Zwei neue Publikationen zur Zürcher Archäologie
Medienmitteilung 30.11.2004
Die Kantonsarchäologie der Baudirektion wartet mit zwei Neuerscheinungen zur Archäologie im Kanton Zürich auf. Mit der Monographie «Der Gutshof in Buchs und die römische Besiedlung im Furttal» liegen die Resultate der Ausgrabungen in einer umfangreichen Publikation vor. Entlang einer wichtigen Strassenverbindung bestanden im Furttal in römischer Zeit mehrere Siedlungen. Funde und Befunde aus dieser Zeit waren in den letzten 200 Jahren immer wieder Gegenstand von Untersuchungen. Zudem präsentiert die Kantonsarchäologie ihren Tätigkeitsbericht «Archäologie im Kanton Zürich» der Jahre 2001 bis 2002. Dieser umfasst sowohl die traditionellen Kurzberichte wie auch wissenschaftliche Aufsätze zu einzelnen Ausgrabungs- und Auswertungsprojekten. Die Zeitspanne der Beiträge reicht dabei von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit, wobei das Schwergewicht fast durchwegs bei mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Projekten liegt. In beiden Publikationen wird reichhaltiges Fundmaterial präsentiert und in einen alltags-, wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Kontext gestellt.
Die beiden grossen Gutshöfe in Buchs und Dällikon dominierten den Siedlungsraum im Furttal in römischer Zeit. Sie lagen an der Strasse, die vom Legionslager in Vindonissa (Windisch) über Baden und Kloten nach Winterthur und Bregenz führte. Teile dieser Strasse konnten in Otelfingen freigelegt werden: Eine fünf bis sechs Meter breite Kiesoberfläche lag auf einer Schicht aus Eschen- und Erlenstämmchen, die das Trassee im feuchten Untergrund stützte.
Das Hauptgebäude der Anlage in Buchs war reich mit Wandmalereien, Mosaiken und Marmorverkleidungen geschmückt und in seinem aufwändig gestalteten Garten stand einst ein Springbrunnen mit einer Ziervase aus norditalienischem Marmor. Dank der vielen Befunde und Funde konnten von der Gesamtanlage und einzelnen Innenräumen dreidimensionale Rekonstruktionen mittels CAD entworfen werden, die ein eindrückliches Bild dieses luxuriösen Gebäudes vermitteln. Ein Getreidespeicher und eine Fleischsiederei/-räucherei verweisen auf die umfangreiche landwirtschaftliche Produktion. Für die Entwässerung sorgte ein Grabensystem, dessen Hölzer auf die Jahre 23/24 n. Chr. datiert wurden. Rätselhaft ist die Funktion eines Holzbeckens mit Rampe.
Noch grösser als der Gutshof in Buchs dürfte jener in Dällikon gewesen sein. Neuere Erkenntnisse einer Untersuchung von 2002 ergänzen die Grabungsresultate aus dem 18. und 19. Jh. Zu dieser Anlage, die nun in ihrem ganzen Umfang grob skizziert werden kann, gehörte ein bemerkenswertes kultisches Fundensemble. In Regensdorf, Dänikon und Otelfingen lassen Grabfunde weitere römische Siedlungen vermuten. Die Brandbestattung eines Mannes aus dem späten 1. Jh. n. Chr. in Regensdorf enthielt als Beigabe neben Fleisch, Getreide und Hülsenfrüchten ein reiches Geschirrinventar, das typologisch klare Bezüge zum Militärlager in Vindonissa herstellt. Bei Otelfingen entdeckte Feuergruben und Eisenschlacken können als Spuren der Eisenverarbeitung auf Basis der lokalen Bohnerzvorkommen gedeutet werden. Vielleicht gründete in diesem Gewerbe und in einer marktorientierten Landwirtschaft der Reichtum einer einheimischen Oberschicht, die sich den Bau der luxuriösen Villenanlage in Buchs leisten konnte.
Berichte zeigen Bandbreite archäologischer Tätigkeit
Der Band «Archäologie im Kanton Zürich 2001–2002» beinhaltet in Teil I die alphabetisch nach Gemeinden geordneten Kurzberichte. Diese geben Aufschluss über die zahlreichen kleineren und grösseren Aufgabenstellungen der Kantonsarchäologie in den Jahren 2001 und 2002. Gegen 150 Rettungsgrabungen, Bauuntersuchungen, Sondierungen, Bau begleitende Untersuchungen, Luftbild- und geophysikalische Prospektionen sowie Dokumentationen in den einzelnen Gemeinden werden knapp skizziert. Diese Berichte zeigen die ganze Bandbreite der archäologischen Tätigkeit, wozu auch Feldbegehungen oder Aushubüberwachungen gehören.
Beiträge zu Ausgrabungen und Funden, Neuinterpretationen von älteren Auswertungen
In Teil II folgen ausführliche wissenschaftliche Beiträge mehrerer Autorinnen und Autoren zu Ausgrabungen, Funden und bauarchäologischen Untersuchungen zum Beispiel in Aeugst-Greberen, in Küsnacht-Seehof oder in Winterthur. Den Abschluss des Tätigkeitsberichts bietet der traditionelle Geschäftsbericht mit den statistischen Anhängen zu den einzelnen Tätigkeiten sowie das Register zur Archäologie im Kanton Zürich der Jahre 1958 bis 2004. Das alphabetisch nach Gemeinden gehaltene Register ist auf vielfältigen Wunsch aus Fachkreisen sowie von Lokalhistorikern und kulturgeschichtlich Interessierten entstanden. Es bietet insbesondere auch den an der Ortsgeschichte interessierten Bevölkerungskreisen eine willkommene bibliographische Zusammenstellung und einen Einstieg in die Geschichte ihres eigenen Lebensumfelds.
Beat Horisberger, Der Gutshof in Buchs und die römische Besiedlung im Furttal.
Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 37, Zürich/Egg 2004. ISBN 3-905681-11-0.
2 Bde., Mappe und Schuber, 580 S., 458 Abb., 92 Taf., Preis Fr. 159.– (Einführungspreis bis 31.03.2005 Fr. 129.–)
Archäologie im Kanton Zürich 2001–2002. Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 17, Zürich/Egg 2004. ISBN 3-905681-08-0. 346 S., 170 Abb., 50 Taf., Fr. 50.– (Einführungspreis bis 31.03.2005 Fr. 40.–)
Weitere Bestellinformationen sind unter www.archaeologie.zh.ch
(Medienmitteilung der Baudirektion)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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