Berufsbildung. Neuregelung der Berufszuteilung an den Berufsfachschulen
Zuständigkeit des Bildungsrates
Der Bildungsrat legt gemäss § 3 lit. a des Einführungsgesetzes zum Bundesgesetz über die Berufsbildung vom 14. Januar 2008 (EG BBG) fest, für welche Berufe die Berufsfachschulen die schulische Bildung vermitteln und bestimmt das Einzugsgebiet dieser Schulen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Lehrbetriebe (Berufszuteilung).
Mit BRB Nr. 24/2014 hat der Bildungsrat zudem Kriterien für die Anpassung der Schuleinzugsgebiete festgelegt und dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) die Kompetenz erteilt, diese aufgrund der im Beschluss festgelegten Kriterien, nämlich der Erreichbarkeit, der räumlichen Kapazitäten und der Auslastung der Berufsschulen sowie aufgrund von besonderen Verhältnissen, selbstständig anzupassen.
Ausgangslage
Im Kanton Zürich gibt es 18 kantonale und 11 nicht-kantonale (entweder private oder kommunale) Berufsfachschulen, die berufliche Grund- und Weiterbildung anbieten. 2018 wurden in der Grundbildung rund 42 000 Lernende ausgebildet. Im Kanton Zürich werden über 200 Berufe beschult, rund 30 davon an mehreren Schulorten.
Die Verteilung der Berufe auf die verschiedenen Schulen ist historisch gewachsen und in verschiedener Hinsicht nicht mehr zweckmässig. Aufgrund der Abnahme der Zahl der Lernenden in einigen Berufen ist an gewissen Standorten ein zu geringes Unterrichtsvolumen zu verzeichnen. Dies ist einerseits nicht wirtschaftlich, andererseits erschwert es die Gewährleistung einer konstant hohen Unterrichtsqualität. Bei Berufen mit anhaltend starkem Wachstum kann eine zu starke Konzentration an einem Standort die Schulentwicklung und Innovation behindern.
Von 2015 bis 2017 wurde unter der Leitung der Rektorinnen und Rektoren der Berufsfachschulen bzw. Präsidentinnen und Präsidenten der Schulkommissionen versucht, eine Verbesserung der Berufszuteilung und die Bildung von Kompetenzzentren zu erreichen. Aufgrund der komplexen Interessenlagen gelang dies nicht. Die Schulen haben die Aufgabe deshalb dem MBA übergeben.
Mit Bildungsratsbeschluss vom 5. Februar 2018 wurde die Bildungsdirektion gebeten, die Verbesserung der Berufszuteilung und die Bildung von Kompetenzzentren an den Berufsfachschulen an die Hand zu nehmen.
Das MBA hat im April 2018 die Vorbereitungsarbeiten für dieses umfangreiche Projekt aufgenommen. Der Bildungsrat verabschiedete am 3. September 2018 die Ziele und Eckwerte des Projekts. Am 20. September 2018 startete das Projekt mit der Vorstellung einer Diskussionsgrundlage. Die Projektleitung diskutierte die Konzeption dieser Grundlage mit den betroffenen Schulen (Schulleitungen, Vertretungen der Schulkommissionen und Lehrpersonenkonvente) sowie den betroffenen kantonalen Organisationen der Arbeitswelt. Aufgrund dieser Rückmeldungen wurde die Diskussionsgrundlage zu einem Lösungsvorschlag umgearbeitet. Dieser wurde am 13. Mai 2019 vom Bildungsrat zur Vernehmlassung freigegeben. Die Vernehmlassung dauerte vom 11. Juni bis 30. September 2019.
Anlässlich der Sitzung vom 9. Dezember 2019 wurde der Bildungsrat vom MBA über die Ergebnisse der Vernehmlassung informiert. In einer ausserordentlichen Sitzung diskutierte der Bildungsrat am 20. Januar 2020 vertieft die Themen, die im Rahmen der Vernehmlassung unterschiedlich oder negativ beurteilt wurden. Er beurteilte zudem neue Argumente und Aspekte, die von den Teilnehmenden der Vernehmlassung eingebracht wurden. Die Konzeption wurde ein weiteres Mal überarbeitet.
Änderung der Berufszuteilung
Die Vernehmlassung zeigt insgesamt eine sehr grosse Zustimmung von 74% zum Gesamtprojekt, insbesondere auch zu den Zielen und Eckwerten. Der Einbezug der wichtigen Beteiligten, Schulkommissionen, Schulleitungen, Lehrpersonenkonvente und Organisationen der Arbeitswelt war während dem ganzen Projekt sichergestellt, was in den Rückmeldungen zur Vernehmlassung mehrfach begrüsst wird. Einwendungen und Anregungen wurden in der Erstellung der Gesamtkonzeption soweit möglich berücksichtigt.
Die Zustimmung zu den einzelnen Teilprojekten liegt zwischen 50% und 98%, wobei neun der 13 Teilprojekte Zustimmungsraten von über 80% erreichen. Unterschiedlich beurteilt werden die Zuteilung der Bauberufe, die Errichtung einer neuen Kaufmännischen Berufsfachschule in Wetzikon und die Neupositionierung der Berufsfachschule Uster.
Neuer Standort Fachleute Betreuung
Am Bildungszentrum Zürichsee (BZZ) soll ein neuer Schulort für die Fachleute Betreuung EFZ, Fachrichtung Kinderbetreuung, mit rund 800 Lernenden errichtet werden. Der Beruf wächst mit jährlich um rund 100 - 150 Lernende (5 - 7 Klassen). Zurzeit werden an der Berufsfachschule Winterthur (BFS) 2890 Fachleute Betreuung EFZ beschult. Die BFS ist durch das anhaltende Wachstum des Berufs stark mit organisatorischen Fragen beschäftigt und hat dadurch nur knappe Mittel für Innovationen und Schulentwicklung. Mit der Eröffnung eines zweiten Schulorts wird das in den kommenden Jahren zu erwartende Wachstum auf zwei Standorte verteilt. Um den notwendigen Schulraum zu schaffen, gibt das BZZ die Detailhandelsberufe, die Elektroinstallationsberufe und den Beruf Recyclist/in EFZ ab.
Am BZZ entsteht mit rund 40 Klassen Fachleuten Betreuung EFZ ein zweites grosses Kompetenzzentrum für diesen Beruf. Der neue Schulort liegt 18 Zug-Minuten vom Zürcher Hauptbahnhof entfernt direkt beim Bahnhof Horgen und ist für die Mehrzahl der Lernenden der Bezirke Zürich, Dietikon, Affoltern, Horgen und Meilen sowie des Kantons Schwyz schneller erreichbar als die BFS.
Als Folge der Eröffnung des neuen Schulorts muss das Schuleinzugsgebiet der Fachleute Betreuung EFZ, Fachrichtung Kinderbetreuung, aufgeteilt werden, so dass rund 800 Lernende zukünftig das BZZ besuchen. Aufgrund der Verteilung der Lernenden innerhalb des Kantons ist es nicht zu verhindern, dass die Stadt Zürich auf die beiden Schulorte aufgeteilt wird.
Die Organisation der Arbeitswelt (OdA) Soziales Zürich, welche die überbetrieblichen Kurse durchführt, befürchtet einen Mehraufwand für die Koordination der Kurse und der Lehrbetriebe, deren Lernende an zwei verschiedenen Schulen unterrichtet werden, beispielsweise die Fachrichtung Kinderbetreuung am BZZ, die Fachrichtung Betagtenbetreuung an der BFS. Letzteres betrifft insbesondere grosse Lehrbetriebe, wie beispielsweise die Stadt Zürich. Auf diese ist soweit möglich bei der Einteilung der Schulgebiete Rücksicht zu nehmen. Bei der Koordination der überbetrieblichen Kurse wird die OdA während der Aufbauphase des neuen Schulorts finanziell unterstützt.
Der Berufsmaturitätsunterricht (BM) mit Profil Gesundheit und Soziales muss für beide Schulorte neu geregelt werden. Es sind dabei verschiedene Varianten der Umsetzung möglich. Wenn aufgrund der Anzahl BM-Absolventen sinnvoll, kann ein Angebot direkt am BZZ aufgebaut werden.
Die Zustimmungsrate im Rahmen der Vernehmlassung liegt bei 94%. Insbesondere stimmen auch die Schulleitungen und die Schulkommissionen der beiden betroffenen Schulen zu. Wie oben erwähnt ist die OdA Soziales Zürich aus berufspolitischen Gründen gegen die Eröffnung eines zweiten Schulorts. Die fachlichen Fragen (Mehraufwand für die überbetrieblichen Kurse, Angebot der Berufsmaturitätsschule am neuen Standort und Einteilung der Schulgebiete) konnten geklärt werden.
Mit rund 300 Lernenden der kaufmännischen Grundbildung und 115 Büroassistentinnen und -assistenten ist das BZZ eine der kleinsten kaufmännische Berufsschulen im Kanton Zürich. In der Vernehmlassung bringt das BZZ auch ein, die Lernendenzahl der kaufmännischen Grundbildung um rund 50 zu erhöhen, um eine effiziente Klassenbildung zu ermöglichen. Im Rahmen der Umsetzung der laufenden Totalrevision des Berufs Kauffrau/mann EFZ wird die Zuteilung der kaufmännischen Lernenden an die Berufsfachschulen grundsätzlich überprüft werden müssen. Sollte sich zeigen, dass eine Erhöhung der Lernendenzahlen für eine effiziente Umsetzung sinnvoll ist, soll diese vorgenommen werden.
Verschiebung der Schule für Dentalassistenten in Winterthur
Die Schule Zürich für Dentalassistentinnen (SZDA) ist zurzeit der Berufsfachschule Winterthur (BFS) angegliedert. Sie führt den Fachunterricht durch und koordiniert die überbetrieblichen Kurse. Die BFS ist verantwortlich für den allgemeinbildenden Unterricht und koordiniert die Gesamtorganisation. Da der Beruf aufgrund seiner Handlungskompetenzen wie Hygiene oder Röntgen als Gesundheitsberuf einzustufen ist, soll die Beschulung der Dentalassistentinnen und -assistenten EFZ unter der Verantwortung des Zentrums Ausbildung im Gesundheitswesen (ZAG) durchgeführt werden. Die Lernenden verbleiben dabei im gleichen Gebäude. Das ZAG übernimmt die Verantwortung für die Beschulung von der BFS.
Diese Veränderung erreicht im der Rahmen der Vernehmlassung eine Zustimmungsrate von 98%.
Konzentration des Detailhandels
Durch den Wegfall der Detailhandelsberufe am BZZ (vgl. 3.1) wird die Beschulung der Detailhandelsberufe auf drei Standorte konzentriert, die Detailhandelsschule Zürich (DHZ), die Berufsfachschule Winterthur (BFS) und die Berufsschule Rüti (BSR). Die Schuleinzugsgebiete müssen neu eingeteilt werden. Es erfolgt eine Umverteilung der Lernenden zugunsten der Berufsfachschule Winterthur (BFS) als Teilkompensation für die Abgabe der Lernenden Fachleute Betreuung EFZ (vgl. 3.1).
Diese Veränderung erreicht im Rahmen der Vernehmlassung eine Zustimmungsrate von 92%. Insbesondere stimmen auch die Schulleitungen und Schulkommissionen der betroffenen Schulen sowie die OdA Bildung Detailhandel Schweiz zu. Die Konvente der betroffenen Schulen sowie die Personalverbände stehen der Standortreduktion im Detailhandel mehrheitlich kritisch bis ablehnend gegenüber.
Konzentration der Maschinenbauberufe
Aufgrund des Rückgangs der Lernendenzahlen in den letzten Jahren und der zunehmenden Konzentration der Ausbildung in privaten Lehrwerkstätten werden die vier Berufe Polymechaniker/in EFZ, Produktionsmechaniker/in EFZ, Konstrukteur/in EFZ und Mechanikpraktiker/in EBA zukünftig nur noch an der Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) und der Berufsschule Rüti (BSR) unterrichtet, der Beruf Automatikmonteur/in EFZ an der Berufsfachschule Uster (BFSU). Die Berufsfachschule Bülach (BSB) und das Bildungszentrum Limmattal (BZLT) geben die Maschinenbauberufe ab und werden neu positioniert. Die Einteilung der Einzugsgebiete der beiden Schulen BBW und BSR erfolgt so, dass alle Lernenden der vier Berufe eines Lehrbetriebes dieselbe Schule besuchen.
Dadurch wird der Koordinationsaufwand für die Anbietenden der überbetrieblichen Kurse verringert. An den Schulen entstehen grössere Fachschaften und die berufsspezifische Infrastruktur kann auf zwei Standorte konzentriert werden. Dieses Modell ist auch eine Bedingung, damit das zurzeit für diese Berufe von der Trägerschaft diskutierte neue Ausbildungsmodell einer berufsunabhängigen Grundausbildung mit späterer Spezialisierung auf den Lehrbeginn 2023 umgesetzt werden kann.
Im Rahmen der Gespräche mit den Schulen, wie auch in der Vernehmlassung, wurde darauf hingewiesen, dass die Swiss International Air Lines AG im Rahmen der betrieblichen Ausbildung der Polymechaniker/innen EFZ in Zusammenarbeit mit der Berufsschule Bülach den Erwerb einer internationalen A-Lizenz als Flugzeugmechaniker ermöglicht. Die Weiterführung dieser schweizweit einmaligen Ausbildung muss sichergestellt werden, sei es an der bisherigen Schule, wenn ein genügend grosses Mengengerüst vorhanden ist oder am neuen Standort durch geeignete Unterstützungsmassnahmen des MBA. Der definitive Entscheid soll Anfang 2022 aufgrund der Entwicklung der Lernendenzahlen der Polymechaniker/innen mit internationaler Flugzeugmechaniker-Lizenz gefällt werden. Für einen Verbleib an der BSB müssen mindestens zwei Parallelklassen pro Lehrjahr vorhanden sein.
Die Konzentration der Maschinenbauberufe an zwei Schulorten erreicht im Rahmen der Vernehmlassung eine Zustimmungsrate von 85%. Insbesondere stimmen die Schulleitungen und die Schulkommissionen der betroffenen Schulen sowie die beiden betroffenen Organisationen der Arbeitswelt der Veränderung zu. Die Weiterführung der international lizenzierten Flugzeugmechaniker-Ausbildung wird in mehreren Rückmeldungen ausdrücklich verlangt.
Neupositionierung des Bildungszentrums Limmattal
Das Bildungszentrum Limmattal (BZLT) übernimmt als Kompensation für die wegfallenden Maschinenbau-Berufe (vgl. 3.4) die Berufe Recyclist/in EFZ, Strassentransport-Fachleute EFZ und Strassentransport-Praktiker/in EBA. Es konzentriert damit seine Kompetenz im Bereich Logistik-Transport-Recycling. Dadurch ergänzt es seine Kompetenzen zu den bereits beschulten Logistikberufen im Hinblick auf die Digitalisierung in dieser Branche. Für die Lernenden der drei überkantonal beschulten Kleinberufe verändert sich dadurch der Schulweg.
Diese Veränderung erreicht im Rahmen der Vernehmlassung eine Zustimmungsrate von 93%. Insbesondere stimmen die Schulleitungen und Schulkommissionen der betroffenen Schulen sowie die betroffenen Organisationen der Arbeitswelt zu, wobei eine OdA auf eine schriftliche Stellungnahme verzichtet hat, sich aber mündlich positiv geäussert hat.
Konzentration der Elektroinstallationsberufe
Die Elektroinstallationsberufe (Elektroinstallateur/in EFZ, Montage-Elektriker EFZ) werden neu an drei Schulorten konzentriert. Sie werden zukünftig an der Berufsschule Bülach (BSB), der Technischen Berufsschule Zürich (TBZ) und der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon (GBW) unterrichtet. Die Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) und das Bildungszentrum Zürichsee (BZZ) geben die Elektroinstallationsberufe ab und werden neu positioniert bzw. erhalten andere Berufe zugeteilt.
Dadurch sollen unterbesetzte Klassen beim Beruf Montage-Elektriker/in EFZ an den heutigen Standorten verringert werden. Die dadurch entstehenden grösseren Fachschaften und die Bündelung der berufsspezifischen Infrastruktur sollen sicherstellen, dass die Schulen der zu erwartenden Entwicklung dieser Berufe gewachsen sind. Durch die Verringerung der Standorte sinkt der Koordinationsaufwand für den Anbietenden der überbetrieblichen Kurse. Die Schulgebiete der verbleibenden drei Schulen müssen neu festgelegt werden. Sollten die Polymechaniker/innen mit internationaler Flugzeugmechaniker-Lizenz an der BSB verbleiben (vgl. 3.4), soll das Schulgebiet der TBZ gegenüber heute so vergrössert werden, dass diese in beiden Berufen eine Klasse mehr führen kann.
Die Konzentration der Elektroinstallationsberufe erreicht im Rahmen der Vernehmlassung eine Zustimmungsrate von 85%. Insbesondere stimmen auch die Schulleitungen und die Schulkommissionen der betroffenen Schulen zu. Sieben grosse Lehrbetriebe der Region Winterthur lehnen den Weggang der Elektroinstallationsberufe von der BBW ab. Dieser ermöglicht aber die Konzentration der Maschinenbauberufe. Ein Verbleib an der BBW würde eine grundsätzlich neue Gesamtkonzeption bedingen.
Neupositionierung der Berufsschule Bülach
Die Berufsschule Bülach (BSB) wird in den Bereichen kaufmännische Grundbildung und Elektroinstallation positioniert. Die Anzahl der Lernenden der kaufmännischen Grundbildung wird um 50 erhöht. Die Maschinenbau-Berufe werden an der BSB nicht mehr beschult (vgl. 3.4). Bei genügendem Mengengerüst verbleiben die Lernenden Polymechaniker mit Ausbildung zum Flugzeugmechaniker mit internationaler A-Lizenz an der BSB (vgl. 3.4). Als Kompensation für den (Teil-)Wegfall des Maschinenbaus wird die Lernendenzahlen der bereits beschulten Elektroinstallationsberufe erhöht (vgl. 3.6). Die BSB beschult zukünftig nur noch zwei anstatt drei Berufsfelder.
Im Rahmen der Umsetzung der laufenden Totalrevision des Berufs Kauffrau/mann EFZ wird die Zuteilung der kaufmännischen Lernenden an die Berufsfachschulen grundsätzlich überprüft werden müssen. Sollte sich zeigen, dass eine weitere Erhöhung der Lernendenzahlen für eine effiziente Umsetzung sinnvoll ist, soll diese vorgenommen werden.
Im Rahmen der Vernehmlassung stimmen 84% der Teilnehmenden, einschliesslich der Schulleitung, der Schulkommission und des Konvents der BSB der Neupositionierung zu. Dies unter der Voraussetzung, dass für die Ausbildung Polymechaniker/innen mit internationaler Flugzeugmechaniker-Lizenz eine Lösung gefunden wird (vgl. 3.4).
Zuteilung der Bauberufe
Die Bauberufe (Gärtnerberufe, Maurerberufe, Metallbauberufe, Schreinerberufe, Zeichner/innen der Fachrichtungen Architektur und Ingenieurbau) werden so auf die Berufsbildungsschule Winterthur (BBW), die Baugewerbliche Berufsschule Zürich (BBZ) und die Gewerbliche Berufsschule Wetzikon (GBW) verteilt, dass eine Verringerung der Schulorte von zwei auf einen bzw. von drei auf zwei Standorte stattfindet. Die Gärtnerberufe werden an der GBW und die Metallbauberufe und die Zeichner/innen Fachrichtung Ingenieurbau an der BBZ konzentriert. Die Schreinerberufe und die Maurerberufe werden durch die BBW und die BBZ beschult, die Zeichner/innen Fachrichtung Architektur durch die BBZ und die GBW. Die BBW soll zudem zukünftig neben dem dreijährigen Beruf Maler/in EFZ auch den zweijährigen Beruf Malerpraktiker/in EBA unterrichten, damit die Durchlässigkeit für schulisch schwächere Lernende in diesem Beruf auch an der BBW sichergestellt werden kann.
Diese Konzentration führt zu grösseren Fachschaften und bündelt die berufsspezifische Infrastruktur. Die Veränderung hat Konsequenzen auf die Weiterbildungsangebote, insbesondere für die Höhere Fachschule Hochbau an der BBW. Im Rahmen der Diskussionsphase wurden mit den Schulleitungen und den Schulkommissionen 14 verschiedene Varianten für die Zuteilung der Bauberufe geprüft, ohne dass eine mehrheitlich einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte. Ebenfalls hat sich der Bildungsrat vor der Freigabe der Vernehmlassung intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt und hat die Vernehmlassungsteilnehmenden aufgefordert, alternative Lösungen einzubringen.
Die Zustimmungsquote im Rahmen der Vernehmlassung liegt mit 57% vergleichsweise tief. Insbesondere sprechen sich die Schulleitung der BBW sowie die Schulkommissionen von BBW und GBW gegen die vorgeschlagene Lösung aus. Die betroffenen kantonalen Organisationen der Arbeitswelt stimmen zu oder verhalten sich neutral. Einzig beim Beruf Zeichner EFZ Fachrichtung Architektur sprechen sich die Trägerverbände sowie zahlreiche Organisationen der Region Winterthur gegen einen Weggang von der BBW aus, ohne aber einen konkreten Alternativvorschlag einzureichen, wie dies in der Vernehmlassung erfragt worden ist. Bezüglich der Zuteilung der Gärtner-, Maurer und Metallbauberufe herrschte im Rahmen der Diskussionsphase eine weitgehende Einigkeit. Die vorliegende Lösung entspricht derjenigen mit den geringsten Auswirkungen auf die Weiterbildungsangebote der drei Schulen.
Anpassung der Berufszuteilung an der Berufsbildungsschule Winterthur
Die Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) ist eine der grössten Berufsfachschulen im Kanton. Sie ist zurzeit Schulort für 46 Berufe, darunter auch zahlreiche Klein- und Kleinstberufe, die überkantonal beschult werden. Von den zahlenmässig grösseren Berufen werden mehrere an weiteren Schulen im Kanton Zürich unterrichtet. Deshalb ist die BBW vom Projekt Kompetenzzentren stark betroffen: Abgabe der Elektroinstallations-, Strassentransport-, Coiffeur- und Fleischfachberufe zur Positionierung von regionalen Schulen (vgl. 3.6, 3.10 und 3.11), Übernahme eines Teils der Maschinenbau-Lernenden der BSB und des BZLT (vgl. 3.4), Abgabe der Gärtner-, Zeichner- und Metallbauberufe und Übernahme der Schreiner- und Maurer-Lernenden im Rahmen der Bereinigung der Bauberufe (vgl. 3.8), sowie Neuzuteilung des Berufs Malerpraktiker/in EBA als Ergänzung zum bereits beschulten Beruf Maler/in EFZ. Dadurch werden die Anzahl der Berufe an der BBW von 46 auf 40, die Anzahl der Lernenden von 3422 auf 3047 verringert. Sie bleibt damit eine der grössten Schulen im Kanton Zürich. Die Veränderungen haben aber Konsequenzen für die Führung und Organisation der Schule sowie für die Weiterbildungsangebote. Im Rahmen der Umsetzung muss deshalb die Schule ihre Organisation und Führungsstrukturen überprüfen.
Die Zustimmungsrate im Rahmen der Vernehmlassung ist mit 61% vergleichsweise tief, was die Betroffenheit der Schule widerspiegelt. Die Schulleitung und die Schulkommission der BBW lehnen die neue Zuteilung wohl ab, sind aber gleichzeitig mit verschiedenen Punkten einverstanden (vgl. 3.4-3.7).
Positionierung der Allgemeinen Berufsschule Zürich
Die Allgemeine Berufsschule Zürich (ABZ) beschult zurzeit die Gastronomieberufe sowie aufgrund ihrer Lage nahe beim Hauptbahnhof Zürich Berufe, die überkantonal beschult werden und sich aufgrund der Schulwege oder der Kompetenzen schwer an eine andere Schule zuweisen lassen. Die ABZ soll stärker als Zentrum für Gastronomie und Ernährung ausgerichtet werden, die Kompetenz im Bereich der Ernährung soll gestärkt und Synergien unter den Berufen besser genutzt werden. Deshalb wird der Beruf Fachfrau/mann Textilpflege EFZ an die Schweizerische Textilfachschule (STF) abgebeben, die bereits den Beruf Textiltechnolog/in EFZ beschult und einen Teil der überbetrieblichen Kurse anbietet. Die Fleischfachberufe sollen an der ABZ unterrichtet werden, was der OdA schweizweit eine Verringerung der Schulorte ermöglichen soll.
Der Beruf Physiklaborant/in EFZ soll aufgrund der deutschschweizweiten Beschulung in Zürich verbleiben. Da der Beruf grosse Synergien mit dem Beruf Elektroniker/in EFZ aufweist, soll er an derselben Schule unterrichtet werden. Da der Beruf Elektroniker/in EFZ an der Technischen Berufsschule Zürich (TBZ) verbleibt (vgl. Punkt 3.12), wird er neu der TBZ zugeteilt.
Der Allgemeinbildende Unterricht (ABU) des Berufs Bühnentänzer/in EFZ verbleibt an der ABZ, da die Koordination zwischen dem Fachunterricht der Tanzakademie der ZHDK und dem ABU sehr aufwändig ist. Ein Wechsel an die Schule für Gestaltung Zürich (SfGZ) würde einen sehr grossen Aufwand mit wenig zusätzlichem Nutzen verursachen. Der Beruf Bäcker/in-Konditor/in-Confiseur/in EFZ kann nicht an die ABZ verschoben werden, da an der BBW, der aktuellen Schule, eine relativ neue Infrastruktur zur Verfügung steht, die an der ABZ neu erstellt werden müsste.
Die Zustimmungsrate in der Vernehmlassung beträgt 80%. Die Schulleitung der ABZ nimmt negativ Stellung, da ihr die Positionierung im Ernährungsbereich infolge Belassen des Berufs Bäcker/in-Konditor/in-Confiseur/in EFZ an der BBW zu wenig weit geht, die Schulkommission wie auch die betroffenen OdA der Fleischfachleute und der Fachleute Textilpflege sind einverstanden.
Konzentration der Coiffeurberufe
Der Beruf Coiffeuse/Coiffeur EFZ wird an der Berufsschule Mode und Gestaltung (BSMG) konzentriert. Die Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) und die Berufsschule Rüti (BSR) unterrichten den Beruf nicht mehr. Dadurch werden zwei kleine Fachschaften in die Fachschaft der BSMG integriert und die berufsspezifische Infrastruktur gebündelt. Unterbesetzte Klassen können weitgehend vermieden werden und es wird ein flexibleres Wechseln von der zweijährigen in die dreijährige berufliche Grundbildung und umgekehrt ermöglicht. Die BSMG kann zudem ein zentrales Weiterbildungsangebot starten.
Im Rahmen der Vernehmlassung ergibt sich eine Zustimmungsrate von 93%. Die Schulkommissionen aller drei betroffenen Schulen sowie die Schulleitungen von BSMG und BSR nehmen positiv Stellung. Die Organisation der Arbeitswelt möchte den Standort BBW behalten, was aber aufgrund des Gebots zur Gleichbehandlung der beiden abgebenden Schulen nicht möglich ist.
3.12 Kaufmännische Grundbildung im Zürcher Oberland
Der Bildungsrat hat im Rahmen der Vernehmlassung den Vorschlag unterbreitet, die Wirtschaftsschule KV Wetzikon (WKVW) und die kaufmännische Grundbildung der Berufsfachschule Uster (BFSU) zu einer neuen KV-Schule in Wetzikon zu fusionieren. Als Alternativ-Variante hat der Bildungsrat vorgeschlagen, auf eine neue KV-Schule zu verzichten. Im Rahmen der Vernehmlassung erhält die Variante der neuen KV-Schule 70% und Alternativvariante 50% Zustimmung. Bei der Stichfrage, welche Variante bevorzugt werde, ergibt sich ein Gleichstand. Die neue KV-Schule in Wetzikon wird von der Schulleitung, der Schulkommission der BFSU und der Stadt Uster abgelehnt, während die WKVW zustimmt.
Bereits während der Vernehmlassung haben Vertretungen der beiden Schulleitungen und der Schulkommissionen eine alternative Idee erarbeitet und dazu im November 2019 eine Absichtserklärung unterzeichnet, die dem Bildungsrat vorliegt. Danach haben die beiden Schulkommissionen beschlossen, eine neue Schule an zwei Standorten unter einer gemeinsamen Trägerschaft und einer gemeinsamen Führungsstruktur zu prüfen.
Der Bildungsrat unterstützt die Prüfung dieser neuen Variante. Er ist über die Ergebnisse der Prüfung und die daraus folgenden Massnahmen zu informieren. Sollte die neue Variante bis Lehrbeginn 2023 nicht umgesetzt werden können, wird das Geschäft vom Bildungsrat wieder aufgenommen und auf der Grundlage der vorliegenden beiden Varianten entschieden. Die Schulen erstatten dem Bildungsrat im ersten Quartal 2021 Bericht über den Stand der Arbeiten.
Neupositionierung der Berufsfachschule Uster
Für die Neupositionierung der Berufsfachschule Uster (BFSU) hat der Bildungsrat ebenfalls zwei Varianten vorgeschlagen. In beiden soll die Schule im Bereich der Automation, Elektronik und Robotik besser positioniert werden. Beide Varianten wurden mit 66% für den Lösungsvorschlag bzw. 67% Zustimmung für den alternativen Lösungsvorschlag gleich beurteilt.
Aufgrund der Prüfung der neuen Variante einer gemeinsamen neuen Schule (vgl. 3.12) kommt der alternative Lösungsvorschlag zum Tragen, der eine Konzentration des Berufs Elektroniker/in EFZ an der BFSU, eine Standortverringerung der Informatikberufe von vier auf drei sowie die Verschiebung des Berufs Automatikmonteur/in EFZ von der Berufsschule Bülach an die BFSU vorsieht, die bereits den Beruf Automatiker/in EFZ unterrichtet.
Im Rahmen der Vernehmlassung äussern sich die Technische Berufsschule Zürich (TBZ), der KMU und Gewerbeverband Kanton Zürich sowie ein grosser Lehrbetrieb negativ zur Abgabe des Berufs Elektroniker/in EFZ. Er sei das Kernstück innerhalb der technischen Berufe der TBZ mit Synergien zu anderen Berufen wie beispielsweise den Automobilberufen; zudem sei zu befürchten, dass die betroffenen Fachlehrpersonen nicht an die BFSU wechseln würden und auch die Organisation des Qualifikationsverfahrens nicht mehr sichergestellt werden könne. Mit der Zuteilung des Berufs Physiklaborant/in EFZ, der viele Synergien zum Elektroniker aufweist, könne dieser an der TBZ gestärkt werden.
Ebenfalls beharrt die BFSU auf der Ausbildung der Informatiker, da diese für die gewünschte Positionierung notwendig seien. Ein Verzicht auf die Verschiebung des Berufs Elektroniker/in würde die Konzentration der Informatikberufe verunmöglichen, die von der betroffenen Organisation der Arbeitswelt gefordert wird.
Der Bildungsrat hat die beiden Varianten geprüft und entschieden, den Beruf Elektroniker/in an der TBZ zu blassen und mit dem Beruf Physiklaborant der ABZ zu ergänzen (vgl. Punkt 3.10). Damit können die Synergien der beiden Berufe genutzt werden. Sie erreichen insgesamt 3-4 Parallelklassen. Im Gegenzug verbleibt der Beruf Informatiker Fachrichtung Systemtechnik an der BFSU.
Zusammenfassung der neuen Berufszuteilungen
Beruf | Schule/-n bisher | Schule/-n neu |
---|---|---|
Fachleute Betreuung EFZ, Fachrichtung Kinderbetreuung EFZ | Berufsfachschule Winterthur | Berufsfachschule Winterthur; Bildungszentrum Zürichsee |
Dentalassistent/in EFZ |
Berufsfachschule Winterthur; Modeco, Zürich |
Zentrum Ausbildung im Gesundheitswesen, Winterthur; Modeco, Zürich |
Detailhandelsfachleute EFZ; Detailhandelsassistent/in EBA |
Berufsfachschule Winterthur; Berufsschule Rüti; Bildungszentrum Zürichsee, Horgen; Detailhandelsschule Zürich |
Berufsfachschule Winterthur; Berufsschule Rüti; Detailhandelsschule Zürich |
Polymechaniker/in EFZ (exklusive Flugzeugmechaniker mit Ausbildung zu EASA A-Lizenz); Konstrukteur/in EFZ |
Berufsschule Bülach | Berufsschule Bülach, sofern ab Schuljahr 2022/23 mindestens zwei Parallelklassen unterrichtet werden. |
Produktionsmechaniker/in EFZ | Berufsschule Rüti; Berufsschule Bülach; Bildungszentrum Limmattal, Dietikon |
Berufsbildungsschule Winterthur; Berufsschule Rüti |
Mechanikpraktiker/in EBA | Bildungszentrum Limmattal, Dietikon | Berufsbildungsschule Winterthur; Berufsschule Rüti |
Oberflächenveredler/in EFZ | Berufsschule Bülach | Berufsbildungsschule Winterthur |
Messerschmied/in EFZ | Bildungszentrum Limmattal, Dietikon | Berufsbildungsschule Winterthur |
Automatikmonteur/in EFZ | Berufsschule Bülach | Berufsfachschule Uster |
Recyclist/in EFZ | Bildungszentrum Zürichsee, Horgen | Bildungszentrum Limmattal, Dietikon |
Strassentransportfachleute EFZ; Strassentransportpraktiker/in EBA |
Berufsbildungsschule Winterthur | Bildungszentrum Limmattal, Dietikon |
Elektroinstallateur/in EFZ; Montage-Elektriker/in EFZ |
Technische Berufsschule Zürich; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon; Berufsschule Bülach; Berufsbildungsschule Winterthur; Bildungszentrum Zürichsee, Horgen |
Technische Berufsschule Zürich; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon; Berufsschule Bülach |
Gärtner/in EFZ; Gärtner/in EBA |
Gewerbliche Berufsschule Wetzikon; Berufsbildungsschule Winterthur |
Gewerbliche Berufsschule Wetzikon |
Metallbauer/in EFZ; Metallbaupraktiker/in EBA | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur | Baugewerbliche Berufsschule Zürich |
Maurer/in EFZ; Baupraktiker/in EBA | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur |
Malerpraktiker/in EBA | Schule für Gestaltung, Zürich | Schule für Gestaltung, Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur |
Zeichner/in EFZ, Fachrichtung Ingenieurbau | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur | Baugewerbliche Berufsschule Zürich |
Zeichner/in EFZ, Fachrichtung Architektur | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon |
Schreiner/in EFZ; Schreinerpraktiker/in EBA | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur; Gewerbliche Berufsschule Wetzikon | Baugewerbliche Berufsschule Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur |
Fleischfachleute EFZ; Fleischfachassistent/in EBA | Berufsbildungsschule Winterthur | Allgemeine Berufsschule Zürich |
Fachleute Textilpflege EFZ | Allgemeine Berufsschule Zürich | Schweizerische Textilfachschule, Zürich |
Physiklaborant/in EFZ | Allgemeine Berufsschule Zürich | Technische Berufsschule Zürich |
Coiffeuse/Coiffeur EFZ | Berufsschule Mode und Gestaltung, Zürich; Berufsbildungsschule Winterthur; Berufsschule Rüti | Berufsschule Mode und Gestaltung, Zürich |
Auswirkungen der Umsetzung
Durch die Neuregelung der Berufszuteilung sollen sich die Schulen pädagogisch und fachlich besser entfalten können und gleichzeitig finanziell und organisatorisch solide ausgestattet sein.
Personelle Auswirkungen
Parallel zu den Gesprächen über die Diskussionsgrundlage wurde bereits ab November 2018 ein Teilprojekt Personal gestartet. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretungen der Rektorinnen und Rektoren, der Schulkommissionen, der Personalverbände und der Lehrpersonenvereinigungen erarbeitete ein Massnahmenpaket für die Schulwechsel der Lehrpersonen im Rahmen der Projektumsetzung. Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs der Lernendenzahlen und des Aufwandes für die Umsetzung des Projekts sowie des langen Umsetzungszeitraums kann davon ausgegangen werden, dass für die betroffenen Lehrpersonen eine Weiterbeschäftigung möglich sein wird. Die im Rahmen des Teilprojekts erarbeiteten Massnahmen wurden im Rahmen der Vernehmlassung von den Lehrpersonen und Personalverbänden begrüsst.
Einzugsgebiete der Schulen
Für diejenigen Berufe, bei denen die Anzahl Schulorte verringert wird und die weiterhin von mehreren Schulen unterrichtet werden, müssen die Einzugsgebiete der einzelnen Schulen neu festgelegt werden. Das vorliegende Konzept Berufszuteilung legt pro Schule und Beruf eine Anzahl an Lernenden fest. Diese ist unter Berücksichtigung der Entwicklung der Lernendenzahlen und der Erreichbarkeit des Schulorts einzuhalten. Die Einzugsgebiete der Berufsfachschulen werden gemäss BRB Nr. 24/2014 unter Berücksichtigung der vorliegenden Kriterien und Verfahren, nach Anhören der betroffenen Schulen, der betroffenen Lehrbetriebe oder der betroffenen Organisation der Arbeitswelt festgelegt. In Konfliktfällen versucht das MBA mit den Beteiligten eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Ist dies nicht möglich, entscheidet das Amt.
Ausnutzung des verfügbaren Schulraums
Einige Schulen in Zürich und Winterthur verfügen über Raumreserven. Somit kann an diesen Schulen die durch das Bevölkerungswachstum verursachte Steigerung der Lernendenzahlen aufgefangen werden. Es können auch neu entstehende Berufe beschult werden. Die regionalen Schulen sind grundsätzlich gut ausgelastet. Es bestehen aber dort ebenfalls noch Raumreserven, um steigende Lernendenzahlen in den beschulten Berufen auffangen zu können. Ohne das Projekt Kompetenzzentren wäre mit einem Mangel an Schulraum zu rechnen.
Lernende und Lehrbetriebe
Eine Konzentration der Schulorte wird für einige der Lernenden zu längeren Schulwegen führen. Für die Zuteilung eines Lernenden an eine Berufsfachschule ist der Standort des Lehrbetriebs und nicht der Wohnort des Lernenden massgebend. Da nur einige wenige Berufen halbe Schultage kennen, bei denen der Lernende von der Schule in den Betrieb oder umgekehrt wechselt, ist der Schulweg für den Lehrbetrieb nicht bedeutsam, solange er im zumutbaren Rahmen liegt. Auch für die Berufswahl der Jugendlichen ist der Schulort bzw. Schulweg eher ein untergeordnetes Kriterium, da der Schulunterricht nur an ein bis zwei Tagen pro Woche stattfindet und der Kanton Zürich durch den öffentlichen Verkehr so gut erschlossen ist, dass alle Schulstandorte mit zumutbaren Reisezeiten erreichbar sind.
Berufe mit einem hohen Anteil an ausserkantonalen Lernenden wurden berücksichtigt, indem sie möglichst in Zürich oder Winterthur angesiedelt bzw. belassen werden. Allenfalls längere Schulwege werden aufgewogen durch eine bessere Auslastung der Zusatzangebote sowie einer hochstehenden fachtechnischen Infrastruktur und einer grösseren und damit flexibleren Fachschaft. Es muss aber trotzdem davon ausgegangen werden, dass Lehrbetriebe, die den zurzeit nahe gelegenen Schulort ihrer Berufe verlieren, das Projekt insgesamt als negativ wahrnehmen werden, da sie mit der Schule teilweise über eine lange Zeit einen intensiven Austausch gepflegt haben.
Berufsmaturitätsunterricht
Im November 2019 veröffentlichte MBA seine Strategie bezüglich Standorten der Berufsmaturität (BM). Strategische Ziele sind die Förderung der Berufsmaturität, die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen BM-Ausbildung unter gleichzeitigem zielgerichteten Mitteleinsatz. Daraus ergibt sich, dass im Kanton Zürich alle BM-Ausrichtungen geführt werden, die BM nach der Berufslehre (BM 2) nur dort angeboten wird, wo auch lehrbegleitende BM-Angebote (BM 1) vorhanden sind und wie bei der Berufszuteilung darauf geachtet wird, dass vor der Eröffnung neuer Standorte in der Regel vier Parallelklassen vorhanden sind.
Das Projekt Kompetenzzentren hat Auswirkungen auf den aktuellen Unterricht der BM 1: An der Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) ist insgesamt mit gleichbleibenden, möglicherweise einem leichten Rückgang der Lernendenzahlen zu rechnen, wobei unter den verschiedenen Ausrichtungen Verschiebungen möglich sind. An der Berufsmaturitätsschule Zürich (BMZ) werden die Lernendenzahlen in der Ausrichtung Technik, Architektur und Life Sciences leicht abnehmen, an der Berufsfachschule Uster gleich bleiben. Zu geringen Verschiebungen wird es bei der Ausrichtung Wirtschaft und Dienstleistungen auf Grund der Verschiebung von Lernenden der kaufmännischen Grundbildung an die Berufsschule Bülach und möglicherweise an das Bildungszentrum Zürichsee zu Lasten des KV Zürich kommen. Insgesamt sind die zahlenmässigen Auswirkungen gering.
Im Rahmen der Umsetzung soll auf die BM 1 Rücksicht genommen werden. Es soll insbesondere vermieden werden, dass Lernende die BM-Schule wechseln müssen, um den Abschlusserfolg nicht zu gefährden.
Zusatzangebote der Schulen (Stützkurse, Freifächer)
Es ist zu erwarten, dass die Schulen aufgrund der höheren Schülerzahlen pro Beruf und den Synergien zwischen den Berufen ein grösseres Angebot an Stütz- und Freikursen starten können und diese besser ausgelastet werden.
Kosten und Nutzen
Infolge des Projekts entstehen grössere Fachschaften, die den Schulen Flexibilität in der Stundenplanung sowie in der Unterrichts- und Schulentwicklung ermöglichen. Durch die Konzentration der berufsspezifischen Infrastruktur können Investitionen gezielter getätigt werden, was eine raschere Anpassung an sich wandelnde Anforderungen ermöglicht. Dadurch wird nicht nur der Mitteleinsatz verbessert, sondern auch die Unterrichtsqualität langfristig sichergestellt und eine den aktuellen Bedürfnissen entsprechende berufsspezifische Infrastruktur ermöglicht.
Der verfügbare Schulraum wird besser genutzt, so dass auch das voraussehbare Wachstum der Schülerzahlen aufgefangen werden kann. Die regionalen Schulen werden gestärkt und erhalten eine Positionierung, was ihnen eine längerfristige Planung erlaubt. Zudem werden sie durch die Verringerung der Anzahl Berufe bei den alle fünf Jahre notwendigen Anpassungen entlastet.
Demgegenüber stehen Kosten von rund 10 Mio. Franken für bauliche Anpassungen und personelle Massnahmen. Erstere können im Rahmen des normalen Unterhalts bewältigt werden.
Risiken
Es muss davon ausgegangen werden, dass die geänderte Berufszuteilung nicht von allen Lehrbetrieben begrüsst wird. Es besteht das Risiko, dass in einzelnen Gebieten bzw. bei einzelnen Berufen ein Druck für die Beschulung in einem Nachbarkanton entstehen könnte. Ein weiteres Risiko ist die Abwanderung von Fachlehrpersonen, wenn sie sich mit der neuen Schule nicht identifizieren können. Im Rahmen der Gesamtkonzeption wurde soweit möglich auf diese Risiken Rücksicht genommen.
Beschluss
Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:
- Die Zuteilung der Berufe an die Berufsfachschulen wird im Sinne der Erwägungen geändert.
- Für die Einteilung der Schuleinzugsgebiete der einzelnen Berufe sind die Lernendenzahlen des Konzepts Berufszuteilung vom 3. Februar 2020 massgebend. Abweichungen von diesem Konzept sind zu begründen.
- Die Umsetzung hat bis 2024 zu erfolgen. Dem Bildungsrat ist jährlich über den Stand der Arbeiten Bericht zu erstatten.
- Über die Zuteilung des Berufs Polymechaniker/in EFZ mit Ausbildung zum Flugzeugmechaniker mit EASA A-Lizenz entscheidet der Bildungsrat im ersten Quartal 2022.
- Die Zuteilung des Berufs Kauffrau/-mann EFZ ist gemäss Konzept Berufszuteilung zu ändern. Die Änderung ist mit einer allfälligen Überarbeitung der Zuteilung aufgrund der laufenden Totalrevision des Berufs Kauffrau/-mann EFZ zu koordinieren.
- Der Bildungsrat unterstützt das Projekt der Berufsfachschule Uster und der Wirtschaftsschule KV Wetzikon, eine Variante für eine Schule an zwei Standorten unter einer gemeinsamen Leitung und einer gemeinsamen Trägerschaft zu prüfen. Er ist im ersten Quartal 2021 über die Ergebnisse der Prüfung und die daraus folgenden Massnahmen zu informieren. Sollte die neue Variante bis Lehrbeginn 2023 nicht umgesetzt werden können, wird das Geschäft vom Bildungsrat wieder aufgenommen und auf der Grundlage der vorliegenden Varianten entschieden.
- Publikation dieses Beschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
- Mitteilung an: Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt sowie die Berufsfachschulen des Kantons Zürich