Volksschule. Sekundarstufe I. Schlussbericht «Begleitung der Einführung des Englischlehrmittels Voices auf der Sekundarstufe I»

Beschluss Bildungsrat
2011/21
Sitzungsdatum
2. Mai 2011

Ausgangslage

Im Schuljahr 2009/10 traten die Schülerinnen und Schüler der ersten Kohorte, die im Schuljahr 2004/05 mit dem Englischunterricht begonnen hatten, mit Vorkenntnissen aus fünf Schuljahren auf die Sekundarstufe I über. Im Juni 2009 begann der Zürcher Lehrmittelverlag mit der Auslieferung der zentralen Teile des in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich entwickelten Englischlehrmittels Voices an die Schulen. Voices schliesst an die Lehrmittel First Choice (2./3. Klasse) und Explorers (4.- 6. Klasse) an und basiert auf demselben themenbezogenen und handlungsorientierten Ansatz des Sprachenlernens. Die Entwicklung und Einführung von Voices ist Teil der Neugestaltung des Fremdsprachenunterrichts in der Volksschule des Kantons Zürich.

Bereits im Oktober 2008 schrieb der Präsident der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich SekZH in einem Brief an die Kantonale Lehrmittelkommission KLK, dass die Sekundarlehrpersonen befürchten, dass das Anspruchsniveau von Voices für schwächere Schülerinnen und Schüler zu hoch sei und beantragte für die B/C-Klassen eine Überarbeitung des bisherigen Englischlehrmittels Non-Stop English. Die Autorin von Non-Stop English verfasste daraufhin im Auftrag des Lehrmittelverlags eine Projektskizze, in der die Vorstellungen zu einem anschlussfähigen, überarbeiteten und erweiterten Non-Stop English dargelegt wurden. An der Sitzung vom 22. Juni 2009 diskutierte der Bildungsrat des Kantons Zürich dieses Thema und beschloss, an Voices als einzigem Englischlehrmittel für die Sekundarstufe I festzuhalten. Um einen allfälligen Handlungsbedarf abschätzen zu können, beschloss der Bildungsrat zudem, die Einführung von Voices in den elf Early Starter Sekundarschulen im ersten Unterrichtsjahr 2009/10 wissenschaftlich begleiten zu lassen. Der Auftrag wurde an das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich vergeben. Die Erhebung fand im Zeitraum von April bis November 2010 statt. Die Ergebnisse wurden Ende Dezember 2010 mit dem vorliegenden Schlussbericht vorgelegt.

Folgende Fragestellungen wurden in der Begleitstudie untersucht:

  • Sprach- und Sprachdidaktikkompetenz der Lehrpersonen
  • Akzeptanz und Handhabbarkeit des didaktischen Ansatzes des Lehrmittels
  • Aufbau, Einsatz und Handhabung des Lehrmittels im Unterricht
  • Eignung des Lehrmittels für unterschiedliche Leistungsniveaus
  • Schnittstelle (Übergang) zwischen 6. und 7. Schuljahr (Primar- und Sekundarstufe I)

1. Erhebung April 2010 – Juli 2010

    Modul A Modul B Modul C
1. Kohorte (Early Starter) LP-Primarstufe Gruppeninterviews Online-Befragung  
  LP-Sekundarstufe Gruppeninterviews Online-Befragung Unterrichtsbeobachtung, Leitfadeninterview mit LP, Leitfadeninterview mit Schülergruppe 
  SuS-Sekundarstufe   Online-Befragung Unterrichtsbeobachtung, Leitfadeninterview mit LP, Leitfadeninterview mit Schülergruppe 

Legende: LP=Lehrpersonen SuS=Schülerinnen und Schüler

An den Gruppeninterviews nahmen zehn Sekundarlehrpersonen aus vier Schulgemeinden und acht Primarlehrpersonen aus drei verschiedenen Schulgemeinden teil. Dabei waren alle drei Abteilungen der Sekundarstufe vertreten.

An der Online-Befragung der Lehrpersonen beteiligten sich 19 Sekundarlehrpersonen und 12 Primarlehrpersonen.

Den Online-Fragebogen haben 138 Schülerinnen und 139 Schüler aus 17 Klassen ausgefüllt. Es nahmen Klassen aus der Sek A, Sek B und Sek B/C teil. Sek C-Klassen waren an dieser Studie nicht vertreten. Aus der Rückmeldung einzelner Sek C-Lehrpersonen geht hervor, dass diesen Klassen aufgrund sozialer Probleme oder mehrerer Lehrerwechsel die notwendigen Voraussetzungen fehlen, um sich an der Studie zu beteiligen. Während rund 75% der Schülerinnen und Schüler in der Mittelstufe mit dem obligatorischen Lehrmittel Explorers unterrichtet wurden, weisen 21% keine Erfahrungen mit Explorers auf der Mittelstufe auf.

Die Unterrichtsbeobachtungen wurden in drei Sek A-Klassen, zwei Sek B-Klassen und einer Sek B/C-Klasse durchgeführt. Bei einer Sek A-Klasse und einer Sek B-Klasse durfte der Unterricht nicht gefilmt werden.

2. Erhebung September 2010 – November 2010

    Modul A Modul B
2. Kohorte LP-Sekundarstufe Gruppeninterviews Online-Befragung

Legende: LP=Lehrpersonen

Aus der 2. Kohorte nahmen acht Sekundarlehrpersonen aus drei Schulgemeinden an den Gruppeninterviews teil. Der Online-Fragebogen wurde von 92 Sekundarlehrpersonen beantwortet.

Ergebnisse

Der Schlussbericht «Begleitung der Einführung des Englischlehrmittels Voices auf der Sekundarstufe I» macht Aussagen insbesondere zu den folgenden Bereichen:

Rahmenbedingungen

Die Einführung des Lehrmittels Voices ist verknüpft mit einer Neuausrichtung des Englischunterrichts auf der Sekundarstufe I. Das neue Lehrwerk Voices basiert auf einer inhalts- und handlungsorientierten Didaktik, einem erweiterten Lernverständnis (Übernahme von mehr Eigenverantwortung durch die Lernenden) und einer neuen Form der Leistungsbeurteilung. Dieser Umstand setzt voraus, dass sich die Lehrpersonen auf die veränderten Anforderungen des schulischen Fremdsprachenerwerbs einlassen und neue Routinen und Kompetenzen aufbauen. Das vielteilige Lehrwerk Voices verlangt zudem den fachkundigen Umgang mit den einzelnen Lehrwerkteilen und deren Zusammenspiel.

Die Sekundarlehrpersonen der ersten Kohorte stehen einer Schülerschaft mit uneinheitlichen Englischkenntnissen aus der Primarschule gegenüber. Ein Fünftel der an der Studie teilnehmenden Sekundarschülerinnen und -schüler hat keinen vollständigen Ausbildungsgang in Englisch ab der 2. Primarklasse durchlaufen, wie dies der Lehrplan vorsieht. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass diese Schülerinnen und Schüler aus Gemeinden der 2. oder 3. Kohorte stammen, die den Englischunterricht auf der Primarstufe später eingeführt haben.

Die vom Bildungsrat beschlossene und von der Pädagogischen Hochschule Zürich durchgeführte vierteilige obligatorische Nachqualifikation Englisch Sekundarstufe I (NQES) umfasst folgende Einheiten bzw. Kurse:

  • Erweiterung der Sprachkompetenz (falls nötig, massgeschneidert, Orientierung Proficiency),
  • Methodenkompetenz Voices (Einführung in den inhalts- und handlungsorientierten Ansatz des modernen Fremdsprachenunterrichts),
  • Unterrichtskompetenz Voices (Einführung ins Lehrmittel Voices),
  • praxisbezogene Reflexion.

Die Lehrwerkteile zu Voices 1 wurden anfangs Juni (Course Book, Topic Files A-D, Hörtexte und Video) und anfangs Juli 2009 (Teacher's Pack) ausgeliefert. Die an der Studie teilnehmenden Sekundarlehrpersonen der ersten Kohorte geben an, dass diese Erscheinungstermine zu knapp bemessen waren, um die Teile und Inhalte des Lehrwerkes ausreichend kennen lernen und die Sachthemen aus anderen Unterrichtsbereichen vorbereiten zu können. Den Lehrpersonen der zweiten Kohorte hingegen standen alle Lehrwerkteile rechtzeitig zur Verfügung.

Schnittstelle Primarstufe – Sekundarstufe I / Schnittstelle Sekundarstufe I – Sekundarstufe II

Nach Meinung der Primarlehrpersonen findet wenig Austausch zwischen den Lehrpersonen der Primarstufe und der Sekundarstufe statt. Deutlich einig sind sich die Sekundarlehrpersonen zudem, dass die Leistungsspanne beim Übertritt von der Primarstufe auf die Sekundarstufe I gross und ein nahtloses Anknüpfen daher nicht auf allen Leistungsniveaus möglich ist. Die Lehrpersonen verfügen über wenige Kenntnisse zum Lehrmittel der vorhergehenden bzw. der nachfolgenden Stufe, und die Fertigkeiten, welche die Schülerinnen und Schüler aus der Mittelstufe mitbringen, sind ihnen beschränkt bekannt.

Gemäss der Einschätzung der an der Studie teilnehmenden Sekundarlehrpersonen ist der Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler tiefer als erwartet und die Schülerinnen und Schüler befinden sich anfangs 7. Klasse nicht auf dem vom Lehrplan vorgegebenen Niveau. Aus Sicht der Primarlehrpersonen hingegen haben die Schülerinnen und Schüler am Ende der 6. Klasse die vom Lehrplan vorgegebenen Lernziele erreicht. Nach dem Urteil der befragten Sekundarlehrpersonen knüpft das Lehrmittel Voices nicht an den tatsächlich vorhandenen Englischkenntnissen der Schülerinnen und Schüler an, sondern an einem vom Lehrplan vorgegebenen «Idealniveau». Von den befragten Schülerinnen und Schülern wird der Übertritt von der Primarstufe auf die Sekundarstufe hingegen als unproblematisch empfunden.

Die Sekundarlehrpersonen bezweifeln, dass die vorgegeben Ziele des Lehrplans mit Voices vollumfänglich erreicht werden können. Ausserdem befürchten sie, dass die Schülerinnen und Schüler beim Übertritt auf die Sekundarstufe II wegen Voices benachteiligt sind, da die weiterführenden Schulen sprachliche und grammatikalische Anforderungen stellen, die durch den Unterricht mit Voices nicht erfüllt würden.

Einsatz und Handhabung von Voices im Unterricht

Von den befragten 109 Lehrpersonen gaben 85 an, sie würden hauptsächlich mit Voices unterrichten. 19 kombinieren Voices mit andern Lernmitteln und Arbeitsmaterialien und 5 Personen teilten mit, sie würden nicht mit Voices arbeiten. Die verschiedenen Teile und Dienstleistungen (z.B. Website) von Voices werden sehr unterschiedlich genutzt.

Das Course Book wird praktisch in jeder Englischlektion eingesetzt. Auch die Audio-CD sowie die DVD werden regelmässig benutzt. Grundsätzlich schätzen die Sekundarlehrpersonen der ersten Kohorte, welche zum Befragungszeitpunkt bereits dreiviertel Jahre mit Voices unterrichteten, den regelmässigen Einsatz der Audio-CD, der Trainer-CD und der DVD im Unterricht als höher ein als die Lehrpersonen der zweiten Kohorte, welche erst wenige Wochen mit Voices arbeiteten. Die Lehrpersonen der zweiten Kohorte hingegen setzen die Topic File Hefte, den Language Guide sowie die Homepage vermehrt für den Unterricht ein. Auffallend ist ihre positive Einschätzung der Topic File Hefte. Aus der unterschiedlichen Einschätzung der beiden Kohorten lässt sich schliessen, dass die Lehrpersonen diese Hefte gerne in ihrem Unterricht einsetzen würden, aber dafür keine Zeit finden.

Die Qualität der einzelnen Lehrwerkteile oder Unterrichtsmaterialien wird von den Sekundarlehrpersonen unterschiedlich beurteilt und keines als sehr gut eingestuft. Themen und grafische Gestaltung des Lehrmittels werden ebenfalls unterschiedlich beurteilt. Die an der Studie teilnehmenden Jugendlichen gaben an, dass sie die Texte und Themen in Voices nicht wirklich interessieren.

Ein Teil der Lehrpersonen erachtet Voices für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler als gute Grundlage zum Lernen. Andere Lehrpersonen schätzen die Struktur von Voices als zu komplex, den Umfang als zu gross und das Anspruchsniveau (sprachlich, sachlich, arbeitstechnisch) v.a. für B/C-Klassen zum Teil als zu hoch ein. Im Gegensatz zu den Einschätzungen der Lehrpersonen geben die Schülerinnen und Schüler an, dass für sie die Aufgaben und die Anweisungen im Course Book und anderen Lehrwerkteilen verständlich seien. Dabei fiel jedoch auf, dass die B/C- Schülerinnen und Schüler mehr Mühe haben mit der Verständlichkeit der Texte im Course Book.

Die befragten Sekundarlehrpersonen gaben an, dass sie, seit sie mit Voices arbeiten, mehr Aufwand für die Materialbeschaffung, für die Nachbereitung und die Einarbeitung benötigten. Dabei zeigte sich, dass die älteren Lehrkräfte, insbesondere die Altersgruppe der über 57-Jährigen, die Arbeit mit Voices deutlich aufwändiger einschätzen als die jüngeren Lehrpersonen.

Adaptiver Unterricht

Gemäss Einschätzung der Lehrerschaft fühlen sich die Schülerinnen und Schüler thematisch kaum überfordert und die zu bearbeitenden Themen werden als eher interessant eingeschätzt. Die Sekundarlehrpersonen sehen die Überforderung der Schülerinnen und Schüler vorwiegend im lerntechnischen und sprachlichen Bereich.

Die Unterstützung durch Voices im Umgang mit der Leistungsheterogenität wird kritisiert. Es fehlen, laut Rückmeldungen der Sekundarlehrpersonen, hinreichende Differenzierungsmöglichkeiten innerhalb der verschiedenen Leistungsstufen. Aus Rückmeldungen der Schülerschaft und aufgrund der Unterrichtsbeobachtungen wird deutlich, dass im Unterricht mit Voices wenig innerhalb der Klassen differenziert wird. Es scheint, dass die im Lehrmittel angelegte qualitative Differenzierung mit Hilfe der *- und **-Aufgaben nur bei den leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern funktioniert. Bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern wird von den Lehrpersonen der Stoffumfang reduziert, die Zeit für die einzelnen Aufgaben erhöht und Zusatzmaterial eingesetzt.

Das sprachliche Anspruchsniveau von Voices ist nach Angaben der Sek A-Lehrkräfte zwar hoch, aber meist angemessen. Aufgrund der Begleitstudie bleibt jedoch unklar, ob das Lehrmittel zu wenige Möglichkeiten für Differenzierungen innerhalb der Klasse respektive über die Leistungsniveaus hinweg bietet oder ob die Lehrpersonen die Differenzierungsangebote nicht hinreichend nutzen.

Umsetzung des didaktischen Ansatzes im Unterricht

Die befragten Sekundarlehrpersonen begrüssen den inhalts- und handlungsorientierten Ansatz, schätzen sich in sprachlicher und didaktischer Hinsicht für den Unterricht mit Voices als qualifiziert ein, unterrichten aber erst teilweise danach. Es zeigte sich, dass es den Lehrpersonen leichter fällt, ihre Schülerinnen und Schüler zu rezeptiven Fertigkeiten (Lesen und Hören) anzuleiten als zu produktiven Fertigkeiten (Sprechen und Schreiben). Die Sekundarlehrkräfte gehen davon aus, dass ihre Schülerinnen und Schüler die Arbeitsaufträge in Voices nicht genügend verstehen sowie lerntechnisch (selbstgesteuertes Lernen und Lernstrategien) überfordert seien. Sie fokussieren vornehmlich auf die Sprache (Grammatik, Syntax, Vokabular) und vermissen in der Folge entsprechendes Übungsmaterial für die Vertiefung und Repetition. Sek B-Lehrkräfte sind der Ansicht, dass sich der inhalts- und handlungsorientierte Ansatz für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler, die darauf angewiesen sind, neu erworbenes Wissen systematisch zu üben und zu vertiefen, nur bedingt eignet.

Während die Sek A-Lehrpersonen die Tasks tendenziell vollständig bearbeiten, beschränken sich die Sek B-Lehrpersonen auf einzelne Teile oder lassen diese manchmal ganz weg. Sek A-Lehrpersonen variieren bei der Arbeit an Tasks die Sozialformen, die Sek B-Lehrpersonen bevorzugen die Arbeit im Plenum. Es scheint, dass aus diesem Grund der Ansatz des Task Based Language Learning (TBLL) v.a. in schwächeren Klassen noch nicht voll zum Tragen kommt.

Selbstgesteuertes Lernen ist, gemäss Angaben der Lehrpersonen der Fallstudie, wegen der kurzen Arbeitsschritte in den Tasks, des hohen Anspruchsniveaus und der schwer verständlichen Arbeitsanweisungen in manchen Klassen nur bedingt möglich. Die Sek ASchülerinnen und Schüler geben an, dass ihnen die Arbeit an Tasks gefällt. Bei den Sek BSchülerinnen und Schülern divergieren die Beurteilungen.

Die einzelnen Teile eines Kapitels (Unit) werden in den Sek A-Klassen weitgehend, in den Sek B-Klassen hingegen nur auszugsweise behandelt. Wenig oder gar nicht berücksichtigt werden in den beobachteten sechs Klassen die Unit overview, wo die Lernziele bekannt gegeben werden, und der Checkpoint, der den Schülerinnen und Schülern zur Selbstbeurteilung dient.

Beurteilung

Die Beurteilung der vier Sprachkompetenzen (Hörverstehen, Leseverstehen, Sprechen und Schreiben) mittels «Ich kann»- Beschreibungen ist für die Lehrpersonen neu und sie wissen nicht, wie sie diese im Kontext von Voices prüfen und beurteilen sollen. Zum einen wird der Checkpoint in den untersuchten Klassen nicht zur Selbstbeurteilung eingesetzt, wie dies in Voices vorgesehen ist. Zum anderen sind entsprechende Testmaterialien, wie das lehrmittelunabhängige Beurteilungsinstrument Lingualevel den Lehrpersonen zu wenig bekannt, oder aber waren zum Zeitpunkt der Erhebung noch in Entwicklung, wie das Assessment Pack zu Voices. Das Assessment Pack, mit auf die Units des Course Book abgestimmten Tests, lag den Lehrpersonen der ersten Kohorte teilweise, der zweiten Kohorte vollständig in Manuskriptform vor. Folglich griffen die Lehrpersonen auf ihre vertrauten Routinen zurück und konzentrierten sich auf die leicht prüfbaren Bereiche Grammatik und Vokabular, derweil die Schülerinnen und Schüler klagen, dass sie nicht wissen, wo sie leistungsmässig stehen.

Erwägungen

Aufgrund des im Schlussbericht dargestellten Erkenntnisstandes ist derzeit keine abschliessende Beurteilung des Lehrwerkes Voices möglich. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann noch nicht abgeleitet werden, wie sich Voices in der Praxis bewähren wird. Entsprechende Aussagen sind erst möglich, wenn die Lehrpersonen mit dem neuen Paradigma des schulischen Fremdspracherwerbs und dem Lehrwerk vertraut sind und Schülerinnen und Schüler unterrichten, die alle den Englischunterricht ab der 2. Primarklasse besucht haben und auf die Arbeit mit Voices vorbereitet sind.

Aufgrund der Ergebnisse der «Begleitung der Einführung des Englischlehrmittels Voices auf der Sekundarstufe I» und der Diskussion in der Begleitgruppe (bestehend aus Forscherteam, Fachexperten, Sekundar- und Primarlehrpersonen, die Englisch unterrichten, sowie Vertreterinnen und Vertretern des Volksschulamtes) steht fest, dass den Sekundarlehrpersonen mehr Zeit eingeräumt werden muss, um mit allen Aspekten der eingeleiteten grundlegenden Reform des Englischunterrichts vertraut zu werden. Eine verlässliche abschliessende Beurteilung des Lehrmittels Voices kann erst vorgenommen werden, wenn ein ganzer Zyklus (1. bis und mit 3. Sekundarklasse) durchlaufen ist.

Dennoch müssen, ausgehend von den vorliegenden Erkenntnissen, umgehend Massnahmen zur Unterstützung der Lehrpersonen ergriffen werden. Am 28. März 2011 wurden dem Bildungsrat in einem Aussprachepapier Verbesserungsmassnahmen zum Lehrmittel als auch zu den Rahmenbedingungen für dessen Einsatz vorgeschlagen. Der Bildungsrat hat diese im Grundsatz gutgeheissen und das Volksschulamt beauftragt, einen Vorgehensplan auszuarbeiten.

Aufgrund von Absprachen zwischen Vertreterinnen und Vertretern des Lehrmittelverlages, der Pädagogischen Hochschule Zürich und dem Volksschulamt wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen.

Ergänzende Massnahmen:

Handhabbarkeit des Lehrmittels

Die Handhabbarkeit des Lehrmittels Voices muss verbessert werden. Zur Erhöhung der Übersicht und besseren Handhabbarkeit werden in einem ersten Schritt für Voices 1 und 2 je niveauspezifische Jahrespläne mit Angaben zu Zeitmanagement, Pflichtstoff und Grundwortschatz bereitgestellt. Da davon ausgegangen werden kann, dass Voices 3 in B/C-Klassen selten oder nie zur Anwendung kommen wird, enthält der Jahresplan für diesen Band ausschliesslich Angaben für Sek A-Klassen. Die Entwicklung erfolgt durch die Pädagogische Hochschule Zürich in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Sekundarlehrpersonen, die Unterrichtserfahrung mit Voices besitzt und die NQES absolviert hat. Die Jahrespläne werden auf der Voices-Website aufgeschaltet. Die Entwicklung ergänzender Materialien für Schülerinnen und Schüler der schwächeren Leistungsgruppen (siehe Massnahme 2) beeinflussen allenfalls rückwirkend die Gestaltung der Jahrespläne. Diese müssen deshalb aufgrund dieser Materialien nachträglich überprüft und bei Bedarf entsprechend angepasst werden.

Produkt Form  Erscheinungstermin
Voices 1: niveauspezifische Jahrespläne für A/B/CKlassen Elektronisch auf der Voices-Website (PDF) Ende August 2011
Voices 2: niveauspezifische Jahrespläne für A/B/CKlassen Elektronisch auf der Voices-Website (PDF) Ende August 2011
Voices 3: Jahresplan für A-Klassen Elektronisch auf der Voices-Website (PDF) Mai 2012

Materialien für Schülerinnen und Schüler der schwächeren Leistungsgruppen

Für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler werden zu Voices 1 und 2 ergänzende binnendifferenzierte Materialien, z. B. Null-Stern-Aufgaben, entwickelt, welche das bereits bestehende Differenzierungs- und Übungsangebot von Voices erweitern. Damit können die Lehrpersonen gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden eingehen. Auf die Entwicklung von entsprechenden Materialien für Voices 3 wird einstweilen verzichtet, da davon ausgegangen werden kann, dass dieser Band in Klassen der tieferen Niveaus selten oder nie zur Anwendung kommen wird. Die Entwicklung dieser Materialien erfolgt insbesondere durch erfahrene Autorinnen und Autoren der Pädagogischen Hochschule Zürich und einer Gruppe von Sekundarlehrpersonen, die Unterrichtserfahrung mit Voices besitzt und die NQES absolviert hat. Während der Entwicklungsphase werden laufend Arbeitsmaterialien für B/C-Klassen elektronisch zur Verfügung gestellt.

Produkt Form  Erscheinungstermin
Voices 1: Materialien für B/C-Klassen Broschüre Frühjahr 2013
Voices 2: Materialien für B/C-Klassen Broschüre Frühjahr 2013

Obligatorische Nachqualifikation Englisch Sekundarstufe I (NQES)

Aufgrund der im Schlussbericht beschriebenen Rahmenbedingungen und Problemfelder soll das Konzept künftiger Kurse der NQES optimiert werden. Zur Sicherung der Praxisnähe und der nachhaltigen Begleitung der Lehrpersonen werden Lehrpersonen mit Unterrichtserfahrung mit Voices als Co-Leitende eingesetzt und der eintägige Kurs Praxisbezogene Reflexion auf zwei Halbtage verteilt. Zudem erfolgt eine adressatengerechte und den Bedürfnissen unterschiedlicher Lehrpersonengruppen (Anfänger/Anfängerinnen, erfahrene Lehrpersonen) entsprechende Anpassung.

Praxis- und bedürfnisorientierte Weiterbildung für die Lehrpersonen

Zur Sicherung der didaktischen Qualität und der Praxisnähe erfolgt die Entwicklung bzw. die Durchführung von Weiterbildungsangeboten zu Voices in der Zusammenarbeit zwischen der Pädagogischen Hochschule Zürich und Sekundarlehrpersonen mit praktischer Voices-Erfahrung. Künftige Weiterbildungsangebote berücksichtigen die Erkenntnisse der Begleitstudie und werden mit den laufenden Arbeiten an den Jahresplänen sowie den zusätzlichen Materialien für B/C-Klassen koordiniert.

Das bisherige Weiterbildungsangebot «Voices in Sek B und C classes» und «Voices 1 - Beurteilung leicht gemacht» der Pädagogischen Hochschule Zürich wird weitergeführt und die aktuellen Erkenntnisse der Begleitstudie werden berücksichtigt.

Mit einer spezifischen Praxisberatung zu Fremdsprachenunterricht und Englischunterricht soll den Sekundarlehrpersonen eine praxisorientierte, teaminterne methodisch-didaktische Beratung, zugeschnitten auf die lokalen Gegebenheiten, vor Ort angeboten werden können. Sekundarlehrpersonen mit erweiterter methodisch-didaktischer Kompetenz werden mittels einer Weiterbildung/Tagung zur Thematik «Besondere Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern im Englischunterricht» zu Multiplikatoren bzw. Multiplikatorinnen ausgebildet und befähigt, Schulhausteams und Fachgruppen im Rahmen einer schulinternen Weiterbildung fachkundig zu beraten. Fachexperten sowie Autorinnen und Autoren von Voices sollen in die vorgeschlagene Multiplikatorenfortbildung einbezogen werden. Hierzu wird in Zusammenarbeit mit dem Volksschulamt ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet. Bei der Konzeptentwicklung sollen die Erfahrungen aus der heute zur Verfügung stehenden, jedoch wenig genutzten, Fachberatung einbezogen werden.

Schnittstelle Primarstufe – Sekundarstufe I

Zur Standortbestimmung bzw. zur Feststellung des Lernstandes beim Übertritt in die Sekundarschule wird die Entwicklung eines zusätzlichen Kapitels (Unit) geprüft, das die verlässliche Einstufung des Lernstandes am Ende der 6. Primarklasse ermöglicht.

Es werden zudem Möglichkeiten gesucht, wie der Fachaustausch zwischen der abgebenden und aufnehmenden Schulstufe verbessert werden kann. Der Einsatz des Europäischen Sprachenportfolios sowie der Brückenaufgaben, wie sie in Moving on (Modul 5 von Explorers 3) vorgeschlagen werden, kann den Stufenwechsel unterstützen.

Schnittstelle zwischen Sekundarstufe I – Sekundarstufe II

Um negative Auswirkungen der Sekundarstufe II auf die Neuausrichtung des Fremdsprachenunterrichts auf der Sekundarstufe I in Bezug auf den sprachdidaktischen Ansatz im Fremdsprachenunterricht zu verhindern, werden die Verantwortlichen der Sekundarstufe II bezüglich Lehrplan und Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler informiert. Ausserdem werden Vorschläge erarbeitet, wie der fachliche Austausch zwischen den Lehrpersonen beider Schulstufen gefördert werden kann.

Über die Umsetzung der oben vorgeschlagenen Massnahmen wird dem Bildungsrat bis Mitte 2012 ein Zwischenbericht zum aktuellen Stand der Umsetzung der in den Erwägungen vorgeschlagenen Massnahmen vorgelegt. Unabhängig davon müssen in den nächsten Monaten strategische Überlegungen zu Massnahmen, die auf den Lehrplan 21 abgestimmt sind, gemacht werden.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Die ergänzenden Massnahmen zum Lehrmittel Voices für die Sekundarstufe I gemäss Ziffer C.1 – C.6 der Erwägungen werden umgesetzt.
  • Die Jahrespläne und die Materialien für B/C-Klassen erhalten den Status «provisorischobligatorisch».
  • Dem Bildungsrat wird Mitte 2012 ein Bericht zum Stand der Umsetzung der ergänzenden Massnahmen gemäss Ziffer I vorgelegt.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses und des Schlussberichts der Begleitstudie in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an die Mitglieder der kantonalen Lehrmittelkommission, die interkantonale Lehrmittelzentrale, die Pädagogische Hochschule Zürich (3), die Schulpflegen des Kantons Zürich, den Verband Zürcher Schulpräsidentinnen und -präsidenten, den Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Zürich, den Vorstand der Lehrpersonenkonferenz, die Schulsynode des Kantons Zürich, das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich, das Departement Schule und Sport Winterthur, den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband z.H. der Stufenorganisationen, den Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste z.H. der Sektion Lehrberufe, den Verband Zürcher Privatschulen, die Schweizer Schulen im Ausland, die Bildungsdirektion: Generalsekretariat, Abt. Finanzen, Bildungsplanung, Lehrmittelverlag Zürich, Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Volksschulamt.

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