Vorsicht blinde Passagiere

Schematische Darstellung eines Boots, eines Tauchers mit Pressluftflasche, eines Angelhakens und eines Standup-Paddlers, an denen Neobiota haften

Eingeschleppte Tiere und Pflanzen können das Leben unter Wasser schädigen. Darum ist es wichtig, beim Wassersport und beim Fischen einige Verhaltensregeln zu beachten.

Aktuell

Quaggamuschel im Zürichsee – Einwasserungsverbot für Greifen-, Pfäffiker- und Türlersee

Im September 2024 wurden im Zürichsee Quaggamuscheln gefunden. Diese invasive gebietsfremde Art verursacht grosse Schäden am Ökosystem und an Infrastrukturen. Damit sie nicht mit Booten in andere Zürcher Seen verschleppt wird, hat der Kanton Zürich ein Einwasserungsverbot für den Greifen-, den Pfäffiker- und den Türlersee verfügt.

Das gilt für immatrikulierte Boote

Immatrikulierte Boote dürfen auf dem Greifen-, dem Pfäffiker- und dem Türlersee ab sofort nicht mehr einwassern. 2025 soll diese Sofortmassnahme abgelöst werden durch eine Regelung, wonach im Kanton Zürich immatrikulierte Boote ausschliesslich in einem zuvor deklarierten Heimgewässer verkehren dürfen. Dies so lange, bis im Kanton Zürich eine Schiffsmelde- und -reinigungspflicht eingeführt ist, die bei jedem Gewässerwechsel zum Zug kommt.

Das gilt für andere Wasserfahrzeuge

Stand-Up-Paddel, Kanus, Ruder- oder Schlauchboote müssen bei jedem Gewässerwechsel sorgfältig kontrolliert, mit heissem Wasser gereinigt und vollständig getrocknet werden. Das Gleiche gilt auch für die Fischerei- und Tauchausrüstung.

Darum geht’s

Als Neobiota werden Tiere und Pflanzen bezeichnet, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind. Verbreiten sie sich invasiv, werden sie zum Problem. Solche invasiven Neobiota kommen auch in unseren Gewässern vor. Oft werden sie unbemerkt mit Booten, Wassersport- oder Fischereimaterial von einem Gewässer zum nächsten verschleppt.

Grosse Schäden

Einige invasive Neobiota in Gewässern richten grosse Schäden an. Eingeschleppte Schwarzmundgrundeln beispielsweise verdrängen einheimische Fischarten von ihren Laich- und Futterplätzen. Invasive Muschelarten wie die Quaggamuschel können Wasserleitungssysteme oder Bootsmotoren verstopfen. Auch Krankheiten, die mit invasiven Tieren eingeschleppt werden, können grosse Schäden verursachen. So sind viele einheimische Krebspopulationen durch die Krebspest, welche mit invasiven Krebsen aus Nordamerika (z.B. Signalkrebs) eingeschleppt wurde, ausgelöscht worden.

Handeln, bevor es zu spät ist

Das Hauptproblem bei allen im Wasser lebenden invasiven Tieren und Pflanzen ist die Tatsache, dass es kaum möglich ist, sie wieder loszuwerden, wenn sie einmal in ein Gewässer gelangt sind. Daher ist die Prävention besonders wichtig.

Das können Sie tun

Gebietsfremde Arten können unbeabsichtigt aus anderen Gewässern eingeschleppt werden, wenn sie an Booten, anderen Schwimmkörpern oder Ausrüstungsgegenständen haften bleiben und mittransportiert werden. Auch im Wasser, das sich im Bootsrumpf sammelt oder in Wasserrückständen in der Ausrüstung können von Auge kaum sichtbare Lebewesen mitreisen (z.B. Larven von Muscheln) mitreisen. Helfen Sie mit, die Verbreitung aquatischer Neobiota zu verhindern.

Wassersport (Fischen, Tauchen, Boote, Schlauch- und Paddelboote)

Vor jedem Gewässer-Wechsel – beachten Sie 3 Regeln:

  1. Kontrollieren Sie Bootsrumpf, -anhänger, Wassersport- und Fischereigeräte, Motor, Taue und Anker auf Rückstände von Pflanzen und Tieren.
  2. Reinigen Sie sämtliches Material gründlich mit Wasser. Nutzen Sie, wenn möglich heisses Wasser. Boote möglichst mit Hochdruckreiniger reinigen. Die Reinigung muss auf einem Platz mit Anschluss an die Kanalisation durchgeführt werden. Lassen Sie Bilgen- und Restwasser am Ursprungsgewässer vollständig ab. 
  3. Lassen Sie die Ausrüstung vor der Nutzung auf einem anderen Gewässer vollständig trocknen.

Lassen Sie Köderfische nie frei.

So reinigen Sie Ihr Boot richtig

Durch das korrekte Reinigen Ihres Bootes und Ihrer Wassersportausrüstung vor jedem Gewässerwechsel helfen Sie mit, die Verbreitung zu stoppen.

Verbreitung von Neobiota stoppen – Informationen Wassersport

Standup-Paddler mit Texteinblendung «Vorsicht blinde Passagiere»

Verbreitung von Neobiota stoppen – Anleitung Bootsreinigung

Boot wird mit Hochdruckreiniger von invasiven Neobiota gereinigt

Bootsreinigungsplätze im Kanton Zürich

Auf der untenstehenden Karte finden Sie eine Auswahl an Bootsreinigungsstellen im Kanton Zürich. Das nachfolgende PDF liefert weitere Informationen. 

Artenbeispiele

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Schwarzmundgrundel

(Neogobius melanostomus)

Das Foto zeigt eine Schwarzmundgrundel im Wasser.
Die Schwarzmundgrundel kommt in der Schweiz derzeit im Hochrhein vor (Stand 2019). Quelle: Kuno von Wattenwyl
  • Herkunft: Schwarzmeergebiet
  • Ausbreitung: Durch das (verbotene) Freilassen von Fischen oder als Laich oder Larven in/an Booten oder anderen Wassersportgeräten. Eigenständige Wanderung entlang der Gewässer.
  • Vorkommen in der Schweiz: Aktuell im Hochrhein bis zum Kraftwerk Albbruck-Dogern (Stand 2022).
  • Problem: Kann den einheimischen Fischbestand gefährden. Gründe: Frisst andere Eier / Jungfische, besetzt den Lebensraum von anderen Fischarten. Macht im Basler Rhein zurzeit bis zu 90 Prozent der Fischfänge aus.
  • Was tun? Boote und andere Wassersportgeräte vor dem Wechsel an ein anderes Gewässer gründlich reinigen. Keine Grundeln in Aquarien halten, gefangene Grundeln töten und nicht als Köder verwenden. Sichtungen der Fischerei- und Jagdverwaltung melden: fjv@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Kesslergrundel, Flussgrundel, Nackthalsgrundel, Goldfisch, Sonnenbarsch.

Grobgerippte Körbchenmuschel

(Corbicula fluminea)

Mehrere Grobgerippte Körbchenmuscheln auf Kies im Wasser.
Die Grobgerippte Körbchenmuschel verdrängt einheimische Muscheln und überdeckt den Gewässergrund. Quelle: Patrick Steinmann
  • Herkunft: Südostasien
  • Ausbreitung: Larven werden als blinde Passagiere in Booten und anderen Wassersportgeräten verfrachtet.
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Seen und langsam fliessenden Gewässern.
  • Problem / Schaden: Verdrängt einheimische Muscheln und überdeckt den Gewässergrund. 
  • Was tun? Muscheln nicht in Gewässern freisetzen. Wassersport- und Fischerei-Ausrüstung vor dem Wechsel an ein anderes Gewässer gründlich reinigen. Sichtungen beim Gewässerschutz melden: gewaesserschutz@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Quaggamuschel, Wandermuschel, Chinesische Teichmuschel.

Signalkrebs

(Pacifastacus leniusculus)

Ein Signalkrebs auf steinigem Untergrund.
Der Signalkrebs ist in vielen Schweizer Gewässern verbreitet. Quelle: Andreas Hertig
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Absichtlich ausgesetzt oder aus Speisekrebs-Zuchten entkommen. Eigenständige Wanderung.
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern. Dringt auch in kleinere Seitengewässer vor.
  • Problem / Schaden: Überträgt die Krebspest, an welcher die einheimischen Krebse sterben. Gilt als sehr konkurrenzstark und drängt die bereits bedrohten einheimischen Krebsarten noch weiter zurück.
  • Was tun? Nicht aussetzen. Sichtungen der Fischerei- und Jagdverwaltung melden: fjv@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Kamberkrebs, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs, Marmorkrebs, Galizierkrebs.

Krebspest

(Aphanomyces astaci)

Das Foto zeigt einen an Krebspest leidenden Krebs.
Die Krebspest breitet sich in vielen Schweizer Gewässern aus. Quelle: Peter-Jean Richard
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Dieser Krankheitserreger (Pilz) lebt in nordamerikanischen Krebsen und breitet sich mit diesen aus.
  • Vorkommen in der Schweiz: Ausbrüche in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Befallene einheimische Krebse sterben daran (im Gegensatz zu den nordamerikanischen Krebsen, die davon nicht krank werden). Ganze Populationen werden dadurch ausgelöscht.
  • Was tun? Keine Krebse aussetzen. Gerätschaften und Fischereimaterial vor Nutzung an einem anderen Gewässer gründlich reinigen und vollständig trocknen lassen.
  • Weitere Krankheitserreger: Pilze, Bakterien, Viren und Parasiten können mit neuen Neobiota eingeschleppt werden.

Grosser Höckerflohkrebs

(Dikerogammarus villosus)

Mehrere Grosse Höckerflohkrebse in einer Kante auf einem Stein.
Der Grosse Höckerflohkrebs ist ein räuberischer Allesfresser. Quelle: Patrick Steinmann
  • Herkunft: Schwarzmeergebiet
  • Ausbreitung: Als blinder Passagier mit Booten und anderen Wassersportgeräten, evtl. mit ausgesetzten Aquariumfischen oder ausgeleertem Aquariumwasser
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Räuberischer Allesfresser (frisst andere Flohkrebse, Insektenlarven und Fischeier), verdrängt einheimische Flohkrebse und andere Kleintiere.
  • Was tun? Boote und (Fischerei-) Ausrüstung kontrollieren und gründlich reinigen. Sichtungen beim Gewässerschutz melden: gewaesserschutz@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Donau Schwebegarnele, Rotflecken-Schwebegarnele, Schlickkrebs, Schwämme, Würmer, Quallen.

Nuttalls Wasserpest

(Elodea nuttallii)

Das Foto zeigt eine Nuttalls Wasserpest.
Die Nuttalls Wasserpest kann dichte Bestände bilden und den Gewässerlauf beeinflussen. Quelle: Saxifraga Peter Meininger
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Mit dem Schiffsverkehr oder durch Wasservögel, möglicherweise Entsorgung aus Aquarien.
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Kann dichte Bestände bilden, die Schifffahrt behindern, den Gewässerlauf beeinflussen und einheimische Wasserpflanzen verdrängen.
  • Was tun? Pflanzen aus Aquarien nicht in Gewässern entsorgen.
  • Weitere Neobiota: Kanadische Wasserpest, Grossblütiges Heusenkraut, Karolina-Haarnixe, Nadelkraut, Grosser Wassernabel.

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - Sektion Biosicherheit

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
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E-Mail

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