schaden. Bei Sturm und Windböen sind Wälder mit versauerten Böden deshalb anfälliger für Schäden. Wenn Nähr- und Schadstoffe aus sauren Böden ausgewaschen werden, können sie zudem ins Grundwasser gelangen und daraus gewonnenes Trinkwasser belasten.

Zehn Prozent der Waldfläche im Kanton genau untersucht

Um besser einschätzen zu können, wie stark die Zürcher Waldböden versauert sind, hat der Regierungsrat 2013 entschieden, die am meisten betroffenen Gebiete zu kartieren. Die Resultate dieser Untersuchungen liegen nun vor und sind im GIS-Browser dokumentiert. Das Amt für Landschaft und Natur hat rund zehn Prozent der Waldfläche im Kanton genau untersucht. Die Resultate zeigen, dass 75 bis 80 Prozent der kartierten Waldböden stark bis sehr stark versauert sind. Diese Zahl lässt sich aber nicht auf den gesamten Kanton übertragen, da gezielt jene Wälder kartiert wurden, bei denen die Versauerung mutmasslich bereits weit fortgeschritten ist. Die untersuchten Wälder befinden sich im Zürcher Unterland, in den Regionen Winterthur und Glatttal sowie im äussersten Norden des Kantons. Es sind Gebiete, die bei der letzten Eiszeit nicht mit Eis überdeckt waren und deren Böden deshalb schon sehr alt sind. Auch lockeres Gestein im Untergrund beschleunigt die Versauerung.

Menschliche Einflüsse beschleunigen natürliche Versauerung

Denn Bodenversauerung ist zunächst einmal ein natürlicher Prozess. Über die Jahrtausende sorgen Niederschläge und Ausscheidungen von Pflanzen, Mikroorganismen und Tieren zu einer langsamen, aber stetigen Versauerung des Bodens. In den letzten Jahrzehnten beschleunigten menschliche Einflüsse diesen Prozess jedoch stark. Vor allem Stickstoff- und Schwefelemissionen aus der Landwirtschaft, dem Verkehr und der Industrie sorgen für zusätzliche Säureeinträge. Die Reduktion dieser Emissionen ist und bleibt deshalb ein wichtiges umweltpolitisches Ziel, insbesondere in der Umgebung säureempfindlicher Waldböden.

Die richtigen Bäume für trockene und heisse Bedingungen pflanzen

Bei der Waldbodenkartierung sind zahlreiche Bodeneigenschaften dokumentiert worden, die auch für die Bewirtschaftung dieser Wälder hilfreich sind. Sie sollen bis Ende 2023 in der Karte ergänzt werden. Eigentümerinnen und Eigentümer der kartierten Waldflächen sowie der Forstdienst sehen dann beispielsweise, wie belastbar der Waldboden ist und wo besondere Vorsicht nötig ist, um Schäden durch Forstmaschinen zu vermeiden. Angesichts des Klimawandels wird es zudem immer wichtiger, die Waldplanung und -bewirtschaftung auf höhere Temperaturen und längere Trockenperioden auszurichten. Manche Böden können Wasser deutlich besser speichern als andere. Die Waldbodenkarte soll diese Unterschiede dokumentieren und es ermöglichen, gezielt Baumarten anzupflanzen, die mit den Voraussetzungen eines Standorts gut zurechtkommen. In einem Pilotprojekt hat das Amt für Landschaft und Natur – gestützt auf die Bodenkarte – für die Regionen Kyburg und Wehntaler Egg Empfehlungen abgeleitet, welche Baumarten sich für welche Flächen eignen. Dies sowohl für das gegenwärtige Klima wie auch für die Bedingungen, die gemäss verschiedenen Szenarien Ende des 21. Jahrhunderts erwartet werden.
 

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