Der Greifensee atmet auf
Medienmitteilung 27.10.2009
In den heissen Sommermonaten besteht im Greifensee die Gefahr eines Fischsterbens. Die Baudirektion hat entsprechende Massnahmen ergriffen. Von Mai bis September wurde der Greifensee erstmals mit Luft versorgt. Eine einfache Belüftungsanlage hat auf einer Fläche von rund einem Quadratkilometer einen optimalen Lebensraum für Felchen geschaffen. Erste Messungen zeigen, dass die Fische das Gebiet – insbesondere im Hitzemonat August – als Rückzugsort genutzt haben. Fürs nächste Jahr sind weitere Optimierungen der Anlage geplant.
Die Phosphorkonzentration hat sich in den letzten Jahren zwar stabilisiert, trotzdem bleibt der Greifensee ein überdüngtes Gewässer. Dies hat zur Folge, dass in den heissen Sommermonaten der Lebensraum für verschiedene Fischarten, insbesondere für die Felchen, stark eingeschränkt wird: In der Tiefe fehlt es an lebensnotwendigem Sauerstoff und in den oberflächennahen Seeschichten ist es zu warm. Felchen überleben nur in einer dünnen Wasserschicht, in der das Wasser kühler als 21 Grad und genügend sauerstoffhaltig bleibt. Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Baudirektion hat im Frühjahr 2009 im Greifensee eine Belüftungsanlage installiert, die eine ausreichende Sauerstoffversorgung während der kritischen Hochsommerzeit auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer gewährleistet (siehe Kasten und Abbildung 1).
Sommerstürme haben Wassertemperatur und Fauna beeinflusst
Die Belüftungsanlage wurde vom 25. Mai bis Ende September 2009 ohne Unterbruch betrieben. Besondere Wetterbedingungen haben die erste Betriebsphase stark beeinflusst. Nach einem trockenen Frühling folgte ein unbeständiger Sommer. In den Monaten Juni und Juli mischten starke Stürme die oberen Wasserschichten auf. Zudem spülten kräftige Niederschläge verschiedene Nährstoffe wie Phosphor in den See. Dadurch wurde das Wachstum der Algen im Greifensee – wie auch in anderen Zürcher Seen – stark angeregt. Aufgrund des wechselhaften Sommerwetters wurde die Badewassertemperatur von 21 Grad nur für kurze Zeit überschritten. Erst das sonnige und heisse Augustwetter liess die Seewassertemperatur stark ansteigen. In den tiefen Wasserschichten verschlechterten sich die Sauerstoffverhältnisse durch natürliche Abbauprozesse zusehends.
Erste Bilanz ermutigend
Während der gesamten Betriebsphase wurde die Wasserqualität an mehreren Stellen intensiv untersucht. Die Messungen des Temperatur- und Sauerstoffverlaufs vom 27. August 2009 zeigen die Wirkung der Belüftungsanlage exemplarisch auf. Zu diesem Zeitpunkt herrschten im Greifensee die ungünstigsten Bedingungen für Felchen (siehe Abbildung 2 und 3). Die Fischerei- und Jagdverwaltung hat das Projekt begleitet und mittels Echografenaufnahmen erste Erfolgskontrollen durchgeführt. Der Echograf zeigte im belüfteten Gebiet eine grössere Ansammlung von Fischen. Um welche Fischarten es sich dabei handelt, kann man anhand der Echogramme zwar nicht feststellen. Es kann aber vermutet werden, dass es sich dabei um Felchen handelt, die dort bessere Lebensbedingungen gefunden haben als im übrigen See.
Optimierung des Betriebs und der Erfolgskontrolle
In enger Zusammenarbeit mit der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH, soll der Betrieb der Belüftungsanlage weiter verbessert werden. Insbesondere sind mit Hilfe von Modellrechnungen und den im Jahr 2009 gewonnenen Messergebnissen die Eintragsmenge und die Eintragstiefe der Luft zu optimieren. Ziel ist, die Ausdehnung und die Mächtigkeit des Lebensraums zu vergrössern. Parallel zu den Echografenuntersuchungen werden gezielte Netzbefischungen durchgeführt, um die vertikale und horizontale Verteilung der Fischarten genauer zu dokumentieren und somit eine bessere Erfolgskontrolle zu erzielen.
Funktion der Belüftungsanlage
Ein Kompressor im Bootshaus der Fischerei- und Jagdverwaltung in Greifensee presst Luft durch zwei rund 1,5 Kilometer lange Kunststoffleitungen zu zwei Verteildüsen im See (Diffusoren). Sie werden durch je einen Auftriebskörper in 12,5 Meter Tiefe gehalten. Aus den Düsen tritt die Pressluft in feinen Blasen ins Seewasser aus. Das dadurch erzeugte Wasser-/Luftgemisch strömt in Richtung Seeoberfläche. Das kalte, sauerstoffarme Wasser aus der Tiefe mischt sich mit dem warmen, sauerstoffreichen Wasser der oberflächennahen Wasserschichten. Das gemischte Wasser ist nun kühler als das Oberflächenwasser und enthält mehr Sauerstoff als das Tiefenwasser. Dieses Mischwasser schichtet sich gemäss seiner Dichte in einer Tiefe von ungefähr 5 bis 7 Meter im See ein. Für die Felchen sollte das Wasser kühler als 21 Grad sein und mehr als 4 Milligramm gelösten Sauerstoff pro Liter aufweisen.
(Medienmitteilung der Baudirektion)
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