Greifensee: Belüftung erweitert Lebensraum der Fische
Medienmitteilung 11.01.2008
Die Wasserqualität des Greifensees hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verbessert. Das Baden in diesem wichtigen und geschätzten Naherholungsgebiet ist heute ohne Bedenken möglich. Der anhaltende Bevölkerungsdruck hat jedoch seinen Preis: Während sich im Sommer die Menschen wohl fühlen im Greifensee, leiden die Fische – der Phosphorgehalt im See ist noch immer zu hoch. Jetzt soll eine kleine Belüftungsanlage den Fischen das Leben leichter machen. Denn eine weitere Reduktion des Phosphors ist nur langfristig möglich, wie Regierungsrat Markus Kägi am Donnerstag Abend an einer Behördenorientierung in Maur erklärte.
Sei es zum Baden, zum Fischen, für einen Spaziergang oder für sportliche Aktivitäten – der Greifensee ist ein beliebtes Naherholungsziel. Mit der stetig wachsenden Wohnbevölkerung im Zürcher Oberland wird er als Erholungsraum immer wichtiger. Die Bevölkerungsentwicklung und die zunehmende Industrialisierung der letzten hundert Jahre gingen auch am Greifensee nicht spurlos vorüber. Die Wasserqualität verschlechterte sich zeitweise erheblich. Grosse Anstrengungen führten jedoch zu einer Gesundung des Sees. Baden ist heute im Greifensee wieder ohne Bedenken möglich. Auch die Phosphorkonzentration konnte in den letzten 35 Jahren auf einen Siebtel der ursprünglichen Menge reduziert werden. Sie bestimmt das Algenwachstum und damit den Sauerstoffgehalt des Wassers. Hier ist das Ziel allerdings noch nicht erreicht. Immer noch gelangen jährlich rund zehn Tonnen Phosphor in den See – vor allem über die Kläranlagen, direkt aus der Kanalisation sowie aus der Landwirtschaft.
Der Druck auf den Greifensee dürfte nicht nur seitens der Erholungssuchenden, sondern auch bezüglich der Phosphorbelastung weiter zunehmen. Trotz des fortschreitenden Bevölkerungswachstums soll der Phosphoreintrag aus den Siedlungs- und Landwirtschaftgebieten aber mindestens auf dem erreichten Niveau bleiben. Dies hat sich der Kanton zum Ziel gesetzt. Durch laufende Anpassungen der Siedlungsentwässerungsanlagen an den Stand der Technik sind mittelfristig gar weitere Verbesserungen möglich.
Im Sommer wird es für Felchen und Seeforellen eng
Phosphor ist ein Nährstoff, der das Wachstum der Algen anregt. Sinken abgestorbene Algen während den Sommermonaten ab, zehren sie den Sauerstoff in den tieferen Wasserschichten völlig auf. Dort können die Fische daher nicht überleben – ebenso wenig wie ihr Laich. Sie können sich nicht natürlich fortpflanzen, was den jährlichen Besatz des Greifensees mit Jungfischen aus einer Fischzuchtanstalt bedingt. Zusätzlich erwärmt sich im Sommer das oberflächennahe Seewasser stark. Da Felchen und Seeforellen nicht an hohe Wassertemperaturen angepasst sind, wird ihr Lebensraum noch stärker eingeschränkt. Echogrammaufnahmen der Fischerei- und Jagdverwaltung zeigen denn auch, dass sich die Fische gedrängt nahe an den Hauptzuflüssen sowie in einer sehr dünnen Schicht im freien Wasser aufhalten – dort wo die Sauerstoffversorgung und die Temperatur günstiger sind. Trotzdem besteht jedes Jahr im Spätsommer, wenn abgestorbene Algen den meisten Sauerstoff aufgebraucht haben, die Gefahr eines Fischsterbens. Die Gefahr dürfte sich künftig noch akzentuieren, steigen doch die mittleren Temperaturen in fünf Meter Tiefe, also dort, wo sich die Fische aufhalten, seit Beginn der Achzigerjahre kontinuierlich an – vermutlich als Folge der allgemeinen Klimaerwärmung.
Eine einfache Pumpe schafft Abhilfe
Die kantonale Baudirektion hat nach einer kurzfristig realisierbaren und kostengünstigen Lösung gesucht, um die Lebensbedingungen der Fische zu verbessern. Verschiedene Varianten zur Vergrösserung des natürlichen Lebensraums für Fische wurden geprüft, ein geeignetes technisches Verfahren ausgewählt und durch die Eawag (das Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs) beurteilt. Realisiert wird nun eine Anlage, welche durch Einpumpen von Luft in ungefähr zwölf Metern Tiefe die Schicht mit günstigen Sauerstoff- und Temperatur-Bedingungen für die Fische vergrössert. Der natürliche Lebensraum der Fische vor der Aa-Mündung bei Niederuster soll damit auf eine Fläche von etwa einem Quadratkilometer ausgedehnt werden. Die Anlage wird im Jahr 2008 gebaut und geht im Jahr 2009 in Betrieb. Die Baudirektion rechnet mit Investitionskosten von ungefähr 300'000 Franken und jährlichen Betriebskosten von rund 20'000 Franken. Durch diese Massnahmen werden sich die tiefen Felchenbestände der letzten Jahre erholen und die Fischpopulation wird auch bei einem Hitzesommer nicht mehr einbrechen. Die Belüftung zugunsten der Fische stelle «eine optimale, wenn auch nicht maximale Lösung zu einem sehr valablen Preis» dar, stellte Regierungsrat Markus Kägi gegenüber den Gemeindebehörden und weiteren Interessensgruppen befriedigt fest. Das Maximum hingegen, nämlich eine rasche weitere Senkung des Phosphorgehalts im Greifensee, wäre «schlicht und einfach nicht bezahlbar».
(Medienmitteilung der Baudirektion)
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