Fachmittelschule. Vorbereitungen zur Einführung der Fachmaturität Pädagogik. Zwischenbericht

Beschluss Bildungsrat
2012/37
Sitzungsdatum
1. Oktober 2012

Ausgangslage

Mit Beschluss vom 26. September 2011 beauftragte der Bildungsrat das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA), in Zusammenarbeit mit den Zürcher kantonalen Fachmittelschulen, der Freien Evangelischen Schule und der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich), die Einführung der Fachmaturität Pädagogik im Kanton Zürich vorzubereiten und dem Bildungsrat Mitte 2012 darüber einen Zwischenbericht vorzulegen. Mit Beschluss des Bildungsrates vom 19. Dezember 2011 wurde das MBA vom Bildungsrat ausserdem beauftragt, im Profil Pädagogik den notwendigen Anpassungsprozess bezüglich Stärkung der Fächer Physik und Chemie zu realisieren.

Das MBA beauftragte eine Projektgruppe «Vorbereitungen zur Einführung der Fachmaturität Pädagogik», zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertreter der PH Zürich, der Freien Evangelischen Schule sowie der kantonalen Fachmittelschulen. Die Projektgruppe legt am 9. Juli 2012 einen Zwischenbericht in der Form eines «Konzepts zur Einführung der Fachmaturität Pädagogik» vor. Dieses orientiert sich an den neuen vom EDK-Vorstand am 11. Mai 2012 verabschiedeten Richtlinien über die zusätzlichen Leistungen für die Fachmaturität im Berufsfeld Pädagogik (EDK-Richtlinien) und am gültigen EDK-Rahmenlehrplan Fachmittelschulen vom 9. September 2004. Es soll die Studierfähigkeit an der PH Zürich gewährleisten.

Die entsprechende Änderung der Zulassungsbedingungen im Gesetz über die PH Zürich vom 25. Oktober 1999 vorausgesetzt, erlangen Inhaberinnen und Inhaber der Fachmaturität Pädagogik prüfungsfreien Zugang zum Studiengang für Lehrpersonen der Primarstufe und Kindergarten-Unterstufe. Eine Änderung der Zulassungsbedingungen im Gesetz über die PH Zürich ist nach abgeschlossener Vernehmlassung (vgl. RRB Nr. 1535/2011) in Vorbereitung. Die Behandlung im Kantonsrat wird im Frühjahr 2014 erwartet.

Die Fachmaturität Pädagogik gemäss EDK-Richtlinien unterscheidet sich von der heute an der PH Zürich durchgeführten Aufnahmeprüfung, welche eine gymnasiale Maturäquivalenz überprüft. So schreiben die EDK-Richtlinien acht obligatorische Fächer und eine Fachmaturitätsarbeit vor. Im Kanton Zürich besucht hingegen die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen für die Aufnahmeprüfung seit zehn Jahren einen als 4. FMS-Jahr geführten Vorkurs an der Kantonsschule Zürich Nord (ehemals Kantonsschule Zürich Birch). Nach den Vorgaben der PH Zürich umfasst er drei bis vier Fächer (Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften). Die Anzahl der geprüften Fächer hängt damit zusammen, ob die Studierenden bereits über die Eintrittskompetenz in einer Fremdsprache verfügen (First Certificate in Englisch oder Delf B2 in Französisch) oder mit einem anderen, also nicht dem pädagogischen FMS-Profil, die Aufnahmeprüfung ablegen wollten.

Konzept für die Einführung einer Fachmaturität Pädagogik

Gemäss den EDK-Richtlinien sind zum Lehrgang der Fachmaturität Pädagogik im 4. FMS-Jahr die Inhaberinnen und Inhaber des Fachmittelschulausweises im Berufsfeld Pädagogik zugelassen. Darauf aufbauend entwickelte die Projektgruppe das vierte Jahr, das Fachmaturitätsjahr Pädagogik, bestehend aus dem 20-wöchigen Lehrgang der Fachmaturität Pädagogik, einem begleiteten mehrwöchigen Zeitgefäss für das Verfassen der Fachmaturitätsarbeit und die Vorbereitung auf die Prüfungen sowie einem mindestens 12 Wochen dauernden ausserschulischen Praktikum.

Das Konzept beinhaltet folgende Eckwerte:

  • Das Fachmaturitätsjahr soll im Juli durch eine einführende Veranstaltung eröffnet werden, in welcher die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über Aufbau und Inhalt des Fachmaturitätsjahres sowie über die Anforderungen der Fachmaturitätsarbeit erhalten. Die Zeit bis zum Start (August) des Lehrgangs der «Fachmaturität Pädagogik» sollen die Schülerinnen und Schüler für die ersten Vorarbeiten der Fachmaturitätsarbeit nutzen können.
  • Für den Lehrgang «Fachmaturität Pädagogik» sind 24 Semesterlektionen (SL) vorgesehen: Deutsch 4 SL; Französisch oder Englisch 3 SL; Mathematik 4 SL; Biologie 2 SL; Chemie 3 SL, Physik 3 SL; Geschichte 2 SL; Geografie 3 SL. Die Stundendotation von je 3 SL in den Fächern Physik und Chemie sowie wegen der naturwissenschaftlichen Anteile auch im Fach Geografie soll dem Anspruch gerecht werden, dass angehende Lehrpersonen in den naturwissenschaftlichen Fächern ein solides Fachwissen erwerben. Der Lehrgang dauert von August bis Februar.
  • Im März und April ist Zeit für die Präsentation der Fachmaturitätsarbeiten sowie für das Lernen auf die Fachmaturitätsprüfungen vorgesehen.
  • Im April erfolgen die Abschlussprüfungen.
  • Der in den EDK-Richtlinien festgelegte hohe Selbstlernanteil (50% des Gesamtaufwandes) ist pädagogisch-didaktisch anforderungsreich, weshalb der Lernbegleitung einen hohen Stellenwert beizumessen ist. Die in der Stundentafel mit fünf Semesterlektionen ausgewiesene Lernbegleitung erstreckt sich von der einführenden Veranstaltung bis zu den Fachmaturitätsprüfungen. Die Lernbegleitung ist ein begleitetes, individuelles Lernen, bei dem die Lehrpersonen den Schülerinnen und Schülern im Sinne eines Coachings beratend und unterstützend zur Verfügung stehen.
  • Die «Studienzeit» der Schülerinnen und Schüler entspricht einer 36-Stunden-Woche. Dabei nicht eingerechnet sind Beanspruchungen im musischen Freifachbereich, wie Instrumentalunterricht, Chor, u.a.
  • Zwischen Mai und September können die Schülerinnen und Schüler das ausserschulische Praktikum von minimal 12 Wochen absolvieren, welches von der PH Zürich verlangt und in der Regel vor dem Eintritt in die PH Zürich absolviert werden soll.

Das Konzept der Projektgruppe verzichtet in den unteren drei FMS-Jahren des Profils Pädagogik auf Veränderungen in der Stundentafel in den Fächern Chemie und Physik, weil dadurch die erwünschte Durchlässigkeit und Synergie zwischen den Profilen beeinträchtigt würde. Mit Blick auf den laufenden NaTech-Prozess sei eine Stärkung der Naturwissenschaften auch ausserhalb von Änderungen an den Stundentafeln in diesen Fächern zu erreichen (z.B. vermehrte Nutzung externer Lernorte; MINT-Kultur an den Schulen schaffen; schulübergreifender TecDay für alle Schülerinnen und Schüler usw.). Diesbezügliche Massnahmen könnten auch auf die den Kantonsschulen angegliederten Fachmittelschulen angewendet werden.

Die Fachmaturität Pädagogik soll an den Kantonsschulen Rychenberg, Winterthur, und Zürich Nord, Zürich, angeboten werden, welche bereits heute das FMS-Profil Pädagogik führen.

Für die am Studiengang für Sekundarlehrpersonen an der PH Zürich interessierten FMS-Absolventinnen und Absolventen soll der Weg nicht mehr über das erwähnte Aufnahmeverfahren zur Maturäquivalenz führen, sondern die Zulassung zur Ausbildung für die Sekundarstufe I soll in Zukunft über den Bachelorabschluss für die Primarstufe erworben werden.

Erwägungen

Seit 2008 ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler, welche an den beiden Kantonsschulen das Profil Pädagogik gewählt haben, von 59 auf 33 oder um 44% gesunken, wie die folgende Übersicht zeigt:

Anzahl der Schülerinnen und Schüler Profil Pädagogik

Jahr 2008 2009 2010 2011 2012
Anzahl Schülerinnen und Schüler 59 46 38 40 33

Mit dem künftigen Angebot einer Fachmaturität Pädagogik soll die rückläufige Schülerzahl im Profil Pädagogik gestoppt und in den nächsten Jahren wieder angehoben werden. Im Kanton Zürich wird in den nächsten Jahren eine grosse Zahl von zusätzlichen Lehrpersonen gebraucht, weshalb auch in der Zürcher Fachmittelschule möglichst viele für den Lehrberuf geeignete Schülerinnen und Schüler für das Profil Pädagogik gewonnen werden sollten.

Schülerinnen und Schüler, die mit dem Schuljahr 2011/12 in die Fachmittelschule eingetreten sind, können bereits die Fachmaturität Pädagogik erwerben.

Weiteres Vorgehen

Herbst 2012 – Sommer 2013:

Fortsetzung der Projektarbeiten: Vorbereitung der Anpassungen des Prüfungsreglements für die Fachmittelschulen und der schulinternen Richtlinien, Entwerfen des Lehrplans für die Fachmaturität Pädagogik, Ausarbeitung der Prüfungsmodalitäten der Fachmaturität Pädagogik mit Einbezug von PH Zürich-Expertinnen und -experten.

Der Lehrplan soll bei der PH Zürich in die Vernehmlassung gegeben werden.

Herbst 2013:

Dem Bildungsrat werden der Lehrplan des Lehrgangs der Fachmaturität Pädagogik sowie das Prüfungsreglement für die Fachmittelschulen zur Genehmigung vorgelegt.

Frühjahr 2014:

Voraussichtliche Beschlussfassung der Gesetzesänderung der Pädagogischen Hochschule Zürich durch den Kantonsrat.

April 2015:

Erstmalige Abgabe der Fachmaturität Pädagogik.

Diskussion im Bildungsrat

Am 3. September 2012 hat der Bildungsrat das Konzept vom 9. Juli 2012 diskutiert. Das Konzept sieht für den Lehrgang Fachmaturität Pädagogik im 4. FMS-Jahr als Fremdsprachenfach eine zweite Landessprache oder Englisch vor. Die Reduktion auf eine Fremdsprache im vierten Fachmaturitätsjahr wurde in der Diskussion mit Blick auf eine erwünschte bessere Berücksichtigung der Landessprache kritisiert. Ausserdem werde im vierten Jahr ein sehr starker Natech-Schwerpunkt gesetzt, während der Natech-Bereich in den Stundentafeln der ersten drei Jahren zu wenig gestärkt werde. Der Bildungsrat sprach sich dafür aus, die erwünschten zusätzlichen Natech-Lektionen teilweise nach unten zu verlagern, dafür auch Englisch und Französisch als obligatorische Fächer bis zur Fachmaturität in der Stundentafel zu verankern. Damit sind auch die Stundentafeln der ersten drei Jahre zu überarbeiten.

Übergangslösung

Damit die Einführung der Fachmaturität Pädagogik keine Verzögerung erfährt, wird das MBA beauftragt, unverzüglich eine Übergangslösung auszuarbeiten, so dass die drei Jahrgänge 2011/12, 2012/13 und 2013/14 bereits die Fachmaturität erlangen können.

Regelbetrieb

Das MBA wird beauftragt, dem Bildungsrat bis Ende Schuljahr 2012/13 ein im Sinne der Erwägungen unter Ziffer 5 überarbeitetes Konzept für den Regelbetrieb, den Lehrplan sowie das Prüfungsreglement vorzulegen.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Der Bildungsrat nimmt vom Zwischenbericht «Konzept Fachmaturität Pädagogik im Kanton Zürich» vom 9. Juli 2012 Kenntnis.
  • Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt wird beauftragt, unverzüglich eine Übergangslösung für die Fachmaturität Pädagogik auszuarbeiten und dem Bildungsrat zu unterbreiten.
  • Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt wird beauftragt, dem Bildungsrat bis Ende Schuljahr 2012/13 ein im Sinne der Erwägungen unter Ziffer 5 überarbeitetes Konzept, den Lehrplan sowie das Prüfungsreglement für den Regelbetrieb der Fachmaturität Pädagogik zu unterbreiten.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an die Fachmittelschule Zürich Nord; die Fachmittelschule Rychenberg, Winterthur, den Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich, Herrn Prof. Dr. Walter Bircher; die Leiterin Eingangsstufe der Pädagogischen Hochschule Zürich, Frau Elisabeth Hardegger; den Präsidenten der Schulleiterkonferenz Mittelschulen, Herrn Dr. Urs Bamert; den Rektor der Freien Evangelischen Schule, Herrn Peter Scheuermeier, sowie das Volksschulamt, Hochschulamt und Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

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