Politische Beteiligung der Jungen: grosse Unterschiede bezüglich Bildungstyp
Medienmitteilung 07.07.2021
Eine Studie der Universität Zürich hat die politische Beteiligung von 16- bis 25-jährigen Zürcherinnen und Zürchern untersucht. Sie zeigt unter anderem, dass sich Gymnasiastinnen und Gymnasiasten rund drei Mal häufiger an Abstimmungen beteiligen als Berufsschülerinnen und Berufsschüler. Auffällige Resultate gibt es auch im Bereich der politischen Informationsbeschaffung: für Junge sind die traditionellen Medien diesbezüglich immer noch wichtiger als Social-Media-Kanäle.
Die politische Partizipation der Jungen liegt unter dem Bevölkerungsdurchschnitt. Warum ist das so? Wie kann das politische Interesse dieser Generation gefördert werden? Über welches politische Wissen und Interesse verfügen die Jungen und wie informieren sie sich über politische Themen?
Mit diesen und weiteren Fragen hat sich eine Gruppe von vier Studierenden der Universität Zürich beschäftigt. Im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern haben sie im Rahmen eines Capstone-Seminars 2910 16- bis 25-Jährige im Kanton Zürich zu ihren Einstellungen zur Politik befragt. Der nun vorliegende Bericht zeigt interessante und überraschende Befunde – und macht Handlungsempfehlungen für die Förderung der politischen Partizipation der Jungen.
Klimawandel bewegt – traditionelle Medien bleiben wichtig
Nicht überraschend ist das Thema Klimawandel mit grossem Abstand das Thema, das am meisten interessiert und beschäftigt – und dies ungeachtet der politischen Positionierung der 16- bis 25-Jährigen.
Bei der Mediennutzung liefert die Studie auffällige Resultate. Traditionelle Medien (Fernsehen, Radio, bezahlte Tageszeitungen, Newsapps) sind – im Vergleich zu Social Media –von hoher Relevanz für die politische Informationsbeschaffung junger Menschen im Kanton Zürich. Sie informieren sich über einen Mix an unterschiedlichen Kanälen; dabei gibt es keinen einzelnen Kanal, über den man diese Altersgruppe am besten erreicht.
Bildungstyp entscheidend für politische Partizipation – Geschlecht nicht
Die Studie zeigt grosse Unterschiede zwischen jungen Menschen an Berufsschulen und an Gymnasien bezüglich der politischen Beteiligung: Eine Stichprobe der realen Stimmregisterdaten der Stadt Zürich zeigt bei der Abstimmung vom 7. März einen Beteiligungsunterschied von um die 50 Prozentpunkte (Beteiligung Berufsschülerinnen und Berufsschüler: 25 Prozent, Beteiligung Gymnasiastinnen und Gymnasiasten: 75 Prozent). Massnahmen zur Stärkung der politischen Partizipation sollten also insbesondere bei den Berufsschülerinnen und Berufsschülern ansetzen, da hier das Mobilisierungspotential noch gross ist.
Die Studienergebnisse und weitere Daten zeigen, dass im Kanton Zürich eine erste Generation heranwächst ohne Gender-Gap bei der Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen. Junge Frauen und junge Männer nehmen zu gleichen Anteilen an Abstimmungen teil.
Mehr politische Bildung fördert die Partizipation
Als wichtigste Hinderungsgründe für die Partizipation an politischen Prozessen haben die befragten 16- bis 25-Jährigen genannt: die Verständlichkeit von Unterlagen zu Wahlen und Abstimmungen, die hohe Komplexität der Themen, die Zugänglichkeit zum Prozess, fehlendes Interesse am Thema und nicht ersichtliche Relevanz der Themen für die eigene Altersgruppe.
Die Capstone-Gruppe empfiehlt somit Massnahmen, die die Zugänglichkeit zum politischen Prozess erhöhen und die Politik verständlicher und spannender machen. Dazu gehört die politische Bildung ebenso wie digitale Partizipations- und Informationsmöglichkeiten. Auch Rollenvorbilder sind nicht zu unterschätzen: Je sichtbarer junge Politikerinnen und Politiker, desto grösser das Identifikationspotential. Die Befragten selbst nennen mehr Gewicht für die politische Bildung am häufigsten als Massnahme, die sie bei der Teilnahme an der Politik unterstützen würde.