Newsletter November 2023

Liebe Leserin, lieber Leser

In diesem Newsletter behandeln wir unter anderem die höhere Inanspruchnahme von ergänzenden Hilfen zur Erziehung, blicken auf unseren Anlass «KJGvernetzt» zurück und stellen das neue AJB-Angebot «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» vor. Kennen Sie Personen, für die unser Newsletter relevant wäre? Gerne dürfen diese sich unter zbe@ajb.zh.ch anmelden!

Freundliche Grüsse
Franziska Brägger
Leiterin Zentralbereich Ergänzende Hilfen zur Erziehung, AJB

Rund ums KJG

Höhere Inanspruchnahme von ergänzenden Hilfen zur Erziehung

Der Datenbericht über die Inanspruchnahme der ergänzenden Hilfen zur Erziehung und die Schlussrechnung 2022 liegen vor. Aus dem Datenbericht geht hervor, dass die Inanspruchnahme der ergänzenden Hilfen zur Erziehung insgesamt höher ist als ursprünglich geschätzt. Die Kalkulation für die Kosten im Jahr 2022 basierte auf den Erfahrungswerten der Jahre 2017-2019. Nun zeigt sich, dass sowohl die ergänzenden Hilfen zur Erziehung als auch die Angebote der Kinder- und Jugendpsychiatrie seit 2020 stärker in Anspruch genommen werden. Mit ein Grund dafür ist die Coronapandemie.

Dadurch kommt es zu Engpässen in beiden Versorgungssystemen. Als Folge davon werden vermehrt ausserkantonale Kinder- und Jugendheimangebote sowie solche ohne Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Zürich in Anspruch genommen. Kann überhaupt kein Platz gefunden werden, wird zunehmend überbrückend eine sozialpädagogische Familienhilfe installiert, damit ein Mindestmass an Unterstützung vorhanden ist. 

Die höhere Inanspruchnahme hat Kostenfolgen. So beträgt der Anteil der Gemeinden pro Einwohner/in für das Jahr 2022 rund Fr. 101.07 statt wie budgetiert Fr. 87.50. Siehe Erläuterungen zur Schlussrechnung 2022

Im Rahmen der Gesamtplanung werden derzeit Grundlagen erarbeitet, um das aktuelle Angebot und den Bedarf besser einzuschätzen. Das Versorgungskonzept, das Anfang 2025 erscheint, wird konkrete Massnahmen zur inhaltlichen und quantitativen Angebotsplanung enthalten. Es zeichnet sich jedoch bereits ab, dass die Inanspruchnahme der KJG-Leistungen vorläufig auf erhöhtem Niveau bleibt und somit auch die Kosten nicht sinken werden. 

Zürcher Qualitätskonzept für
sozialpädagogische Familienhilfen

Eine Zufriedenheitsumfrage über die Qualität der Sozialpädagogischen Familienhilfen (SPF) bei den Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) und den Sozialen Diensten der Stadt Zürich aus dem Jahr 2022 zeigte auf, dass die Zufriedenheit mit der Leistungserbringung insgesamt hoch ist. Jedoch bestehen erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den SPF-Anbietenden. Das Amt für Jugend und Berufsberatung (AJB) hat daher die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit (HSLU) mit der Erarbeitung von verbindlichen Qualitätsanforderungen und -standards für die Erbringung von SPF-Leistungen sowie einer anschliessenden Überprüfung der Anbietenden hinsichtlich dieser Standards beauftragt. 

Das Zürcher Qualitätskonzept für SPF liegt nun in verbindlicher Form vor. Leistungsbestellende (kjz, KESB), Aufsichtsbehörden (AJB), Elternteile und Jugendliche, SPF-Anbietende und der Regionalverband Sozialpädagogische Familienbegleitung Zürich wurden in die Erarbeitung einbezogen.

In der nächsten Projektphase, die noch bis September 2024 dauert, werden alle SPF-Organisationen mit einer Leistungsvereinbarung mit dem AJB schriftlich und telefonisch durch die HSLU zur Einhaltung und Umsetzung dieses Qualitätskonzepts befragt. Anschliessend erhalten sie die Ergebnisse dieser Qualitätseinschätzung inklusive Empfehlungen für die Qualitätsentwicklung. Nach der Befragung und Analyse wird die HSLU zudem eine Landkarte zum Qualitätsstandard der Anbietenden von SPF-Leistungen im bzw. für den Kanton Zürich erstellen und zuhanden des AJB Massnahmen zur Qualitätsentwicklung vorschlagen. 

KJGvernetzt

Diskussion in einer Arbeitsgruppe
KJGvernetzt ist eine Veranstaltungsreihe für die Leitungen von Heimpflege, SPF und DAF

Am 7. September 2023 fand der erste Anlass der neuen Veranstaltungsreihe «KJGvernetzt» statt. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Trägerschaften, die KJG-Leistungen im Kanton Zürich anbieten. Mit fünf Workshops, einem Plenumsreferat sowie dem anschliessenden Nachtessen unter freiem Himmel bot KJGvernetzt viel Raum für Erfahrungsaustausch.

KJGvernetzt wird ab jetzt alle zwei Jahre durchgeführt, das nächste Mal im 2025. Die Unterlagen des Anlasses finden Sie auf der Veranstaltungswebseite

Aktuelles aus dem AJB

Mobile Intervention bei Jugendkrisen 

Im Auftrag des Regierungsrats baut das Amt für Jugend und Berufsberatung aktuell in einem vierjährigen Projekt ein Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche in akuten psychosozialen Krisen auf. Ab November 2023 nehmen die ersten Beraterinnen und Berater die Arbeit auf, ab Februar 2024 steht das Angebot «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» im vollen Umfang zur Verfügung.

Das interdisziplinäre Team unterstützt Kinder, Jugendliche oder ihre Familien rasch und niederschwellig mit persönlichen Beratungen. Ziel ist es, Krisensituationen zu stabilisieren, in denen (noch) kein passendes Unterstützungsangebot zur Verfügung steht, und eine nachhaltige Anschlusslösung zu finden. So sollen bestehende Lücken in der Angebotslandschaft geschlossen und bereits bestehende Angebote entlastet werden.

Wenn Kinder und Jugendliche in einer akuten psychosozialen Krise sind, wenden sie oder ihre Familien sich an Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie aus dem Schul- und Gesundheitsbereich. Sind diese Fachpersonen überlastet und können die notwendige Unterstützung nicht leisten oder fällt die notwendige Unterstützung nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, können sie den Fall neu mit Einverständnis der betroffenen Kinder und Jugendlichen oder ihrer Familien an die Mobile Intervention bei Jugendkrisen übergeben.

Angebot Mobile Intervention bei Jugendkrisen:

  • rasch verfügbare Beratungen für Kinder und Jugendliche in psychosozialen Krisen und für ihre Familien
  • mobile Beratungen auf einer Beratungsstelle, bei den Familien zuhause oder per Video
  • Entlastung von Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendhilfe, Schule und dem Gesundheitsbereich

Das Team der Mobilen Intervention bei Jugendkrisen besteht aus Sozialarbeitenden, Psychologinnen und Psychologen. Das Beratungsangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche wohnhaft im Kanton Zürich. Es ist freiwillig und kostenlos. Die Zuweisung erfolgt über Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie aus dem Schul- und Gesundheitsbereich.

Neue Leitung Abteilung Trägerschaften

Sebastian Latella ist der neue Leiter der Abteilung Trägerschaften. Sein Vorgänger Michael Just hat das AJB per Ende September 2023 verlassen. Sebastian Latella hat Anfang September gestartet, so dass eine geordnete Übergabe stattfinden konnte. Er packte bereits eine erste Herausforderung an: die Neustrukturierung des Controllingteams. Silvia Korrodi, die im Juli als Controllerin zum Team neu dazugestossen ist, hat seit Oktober 2023 die Leitung des Controllingteams inne. Sowohl Sebastian Latella als auch Silvia Korrodi wünschen wir viel Freude und Elan für ihre neuen Aufgaben! 

Neues aus der Forschung

MNA-Projekt des Schweizerischen Nationalfonds

Die Rahmenbedingungen zur Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (MNA) sind oft ungünstig. Dabei kommt es auch zu Zwangsmomenten. Im Leben der jungen Menschen hinterlassen sie Spuren. Aufgrund ihrer verschiedenen biografischen Erfahrungen können MNA die Herausforderung der Ankunft in der Schweiz unterschiedlich gut bewältigen. Manche von ihnen sind auf viel mehr Hilfe und Unterstützung angewiesen als andere. Um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, bräuchte es ein breites Spektrum an Betreuungseinrichtungen. 

Künstliche Intelligenz

In der Fachzeitschrift SozialAktuell ist ein Artikel erschienen mit dem Titel «Sind unsere neuen Arbeitskolleg*innen bald auch Chatbots?». Darin wird der Einsatz von Algorithmen und Chatbots exemplarisch anhand von Ergebnissen aus dem Forschungsprojekt «Machine Learning und Algorithmen in der Sozialen Arbeit» und des Pilotprojekts «safety-for-refugees» vorgestellt und diskutiert. 

Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit

Bislang lagen für die Schweiz keine aktuellen Studienbefunde zur Einschätzung der Fachkräfteknappheit spezifisch in der Sozialen Arbeit vor. Aus diesem Grund wurde durch die ZHAW eine Pilotstudie zu diesem Thema initiiert und Leitungspersonen der Handlungsfelder Asylwesen und Sozialhilfe befragt.

Kontakt

Amt für Jugend und Berufsberatung - Zentralbereich Ergänzende Hilfen zur Erziehung

Adresse

Dörflistrasse 120
8090 Zürich
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